Entzündung des Herzmuskels oder Herzversagen

 

Immun-Checkpoint-Inhibitoren: Was sie für das Herz bedeuten

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Die sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren haben zu großen Fortschritten in der Krebstherapie geführt. 

Sie können aber auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen und beispielsweise eine Entzündung des Herzmuskels oder Herzversagen verursachen. Neuere Daten weisen auch auf beschleunigte Artherosklerosen und Herzschwächen hin, die nicht durch eine Herzmuskelentzündung ausgelöst werden. Ein internationales Forschungsteam gibt nun in „Nature Reviews Cardiology“ einen Überblick über die bisher verfügbaren Daten zu den vielfältigen kardialen Fehlfunktionen, die im Zusammenhang mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren auftreten können.


Sie zeigen außerdem, wie sich die Signalwege im Herzen verändern und beschreiben, wie die Inhibitoren zukünftig auch zur Behandlung von Herzinsuffizienz eingesetzt werden könnten.


„Schon lange ist bekannt, dass Entzündungsreaktionen zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz beitragen, aber man konnte die entzündungsfördernden Signalwege bisher nicht therapeutisch beeinflussen. Immun-Checkpoints könnten ein vielversprechender Ansatz für neue kardiologische Behandlungsstrategien sein“, so Prof. Dr. Tienush Rassaf, Direktor des Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum Essen (WHGZ) am Universitätsklinikum Essen und Wissenschaftler an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, der als Co-Autor am Übersichtsartikel beteiligt ist.

Originalpublikation:
https://www.nature.com/articles/s41569-023-00986-9

space Manche Krebspatientinnen und -patienten entwickeln im Laufe einer Strahlentherapie eine starke Hautentzündung. Welche Faktoren das Risiko dafür erhöhen, war bislang erst in Ansätzen bekannt. Eine Pilotstudie der Universität Augsburg,der Technischen Universität München (TUM) und von Helmholtz Munich deutet nun auf eine wichtige Rolle der Hautbakterien hin: Brustkrebs-Patientinnen, bei denen diese sogenannte Hautflora gravierend gestört war, bekamen im Laufe der Bestrahlung stets eine schwere Dermatitis. Die Ergebnisse lassen auf einen Test hoffen, mit dem sich Risikogruppen frühzeitig identifizieren lassen. Sie erscheinen in der renommierten Fachzeitschrift JAMA Oncology. Die Strahlentherapie gehört zu den wichtigsten Waffen im Kampf gegen Krebs. Dabei werden Tumorzellen durch energiereiche radioaktive Strahlung zerstört. Allerdings ver-tragen manche Patientinnen und Patienten die Behandlung schlechter als andere: Sie ent-wickeln an den bestrahlten Stellen eine schwere Hautentzündung, eine Radio-Dermatitis. Warum das nur einen Teil der Behandelten betrifft, war bislang weitgehend unklar. Die neue Studie bringt nun Licht ins Dunkel. Demnach scheint die Hautflora der Brust entscheidend dafür zu sein, ob im Laufe der Behandlung eine Radio-Dermatits auftritt. „Die Hautflora besteht aus Hunderten verschiedener Arten von Mikroorganismen“, erklärt Dr. Claudia Hülpüsch, Leiterin des Fachbereichs „Functional Microbiomics“ am Lehrstuhl für Umweltmedizin der Universität Augsburg. „Manche von ihnen, die sogenannten kom-mensalen Bakterien, kommen bei gesunden Menschen in hoher relativer Anzahl vor und sind Teil der Hautbarriere. Sie fungieren als eine Art natürlicher Schutz - sie verhindern beispielsweise, dass sich schädliche Bakterien oder Pilze zu stark vermehren.“ Hautflora als Marker für ein erhöhtes Dermatitis-Risiko

 

Gestörte Hautflora erhöht Risiko einer Radio-Dermatitis bei Strahlentherapie

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Manche Krebspatientinnen und -patienten entwickeln im Laufe einer Strahlentherapie eine starke Hautentzündung. Welche Faktoren das Risiko dafür erhöhen, war bislang erst in Ansätzen bekannt. Eine Pilotstudie der Universität Augsburg,der Technischen Universität München (TUM) und von Helmholtz Munich deutet nun auf eine wichtige Rolle der Hautbakterien hin: Brustkrebs-Patientinnen, bei denen diese sogenannte Hautflora gravierend gestört war, bekamen im Laufe der Bestrahlung stets eine schwere Dermatitis. Die Ergebnisse lassen auf einen Test hoffen, mit dem sich Risikogruppen frühzeitig identifizieren lassen. Sie erscheinen in der renommierten Fachzeitschrift JAMA Oncology.


