Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Mit Bewegung gegen Leberkrebs
Die EU hat sich das Thema Krebsprävention auf die Fahnen geschrieben.
Die MHH beteiligt sich am EU-Projekt PIECES und will mit personalisierten Bewegungsprogrammen das Krebsrisiko reduzieren und die Lebergesundheit verbessern.
Wollen mehr Bewegung in die Krebsvorsorge bringen: Professor Dr. Uwe Tegtbur (links) und Professor Dr. Heiner Wedemeyer. Copyright: Karin Kaiser / MHH
- In der Europäischen Union sind etwa drei Millionen Menschen von Krebs betroffen.
- Für 1,34 Millionen von ihnen verläuft die Erkrankung tödlich.
Rund 40 Prozent der Krebsfälle wären durch wirksame Vorsorgestrategien wie eine gesündere Lebensweise und Früherkennung jedoch vermeidbar.
Um das zu erreichen, hat die EU die Förderlinie
„Mission Cancer“ aufgelegt, in deren Rahmen Vorhaben zur Krebsprävention
unterstützt werden. Eines davon ist das Projekt PIECES, ein Konsortium
aus 16 Mitgliedern aus zehn EU-Ländern, an dem auch die Medizinische
Hochschule Hannover (MHH) mit der Klinik für Gastroenterologie,
Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie sowie der Klinik für
Rehabilitations- und Sportmedizin beteiligt ist. Ziel ist es zu
untersuchen, weshalb bereits vorhandene wirksame Programme zur
Krebsprävention bei der Umsetzung im Alltag häufig scheitern und wie
diese besser auf die Bedürfnisse der Menschen und die nationalen
Voraussetzungen angepasst werden können. Die EU fördert das Projekt
jetzt über vier Jahre mit insgesamt 6,9 Millionen Euro. Davon erhält die
MHH rund 680.000 Euro.
Tool-Box für personalisierte Fitnessprogramme
„Wir haben in der EU viele gute Programme zur primären Krebsprävention,
die aber leider nicht immer und überall funktionieren“, sagt Professor
Dr. Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie,
Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie.
Das Projekt PIECES biete die Möglichkeit, die große Bandbreite an Präventionsmaßnahmen, deren Wirksamkeit in kontrollierten Umgebungen bereits nachgewiesen sind, nun unter den realen Bedingungen zu überprüfen.
Dabei befassen sich Teilprojekte mit der Verbesserung der folgenden Risikofaktoren:
Tabak-
und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Infektionen mit Humanen
Papillomaviren (HPV), UV-Belastung und ernährungsbedingten Faktoren. Das
MHH-Teilprojekt konzentriert sich auf den Schwerpunkt Bewegung in
Zusammenhang mit Lebergesundheit.
„Mit ausreichender körperlicher Aktivität sinkt nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für chronische Entzündungen, die das Risiko für eine Vielzahl von Krebserkrankungen erhöhen“, erklärt Professor Dr. Uwe Tegtbur.
Das hat der Sportmediziner bereits in mehreren Studien nachgewiesen. „In einer Kooperation mit der Volkswagen AG und bei Mitarbeitenden der MHH konnten wir im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zeigen, dass personalisierte Fitnessprogramme Fitness und Körpergewicht und damit auch gesundheitliche Risikofaktoren wie Körperfett, Bluthochdruck und Blutzuckerwerte reduzieren und psychische Belastung sowie Lebergesundheit verbessern konnten“, sagt der Direktor der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin.
Dieser Ansatz soll nun auf eine
digitale Plattform übertragen werden und als Tool-Box alle Werkzeuge
enthalten, aus denen genau auf den jeweiligen Bedarf abgestimmte
Programme zusammengestellt werden können. Dazu gehören digitale
Fragebögen, um die Gesundheits- und Lebenssituation zu erfassen, und
sogenannte Wearables, die Leistungsfähigkeit sowie Bewegungs- und
Aktivitätsfortschritte messen und anzeigen. „So erreichen wir eine
individuelle, zeit- und ortsunabhängige Betreuung, die die Teilnehmenden
genau dort abholt, wo sie stehen und dazu motiviert, ihre
Gesundheitssituation aktiv zu verbessern“, stellt der Sportmediziner
fest.
Nicht-alkoholische Fettleber erhöht Krebsrisiko
Ganz gezielt wollen die Medizinerinnen und Mediziner auf die
Leberkrebsprävention eingehen.
„Allein in Deutschland haben etwa 20 Millionen Menschen meist aufgrund starken Übergewichts eine nicht-alkoholische Fettleber“, sagt Professor Wedemeyer.
- Unbehandelt kann aus einer nicht-alkoholische Fettleber-Erkrankung (NAFLD) eine Entzündung entstehen.
- Diese kann wiederum dazu führen, dass sich Bindegewebszellen in der Leber übermäßig stark vermehren (Fibrose) und das Lebergewebe schließlich vernarbt.
Eine solche Leberzirrhose erhöht das Risiko einer Tumorbildung.
„Bei der nicht-alkoholischen Fettleberentzündung kann Leberzellkrebs jedoch auch auftreten, bevor eine Zirrhose vorliegt, deshalb müssen wir möglichst früh eingreifen“, betont der Gastroenterologe.
„Und wenn die Menschen sich ausreichend bewegen, werden auch ihre Leberwerte besser.“
Die Kombination aus
passgenau zugeschnittenem Bewegungstraining, Vorsorgeuntersuchungen und
medizinischer Beratung soll helfen, die steigende Zahl von NAFDL-Fällen
zu verringern und so auch das Krebsrisiko zu reduzieren.
Damit der Ansatz nicht nur in Deutschland funktioniert, sondern auch
international übertragbar ist, wird bei PIECES ein Maßnahmenpaket an
verschiedenen Kohorten in ganz Europa untersucht.
„Unsere Tool-Box soll
am Ende nach dem Baukastenprinzip so kombinierbar sein, dass für jede
Person, egal welchen Geschlechts, welcher Nation, welcher körperlichen
Voraussetzung und welcher Wohnsituation das passende Präventionsprogramm
zusammengestellt werden kann“, sagt Professor Tegtbur.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Heiner Wedemeyer
über das Sekretariat der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie,
Infektiologie und Endokrinologie,
gastroenterologie@mh-hannover.de
Telefon (0511) 532-3305
und bei Professor Dr. Uwe Tegtbur
Telefon (0511) 532-9216.
Stefan Zorn Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Postfach Hannover
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Telefon: 0511 / 532-6773
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