Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Weltpankreaskrebstag: Forschung zu Früherkennung per Bluttest
Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universitätsmedizin Magdeburg identifiziert Biomarker zur möglichen Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Prof. Dr. rer. nat. Ulf Kahlert, Professor für Molekulare und
Experimentelle Chirurgie der Universitätsklinik für Allgemein-,
Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie Magdeburg Sarah Kossmann Universitätsmedizin Magdeburg
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der bösartigsten Krebsarten weltweit, die trotz operativer Therapie in den meisten Fällen nach kurzer Zeit nach wie vor zum Tode führt.
Grund dafür ist die späte Diagnosestellung und ein besonders aggressiver Verlauf, der eine rechtzeitige Therapie fast unmöglich macht.
Spezifische Biomarker, die auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hinweisen, lassen sich im Blut messen und könnten mit Hilfe Künstlicher Intelligenz frühzeitig erkannt werden. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Dr. Ulf Kahlert, Professor für Molekulare und Experimentelle Chirurgie an der Klink für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß-, und Transplantationschirurgie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Direktor Prof. Dr. Roland Croner), aus den Bereichen der Chirurgie, Gastroenterologie und Molekularbiologie der Unikliniken Magdeburg, Köln und Heidelberg.
Die Ergebnisse der Pilotstudie wurden in dem British
Journal of Cancer veröffentlicht und könnten in Zukunft dazu beitragen,
neue Instrumente zur Früherkennung per Blutprobe zu entwickeln und
Therapiestrategien zu verbessern. Im nächsten Schritt sollen die
Ergebnisse in einer groß angelegten Studie mit weiteren
molekularbiologischen Tests wissenschaftlich überprüft werden.
Obwohl Bauchspeicheldrüsenkrebs mit 19.000 Neuerkrankungen im Jahr in
Deutschland im Vergleich zu anderen Krebsarten wie beispielsweise
Brustkrebs relativ selten auftritt, ist die Erkrankung die
vierthäufigste Krebstodesursache in Deutschland.
Denn erste Symptome zeigen sich oftmals erst, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist.
Die Therapieoptionen sind mit OP und Chemotherapie limitiert.
Und nur durch eine vollständige operative Entfernung des Tumorgewebes möglichst in einem Frühstadium besteht überhaupt eine Chance auf längerfristigen Therapieerfolg. Kahlert erklärt:
„Um die Überlebenschance oder die Überlebensdauer mit verbesserter Lebensqualität zu erhöhen, wird eine selektivere und spezifischere Methode zur Früherkennung des Tumors bzw. des Therapieversagens dringend benötigt.“Das Team von Prof. Kahlert sieht in der Etablierung von microRNA-Signaturen als Biomarker einen möglichen Ansatz.
MicroRNAs sind
kleinste Moleküle, die in Zellen- und in Körperflüssigkeiten wie Blut
und Urin zu finden sind und als epigenetische Regulatoren eine wichtige
Rolle bei der Tumorentstehung, Metastasierung und Therapieresistenz
spielen. Bestimmte miRNA-Signaturen lassen sich mit bestimmten
Zellaktivitäten in Verbindung bringen und das lange bevor sich erste
Symptome einer Erkrankung zeigen. Kahlert erklärt: „In unserer
Untersuchung haben wir mit Hilfe von Algorithmen des maschinellen
Lernens Gewebeproben und Blutproben von 26 Patientinnen und Patienten
mit Pankreaskrebs analysiert und dabei vielversprechende
Merkmalsvariablen für Serum-Biomarker zur Identifizierung von
Bauchspeicheldrüsenkrebs gefunden.“ Die beschriebenen RNA-Sequenzen
bieten laut Kahlert Hoffnung für die Entwicklung von verbesserten,
minimal-invasiven Differentialdiagnostika (Tumor vs. Entzündung), zur
schnellen Qualitätskontrolle der Vollständigkeit bei einer
Tumorentfernung. Die Daten könnten auch einen Weg für die Entwicklung
einer neuen Therapieoption für Patient:innen mit Pankreastumoren
eröffnen.
Ob sich die Wirksamkeit dieser Bluttestung bestätigen lässt, soll in
einer größeren Studie mit einer zielgerichteten Quantifizierungsmethode
weiter untersucht werden. In diesem Zusammenhang entwickelt die
Forschungsgruppe derzeit in Kooperation mit dem Institut für
Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg (Dr.-Ing. Can Dincer) einen
Chip zur Detektion von RNA-Sequenzen mit Hilfe der
CRISPR/Cas13-Technologie. Ziel ist es, ein smartes Diagnoseinstrument
für einen Schnellnachweis zu entwickeln und in Form eines
Kartenlesegeräts auch für nicht spezialisierten Zentren und der
ländlichen Versorgung bereitzustellen. Dieses Vorhaben wird durch das
Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
- Interessierte Krebspatient:innen – auch solche die an anderen Tumoren des viszeralen- und hepatobiliären Trakts erkrankt sind, u.a. an Lebertumoren, Darmtumoren, Magentumoren, Speiseröhrentumore – sowie gesunde Interessierte können sich unter ulf.kahlert@med.ovgu.de
- für weiterführende Informationen und einen möglichen Einschluss in diese oder ähnlich gelagerte Studien zur Entwicklung verbesserter Versorgung durch personalisierte Ansätze melden.
Prof. Dr. rer. nat. Ulf Kahlert, Molekulare und Experimentelle Chirurgie der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie Magdeburg, Tel.: +49-391-67-15528, ulf.kahlert@med.ovgu.de
Friederike Süssig-Jeschor Universitätsmedizin Magdeburg
Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg
Deutschland
Sachsen-Anhalt
Ögelin Düzel
Telefon: 0391/6728200
E-Mail-Adresse: oegelin.duezel@med.ovgu.de
Telefon: +49-391-67-27123
E-Mail-Adresse: friederike.suessig-jeschor@med.ovgu.de
Originalpublikation:
Integrating a microRNA signature as a liquid biopsy-based tool for the early diagnosis and prediction of potential therapeutic targets in pancreatic cancer. British Journal of Cancer (2023). https://doi.org/10.1038/s41416-023-02488-4
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen