Alte und chronisch kranke Menschen

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Keine Experimente mit der alten und chronisch kranken Bevölkerung ohne wissenschaftliche Begleitung

Mit Hochdruck wird derzeit an dem Ausstiegskonzept aus dem Maßnahmenpaket zur sozialen Distanz gearbeitet. 

Alte und chronisch kranke Menschen sollen weiterhin zu Hause bleiben. 

Das EbM-Netzwerk fordert nachdrücklich eine Politik-unabhängige, prospektiv geplante Begleitforschung der Implikationen der verordneten Maßnahmen. 
 
Bundesminister Spahn kündigt jetzt an, bis Ostern ein Ausstiegskonzept aus den umfangreichen Maßnahmen zur sozialen Distanz, Beschränkung der Kontakte und des gesellschaftlichen Lebens vorzulegen.

Die alten und chronisch kranken Menschen müssten weiterhin die Kontakte einschränken und zu Hause bleiben.

Distanz und Isolation also für eine Bevölkerungsgruppe mit erhöhtem Sterberisiko.

  • In Anbetracht der schwachen oder fehlenden Evidenz letztlich ein nationenweites unkontrolliertes Experiment. 

Eine Evaluierung der Effekte der Maßnahmen sei nicht geplant, dazu sei der Handlungsdruck zu groß.

Das QUEST Center (Quality, Ethics, Open Science, Translation) fordert zusammen mit dem EbM-Netzwerk und der Akademie für Ethik in der Medizin, die Wirkungen und unerwünschten gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Kollateraleffekte der ergriffenen Maßnahmen zu untersuchen. Keinesfalls darf jetzt der Eindruck entstehen, dass es mit der umfangreichen BMBF-Förderung eines Forschungsnetzwerks der deutschen Universitätsmedizin getan ist. Dieses soll die Forschungsaktivitäten in der Universitätsmedizin zur Bewältigung der aktuellen Pandemie-Krise bündeln. Die Covid-19 Pandemie ist bei Weitem nicht nur ein Problem der medizinischen Grundlagenforschung, klinischer Therapiestudien und intensivmedizinischer Verfahrensweisen. Dringlich sind ebenso Fragen der Versorgungsforschung, Pflegewissenschaft und Public Health.

Ganz real bedrohliche Zustände zeichnen sich zum Beispiel in den Settings jenseits der Universitätsmedizin ab, wo mehrheitlich alte und gebrechliche Menschen begleitet werden:

In der hausärztlichen Versorgung, der ambulanten professionellen und familialen Pflege und in den Heimen.

Unsere Pflegeheime haben sich inzwischen mehrheitlich zur Außenwelt verschlossen. Die Bewohner*innen können keinen Besuch mehr von Angehörigen und Freund*innen empfangen, da diese als Überträger fungieren könnten. 

  • Das Personal jedoch ist täglich zugehend und so erscheint das Pflegeheim als der perfekte Inkubator für die Verbreitung der Infektion. 

Von den Pflegenden geht vermutlich eine ungleich große Gefahr für Übertragung aus, denn sie stehen im körpernahen Kontakt mit vielen Menschen. Derweilen wird der eklatante Mangel in der Ausstattung mit Hygieneartikeln und Desinfektionsmitteln beklagt. Eine Umsetzung der vom Robert Koch Institut empfohlenen Schutzmaßnahmen ist so nicht möglich. Diese Klagen werden auch in der ambulanten Pflege erhoben, in der die Mehrzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland begleitet werden. Neben dem erhöhten Infektionsrisiko dieser vulnerablen Gruppe, die ja nun gerade besonders geschützt werden soll, sind die psychosozialen Folgen der Kontaktbeschränkung unvorhersehbar. Es ist fahrlässig, dies alles nicht systematisch begleitend dokumentieren zu wollen, um später Rückschlüsse daraus ziehen zu können. 

In den Heimen sind derweilen die Qualitätsprüfungen des MDK ausgesetzt und Dokumentationspflichten wurden gelockert.

Andere soziale Notlagen wie die Engpässe in der häuslichen Begleitung von Pflegebedürftigen durch ausländische Betreuer*innen zeichnen sich ab.

Geschlossene Grenzen, Quarantäne und Furcht wird viele der in geschätzt 300.000 deutschen Haushalten lebenden Betreuer*innen abhalten, die alten und pflegebedürftigen Menschen weiter zu begleiten.

Es ist fahrlässig, eine systematische Dokumentation des Zusammenbruchs dieses sozialen Arrangements zu unterlassen.

