Das Herz und sein Organisationsgrad: Die Muskelkontraktion

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Wie das Herz altert

Alter gehört zu den größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) haben nun erforscht, was tief im Herzen passiert, wenn es altert. 

Dafür haben sie in abertausenden alten und jungen Herzzellen untersucht, welche Gene in ihnen aktiv sind. 

Ihr Ergebnis: 
  • Im Alter verliert das Herz seinen hohen Organisationsgrad. 
  • Insbesondere Bindegewebszellen, die Fibroblasten, geraten zunehmend außer Kontrolle. 

Dr. Sascha Sauer
Dr. Sascha Sauer David Ausserhofer / MDC
 
„Wir haben uns angeschaut, was im gesunden Herz passiert, wenn es unter standardisierten Bedingungen altert“, sagt Dr. Sascha Sauer vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin. Die Ergebnisse offenbaren, wo das alternde Herz besonders verletzlich ist und liefern damit auch eine mögliche Grundlage für neue therapeutische Ansatzpunkte.

Die Wissenschaftler setzten eine neue Methode ein, die Einzelzelltranskriptionsanalyse. Sie ermöglicht es, für jede Zelle gesondert zu analysieren, welche Gene in ihr abgelesen werden. Insgesamt rund 28.000 Herzzellen von jungen und alten Mäusen haben die Berliner Forscher zusammen mit der Arbeitsgruppe von Prof. Stefanie Dimmeler, Goethe Universität Frankfurt, auf diese Weise untersucht. Damit entstand ein umfassender Zellatlas der Genaktivität in alten Herzen von Säugetieren.

Gene arbeiten nicht mehr so synchron

Die größten Unterschiede zwischen Jung und Alt waren bei Bindegewebszellen, den sogenannten Fibroblasten, zu beobachten. In Fibroblasten aus Herzen von jungen Mäusen waren in jeder Zelle jeweils Gene ähnlich aktiv. Bei den älteren Mäusen sah das von Zelle zu Zelle nicht mehr so einheitlich aus. „Betrachtet man wenige Zellen ist das Muster noch halbwegs in Ordnung“, berichtet Sauer. 
  • „Doch all die kleinen Abweichungen führen insgesamt dazu, dass die alten Zellen sich mehr und mehr unterscheiden und somit nicht mehr so gut zusammenarbeiten. 
  • Dadurch gerät das hochkomplexe System Herz etwas durcheinander.“

In der äußersten Schicht des Herzens, dem Epikard, fanden Sauer, Dimmeler und Kollegen in alten Herzen zudem eine Gruppe von Bindegewebszellen, in denen Gene aktiv waren, die zur Verkalkung führen.

 „Es ist zwar bekannt, dass im Alter die Gefäße zunehmend verkalken, aber dass im gesunden Herzen ein bestimmter Subtyp von alternden Fibroblasten dazu beiträgt, ist neu“, so Sauer.
 Parallele Analyse der Genaktivität von einzelnen Zellen in miniaturisierten Formaten
Parallele Analyse der Genaktivität von einzelnen Zellen in miniaturisierten Formaten
David Ausserhofer / MDC

Wie das Herz altert

Schlechter Einfluss

  • In alten Herzen senden Fibroblasten außerdem bestimmte Eiweiße, die sogenannten Serpine, an Endothelzellen aus. 

Diese Zellen kleiden die Blutgefäße von innen aus. 

  • Die Serpine bewirken, dass sich die Endothelzellen schlechter zusammenfinden, was negative Folgen für die Blutgefäßauskleidung haben kann. 

Setzten die Forscher Antikörper gegen die Serpine ein, konnten sie die negativen Effekte auf die Endothelzellen wieder rückgängig machen.

Die Wissenschaftler vermuten, dass das Zusammenspiel von Fibroblasten und Endothelzellen tatsächlich noch viel komplexer ist.

Denn auch weitere für die Zellkommunikation zuständige Gene sind in alten Fibroblasten anders reguliert als in jungen.

Hohe Spezialisierung geht verloren

Bei den Herzmuskelzellen fanden die Forscher erst dann altersbedingte Unterschiede, als sie speziell nach Genen schauten, die für die Muskelkontraktion wichtig sind.

Diese Gene verhielten sich in alten Herzmuskelzellen sehr variabel.

Andere Gene, die zum Beispiel für Stoffwechselwege codieren und in allen Zellen identisch sind, waren in alten und jungen Herzmuskelzellen hingegen gleichermaßen aktiv.

„Wenn man sich grob vorstellt, wie sich ein Organismus entwickelt, dann treten hoch spezialisierte Zellen eher später auf.

