Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Cortisontherapie: Von der Natur lernen und Nebenwirkungen verringern
Autoimmunerkrankungen, Allergien, Entzündungen:
Eine Therapie mit Glukokortikoiden kann Wunder wirken, manchmal sogar Leben retten.
Doch Patientinnen und Patienten haben – gerade bei Anwendungen, die länger als vier Wochen dauern – oft Angst vor Nebenwirkungen.
Dazu gehören etwa ein „Mondgesicht“, Gewichtszunahme, aber auch Osteoporose und Thrombosen.
Doch vieles davon lässt sich abmildern.
Voraussetzung ist ein Grundwissen über die Abläufe rund um das Hormon im Körper und wie man ihnen flexibel begegnen kann.
Was Patientinnen und Patienten über eine Therapie mit dem
Stresshormon wissen sollten, erläuterte Experten auf der gemeinsamen
Online-Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der
Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am Mittwoch, den 16.
Juni 2021 um 11.00 Uhr.
- Glukokortikoide, umgangssprachlich häufig Cortison genannt, gehören in Deutschland zu den am Häufigsten verordneten Medikamenten.
So lag das Prednisolon-Präparat nur eines Herstellers mit knapp 3,5 Millionen Verordnungen im Jahr 2019 bei den gesetzlich Krankenversicherten auf Platz 24 (1).
Doch hinter dem Begriff „Glukokortikoide“ verbergen sich verschiedene Substanzen, die auch in ihrer Wirkkraft und Wirkdauer sehr unterschiedlich sind.
Den Ausgang bildet das körpereigene Hormon Cortisol, das in den Nebennieren gebildet wird.
Um eine bessere Wirksamkeit zu erreichen, wurden verschiedene künstlich hergestellte Glukokortikoide weiterentwickelt, die ihm nachempfunden sind.
- Prednisolon etwa wirkt je nach Darreichungsform vier- bis fünfmal stärker als der natürliche Ausgangsstoff, Dexamethason sogar 30-mal mehr.
„Dies ist wichtig zu wissen, wenn man über diese Substanzgruppe spricht“, sagt Professor Dr. med. Stephan Petersenn von der ENDOC Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg.
Ebenso wichtig ist die Kenntnis der Symptome sowohl einer Über- als auch Unterversorgung mit Glukokortikoiden.
„Hier können wir viel von Krankheitsbildern lernen, die mit einer Erhöhung oder Verringerung des Cortisolspiegels einhergehen.“ Ein Zuviel an Cortisol, wie etwa beim Cushing-Syndrom, führt unter anderem zu dem gefürchteten Aufschwemmen des Körpers bei gleichzeitigem Muskelverlust.
Ein Mangel des Stresshormons, der etwa bei einer Schwächung der Nebennierenrinde vorkommt, hat häufig einen dramatischen Leistungsverlust, Muskel- oder Gelenkschmerzen wie bei einer Grippe, Müdigkeit und das Gefühl von Unterzuckerung zur Folge.
„Diese mitunter drastischen Folgen für den
Körper lehren uns, auch Über- und Unterversorgung mit Glukokortikoiden
im Rahmen einer Therapie frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls
gegenzusteuern“, so Petersenn.
Was viele ebenfalls nicht wissen:
Der Cortisolspiegel hat einen eigenen
Tagesrhythmus – morgens ist er am höchsten. Darüber hinaus steigt er bei
größeren Anforderungen wie seelischem und körperlichem Stress. In Ruhe
fällt der Wert. „Sobald Patienten mit einem körpereigenen Mangel an
Cortisol, also etwa Fieber und Gliederschmerzen bekommen, kann die Dosis
zu niedrig sein“, so Petersenn. Patienten, die länger Glukokortikoide
einnehmen oder an einer Störung der Produktion leiden, sollten deshalb
genau über diese Symptome, aber auch das tägliche Auf und Ab dieses
Hormons geschult werden. So lässt sich das persönliche Befinden besser
einordnen und gegebenenfalls einer Unter- oder Überversorgung vorbeugen.