Benötigt wird eine Politik-unabhängige, prospektiv geplante Protokoll-gestützte Begleitforschung der Implikationen der verordneten Maßnahmen.

Schon jetzt aber sollten Wissenschaftler*innen, die sowieso gerade empirische Studien in Pflegesettings durchführen, ihre Protokolle anpassen und Prozessdaten zum Covid-19 Geschehen erheben.

Und natürlich können und müssen in dieser Situation Modelle entwickelt und erprobt werden, die die älteren und vulnerablen Gruppen schützen könnten, ohne den Zugang zu ihren Angehörigen und Vertrauten zu beschneiden und sie dem Risiko ständig wechselnder und schlecht geschützter Pflegender auszusetzen. So viel Zeit muss sein!

Am Ende der Pandemie muss eine sorgfältige Analyse der Auswirkungen der Maßnahmen und ein vertieftes Verständnis ihres Nutzens und Schadens stehen.

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TOP-Untersucher-CAVE-Einladung: Ernährungsstatus der Patienten COVID-19-Erkrankung - das Coronavirus SARS-CoV-2

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: UKSH startet bundesweite Ernährungsstudie zur Verbesserung des Verlaufs von COVID-19

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, startet ab sofort eine Studie zur Wirksamkeit einer molekularen Ernährungsintervention bei Patientinnen und Patienten mit einer frühen COVID-19-Erkrankung, die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 hervorgerufen wird. 

Dabei geht es darum, milde Erkrankungen zu stabilisieren und die Zahl schwerer Verläufe, die eine Sauerstofftherapie im Krankenhaus nötig machen, zu reduzieren. 

Dazu soll gezielt der Ernährungsstatus der Patienten optimiert werden. 

Bundesweit sollen rund 1.300 ambulante Patientinnen und Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion, bei denen leichte bis mittelschwere Symptome auftreten, in die Studie eingeschlossen werden. 


Durchgeführt wird das Vorhaben von Prof. Dr. Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Prof. Dr. Matthias Laudes, Leiter der Ernährungsmedizin der Klinik, Prof. Dr. Wolfgang Lieb, Direktor des Instituts für Epidemiologie des UKSH und der Universität zu Kiel sowie dem Kompetenznetz Darmerkrankungen e. V.

Hintergrund des Forschungsprojektes ist der begründete Verdacht, dass Mangelernährung ein wesentlicher Risikofaktor für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung ist. 

In einer Arbeit, die bereits 2012 im renommierten Fachblatt Nature veröffentlicht worden ist, konnten Prof. Schreiber und seine Kollegen zeigen, dass der negative Einfluss einer Mangelernährung auf das Immunsystem insbesondere auf eine einzelne Aminosäure zurückzuführen ist.

  • „Der Körper baut darüber hinaus bei chronischen Entzündungen die essentielle Aminosäure Tryptophan ab und wandelt sie in Stoffwechselprodukte um, die selbst entzündungsfordernd sind. 
  • Ebenso wird Deckzellen der Lunge und des Darms lebenswichtige Energie entzogen“, sagt Prof. Schreiber. 
Der Entzug von Tryptophan konnte bei Patienten mit der Infektionskrankheit SARS oder nach einer Ansteckung mit dem Virus MERS-CoV ebenso wie bei Grippekranken beobachtet werden. 

In Folgestudien stellten Prof. Schreiber und viele andere Forschungsgruppen fest, dass molekulare Ernährungsinterventionen im Tiermodell eine reparierende Wirkung für die Immunfunktion haben und ihnen eine wesentliche antientzündliche Wirkung zukommt.

Als tägliche Gabe über vier Woche werden nun zwei ernährungsrelevante Interventionen angeboten.

Die Hälfte der Patienten wird 1.000 mg Vitamin B3 bekommen, die andere Hälfte erhält das Heilmittel Kieselerde. 

Teilnehmer werden noch in die Studie aufgenommen.

Informationen dazu finden Interessierte ab 1. April auf der Internetseite www.covid19trial.de.

Besonders angesprochen sind Ärztinnen und Ärzte, die ihren frisch diagnostizierten Patienten eine Behandlungsoption bieten wollen, und Betroffene, bei denen eine SARS-CoV-2 Infektion nachgewiesen wurde und die Symptome haben. 

Die Studienteilnehmer erhalten die Testpräparate kostenlos zugesandt. 

Es folgen drei Anrufe im Abstand von zwei Wochen und ein abschließender Kontakt nach sechs Monaten, in denen Fragen zum Krankheitsverlauf gestellt werden.

Die Studie wurde von der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel genehmigt.

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