Toxische Tampons

Millionen Tampons sind mit insgesamt 16 Metallen, darunter Arsen, Quecksilber und Blei, kontaminiert (MedLabPortal.de berichtete). 

Jetzt hat die US-Gesundheitsbehörde FDA eine groß angelegte Untersuchung angekündigt. Der Grund: 

Die toxischen Schwermetalle können über das Blut in den Organismus der Tampons-tragenden Frauen gelangen.

Entsprechend heißt es in der Mitteilung der FDA:

“Die FDA ist sich der Bedenken über die Sicherheit von Tampons bewusst, nachdem in einer Studie aus dem Jahr 2024 bei Laboruntersuchungen Metalle in Tampons gefunden wurden. Wir möchten die Öffentlichkeit darüber aufklären, dass Tampons, bevor sie in den USA legal verkauft werden können, die FDA-Anforderungen an Sicherheit und Wirksamkeit erfüllen müssen. Die Hersteller müssen das Produkt und seine Bestandteile vor, während und nach der Herstellung testen. Bevor ein Produkt auf den Markt gebracht wird, führt das herstellende Unternehmen eine Biokompatibilitätsprüfung durch, die Teil der Sicherheitsprüfung ist und von der FDA vor der Marktzulassung überprüft wird”.

Eine Studie in Environment International, die Besorgnis erregte, untersuchte 30 Tampons von 14 Marken und 18 Produktlinien auf 16 Metalle. Die Forscher entdeckten messbare Mengen aller 16 Metalle, einschließlich erhöhter Werte giftiger Substanzen wie Blei und Arsen. Da es für Blei keinen “sicheren” Grenzwert gibt, betonten die Studienautoren die Notwendigkeit weiterer Forschung, um festzustellen, ob Metalle in den Blutkreislauf gelangen können.

Mitglieder des Democratic Women’s Caucus verwiesen in einem Schreiben an den FDA-Kommissar Robert Califf auf die Studie. Die Abgeordneten drängten die FDA dazu, Bedenken bezüglich der Sicherheit von Inhaltsstoffen in Tampons und deren möglichen gesundheitlichen Folgen schnell zu klären.

Die FDA hat bereits am am Dienstag dieser Woche eine Antwort veröffentlicht, in der sie erklärt, dass ihr die Studie aus dem Jahr 2024 bekannt ist. Entsprechende wolle man mit den jetzt angekündigten Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit von Tampons in den USA beitragen. Um festzustellen, ob Tampons ein Gesundheitsrisiko darstellen, habe die Behörde eine unabhängige Überprüfung der Literatur in Auftrag gegeben und eine interne Laborstudie begonnen.

Die FDA möchte durch die Auswertung von Literaturdaten ein besseres Verständnis für das Vorkommen von Chemikalien in Tampons und deren gesundheitliche Auswirkungen erlangen. Der Gesetzgeber hat zwei Studien angeführt, die für die Überprüfung von Bedeutung sein könnten. Eine im Jahr 2014 veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass Tampons winzige Risse in der Vagina verursachen können, durch die Chemikalien in den Körper eindringen können. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass die Quecksilberkonzentration im Blut von Tamponnutzerinnen erhöht war.

„Die FDA wird die Ergebnisse der Literaturrecherche und der Labortests öffentlich bekannt geben, sobald sie vorliegen und von Fachleuten geprüft wurden.

Die in den USA verkauften Tampons sind nach einer 510(k)-Leitlinie zugelassen, die die FDA im Jahr 2005 veröffentlicht hat. Der Abschnitt der Leitlinien über Gesundheitsrisiken behandelt unerwünschte Gewebereaktionen, vaginale Verletzungen, vaginale Infektionen und das toxische Schocksyndrom. Es gibt keinen spezifischen Hinweis auf Metalle oder den systemischen Kreislauf.

Originalpublikation:
Biocompatibility and Toxicology Program: Research on Medical Devices, Biocompatibility, and Toxicology | FDA
https://www.fda.gov/medical-devices/medical-device-regulatory-science-research-p...

Bewegungsstörungen

Im Alltag eines Universitätsklinikums tauchen regelmäßig Patienten mit Erkrankungen auf, die – weil so selten und so speziell – in den Praxen niedergelassener Ärzte kaum bekannt sind.

Ein Beispiel: die sogenannten primären 4-Repeat-Tauopathien. 

