Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Weltdiabetestag: Chronische Nierenerkrankungen besser verstehen
Als weltweiter Aktionstag macht der heutige Diabetestag am 14. November auf die Volkskrankheit aufmerksam.
Ein zentrales Ziel von Informations- und Behandlungsangeboten ist die Prävention von Folgeerkrankungen.
Das nephrologische Forschungslabor am Universitätsklinikum Jena untersucht die Mechanismen der diabetischen Nierenschädigung und hat jetzt epigenetische Veränderungen entschlüsselt, die mit Sauerstoffminderung im Gewebe in Zusammenhang stehen.
Das nephrologische Forschungslabor am Uniklinikum Jena erforscht die
Mechanismen der diabetischen Nierenschädigung und hat jetzt
epigenetische Veränderungen entschlüsselt, die mit Sauerstoffminderung
im Gewebe zusammenhängen. Michael Szabó/UKJ Universitätsklinikum Jena
- Chronische Nierenerkrankungen betreffen circa 13 % der Allgemeinbevölkerung weltweit, in Deutschland schätzungsweise über zwei Millionen Menschen.
- Haupt-Risikofaktoren sind der Diabetes mellitus sowie Bluthochdruck – alles Faktoren, die immer häufiger werden.
- Das Tückische daran ist, dass Nierenerkrankungen lange keine Beschwerden bereiten und die Erkrankung erst sehr spät erkannt wird, wenn die Niere bereits nicht mehr effektiv arbeitet.
In den letzten Jahren rückte das Feld der Epigenetik immer mehr in den
Fokus der Forschung.
Ausgelöst durch Umwelteinflüsse, wirken sich epigenetische Veränderungen darauf aus, ob ein Gen abgelesen und die darin verschlüsselte Bauanleitung für ein bestimmtes Protein ausgeführt wird. Die genetische Information selbst bleibt unverändert.
Epigenetische Veränderungen tragen zum Fortschreiten vieler Erkrankungen
eine Rolle und könnten deshalb als präventive, diagnostische oder
therapeutische Marker genutzt werden.
Welche Rolle die Epigenetik bei Entstehung und Verlauf chronischer
Nierenerkrankungen spielt, ist bislang kaum erforscht.
- Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes führt eine kurze Phase mit schlecht eingestelltem Blutzucker zu einer Nierenschädigung, auch wenn die Blutzucker anschließend über Jahre bestens kontrolliert wird.
- Dieses Phänomen ist durch große klinische Studien belegt und wird als „metabolisches Gedächtnis“ bezeichnet – zu erklären ist es durch epigenetische Veränderungen.
Sauerstoffminderung vermittelt epigenetische Veränderungen
Das Forschungslabor der von Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA, geleiteten
Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Jena untersucht
seit mehreren Jahren die molekularen Mechanismen bei chronischen
Nierenerkrankungen.
In früheren Untersuchungen an Mäusen mit Diabetes Typ 2 konnte das Forschungsteam ein Protein identifizieren, das für den Verlauf der diabetischen Nierenerkrankungen eine wichtige Rolle spielt.
Im Vergleich zu gesunden Tieren kommt das Protein in den feinen Filterzellen des Nierengewebes verringert vor und steht so mit der beeinträchtigten Organfunktion in Zusammenhang.
„In Folgestudien konnten
wir jetzt zeigen, dass die verminderte Produktion dieses Proteins für
epigenetische Veränderungen bei Diabetes sorgt“, nennt
Arbeitsgruppenleiterin Dr. Marita Liebisch ein aktuelles Ergebnis.
Das Forschungsteam suchte auch nach dem Auslöser für diese
Veränderungen.
Die Medizindoktorandin Johanna Barth analysierte dafür den Einfluss, den eine verminderte Sauerstoffkonzentration im Nierengewebe auf die molekularen Prozesse hat.
Dieser als Hypoxie bezeichnete Zustand kommt bei vielen Nierenerkrankungen vor.
Sie untersuchte sowohl kultivierte Nierenzellen, als auch das Nierengewebe von Mäusen.
Bei den Tieren wurde die Hypoxie medikamentös und durch die Haltung in einer sauerstoffreduzierten Atmosphäre ausgelöst.
„Unter den
sauerstoffreduzierten Bedingungen haben wir genau die zuvor beobachteten
epigenetischen Veränderungen bestätigen können, die mit einer
Schädigung der Nierenzellen verbunden sind“, so Johanna Barth, deren
Promotion durch ein Stipendium der Medizinischen Fakultät gefördert
wird.
„Diese vielversprechenden Ergebnisse tragen zu dem Verständnis
epigenetischer Veränderungen bei chronischen Nierenerkrankungen bei und
helfen, neuartige therapeutische Ansätze zu entwickeln“, sagt Professor
Gunter Wolf.
Besonders stolz ist er auf die Tatsache, dass diese innovativen Ergebnisse von einer medizinischen Doktorandin erhoben worden sind, die auch Erstautorin der Publikation ist.
Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA
Dr. Marita Liebisch
Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Jena
Marita.Liebisch@med.uni-jena.de
Kastanienstraße 1
07747 Jena
Deutschland
Thüringen
Dr. Uta von der Gönna
Telefon: 03641/ 9391108
Fax: 03641/ 9391102
E-Mail-Adresse: pr-dekanat@med.uni-jena.de
Originalpublikation:
Barth, J. et. al. The Role of Hypoxia on the Trimethylation of H3K27 in Podocytes, Biomedicines 2023, 11(9), 2475; https://doi.org/10.3390/biomedicines11092475
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen