Medizin am Abend Fazit: Auch gering ausgeprägte Herzschwäche kann zu plötzlichem Herztod führen
Der plötzliche Herztod ist eine mögliche Todesursache bei PatientInnen
mit nicht-ischämischer Herzmuskelschwäche, also einer Herzschwäche, die
genetisch bedingt ist, bzw. deren Ursache unbekannt ist. Nun ist es
ForscherInnen der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni
Wien (Klinische Abteilung für Kardiologie) im Rahmen einer
internationalen Kooperation gelungen, die Vorteile eines implantierten
Defibrillators (ICD) als geeignete Präventionsmaßnahme bei PatientInnen
mit mäßig eingeschränkter Herzfunktion nachzuweisen und zu zeigen, dass
die Betroffenen genauso behandelt werden müssen wie PatientInnen mit
einer ischämischen Herzschwäche etwa in Folge eines Herzinfarkts.
Menschen
mit nicht-ischämischer Herzschwäche und krankhafter Erweiterung des
Herzmuskels haben meistens normale Herzkranzgefäße. Die Pumpschwäche
entsteht bei diesen PatientInnen nicht, wie bei der ischämischen
Herzmuskelschwäche, durch abgestorbene oder narbig verheilte
Muskelareale.
Die Pumpschwäche basiert hier auf einer krankhaft
fibrotischen Umwandlung und Erweiterung des Herzens.
"Dieser
Unterschied findet sich in der Risikobewertung für einen plötzlichen
Herztod wieder", sagt Studienautor Thomas Pezawas von der Abteilung für
Klinische Kardiologie. "PatientInnen mit nicht-ischämischer
Herzmuskelschwäche werden mit einem geringeren plötzlichen
Herztod-Risiko beurteilt und erhalten daher seltener einen
primär-präventiven ICD."
Als
Standard-Test für die Risikobewertung für lebensbedrohliche
Herzrhythmusstörungen gilt derzeit die so genannte links-ventrikuläre
Auswurffraktion, die ein Maß für die Herzfunktion darstellt und das
Schlagvolumen im Verhältnis zum Gesamblutvolumen der Herzkammer misst.
Zudem werden nicht-invasive Tests (Messung von EKG-Parametern)
empfohlen.
Die aktuelle Studie konnte nun zeigen, dass die derzeit
üblichen Tests, über einen Zeitraum von zehn Jahren betrachtet, aber nur
ungenaue Prognosen erlauben und dass PatientInnen mit
nicht-ischämischer Herschwäche genauso gefährdet sind und entsprechend
behandelt werden müssen.
"Wir
haben Herzmuskelschwäche-PatientInnen mit ungefährlichen
Herzrhythmusstörungen untersucht. Die Anzahl der potenziell tödlich
verlaufenden Fälle ist viel häufiger als erwartet. Leider betrifft der
plötzliche Herztod auch PatientInnen mit nur gering ausgeprägter
Herzmuskelschwäche", fasst Pezawas die Ergebnisse zusammen, die nun im
Top-Journal "Circulation AE" veröffentlicht wurden.
Diese
neuen Erkenntnisse sollten künftig in eine neue Risikobewertung der
Personen mit nicht-ischämischer Herzmuskelschwäche einfließen, so die
Wissenschafter. Mit dem Ziel, einen besseren Schutz vor dem plötzlichen
Herztod zu erreichen und nicht zielführende Untersuchungsmethoden zu
reduzieren.
Die Empfehlung der StudienautorInnen, den Einsatz eines
implantierbaren Defibrillator auch bei gering ausgeprägter
Herzmuskelschwäche zu erwägen, könnte einen Paradigmenwechsel in der
Behandlung einleiten.
Multizentrale, internationale Kooperation
Die
vorliegende Publikation ist aus einer Kooperation der MedUni Wien
(Abteilung für Kardiologie, Studienleiter Thomas Pezawas), des
Gesundheits- und Vorsorgezentrums Hera, Wien, und der Vanderbilt
University (Autonomic Dysfunction Center, Nashville, TN, USA) entstanden
und wurde vom National Institute of Health (NIH), Bethesda, USA,
unterstützt.
Service: Circulation AE
Pezawas
T, Diedrich A, Winker R, Robertson D, Richter B, Wang L, Byrne DW,
Schmidinger H. "Multiple Autonomic and Repolarization Investigation of
Sudden Cardiac Death in Dilated Cardiomyopathy and Controls".
Circulation AE, 2014. doi:10.1161/CIRCEP.114.001745.
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt
sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in
der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an
der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische
Bildgebung, Krebsforschung/ Onkologie, kardiovaskuläre Medizin,
medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Die vorliegende Arbeit
fällt inhaltlich in den Bereich des Clusters für kardiovaskuläre
Medizin.
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Medizinische Universität Wien
Mag. Johannes Angerer
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