CAVE-Untersucher: Körperhaltung und Bewegungsmuster von Patienten

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Auf die Haltung kommt es an: Wie sich die Körperhaltung auf Psyche und Handeln auswirkt

In einer aktuellen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse konnten Psychologen belegen, dass es eine eindeutige Auswirkung der Körperhaltung und von Bewegungsmustern auf die Psyche gibt. 

Beteiligt waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Aarhus in Dänemark, der Columbia University in New York und der Universität Witten/Herdecke. 

Die Arbeit ist jetzt in der renommierten Zeitschrift „Perspective on Psychological Science“ erschienen. (https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/1745691620919358

Prof. Dr. Johannes Michalak
Prof. Dr. Johannes Michalak Jürgen Appelhans
 
Einer der Autoren, Prof. Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke, sagt:

„Uns hat vor allem interessiert, ob der Effekt von Bewegungen und Körperhaltungen wirklich robust ist, sich also in unterschiedlichen Studien immer wieder findet oder ob er eher darauf zurückzuführen ist, dass in wissenschaftlichen Zeitschriften vor allem positive Befunde veröffentlicht werden und keine Null-Befunde“.

Mit speziellen Verfahren zu statistischen Kontrolle des sogenannten Publikationsbias wurden Ergebnisse von über 70 Studien analysiert.

Es zeigte sich, dass der Effekt des Körpers auf die Psyche robust ist und unterschiedliche emotionale und verhaltensbezogene Variablen, wie Gefühle, das emotionale Gedächtnis oder die Risikobereitschaft durch das motorische System beeinflusst werden.

  • Effekte auf das Hormon-System konnte allerdings nicht robust nachgewiesen werden. 

Und noch ein wichtiges Ergebnis zeigte die Studie. Prof. Michalak:

  • „Unsere Analysen haben ergeben, dass eine zusammengesunkene Körperhaltung sich negativ auf den Zustand der Probanden auswirkt. 
  • Allerdings haben wir keine Hinweise für die positiven Effekte einer betont expansiven Körperhaltung im Sinne des Power-Posing gefunden.“

Zum Hintergrund und der wissenschaftlichen Diskussion:

Ein großes öffentliches Interesse an dieser Frage hatte 2010 eine Studie des Forscherteams um Dana Carney und Amy Cuddy von der Harvard Business School zum sogenannten Power-Posing ausgelöst. In dieser Studie zeigten Probanden, die eine weite, offene und raumeinnehmende Körperhaltung, die Macht verkörpern sollte, einnahmen im Gegensatz zu Probanden, die eine zusammengesunkene Köperhaltung einnahmen, mehr Risikobereitschaft, mehr Gefühle der Macht und Veränderungen im Hormonspiegel (höhere Testosteron und verringerte Cortisol-Konzentrationen).

Ein TED-Talk, bei dem Amy Cuddy ihre Ergebnisse vorstellte und Power-Posing als Weg zur Veränderungen von Verhalten und psychologischen Zuständen präsentierte, wurde mehr als 50 Millionen mal geschaut.

Allerdings wurde diese Studie schnell wegen methodischer Mängel und gemischter Replikationsergebnisse kritisiert.

Mittlerweise sind eine Vielzahl von Studien zu der Frage durchgeführt worden, wie sich Körperhaltung und Bewegungsmuster auf Emotionen und Verhalten auswirken. 

„Die Forschung ist nämlich wichtig, um Menschen mit depressiven Erkrankungen in Zukunft besser helfen zu können.

In den Studien, die in die Metanalyse aufgenommen worden sind, wurden immer nur kurzeitige Effekte untersucht.

In Zukunft sollte man Studien dazu durchführen, ob sich ein Training von Körperhaltung oder Bewegungsmustern auch längerfristig auf den Zustand und die Symptome von depressiven Patienten auswirken, empfiehlt Michalak.