Die Strahlentherapie gehört zu den wichtigsten Waffen im Kampf gegen Krebs. Dabei werden Tumorzellen durch energiereiche radioaktive Strahlung zerstört. Allerdings ver-tragen manche Patientinnen und Patienten die Behandlung schlechter als andere: Sie ent-wickeln an den bestrahlten Stellen eine schwere Hautentzündung, eine Radio-Dermatitis. Warum das nur einen Teil der Behandelten betrifft, war bislang weitgehend unklar.

Die neue Studie bringt nun Licht ins Dunkel. Demnach scheint die Hautflora der Brust entscheidend dafür zu sein, ob im Laufe der Behandlung eine Radio-Dermatits auftritt. „Die Hautflora besteht aus Hunderten verschiedener Arten von Mikroorganismen“, erklärt Dr. Claudia Hülpüsch, Leiterin des Fachbereichs „Functional Microbiomics“ am Lehrstuhl für Umweltmedizin der Universität Augsburg. „Manche von ihnen, die sogenannten kom-mensalen Bakterien, kommen bei gesunden Menschen in hoher relativer Anzahl vor und sind Teil der Hautbarriere. Sie fungieren als eine Art natürlicher Schutz - sie verhindern beispielsweise, dass sich schädliche Bakterien oder Pilze zu stark vermehren.“

Hautflora als Marker für ein erhöhtes Dermatitis-Risiko

Hülpüsch hat zusammen mit ihrem Projektpartner Dr. Kai J. Borm vom Universitätsklini-kum rechts der Isar der TUM 20 Frauen mit Brustkrebs untersucht. Alle Probandinnen er-hielten für den Zeitraum von sieben Wochen eine Strahlentherapie. Vor dem ersten Ter-min und danach im Wochenabstand nahmen die Forschenden bei jeder Patientin zwei Hautabstriche - einen von der bestrahlten und einen von der unbestrahlten Brust. In die-sen Abstrichen bestimmten sie die Zahl und Zusammensetzung der Mikroorganismen.

„Bei der Analyse haben wir festgestellt, dass vier Frauen vor Beginn der Bestrahlung eine ungewöhnliche Hautflora aufwiesen“, erklärt Prof. Dr. Avidan Neumann vom Lehrstuhl für Umweltmedizin der Universität Augsburg und Wissenschaftler bei Helmholtz Munich, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. „Bei ihnen waren die kommensalen Bakterien unter-repräsentiert. Das galt sowohl für die gesunde als auch die erkrankte Brust.“ Interessan-terweise entwickelte sich genau bei diesen vier Patientinnen im Laufe der Behandlung eine schwere Radio-Dermatitis. Die anderen 16 Teilnehmerinnen überstanden die Strahlenthe-rapie dagegen mit milden oder moderaten Hautschädigungen. In den ersten Wochen der Therapie nahm zudem bei den vier auffälligen Patientinnen die Gesamtzahl der Bakterien schon vor den sichtbaren schweren Symptomen stark zu und gegen Ende wieder ab. Bei den anderen Probandinnen blieb sie dagegen weitgehend unverändert. Dies legt die Ver-mutung nahe, dass die Bakterien eine kausale Rolle bei der Entstehung der Strahlender-matitis spielen.

