Chronisch Kritisch Kranke: Sepsis Patient: Behandlungspfad -

Medizin am Abend Berlin Fazit: Klinikübergreifendes Zentrum sorgt für kürzere und effizientere Therapie von Sepsis-Patienten

Mit dem Comprehensive Sepsis Center setzen die Klinik Bavaria Kreischa und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden neue Maßstäbe bei der Versorgung von Patienten mit einer schweren, sich über die Blutbahn ausbreitenden Infektion. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Umstellung auf Winterzeit - heute Nacht-  

Das zum 1. Oktober 2018 mit einer Pilotphase startende Zentrum will die Überlebensrate von Sepsis-Patienten erhöhen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. 

Im Vorfeld des Starts haben die Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen einen Behandlungspfad entwickelt, der alle Versorgungsphasen umfasst – von der intensivmedizinischen Akutbehandlung über die verschiedenen Phasen der Rehabilitation bis zur ambulanten Nachsorge. 

Prof. Thea Koch (links), Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Uniklinikums verantwortet gemeinsam mit Dr. Ulf Bodechtel von der Klinik Bavaria
Prof. Thea Koch (links), Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Uniklinikums verantwortet gemeinsam mit Dr. Ulf Bodechtel von der Klinik Bavaria
Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer
 
Vom Comprehensive Sepsis Center, das für eine koordinierte, telemedizinisch unterstützte Patientenversorgung steht, profitieren die Betroffenen und deren Angehörigen.

  • Die Initiatoren des Zentrums erwarten sich eine verkürzte Aufenthaltsdauer in Akut- und Rehaklinik ebenso wie eine Reduktion der stationären Wiederaufnahmen. 

Die Arbeit des Comprehensive Sepsis Center wird wissenschaftlich begleitet und laufend weiterentwickelt. Die Klinik Bavaria und das Uniklinikum als Initiatoren tragen in der Pilotphase die zusätzlichen Kosten für das Zentrum. Ziel ist die Aufnahme in den Krankenhausplan des Freistaats.

  • Bei einer Sepsis wehrt sich das Immunsystem so heftig gegen eine sich über die Blutbahn ausbreitende Infektion, dass es zu massiven Schäden am körpereigenen Gewebe kommt. 

Im schlimmsten Fall führt dies zum lebensgefährlichen Organversagen. Allein in Deutschland erleiden jährlich 150.000 Menschen eine Sepsis – mit steigender Tendenz bei Schweregrad und Gesamtanzahl. In mehr als einem Drittel der Fälle sterben die Patienten an der schweren Infektion selbst oder an deren Folgen.

Aufgrund dieser hohen Sterblichkeit stehen die Ärzte unter dem hohen Druck, die Sepsis schnell zu erkennen und zu behandeln. 

Zudem machen die sehr unterschiedlichen Ursachen, die zu dieser schweren Infektion führen können, eine fachübergreifende Betreuung der Patienten notwendig. Die Komplexität der Sepsis führt dazu, dass viele der davon Betroffenen über Wochen auf einer Intensivstation liegen müssen.

Hier können sie künstlich beatmet, zum Teil aber auch dialysiert oder mit dem ECMO-Verfahren versorgt werden. Dabei reichern die Intensivmediziner das Blut des Patienten außerhalb des Körpers mit Sauerstoff an.

Auch nach überstandener Sepsis ist es für Ärzte, Therapeuten und Pflegende eine große Herausforderung, den Betroffenen den Weg zurück zu einem selbstbestimmten Leben zu ebnen. 
  • Viele der Patienten müssen sich alltägliche Dinge wie Gehen, Schlucken oder Sprechen neu aneignen. 
  • Halbjährige Aufenthalte in Reha-Kliniken sind dabei keine Seltenheit. 
  • Auch die Zahl derjenigen, die danach pflegebedürftig bleiben, ist sehr hoch.

Nicht zuletzt durch ein größeres Bewusstsein in den Kliniken sowie durch neue Erkenntnisse zu Diagnose und Therapie der Blutvergiftung hat sich die Akutversorgung von Sepsis-Patienten in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Dem von der Klinik Bavaria und dem Dresdner Uniklinikum gegründeten Comprehensive Sepsis Center geht es nun darum, die einzelnen Behandlungsschritte umfassend miteinander zur verzahnen. „Das Universitätsklinikum und die Klinik Bavaria stehen jeweils für höchste Expertise in der Versorgung und Rehabilitation von Sepsis-Patienten. Da ist es nur konsequent, gemeinsam einen Weg einzuschlagen, um im Sinne der Patienten und des Gesundheitswesens Projekte zur weiteren Verbesserungen in der Therapie zu initiieren“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden.