Und was spät kommt, verliert man anscheinend wieder früh, beziehungsweise sind gerade die spät ausgeprägten Spezialisierungen sehr anfällig im Alter“, sagt Sauer.

Sauer und sein Team wollen nun herausfinden, wodurch die Genaktivität in den einzelnen Zellen im Alter so variabel wird.

Dafür betrachten sie Marker auf der DNA, sogenannte Methylierungen, die darüber entscheiden, ob ein Gen abgelesen wird oder nicht.

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Dr. Sascha Sauer
 Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), Sascha.Sauer@mdc-berlin.de

Originalpublikation:
Transcriptional heterogeneity of fibroblasts is a hallmark of the aging heart. Vidal R, Wagner JUG, Braeuning C, Fischer C, Patrick R, Tombor L, Muhly-Reinholz M, John D, Kliem M, Conrad T, Guimarães-Camboa N, Harvey R, Dimmeler S, Sauer S. JCI Insight. 2019 Nov 14;4(22). pii: 131092. DOI:10.1172/jci.insight.131092


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Vorhofseptumdefekt: Verschluss von Defekten der Herzscheidewand - Atrium-Septum-Defekt (ASD)

Medizin am Abend Berlin - MaAB-Fazit: Kinderkardiologische Premiere

Zum europaweit ersten Mal wurde am DHZB ein neuartiges Implantat zum Verschluss von Defekten der Herzscheidewand eingesetzt. 

Es passt sich dem umliegenden Gewebe noch besser an und kann den Patiententen in manchen Fällen sogar eine offene Operation am Herzen ersparen. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Notfallsanitäter 

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  • Der Vorhofseptumdefekt oder Atrium-Septum-Defekt (ASD) ist – vereinfacht gesagt – ein „Loch“ in der Scheidewand zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens und gehört zu den häufigsten angeborenen Herzfehlern.

In den meisten Fällen können ASD heute schonend über Herzkatheter verschlossen werden, eine Operation am offenen Herzen ist dann nicht mehr nötig.


  • Dabei wird ein sogenannter Okkluder, ein doppelter Schirm aus einem Drahtgeflecht über die Blutgefäße bis in den Herzvorhof geschoben und an beiden Seiten des „Lochs“ aufgespannt.

Nach diesem schonenden und risikoarmen Eingriff wächst der Okkluder ein und ermöglicht eine meist uneingeschränkte Lebensqualität und –Erwartung.

Zum europaweit ersten Mal ist am Deutschen Herzzentrum Berlin nun ein neuartiger Okkluder eingesetzt worden.

Wie die bisher eingesetzten Schirme besteht auch das Gerüst dieses Modells aus einer speziellen formstabilen und gleichzeitig weichen Metalllegierung.

Der Unterschied: 

  • Die Maschen des Geflechts sind wesentlich weiter, die dabei entstehenden Zwischenräume werden mit einer Kunststoffmembran verschlossen.

„Der Okkluder wird durch dieses neue Konstruktionsprinzip insgesamt weicher und flexibler, er passt sich dem umliegenden Gewebe also noch besser an, kann damit sehr gut einheilen und wird aufgrund des geringeren Metallanteils auch in seltenen Fällen einer Metall-Unverträglichkeit besser aufgenommen“, erläutert Kinderkardiologe Prof. Dr. med. Stephan Schubert, Oberarzt und Leiter des Herzkatheterlabors an der Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie am DHZB.

  • Das neue System stammt aus den USA, wurde dort bereits rund hundertmal erfolgreich eingesetzt und hat Ende 2019 auch die EU-Zulassung erhalten. 

Am Montag, also vor vier Tagen,  haben Professor Schubert und sein Team den „Cardioform Occluder“ den ersten vier Patienten im Alter von drei bis 17 Jahren implantiert.

Die Eingriffe dauerten jeweils nur etwa eine Stunde und verliefen ohne Komplikationen.

Bei einer der „Premieren“-Patienten kam ein weiterer großer Vorteil des neuen Implantats zum Tragen:

Bei der vierjährigen Emilia aus Berlin lag der ASD sehr nahe an der Mündung der Hauptschlagader (Aorta). 

Ein herkömmlicher Schirm aus engmaschigem Metallgewebe hätte hier womöglich nicht eingesetzt werden können, da er langfristig die Aortenwand hätte verletzen können.

Beim neuen Cardioform Occluder besteht diese Gefahr nicht.

Eine Operation am offenen Herzen blieb Emilia damit erspart.

Schon am übernächsten Morgen nach dem Katheter-Eingriff konnte sie das DHZB beschwerdefrei verlassen.

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