Prof. Dr. med. Florian Lordick: Palliativmedizinischen Behandlungsbedarf - Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Unheilbarer Krebs: Patienten benötigen frühe palliativmedizinische Unterstützung

Zum ersten Mal in Deutschland wurden unheilbar erkrankte Krebspatienten ab dem Zeitpunkt ihrer Diagnose systematisch nach ihrem palliativmedizinischen Behandlungsbedarf befragt und ein Jahr begleitet. 

  • Die Beobachtungen an 20 Behandlungszentren in ganz Deutschland zeigen, dass die Betroffenen von Beginn an körperlich sowie seelisch stark belastet sind und palliativmedizinische Unterstützung benötigen. 

Die Studie, geleitet aus dem Universitären Krebszentrum Leipzig (UCCL), ist nun in der renommierten Fachzeitschrift „The Oncologist“ veröffentlicht worden.

  • Der Bedarf an unterstützender Behandlung zum frühesten Zeitpunkt nach Diagnosestellung von unheilbarem Krebs und während des Krankheitsverlaufs ist bisher kaum erforscht. 

Deshalb haben Experten des Netzwerks „Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin“ der Deutschen Krebsgesellschaft um Studienleiter Prof. Dr. Florian Lordick, Direktor des Universitären Krebszentrum Leipzig (UCCL), 500 Patienten im Alter zwischen 25 und 89 Jahren dazu befragt. 

Das Besondere: 

Die Betroffenen wurden ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung und vor Therapiebeginn begleitet. Lordick resümiert: 

„Es besteht eine dringende Notwendigkeit für einen frühen Zugang zu unterstützender palliativmedizinischer Versorgung der Betroffenen in vielen Belangen, einschließlich psycho-sozialer Hilfe.“ 

  • Bei der Palliativmedizin steht nicht die Heilung im Vordergrund, sondern der Erhalt von Lebensqualität, Schmerzlinderung, die Behandlung anderer körperlicher Beschwerden und von Problemen psychosozialer und spiritueller Art.
  • Zwei Drittel der Patienten, bei denen unheilbarer Krebs diagnostiziert worden war, berichteten über einen sofortigen, erheblichen körperlichen und seelischen Leidensdruck. 

Die Studie zeichnet ein komplexes Versorgungsbild von 20 Krebsbehandlungszentren aus ganz Deutschland, von der Universität bis zum kommunalen Umfeld, von der ambulanten bis zur stationären Versorgung. Onkologe Lordick erklärt: „Die Erkrankten hatten ein sehr hohes Interesse an der Befragung, obwohl sie sich in einer sehr schwierigen Situation befanden und bei der Studie ihr Inneres ein Stück nach außen kehren mussten. Das hat uns gezeigt, dass ihnen dieses Thema sehr wichtig ist.“

Die Patienten wurden zu Beginn, drei, sechs und zwölf Monate nach der Diagnose unheilbarer Erkrankungen von Lungen- (217), Magen-Darm- (156), Kopf und Hals- (55), gynäkologischem (57) und Hautkrebs (15) befragt. 

Dabei waren die Not der Betroffenen, die Symptombelastung, die Lebensqualität und der unterstützende Pflegebedarf zentrale Themen.

Die Studie belegt, wo der Bedarf der Betroffenen besonders hoch ist. 

Mehr als 30 Prozent der Erkrankten berichteten von Angst und Depressivität kurz nach der Diagnose. 

  • Sehr stark geprägt waren die Beschwerden auch von Energiemangel, Ernährungs- und Verdauungsproblemen sowie Schmerzen. 

Beim Vergleich von Patienten mit verschiedenen Krebserkrankungen zeigten diejenigen mit Magen-, Speiseröhren-, Leber- oder Kopf-Hals-Tumoren über den gesamten Beobachtungszeitraum die höchste Belastung.

Aus den Studienergebnissen lassen sich klare Folgerungen für die Praxis ableiten, sagt Lordick und erklärt: 

„An Krebszentren muss es kompetente palliativmedizinische Angebote sowohl stationärer als auch ambulanter Art geben. 

Diese umfassen auch spezialisierte Ernährungsberatung, Schmerzbehandlung sowie Physiotherapie und psycho-soziale Unterstützung.“ 

Die Ergebnisse unterstrichen die Notwendigkeit, ein flächendeckendes Symptom-Screening sowie frühpalliative medizinische Versorgung einzuführen, schlussfolgert der Experte der Universitätsmedizin Leipzig.