Rudolf Presl, Geschäftsführer der Klinik Bavaria Kreischa fügt hinzu: „Die Durchführung einer gemeinsamen Behandlungsverlaufsplanung - fach- und leistungssektorenübergreifend - dient dazu, die Erfahrungen der beiden Träger auszutauschen und zu koordinieren, so dass das Überleben und der Weg zurück in das aktive Leben als gemeinsames Zielprojekt mit dem Patienten und seinen Angehörigen eine noch größere Chance bekommt. Daran arbeiten alle Mitarbeiter gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen.“

Comprehensive Center bündelt wissenschaftliche und medizinische Kompetenz

Die Sepsis als komplexes, prinzipiell lebensbedrohliches Krankheitsbild bedarf einer eng abgestimmten fachübergreifenden Behandlung. Doch für die Therapie der schweren Blutvergiftung und deren Folgen gibt es bisher keine entsprechenden Behandlungszentren. Das steht im deutlichen Gegensatz zur Versorgung von Krebskranken oder Schlaganfallpatienten, für die viele Kliniken bereits entsprechende Strukturen etabliert haben. Das Dresdner Uniklinikum und die Klinik Bavaria wollen hier eine Wende einleiten. Derzeit gibt es weltweit keine integrierten Behandlungsangebote für die Zeit nach der intensivmedizinischen Akutbehandlung, also für die Therapie der Sepsisfolgen. Da diese Erkrankung nahezu alle Organsysteme umfassen kann, sind gerade hier spezifische Behandlungsangebote und -konzepte besonders wichtig. Diese sind seit Jahren in der Klinik in Kreischa vorhanden. – An dieser Stelle setzt das neue Comprehensive Sepsis Center an, in dem es die Erfahrungen des vor 15 Jahren etablierten Universitäts KrebsCentrums Dresden sowie des wenig später gestarteten „Schlaganfallversorgung in Ost-Sachsen Netzwerk“ – SOS-NET nutzt. Bereits bei diesen innovativen Versorgungsangeboten übernahm das Uniklinikum eine Vorreiterrolle. Es ist daher – im Sinne der Patienten – geboten, dass die beiden Partner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und die Klinik Bavaria Kreischa ihre Kompetenzen bündeln und dieses gemeinsame Behandlungsangebot für die Patienten schaffen.

Das Modell eines medizinischen Comprehensive Center ist Maßstab des neuen Sepsis-Zentrums. 


  • Bei komplexen Krankheitsbildern stellt es eine umfassende Patientenversorgung sicher, in die nicht nur aktuelle Forschungsergebnisse einfließen, sondern deren Arbeit wissenschaftlich begleitet wird. 

Auch Aspekte der Lehre sowie der Fort- und Weiterbildung des ärztlichen, therapeutischen und pflegerischen Personals spielen eine wichtige Rolle.

„Mit dem Comprehensive Sepsis Center entsteht ein übergreifendes Zentrum für wissenschaftliche und medizinische Kompetenz, auf deren Grundlage sich die Krankenversorgung auch regional verbessern lässt.

Unser mittelfristiges Ziel ist es, durch Kooperationen mit Krankenhäusern der Region die Grundversorgung in der Fläche kontinuierlich zu optimieren“, sagt Prof. Thea Koch.

Die Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie verantwortet gemeinsam mit Dr. Ulf Bodechtel vom Zentrum für fachübergreifende Intensivmedizin und Weaning, Akutrehabilitation und Rehabilitation der Klinik Bavaria das neue Sepsis-Zentrum.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
www.medizin-am-abend.blogspot.com















Über Google: Medizin am Abend Berlin 
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Direktorin: Prof. Dr. med. Thea Koch
Tel.: 0351/ 4 58 4110
E-Mail: Thea.Koch@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/anae

Klinik Bavaria Kreischa
Zentrum für fachübergreifende Intensivmedizin und Weaning, Akutrehabilitation und Rehabilitation
Chefärzte im Kollegialsystem: Dr. med. Ulf Bodechtel, Dr. med. Andreas Bauer
Tel.: 035206 6-2054
E-Mail: sekretariat.fachkrankenhaus@klinik-bavaria.de
www.klinik-bavaria.de

Holger Ostermeyer Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Deutschland
Sachsen

Telefon: 0351 / 458-4162
Fax: 0351 / 458-884162
E-Mail-Adresse: pressestelle@uniklinikum-dresden.de
 

Einladung zum Schnelltest Risikokompetenz für Medizinstudierende, Mediziner*innen und medizinisches Fachpersonal:

Medizin am Abend Berlin Fazit: Viele Medizinstudierende verstehen Statistik nicht

Gute medizinische Versorgung braucht Statistik. 

Um Studienergebnisse zu verstehen, Risiken abschätzen zu können oder sich für eine Behandlungsmethode zu entscheiden, benötigen Mediziner*innen statistisches Wissen. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Klinische Studien 

Mit einem neu entwickelten Schnelltest konnten Forscher*innen des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in einer Studie zeigen, dass viele Medizinstudierende und Lehrende zu wenig Ahnung von Statistik haben. 

Der „Schnelltest Risikokompetenz“ und die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im BMJ Open veröffentlicht.  


Der „Schnelltest Risikokompetenz“ kann hier als Pdf-Datei heruntergeladen werden:

Medizin am Abend Berlin: Hier zum Test ....


 
Was bedeutet es, wenn ein HIV-Test eine Genauigkeit von 99,5 Prozent hat?