Das sind Erkrankungen, die in erster Linie mit Bewegungsstörungen einhergehen, oft aber auch dem klinischen Bild einer Alzheimer-Krankheit ähneln. 

Das erschwert die genaue Diagnose. Nun haben Forschende des LMU Klinikums Biomarker gefunden, die eine sichere Unterscheidung beider Krankheitsbilder gestattet – aber nur zusammen mit den Daten eines besonderen bildgebenden Verfahrens, der Positronen-Emissions-Tomographie (PET).

„Der von uns entwickelte neue diagnostische Algorithmus ermöglicht eine präzisere Differenzierung zwischen Alzheimer-Krankheit und primären Tauopathien, was eine frühere und genauere Diagnose erleichtert und personalisierte Behandlungsstrategien unterstützt“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Matthias Brendel, Kommissarischer Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am LMU Klinikum und Mitglied im Exzellenzcluster SyNergy. Die Ergebnisse wurden jetzt in „Alzheimer's & Dementia: The Journal of the Alzheimer's Association“ veröffentlicht.

Sowohl bei der Alzheimer-Krankheit als auch bei den primären 4-Repeat-Tauopathien finden sich im Gehirn große Mengen krankhafter Aggregate des sogenannten Tau-Proteins. Seit Jahrzehnten schon lässt sich das Tau-Protein bei der Alzheimer-Krankheit durch Analyse der Liquor-Flüssigkeit („Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit“) nachweisen.

In jüngster Zeit aber haben Forschende radioaktiv markierte Substanzen („Tracer“) entwickelt, die sich nach Injektion in den Körper an den Tau-Aggregaten anreichern, was auf den Bildern der PET zu sehen ist. „Unsere neue Studie zeigt, dass Tau auch bei den 4-Repeat-Tauopathien mit dem neuartigen Tau-PET-Tracer nachgewiesen werden kann, aber nicht in der Liquorflüssigkeit, sondern in ganz speziellen Hirnbereichen, den subkortikalen Hirnregionen“, erklärt Roxane Dilcher, die Erstautorin der Studie.

Das PET-Signal ist aber nur ein Baustein einer neuen komplexen Diagnosestellung. Die Forschenden haben zusätzlich neue Biomarker gefunden, die auf das Vorliegen einer 4-Repeat-Tauopathie hinweisen. „Richtig gut werden wir, wenn wir die Kombination von Nervenwasser-Untersuchung, innovativen Biomarkern und PET-Signal in den subkortikalen Regionen analysieren“, sagt Matthias Brendel, „dann können wir eine 4-Repeat-Tauopathie mit hoher Sicherheit erkennen.“

„Derzeit werden primäre 4-Repeat-Tauopathien fast ausschließlich anhand klinischer Kriterien diagnostiziert, ohne spezifische Biomarker, die eine eindeutige Diagnose bei Patienten ermöglichen“, sagt Co-Seniorautor Dr. Nicolai Franzmeier, Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD), „die Etablierung einer biologischen Definition und zugehöriger Biomarker-Workflows wird das Forschungsfeld eindeutig voranbringen."

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Prof. Dr. med. Matthias Brendel
Komm. Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
LMU Klinikum München
Campus Großhadern
Tel: +49 89 4400-74646
E-Mail: Matthias.Brendel@med.uni-muenchen.de

Dr. Nicolai Franzmeier
Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD)
LMU Klinikum München
Campus Großhadern
Tel: +49 89 4400-46162
E-Mail: Nicolai.Franzmeier@med.uni-muenchen.de

Originalpublikation:
Combining cerebrospinal fluid and PI-2620 tau-PET for biomarker-based stratification of Alzheimer's disease and 4R-tauopathies

Roxane Dilcher, Stephan Wall, Mattes Groß, Sabrina Katzdobler, Olivia Wagemann, Carla Palleis, Endy Weidinger, Urban Fietzek, Alexander Bernhardt, Carolin Kurz, Christian Ferschmann, Maximilian Scheifele, Mirlind Zaganjori, Johannes Gnörich, Katharina Bürger, Daniel Janowitz, Boris-Stephan Rauchmann, Sophia Stöcklein, Peter Bartenstein, Victor Villemagne, John Seibyl, Osama Sabri, Henryk Barthel, Robert Perneczky, Florian Schöberl, Andreas Zwergal, Günter U. Höglinger, Johannes Levin, Nicolai Franzmeier, Matthias Brendel

Alzheimer's & Dementia, 2024

https://alz-journals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/alz.14185