„Eine große Hilfe bei der Schulung kann hier die Unterstützung durch
speziell weitergebildete qualifizierte Endokrinologie-Assistenten DGE
sein.“ (2)
Ebenso können Ärzte möglichen Nebenwirkungen einer
Glukokortikoid-Therapie entgegenwirken.
- „Dem Risiko, eine Osteoporose zu entwickeln, können wir mit einer täglichen Gabe von 1000 I.E. Vitamin D und je nach Situation mit zusätzlichen knochenschützenden Medikamenten begegnen;
- der Thrombosegefahr lässt sich bei besonders gefährdeten Patienten mit einer klassischen Antikoagulations-Therapie vorbeugen“, nennt er Beispiele.
„Kenntnisreich und verantwortungsvoll angewendet, kann die Therapie mit
Glukokortikoiden eine segensreiche und Lebens(qualität) rettende
Maßnahme bei völlig verschiedenen Erkrankungen sein“, fasst
DGE-Pressesprecher Professor Dr. med. Matthias Weber aus Mainz zusammen.
„Doch Ärzte und Patienten müssen gleichermaßen gut Bescheid wissen.“
Literatur:
(1) PharMaAnalyst © Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO) (http://www.wido.de)
(2) https://www.endokrinologie.net/endokrinologie-assistentinnen.php
Weiterführende Informationen:
https://www.endokrinologie.net/krankheiten-glukokortikoide.php
Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen: http://www.glandula-online.de
AGS-Eltern- und Patienteninitiative: http://www.ags-initiative.de
Schulungsfilme zur Nebenniereninsuffizienz: http://adrenals.eu/de/video/
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Reizthema Cortison – Wundermittel oder Teufelszeug? Aktuelle Sicht eines Endokrinologen
Professor Dr. med. Stephan Petersenn
Zukünftiger Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
e. V. (DGE) (ab 1.7.2021), ENDOC Praxis für Endokrinologie und
Andrologie in Hamburg
Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) – die häufigste Hormonstörung fruchtbarer Frauen: Wie sieht die optimale Behandlung aus?
PD Dr. med. Susanne Reger-Tan
Oberärztin an der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und
Stoffwechsel Diabeteszentrum Diabetologikum DDG, Zentrallabor -
Forschung und Lehre Universitätsklinikum Essen
Prädiabetes: Die Risiken sind unterschiedlich verteilt – Gezielte
Typ-2-Diabetes-Prävention anhand der Einteilung in sechs Subtypen
Professor Dr. med. Robert Wagner
Leiter der Endokrinologischen Ambulanz am Universitätsklinikum Tübingen
100 Jahre Insulin: Diabetes Typ 1 im Kindes- und Jugendalter – Was für eine normale Entwicklung wichtig ist
Professor Dr. med. Andreas Neu
Präsident der Deutschen Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG),
Kommissarischer Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuropädiatrie,
Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Kinderklinik Tübingen,
Leiter der Behandlungseinrichtung für Kinder und Jugendliche mit
Diabetes mellitus
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Dr. Adelheid Liebendörfer/Michaela Richter
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-173/-516
Fax: 0711 8931-167
liebendoerfer@medizinkommunikation.org
richter@medizinkommunikation.org
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
http://www.endokrinologie.net
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Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9200
Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen
Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und
Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert
Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine
wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von
der rund sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu
diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische
Aktivitäten.
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Über die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE):
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e. V. ist die
wissenschaftliche Fachgesellschaft im Bereich der Hormon- und
Stoffwechselerkrankungen. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum
Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen
in Hoden und Eierstöcken „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach
„innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“
Drüsen wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.
Hauptaufgabe der DGE ist die Förderung der Forschung auf dem Gebiet der
Endokrinologie – im Bereich der Grundlagenforschung ebenso wie im
Bereich der klinischen Forschung. Sie vergibt mehrere Auszeichnungen und
Stipendien an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die auf diesem
Gebiet herausragende Erfolge vorweisen können.
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