Kann eine Darmspiegelung das Risiko verringern, an Darmkrebs zu sterben? Um wie viel Prozent erhöht die Antibabypille das Thromboserisiko?

Ärzte müssen sich täglich für Untersuchungsmethoden entscheiden, Diagnoseergebnisse interpretieren und Chancen und Risiken von Behandlungsmethoden abschätzen. 

In der modernen Medizin sollten diese ärztlichen Handlungen auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand – also auf Studien und Statistiken – basieren. Daher müssen für eine gute und effektive Gesundheitsversorgung Mediziner*innen Statistiken lesen, interpretieren und kommunizieren können. 

Doch haben bisherige Untersuchungen bereits gezeigt, dass dies nicht immer der Fall ist.

Um die Statistikkompetenz von Mediziner*innen messen zu können, haben die Wissenschaftler*innen des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung einen Schnelltest entwickelt.

Mit zehn Multiple-Choice-Fragen wird die Fähigkeit, Risiken einzuschätzen und Wahrscheinlichkeiten zu verstehen, sowie das Verständnis zentraler Begriffe aus der Medizinstatistik geprüft.

 „Die Fragen basieren auf Situationen aus der ärztlichen Praxis.

In einem guten Gesundheitssystem müsste jede Medizinerin und jeder Mediziner diese Fragen richtig beantworten können“, sagt Mirjam Jenny, Erstautorin der Studie und Leitende Wissenschaftlerin am Harding-Zentrums für Risikokompetenz.

Doch sieht die Realität anders aus. Für die Beobachtungsstudie haben 169 Studierende und 16 Lehrende den Test durchgeführt.

Die Studierenden standen kurz vor ihrem Abschluss an der Charité Berlin, die Lehrenden waren Professor*innen und erfahrene Dozent*innen, die eine Fortbildung an einer deutschen Universität besuchten. 

Für alle war die Teilnahme an dem Test freiwillig und anonym.

Das Ergebnis: 

Die Studierenden beantworteten im Durchschnitt nur die Hälfte, die Lehrenden dreiviertel aller Fragen richtig.

„Diese Studie zeigt, dass Statistik in der medizinischen Lehre immer noch vernachlässigt wird – das muss sich ändern. Wenn angehende Ärztinnen und Ärzte Statistiken missverstehen, werden sie falsche Informationen auch an ihre Patientinnen und Patienten weitergeben“, sagt Gerd Gigerenzer, Coautor der Studie und Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz.

Die Studie konnte aber auch klar zeigen, dass man diese Lücke an statistischem Wissen bei Medizinstudierenden leicht schließen kann. 

Nachdem die Studierenden den Test zum ersten Mal durchgeführt hatten, nahmen sie an einem Kurs teil, in dem mit theoretischem Input und praktischen Übungen medizinische Statistik gelehrt wurde. Anschließend führten die Studierenden den Schnelltest erneut durch. Dieses Mal beantworteten sie im Durchschnitt 90 Prozent aller Fragen richtig.

Niklas Keller, Coautor der Studie, unterrichtet Medizinstudierende in der Interpretation und Kommunikation medizinischer Statistiken.

Medizin am Abend Berlin ZusathFachThema: Beutelsbacher-Konsens 

„Mit mangelnder Statistikkompetenz müssen wir nicht leben“, sagt er.

„Bereits ein 90-minütiger Kurs kann die Statistikkompetenz der angehenden Medizinerinnen und Mediziner erheblich verbessern.“

Zwar sei die Studie bisher nur an zwei Orten systematisch durchgeführt und die Zahl der getesteten Lehrenden relativ gering, so die Autor*innen, jedoch entspricht sie dem aktuellen Forschungsstand zu fehlender Statistikkompetenz.

Mit dem neuen „Schnelltest Risikokompetenz“ bieten die Wissenschaftler*innen angehenden, praktizierenden und lehrenden Mediziner*innen jetzt eine Möglichkeit, ihr Statistikwissen selbst zu prüfen. ---

Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Originalpublikation:
Jenny, M. A., Keller, N., & Gigerenzer, G. (2018). Assessing minimal medical statistical literacy using the Quick Risk Test: A prospective observational study in Germany. BMJ Open, 8(8). doi:10.1136/bmjopen-2017-020847

Der „Schnelltest Risikokompetenz“ kann hier als Pdf-Datei heruntergeladen werden:

https://www.harding-center.mpg.de/de/harding-zentrum/schnelltest-risikokompetenzsse/2018/10

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
www.medizin-am-abend.blogspot.com










Über Google: Medizin am Abend Berlin  
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Lentzeallee 94
14195 Berlin
Deutschland
Berlin
E-Mail-Adresse: presse@mpib-berlin.mpg.de

Kerstin Skork
Telefon: 030/ 82406211
Fax: 030/8249939
E-Mail-Adresse: skork@mpib-berlin.mpg.de


Artur Krutsch
Telefon: 030 / 824 06-284
Fax: 030 / 824 99 39
E-Mail-Adresse: krutsch@mpib-berlin.mpg.de