Prof. Dr. Lars Kaestner: Regelmäßigen Marihuana-Rauchern (Haschisch, Cannabis-Raucher): CAV E: Thronmboserisiko -Gesundheitsgefahr auch für Kriegsflüchtlinge

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Cannabis-Raucher haben höheres Thromboserisiko als Nichtraucher

Ein Team um den Saarbrücker Professor Lars Kaestner, Experte für rote Blutzellen, hat beobachten können, dass bei regelmäßigen Marihuana-Rauchern unmittelbar nach dem Konsum von Cannabis die roten Blutzellen der Raucher verstärkt anschwellen. 

  • Da sich gleichzeitig die Gefäße verengen, steigt damit das Thromboserisiko kurzfristig an. 

Ob damit eine tatsächliche Gesundheitsgefahr einhergeht, ist allerdings nicht geklärt. 

Die Studie wurde im American Journal of Hematology veröffentlicht. 

Professor Dr. Lars Kaestner Professor Dr. Lars Kaestner Thorsten Mohr  Universität des Saarlandes/

 Es ist ein seit Jahren hitzig diskutiertes Thema in Deutschland: 

Die Freigabe von Cannabis für den privaten Konsum. 

Befürworter betonen, dass Haschisch, Marihuana und andere Produkte der Hanfpflanze „Cannabis sativa“ gesundheitlich keine schwerwiegenden Auswirkungen hätten.  

Gegner der Freigabe warnen vor körperlich und psychisch schwerwiegenden Auswirkungen bis hin zur Gefahr, dass Cannabis als Einstiegsdroge für härtere Drogen gelten könnte.

Wie auch immer diese Debatte letztendlich ausgeht, eine körperliche Reaktion ist nun wissenschaftlich geklärt: 

  • Regelmäßige Cannabis-Raucher haben unmittelbar nach dem Rauchen ein gesteigertes Thromboserisiko. 

Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Professor Lars Kaestner von der Universität des Saarlandes in einer Studie herausgefunden, die nun im American Journal of Hematology veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler verglichen dabei die Blutzellen von drei Marihuana-Rauchern mit den Blutzellen dreier in etwa gleichaltriger (ca. Mitte 30) Nichtraucher miteinander.

  • „Wir haben beobachten können, dass, unmittelbar nachdem Erythrozyten mit dem Cannabis-Wirkstoff Dronabinol in Berührung kommen, diese anschwellen“, erklärt Lars Kaestner, „und zwar bei regelmäßigen Marihuana Rauchern stärker als bei Nichtrauchern“. 
  • Der Effekt lasse nach kurzer Zeit wieder nach, eine dauerhafte Veränderung war nicht zu beobachten. 
  • Der im Cannabis enthaltene Wirkstoff Dronabinol – auch bekannt als Tetrahydrocannabinol (THC) – stimuliert dabei einen bestimmten Ionenkanal an den Erythrozyten namens TRPV2. 

Dieser Kanal, der die Aufnahme und Abgabe bestimmter Botenstoffe in die Zelle und aus der Zelle heraus reguliert, sorgt in der Folge dafür, dass die Konzentration von Natrium-Ionen in der Blutzelle steigt und vermehrt Wasser aufgenommen wird. 

„Dadurch schwillt die Zelle an“, erklärt Lars Kaestner.

Innerhalb einer Stunde fänden die Zellen wieder in ihre ursprüngliche, Diskus-Form zurück.

Innerhalb dieser Zeit steige jedoch das Thromboserisiko für Cannabis-Raucher leicht an, so Lars Kaestner. 

  • Dadurch, dass zum einen die Blutzellen größer und runder sind, bleiben sie in kleinen Kapillaren eher stecken. 
  • Zudem verengen sich beim Rauchen von Cannabis die Gefäße, was das Risiko für Mikro-Thrombosen ebenfalls erhöht.“ 

Dass damit tatsächlich auch eine Gesundheitsgefahr einhergehe, kann der Biophysiker allerdings nicht sagen. Diese Frage war nicht Teil der Studie.

Wer sich allerdings nun sorge, dass durchs Rauchen von Cannabis eine gefährliche Thrombose entstehe, sollte Lars Kaestners so simplen wie wirkungsvollen Ratschlag beherzigen: 

„Man kann ja auch einfach aufhören zu rauchen.“

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Originalpublikation:

Flormann, D., Qiao, M., Murciano, N., Iacono, G., Darras, A., Hof, S., Recktenwald, S.M., Rotordam, M.G., Becker, N., Geisel, J., Wagner, C., von Lindern, M., van den Akker, E. and Kaestner, L. (2022), Transient receptor potential channel vanilloid type 2 in red cells of cannabis consumer. Am J Hematol. https://doi.org/10.1002/ajh.26509


Prof. Dr. Christl Reisenauer: Belastungsinkontinenz, Mischharnkontinenz oder Dranginkontinenz auch bei Kriegsflüchtlingen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Harninkontinenz der Frau: Erste vereinheitlichte S2k-Leitlinie erschienen

Die Harninkontinenz gehört zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Frauenheilkunde und betrifft ca. 30 Prozent aller Frauen. 