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Prof. Dr. med. Florian Lordick
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E-Mail: direktion.UCCL@medizin.uni-leipzig.de
Web: http://www.krebszentrum-leipzig.de 

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E-Mail-Adresse: carsten.heckmann@zv.uni-leipzig.de

Originalpublikation:

Titel der Originalpublikation in "The Oncologist":
"Symptom burden and palliative care needs of patients with incurable cancer at diagnosis and during the disease course", https://doi.org/10.1002/onco.13751


Prof. Dr. Okka Hamer: COVID-Pneumonie - CT und Röntgen als Unterstützung der COVID-Diagnosestellung

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: UKR: Prognose für Verlauf einer COVID-Pneumonie mittels Röntgendiagnostik

SARS-CoV-2 legt das öffentliche Leben weiterhin lahm. 

Doch anders als am Beginn der Pandemie sind die Ärzte und Wissenschaftler nun besser auf die speziellen Anforderungen, die das Virus an die Medizin stellt, vorbereitet. 

Durch den gezielten Einsatz der Computertomografie (CT) unterstützt das Institut für Röntgendiagnostik des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) die behandelnden Intensivmediziner und kann anhand der Bilder eine Prognose über den Schweregrad des vom Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Lungenentzündung (Pneumonie) erstellen. 

  • Denn die Radiologische Bildgebung kann pandemische Lungeninfektionen erkennen, bewerten, messen und nachverfolgen. 

 v.li.: Prof. Dr. Okka Hamer, Leiterin Kardiopulmonale Bildgebung, und Prof. Dr. Christian Stroszczynski , Direktor Institut für Röntgendiagnostik.

 v.li.: Prof. Dr. Okka Hamer, Leiterin Kardiopulmonale Bildgebung, und Prof. Dr. Christian Stroszczynski , Direktor Institut für Röntgendiagnostik. Klaus Völcker UKR

Es war und ist zum Teil noch immer eine große Unbekannte. 

Was auf einem Markt im chinesischen Wuhan begann, hat sich rasend schnell zu einer globalen Pandemie entwickelt. Nun, ein Jahr später, hält das Coronavirus SARS-CoV-2 die Welt weiter fest umklammert. Über 2,6 Millionen Menschen haben durch das Virus ihr Leben verloren, und es versterben weiterhin täglich Menschen an den Folgen einer COVID-Pneumonie.

CT und Röntgen als Unterstützung der COVID-Diagnosestellung

Während die erste Welle Politik, Bevölkerung und Mediziner gleichermaßen überraschte, hat sich seitdem gerade das Instrumentarium für die Diagnosestellung und Nachverfolgung einer COVID-19-Erkrankung rasant weiterentwickelt. 

Einen wichtigen Baustein dazu liefern die Computertomografie und die Röntgendiagnostik. 

„In der ersten Welle waren die PCR-Tests noch fehleranfällig und langsamer. 

Da sich die COVID-19-Pneumonie mit einem relativ typischen Bild in der Lunge äußert, konnten wir mit der Röntgenthoraxaufnahme und Computertomografie helfen, die Erkrankung schnell zu diagnostizieren und gleichzeitig das Ausmaß der Lungenbeteiligung zu bestimmen. 

Inzwischen sind die Tests drastisch verbessert, so dass sich die Aufgabe der Bildgebung verändert hat. Wir konzentrieren uns jetzt auf die schwerer erkrankten Patienten, da wir gelernt haben, wie wir mit der Bildgebung einen Beitrag zur Prognoseabschätzung leisten können. Zudem können wir Komplikationen wie eine Lungenembolie erkennen“, erklärt Professor Dr. Okka Hamer, Leiterin der Kardiopulmonalen Bildgebung des Instituts für Röntgendiagnostik des Universitätsklinikums Regensburg. Die Spezialisten des Instituts befassen sich schon seit Beginn der Pandemie intensiv mit dem gezielten Einsatz von Thorax-CT und Thorax-Röntgen. Auch der erste bundesweit komplett dokumentierte Fall wurde von Professor Hamer und ihrem Team publiziert. Dabei handelt es sich um die erste befundete Fallanleitung unter Berücksichtigung aller medizinischen Begleitumstände.

  • Erfahrungen aus China zeigten, dass auch bei einem negativen PCR-Test und bei typischen klinischen Symptomen die Thorax-CT schon im frühen Stadium einer COVID-19-Erkrankung pneumonische Verdichtungen zeigen kann, die suggestiv für eine COVID-19-Pneumonie sind. 

„Wir können einen entscheidenden Beitrag zum klinischen Management der Behandlung leisten“, sagt Professor Dr. Christian Stroszczynski, Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik des UKR.“ Gerade die CT-Bildgebung hilft uns hier sehr. Durch neue Techniken können wir die Strahlendosis drastisch reduzieren, so dass die Belastung kaum größer ist als bei einer Röntgenthoraxaufnahme. Das UKR hat für die Befundung von COVID-19-Patienten eigens ein modernes Multislice CT von der Bayerischen Staatsregierung zugeteilt bekommen. 