Elkjær, E., Mikkelsen, M.B., Michalak, J., Mennin, D. S. & O’Toole, M.S. (2020). Expansive and contractive postures and movement: A systematic review and meta-analysis of the effect of motor displays on affective and behavioral responses. Perspectives on Psychological Science. doi: 10.1177/1745691620919358


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Originalpublikation:
Elkjær, E., Mikkelsen, M.B., Michalak, J., Mennin, D. S. & O’Toole, M.S. (2020). Expansive and contractive postures and movement: A systematic review and meta-analysis of the effect of motor displays on affective and behavioral responses. Perspectives on Psychological Science. doi: 10.1177/1745691620919358

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Kinderherzmedizin - MRT-Untersuchungen mit Dr. Hanna Münzfeld - Studie bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Frühe und präzise Einblicke

Bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern können bereits im Mutterleib auch Veränderungen des Gehirns auftreten. 

In einer neuen Studie wollen DHZB-Forscherinnen mithilfe von MRT-Untersuchungen herausfinden, wie sich diese Veränderungen auf die kognitive Entwicklung auswirken und wie ihnen durch gezielte Fördermaßnahmen entgegengewirkt werden kann. 
 
Dank intensiver Forschung und damit immer besseren Möglichkeiten der Kinderherzmedizin haben auch Kinder mit schweren angeborenen Herzfehlern heute in den meisten Fällen die Aussicht auf eine hohe Lebenserwartung und -Qualität. 

  • Nach wie vor besteht aber ein erhöhtes Risiko für eine verzögerte Entwicklung der Kinder in Bezug auf Sprache, Motorik und Kognition.

Als wahrscheinlichste Ursache hierfür galten bisher die bei ausgeprägten angeborenen Herzfehlern nötigen, sehr komplexen Herzoperationen mit entsprechend hohen Belastungen für den kindlichen Organismus. 

Der bestmögliche Schutz insbesondere des Gehirns während dieser Eingriffe ist daher seit vielen Jahren das Ziel intensiver Forschung am DHZB.

  • Mittlerweile haben neue Studien aber auch gezeigt, dass bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern bereits im Mutterleib Veränderungen der Hirnstruktur auftreten können. 
Ob und wie sie sich auf die weitere Entwicklung auswirken, ist aber noch völlig unklar.

Diese Wissenslücke will ein Forschungsteam am Deutschen Herzzentrum Berlin unter Leitung von Prof. Dr.med. Katharina Schmitt und PD Dr.med. Constanze Pfitzer mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) schließen.

  • Dabei sollen werdende Mütter, bei deren Kindern im Ultraschall ein angeborener Herzfehler diagnostiziert wurde, noch vor der Geburt des Kindes im MRT untersucht werden. 

Diese – für Mutter und Kind völlig gefahrlose – Untersuchungsmethode ermöglicht einen detaillierten Blick in das Gehirn des Kindes und damit die Untersuchung, ob und welche Veränderungen bereits intrauterin (in der Gebärmutter) vorhanden sind.
  • Im Alter von etwa drei bis vier Monaten werden die Kinder erneut im MRT untersucht. 
  • Außerdem führt eine erfahrene Psychologin im Alter von 12 Monaten einen Test durch, wie gut die psychomotorischen Fähigkeiten sich entwickelt haben.
„Je früher wir Veränderungen des Gehirns feststellen können und je besser wir verstehen, wie sie sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken, desto besser können wir einer verzögerten Entwicklung durch gezielte Fördermaßnahmen schon im Säuglingsalter entgegenwirken“, fasst PD Dr. Constanze Pfitzer das Ziel der Studie zusammen.
Im ersten Schritt sollen zehn Schwangere in die Studie eingeschlossen werden.

Ihre Rekrutierung erfolgt im Rahmen der regulären Schwangerschaftskontrolluntersuchungen im Ambulanten Gesundheitszentrum für Pränatale Diagnostik und Therapie an der Klinik für Geburtsmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Diagnostik und Therapie  

Die Auswertung der MRT-Aufnahmen erfolgt in der Klink für Radiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin durch Dr. Hanna Münzfeld.

Die MRT-Diagnostik wird in diesem Fall nicht von den Krankenkassen übernommen.

  • Das Forschungsprojekt wird deshalb von der Gesellschaft der Freunde des Deutschen Herzzentrums Berlin e.V., kurz Herzfreunde, gefördert.

„Wir sind überzeugt, mit dieser Studie bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern den Grundstein für einen noch besseren Start ins Leben legen zu können“, sagt PD Dr. Constanze Pfitzer, „den Herzfreunden gilt dafür unser herzlicher Dank!“

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