Hautdesinfektion verringert die Dermatitis-Wahrscheinlichkeit

„An der Zusammensetzung der Hautbakterien vor der Strahlentherapie scheint sich able-sen zu lassen, welche Frauen ein besonders großes Risiko für eine Radio-Dermatitis tra-gen“, sagt Kai Borm. „Das hilft beim Verständnis dieser Nebenwirkung und ermöglicht es perspektivisch, zielgenau eine vorbeugende Maßnahme zu ergreifen, die eine Strahlen-therapie für diese Patienten noch besser verträglich machen kann.“ Denn erste Studien zeigen, dass eine gründliche Desinfektion der Hautoberfläche die Wahrscheinlichkeit einer späteren Entzündung verringert. „Wir sind zudem gespannt, ob sich unsere Ergebnisse auch auf Patientinnen und Patienten mit anderen Tumorerkankungen z.B. im Hals-Nasen-Ohren-Bereich oder mit Sarkomen übertragen lassen, da bei diesen ein besonders hohes Risiko für eine schwere Radiodermatitis besteht.“

Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann, Hautärztin und Leiterin der Umweltmedizin, sieht in diesen Ergebnissen großes Potential und denkt schon an die nächsten Schritte. „Wir wer-den nun größere Studien mit mehr Patientinnen und auch mit anderen Tumoren durch-führen, um die Ergebnisse abzusichern. Ziel ist sowohl die Vorhersage als auch die ge-zielte Vorsorge einer Dermatitis. Der Weg dahin ist mit dieser Studie gebahnt.“

Prof. Dr. med. Claudia Traidl-Hoffmann
Direktorin Lehrstuhl für Umweltmedizin, Universität Augsburg
Direktorin des Instituts für Umweltmedizin, Helmholtz Munich
Telefon: +49 821 598 6424
Claudia.Traidl-Hoffmann@uni-a.de

Originalpublikation:
DOI:10.1001/jamaoncol.2023.6533
https://jamanetwork.com/journals/jamaoncology/fullarticle/2814528

space Beträchtlicher Zusatznutzen von Mavacamten bei hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie In einer Dossierbewertung im Jahr 2023 war ein Zusatznutzen wegen unklarer und fehlender Angaben im Dossier noch nicht zu belegen. Im Stellungnahmeverfahren lieferte der Hersteller Daten nach – mit positivem Ergebnis. In einem Addendum zu einer Nutzenbewertung hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erneut untersucht, ob Mavacamten Erwachsenen mit symptomatischer hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie (HOCM) einen Zusatznutzen gegenüber einer Therapie nach ärztlicher Maßgabe bietet. Die nunmehr vorliegenden Auswertungen zeigen: Es gibt Vorteile bei der Morbidität und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Insgesamt gibt es daher einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen des neuen Wirkstoffs gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie. Erster spezifischer Wirkstoff im Anwendungsgebiet Die HOCM ist eine genetische Erkrankung des Herzmuskels, bei der die Wände der linken Herzkammer so stark verdickt sind, dass die Kammer verkleinert ist. Durch die Verengung wird der Ausfluss des Blutes aus dieser Kammer während der Systole behindert (Obstruktion), und es kann zu einem Rückstau in die Lungenvenen kommen. Während manche Betroffene kaum etwas davon bemerken, erfahren andere Leistungsminderungen und weitere Symptome wie Müdigkeit, Atemnot, Brustenge, Herzrhythmusstörungen oder Schwindel.

 

Beträchtlicher Zusatznutzen von Mavacamten bei hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie

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Beträchtlicher Zusatznutzen von Mavacamten bei hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie
In einer Dossierbewertung im Jahr 2023 war ein Zusatznutzen wegen unklarer und fehlender Angaben im Dossier noch nicht zu belegen. Im Stellungnahmeverfahren lieferte der Hersteller Daten nach – mit positivem Ergebnis.


In einem Addendum zu einer Nutzenbewertung hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erneut untersucht, ob Mavacamten Erwachsenen mit symptomatischer hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie (HOCM) einen Zusatznutzen gegenüber einer Therapie nach ärztlicher Maßgabe bietet.
Die nunmehr vorliegenden Auswertungen zeigen: Es gibt Vorteile bei der Morbidität und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Insgesamt gibt es daher einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen des neuen Wirkstoffs gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie.