  • „Dank diesem hochauflösenden CT können wir nun noch besser infektiöse und immunvermittelte Entzündungen in der Lunge erkennen“, so Professor Stroszczynski weiter.


Anzeichen für eine COVID-19-Pneumonie in der Bildgebung

  • Eine COVID-19-Pneumonie äußert sich häufig durch ein Mischbild aus sogenanntem Milchglas und Konsolidierungen in der Lunge. 
  • Zusätzlich kann, insbesondere in späteren Stadien der Erkrankung, ein „Crazy Paving“, eine durch glatt berandete Retikulationen überlagerte Milchglastrübung, auftreten. 

„Diese Verdichtungen finden sich bilateral und multifokal in den Mittel- und Unterfeldern der Lunge“, so Professor Hamer. 

„In Abgrenzung zu Pneumonien, die von anderen Erreger verursacht werden, fällt auf, dass die COVID-19-Pneumonie vor allem die Peripherie der Lunge befällt und zumindest anteilig scharf berandet ist, das ist ungewöhnlich.“

Beurteilung und Nachbehandlung von Long-COVID- bzw. Post-COVID-Fällen

Aufgrund der relativ kurzen Zeitspanne seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie, ist es besonders wichtig, möglichst viele Erkenntnisse aus den Aufnahmen der bisher behandelten COVID-19-Patienten zu gewinnen. „Im Augenblick beschäftigen uns aber nicht nur die akut erkrankten Patienten, sondern auch solche, die in der ersten Welle erkrankt waren und immer noch unter zum Teil sehr einschränkenden Langzeitfolgen leiden“, weiß Professor Hamer. „Wir erforschen dieses sogenannte Long-COVID-Syndrom in enger Zusammenarbeit mit den Pneumologen. Dabei gilt es viele Fragen zu beantworten wie etwa: 

„Findet sich bei den Betroffenen ein bildgebendes Korrelat in der Lunge? Können wir hierfür schon in der akuten Phase Hinweise finden? Wie können wir den Patienten helfen?“

Bundesweites universitäres Netzwerk zur Standardisierung von Befundschemata

Um das bewerkstelligen zu können, haben sich unter dem Dach des „Netzwerks Universitätsmedizin“ (NUM) alle Radiologischen Kliniken und Abteilungen der 34 deutschen Universitätsklinika zum Radiological Cooperative Network zur COVID-19-Pandemie (Racoon) zusammengeschlossen. Ziel von Racoon ist eine strukturierte Erfassung radiologischer Daten von COVID-19-Fällen. Das dient zum Datenvergleich, als Entscheidungsgrundlage für epidemiologische Studien, als Lageeinschätzung, als Frühwarnmechanismus wie auch zur Unterstützung bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) in der Röntgendiagnostik, der Automatisierung diagnostischer und bildverarbeitender Schritte. „Wir können so in einem großen Pool alle Daten, natürlich anonymisiert und datenschutzkonform, sammeln und auswerten; ein solches konzertiertes Vorgehen ist einmalig und sicher auch wegweisend für zukünftige Herausforderungen“, ist Professor Hamer von der Zusammenarbeit der Universitätsmedizin überzeugt.

Doch nicht nur bundesweit bringt sich das UKR in die Forschungsarbeit rund um die Erkennung und Auswertung von COVID-19-Pneumonien sowie der daraus resultierenden Super-Infektionen und Lungenembolien ein. „In Regensburg arbeiten wir eng mit den in der Stadt ansässigen Krankenhäusern unterschiedlicher Versorgungsstufen sowie mit der Lungenfachklink in Donaustauf zusammen. Dies ermöglicht es uns, die Erkrankung in verschiedenen Stadien umfassend zu untersuchen“, sagt Professor Stroszczynski. Während am UKR nur schwerstkranke, zum großen Teil ECMO-pflichtige COVID-19-Patienten versorgt werden, liefern die wissenschaftlichen Kooperationskliniken Daten von weniger schweren Verlaufsformen der Erkrankung bzw. von der Zeit nach einer schweren Erkrankung und der Rehabilitationsphase. 

Dazu wurde am UKR ein eigenes spezielles Befundschema entwickelt, welches, durch aktuelle Daten gespeist, immer wieder weiterentwickelt wird und auch anderen Kliniken zur Verfügung gestellt wird und selbstverständlich auch in Racoon einfließt. 

Dieses Zusammenspiel in der Long-COVID-Forschung auf regionaler wie auf Bundesebene sichert quantitativ wie qualitativ das wissenschaftliche Arbeiten sowie in erster Linie die Versorgung der Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion. 

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