Für die Betroffenen kann die Erkrankung massive Beeinträchtigungen der Lebensqualität auf physischer, psychischer, sozialer und ökonomischer Ebene zur Folge haben und stellt somit ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem für Frauen aller Altersklassen dar. 

Zur Vereinheitlichung der Behandlung von entsprechenden Patientinnen hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) nun die erste S2k-Leitlinie zu diesem Thema veröffentlicht

„Die vorliegende Leitlinie verfolgt das Ziel, alle wissenschaftlich relevanten Informationen zur Belastungskontinenz und Überaktiven Blase/Dranginkontinenz zu bündeln, die bislang in getrennten Leitlinien dargestellt wurden“, unterstreicht Prof. Anton Scharl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG). 

  • Auch wurde der diagnostische Teil zur Beckenbodensonographie bei Harninkontinenz einer weiteren Leitlinie in diese zusammenfassende Handlungsempfehlung integriert.


Zusammenführung mehrerer Leitlinien

Der Fokus liegt auf den diagnostischen Ansätzen und unterschiedlichen Therapieformen von Harninkontinenz. 

Erarbeitet wurde die Leitlinie unter der Federführung der DGGG e. V. mit Beteiligung zahlreicher weiterer Fachgesellschaften. 

Die Empfehlungen beziehen sich auf die Therapie von erwachsenen Frauen im ambulanten sowie stationären Versorgungsbereich.

„Mit der neuen S2k-Leitlinie ist eine umfassende Darstellung der Harninkontinenz gelungen, die dazu beiträgt eine angemessene Versorgung der betroffenen Frauen in Diagnostik und Therapie zu garantieren und individualisierte Behandlungsoptionen zu verbessern.“
Prof. Dr. Christl Reisenauer (Tübingen)
DGGG-Leitlinienkoordinatorin

Koffeinkonsum und Übergewicht als Risikofaktoren


Die ausführliche und sorgfältige Anamnese – so betonen die AutorInnen – ist der erste und grundlegende Schritt bei der Behandlung. 

Auch die Untersuchungs- und Behandlungserwartungen sollten in diesem Zuge ermittelt werden. 

  • Je nach Art der Erkrankung – Belastungsinkontinenz, Mischharnkontinenz oder Dranginkontinenz – wird zwischen konservativer, medikamentöser und operativer Therapie unterschieden. 
  • Die konservative Therapie erstreckt sich auf einfache klinische Maßnahmen, lebensstilbezogene Interventionen, wie etwa Koffeinreduktion, körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion, und individuelle Verhaltens- und Physiotherapie. 
  • Für die medikamentöse Therapie wird je nach Ausprägung der Harninkontinenz der Einsatz von entsprechenden Arzneimitteln empfohlen. 

Führen konservative und medikamentöse Maßnahmen nicht zum erwünschten Erfolg sieht die Leitlinie individuelle operative Therapien vor. 

  • Zuletzt widmen sich die AutorInnen der Diagnose und Behandlung von urogenitalen Fisteln, die eine Harninkontinenz herbeiführen können.


„Diese Leitlinie bietet ein breites diagnostisches und therapeutisches Instrumentarium, dessen Anwendung sich am Leidensdruck und an der Therapiemotivation der Patientin orientiert. 

Eine fachgerechte Diagnostik und eine gut fundierte Beratung kann jeder betroffenen Frau die Chance auf eine individualisierte Behandlung eröffnen.“
PD Dr. Gert Naumann (Erfurt)
DGGG-Leitlinienkoordinator

An der Erstellung der insgesamt 262 Seiten umfassenden Handlungsempfehlung waren 32 AutorInnen aus elf Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt. Finanziell unterstützt wurde dieses Leitlinienprojekt durch das DGGG-Leitlinienprogramm.

Leitlinien sind Handlungsempfehlungen. Sie sind rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.

Zur Leitlinien-Detailansicht: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-091.html 

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/das-klinikum/mitarbeiter/1737

 
https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/erfurt/unser-angebot/unsere-mitarbeite...


Originalpublikation:

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-091l_S2k_Harninkontinenz-der-Fr...


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