Erster spezifischer Wirkstoff im Anwendungsgebiet

Die HOCM ist eine genetische Erkrankung des Herzmuskels, bei der die Wände der linken Herzkammer so stark verdickt sind, dass die Kammer verkleinert ist. Durch die Verengung wird der Ausfluss des Blutes aus dieser Kammer während der Systole behindert (Obstruktion), und es kann zu einem Rückstau in die Lungenvenen kommen. Während manche Betroffene kaum etwas davon bemerken, erfahren andere Leistungsminderungen und weitere Symptome wie Müdigkeit, Atemnot, Brustenge, Herzrhythmusstörungen oder Schwindel. Vor allem jüngere Patientinnen und Patienten haben zudem ein erhöhtes Risiko eines plötzlichen Herztods.
Während schwere Obstruktionen meist operativ beseitigt werden, steht für leichtere Formen und Betroffene mit geringer bis mittlerer Symptomatik neuerdings mit Mavacamten ein Wirkstoff zur Verfügung, der spezifisch den Herzmuskel entspannt. Dadurch soll das Herz weniger stark schlagen und die linke Kammer besser gefüllt und entleert werden.

Entscheidende Angaben zur Studie nachgereicht

In seinem Dossier hatte der Hersteller 2023 Daten aus der placebokontrollierten Studie EXPLORER-HCM eingereicht. Deren Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten Mavacamten bzw. Placebo jeweils zusätzlich zu nicht gefäßerweiternden Betablockern oder Calciumkanalblockern nach ärztlicher Maßgabe. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit war teils leicht, teils stärker eingeschränkt.
Für viele Patientinnen und Patienten blieb allerdings offen, ob die in der Studie eingesetzte Therapie nach ärztlicher Maßgabe sachgerecht war. Im Stellungnahmeverfahren und nach der mündlichen Anhörung hat der Hersteller hierzu Informationen und Auswertungen nachgereicht.
Damit ist das Hauptproblem behoben, auch wenn noch einige Unsicherheiten verbleiben. Aus den Studiendaten können daher maximal Anhaltspunkte für einen Zusatznutzen abgeleitet werden.

Vorteile bei Morbidität und gesundheitsbezogener Lebensqualität

In der Kategorie Morbidität gibt es bei zwei Endpunkten einen Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen, für einen weiteren Endpunkt einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen von Mavacamten plus Therapie nach ärztlicher Maßgabe gegenüber Placebo plus Therapie nach ärztlicher Maßgabe. In der Kategorie gesundheitsbezogene Lebensqualität kommt ein weiterer Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen hinzu. In den Endpunktkategorien Mortalität und Nebenwirkungen gibt es keine Anhaltspunkte für Vor- oder Nachteile des neuen Wirkstoffs.
Zusammenfassend gibt es für Patientinnen und Patienten mit symptomatischer HOCM (NYHA-Klassen II bis III) einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen von Mavacamten plus Begleittherapie nach ärztlicher Maßgabe gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie.
„Das ist ein erfreuliches Ergebnis für dieses erste spezifische HOCM-Arzneimittel“, meint Volker Vervölgyi, Bereichsleiter im IQWiG-Ressort Arzneimittelbewertung. „Und es zeigt: Das AMNOG-Verfahren funktioniert. Durch die nachgelieferten Informationen konnte Transparenz zum Zusatznutzen von Mavacamten hergestellt werden, insbesondere zum positiven Einfluss auf die Lebensqualität. Diese Bewertung wird daher zukünftig auch die Therapieentscheidung vor Ort unterstützen.“

G BA beschließt über Ausmaß des Zusatznutzens

Die Dossierbewertung ist Teil der frühen Nutzenbewertung gemäß Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) verantwortet. Nach der Publikation von Herstellerdossier und IQWiG-Dossierbewertung reichte der Hersteller im Stellungnahmeverfahren ergänzende Informationen nach. Der G-BA beauftragte daraufhin das IQWiG mit deren Bewertung, die das Institut nun in Form eines Addendums vorlegt. Der G-BA fasst einen abschließenden Beschluss über das Ausmaß des Zusatznutzens.