Medizin am Abend Berlin Fazit: Greifswalder Kardiologen implantieren kleinsten Herzschrittmacher der Welt
Mini-Kardiokapsel bringt viele Vorteile für Patienten
Kardiologen der Universitätsmedizin Greifswald haben im Januar die ersten kabellosen Herzschrittmacher, die Micra Kardiokapsel des Medizintechnik-Unternehmens Medtronic GmbH aus Meerbusch (Nordrhein-Westfalen), eingesetzt.
Das neue Medtronic Micra® Transcatheter Pacing System, kurz Micra, ist der kleinste Herzschrittmacher der Welt.
Der „unsichtbare“ Herzstimulator hinterlässt keine Beule unter der Haut, keine Narbe im oberen Brustbereich und benötigt keine Elektroden.
- In Deutschland sind bislang 126 Micras und weltweit 1.600 implantiert worden, davon 725 innerhalb der großen medizinischen Zulassungsstudie.
„Beiden Patienten geht es sehr gut mit dem neuen Kardiokapseln“, informierte heute der verantwortliche Oberarzt für Rhythmologie und interventionelle Kardiologie, Dr. Mathias Busch. Eine 86-jährige Frau und ein 82-jähriger Mann aus Greifswald profitierten von dem neuen System, das in beiden Fällen zur sofortigen Verbesserung der gesundheitlichen Zustandes führte.
„Die 25,9 Millimeter große Kardiokapsel ist weniger als ein Zehntel so groß wie ein herkömmlicher Schrittmacher und etwa so groß wie eine große Vitamintablette.
Sie bietet die fortschrittlichste Herzschrittmachertechnologie und ist dabei kosmetisch unsichtbar und klein genug, so dass wir sie über einen Katheter minimalinvasiv unmittelbar ins Herz einbringen können“, erläuterte Busch.
Oberarzt Dr. Mathias Busch mit dem kleinsten Herzschrittmacher der Welt. Foto: UMG/Manuela Janke
Sobald die Kardiokapsel positioniert ist, wird sie an der Herzwand befestigt und kann bei Bedarf verlagert oder wieder entfernt werden.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Schrittmachern sind bei der Kardiokapsel weder Drähte („Elektroden“) erforderlich, noch muss operativ unter dem Schlüsselbein eine „Tasche“ unter der Haut angelegt werden.
- Stattdessen wird das System mit winzigen Titanärmchen in der Herzwand verankert und gibt über einen Pol an der Spitze des Geräts die elektrischen Impulse für die Herzaktivität ab. Trotz der geringen Größe der Kardiokapsel beträgt die geschätzte Lebenszeit der Batterie zehn Jahre.
„Das System reagiert ähnlich wie herkömmliche Schrittmacher auf den Aktivitätsgrad des Patienten und passt die Schrittmachertätigkeit automatisch an“, zählte der Kardiologe weitere Vorteile auf.
- „Es ist zudem für MRT-Untersuchungen aller Körperregionen zugelassen und hält dem Patienten so den Zugang zu den wichtigen diagnostischen Bildgebungsverfahren offen.“
- Die Schrittmachertherapie ist die häufigste Form der Behandlung bei Bradykardie*, dem verlangsamtem Herzschlag. Über eine Million Herzschrittmacher werden weltweit pro Jahr implantiert. In Deutschland werden jährlich rund 70.000 Herzschrittmacher implantiert (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie).
*Hintergrund
Bradykardie ist eine Rhythmusstörung, bei der das Herz zu langsam schlägt. Das gesunde Herz schlägt 60 bis 100 Mal pro Minute und pumpt so ungefähr 284 Liter Blut pro Stunde durch den Körper.
- Bei Patienten mit Bradykardie schlägt das Herz weniger als 60 Mal pro Minute oder setzt sogar aus.
Mit dieser Herzfrequenz ist das Herz möglicherweise nicht in
der Lage, den Körper mit genug sauerstoffreichem Blut zu versorgen.
Dies
kann dazu führen, dass der Patient Schwindel, Müdigkeit oder Atemnot
verspürt oder in Ohnmacht fällt.
Herzschrittmacher - das gebräuchlichste
Mittel zur Behandlung der Bradykardie - senden elektrische Impulse aus,
um die Herzfrequenz zu steigern, und tragen so dazu bei, den
natürlichen Herzrhythmus wiederherzustellen und die Symptome zu lindern.
So kommt Micra in die rechte Herzkammer:
So kommt Micra in die rechte Herzkammer:
Der Arzt führt ein „strohhalmartiges“ Kathetersystem in eine Vene ein. Üblicherweise geschieht dies im Bereich des oberen Oberschenkels. Das Kathetersystem transportiert die Micra-Kardiokapsel in die rechte Herzkammer.
Dort wird die Kardiokapsel an der Herzwand positioniert und
mit flexiblen Fixierungsankern gesichert.
Anschließend wird die
Kardiokapsel mit einem externen Programmiergerät getestet und
eingestellt und das Kathetersystem aus dem Körper entfernt.
Weitere Informationen unter http://goo.gl/nClbtz oder http://www.medtronic.de
Die Greifswalder Klinik Innere B
Im vergangenen Jahr wurden 3.626 Patienten ambulant und 5.347 Patienten stationär in der kardiologischen Universitätsklinik Greifswald im Klinikneubau betreut. Zum Leistungsspektrum der Klinik Innere B mit einer High-Tech-Intensivstation und 130 Betten zählen unter anderem diagnostische Links- und Rechts-Herzkatheteruntersuchungen, Interventionen an den Herzkranzgefäßen und peripheren Gefäßen (Ballondilatationen mit Stentimplantation) inklusive komplexer Gefäßeingriffe, minimalinvasive Eingriffe an Herzklappen, Implantationen von Herzschrittmacher- und Defibrillatorimplantationen, die Versorgung mit neuesten Stimulatoren zur Verbesserung der Herzpumpleistung sowie elektrophysiologische Untersuchungen inklusive komplexer Ablationen zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Die Greifswalder Kardiologie ist ein Teilstandort des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).
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Universitätsmedizin Greifswald
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B
Direktor: Prof. Dr. med. Stephan Felix
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Constanze Steinke Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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