Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Neue Online-Angebote für Männer in suizidalen Krisen
„Über Suizidgedanken spricht man als Mann nicht“, sagt einer der Betroffenen, die im Rahmen von zwei neuen Online-Angeboten über ihre Erfahrungen und ihren Weg aus einer ausweglos erscheinenden Situation berichten.
- Die Programme des Forschungsverbundes „MEN-ACCESS – Suizidprävention für Männer“ richten sich an Betroffene und deren Angehörige.
Sie wurden von Wissenschaftler:innen der Universitäten Leipzig, Bielefeld sowie der Medical School Berlin entwickelt.
Neue Online-Angebote für Männer in suizidalen Krisen: Forschungsverbund richtet sich mit Projekten an Betroffene und Angehörige. © piola666/istockphoto.com
Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 9000 Menschen durch Suizid.
- 75 Prozent von ihnen sind Männer. Trotz dieser erschreckend hohen Zahl an Betroffenen finden Suizidgedanken und Krisen häufig im Verborgenen statt.
- „Männer nehmen weniger Hilfsangebote in Anspruch als Frauen und sprechen ihre Suizidgedanken seltener an.
Sowohl Männer als auch deren Angehörige berichten von Hilflosigkeit, was in suizidalen Krisen hilft, was man tun und wohin man sich wenden kann.
Wir wollen
diesen Problemen mit unseren neuen, wissenschaftlich fundierten
Angeboten entgegenwirken“, sagt die Psychologin Prof. Dr. Heide
Glaesmer, Projektleiterin an der Universitätsmedizin Leipzig.
Obwohl die Suizidrate bei Männern fast dreimal so hoch ist wie bei
Frauen, gibt es bisher nur sehr wenige spezifische Hilfsangebote.
Der Forschungsverbund MEN-ACCESS hat aus diesem Grund zwei neue präventive Online-Angebote speziell für Männer mit Suizidrisiko und deren Angehörige entwickelt.
Basis dafür waren Interviews mit Männern, die einen Suizidversuch unternommen haben.
In sogenannten psychologischen
Autopsie-Interviews wurden auch Angehörige befragt, die eine nahstehende
männliche Person durch einen Suizid verloren haben.
Das Ziel besteht darin, Anzeichen, die dem Suizidversuch vorausgingen,
besser zu erkennen.
Außerdem wollen die Wissenschaftler:innen verstehen, wie Männer das Hilfesystem in Anspruch nehmen beziehungsweise welche Gründe sie daran hindern und welche Strategien oder Personen Ihnen in der Krise hilfreich waren.
Zusätzlich werden Daten einer
Längsschnittstudie zu psychologischen Faktoren von Suiziden analysiert,
geschlechtsspezifische Unterschiede und Risikofaktoren von Männern
betrachtet. Mithilfe dieser verschiedenen Ansätze wurden zwei neue
Hilfsangebote entwickelt.
Hilfsangebot für Männer mit Suizidrisiko: http://www.maenner-staerken.de
- Die Informationsseite soll Männern helfen, die eigene Situation einzuschätzen und über suizidales Erleben und Verhalten informieren.
Was sind Warnzeichen für und Wege aus einer Krise?
Männlichkeit und psychische Krise, wie passt das zusammen?
Das Angebot gibt auch Orientierung:
Kann überhaupt jemand helfen?
Welche Hilfen sind wann und wie erreichbar?
Wie kann ich die eigene Not ansprechen?
Komme ich gegen meinen Willen in die Psychiatrie, wenn ich über Suizidgedanken spreche?
Zahlreiche Videos mit Schilderungen von betroffenen Männern und
Expert:innen sollen Perspektiven in scheinbar ausweglosen Situationen
schaffen und das Thema entstigmatisieren.
E-Learning Programm für Angehörige von Männern mit Suizidrisiko:
http://www.hilfe-fuer-angehoerige.de
Das kostenlose E-Learning-Programm dient Angehörigen von Männern in
einer suizidalen Krise.
Es besteht aus vier Modulen mit medizinisch-wissenschaftlichen Inhalten zu Suizidalität, Videos mit Expert:innen, Betroffenen sowie Hörspielen und Informationsmaterial.
Das
Programm soll Angehörige im Umgang mit Personen in suizidalen Krisen
unterstützen, Hilfsangebote aufzeigen, Kommunikationsstrategien
vermitteln und für die Wahrnehmung der eigenen Belastung
sensibilisieren. Das Angebot wird von einer wissenschaftlichen Studie an
der Medical School Berlin begleitet und evaluiert.
Der Forschungsverbund „MEN-ACCESS – Suizidprävention für Männer“ wird
gefördert vom GKV-Bündnis für Gesundheit, eine gemeinsame Initiative der
gesetzlichen Krankenkassen zur Weiterentwicklung und Umsetzung von
Gesundheitsförderung und Prävention:
https://www.suizidpraevention-menaccess.de/forschungsverbund
Hilfsangebot für Männer
Prof. Dr. Heide Glaesmer
Universitätsmedizin Leipzig
E-Mail: men-access@medizin.uni-leipzig.de
Tel.: 0341 9718801
Hilfsangebot für Angehörige
Prof. Dr. Birgit Wagner
Medical School Berlin
E-Mail: birgit.wagner@medicalschool-berlin.de
Goethestraße 6
04109 Leipzig
Deutschland
Sachsen
Medizinische Fakultät: Anne Grimm Universität Leipzig
Telefon: 0341 97 15 790
E-Mail-Adresse: anne.grimm@medizin.uni-leipzig.de
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.maenner-staerken.de
http://www.hilfe-fuer-angehoerige.de
https://www.suizidpraevention-menaccess.de/forschungsverbund
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