Blutdruck und Pulsrate: Bitte Blutentnahme/Labortest mit Phosphat und Vitamin D

Medizin am Abend Berlin Fazit: Erhöhte Phosphatzufuhr steigert den Blutdruck bei gesunden Erwachsenen
Wird mehr Phosphat über die Nahrung aufgenommen, steigen Blutdruck und Pulsrate auch bei gesunden jungen Erwachsenen an. 

Das zeigt eine Studie unter Leitung der Universität Basel, die das «Journal of the American Society of Nephrology» veröffentlicht hat. 
 
  • Sie machen den Schmelzkäse streichfähig, halten Kaffeepulver rieselfähig und unterstützen die Konservierung in vielen Fleischprodukten: 
  • Phosphate kommen in industriell hergestellten Lebensmitteln häufig als Zusatzstoff zum Einsatz.

Zwar enthalten auch natürliche Lebensmittel Phosphate, aber die heutigen Essgewohnheiten führen dazu, dass wir immer mehr davon zu uns nehmen.

Über den Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln hat die Aufnahme der Salze in den letzten Jahren deutlich zugenommen, sodass sie heute in vielen Fällen über der in den USA empfohlene empfohlenen Tagesdosis von 700 mg liegt.

Risiko auch für Gesunde

  • Da ein hoher Phosphatspiegel beispielsweise zu Ablagerungen in Blutgefässen führt, wird für Menschen mit chronischen Nierenproblemen seit Langem eine phosphatarme Ernährung empfohlen.

Mit einer erhöhten Phosphataufnahme über die Nahrung steigt aber auch bei gesunden Menschen die Wahrscheinlichkeit, eine Gefässverkalkung oder eine Herz-Kreislauf- Erkrankung zu entwickeln oder gar daran zu sterben.

Darauf weisen epidemiologische Studien hin, die den Zusammenhang zwischen potenziellen Risikofaktoren und bestimmten Erkrankungen untersuchen.

Physiologische Studie mit jungen Erwachsenen

Ein Forscherteam um Professor Reto Krapf von der Universität Basel hat nun diesen statistischen Zusammenhang erstmals in einer qualitativen Studie mit 20 gesunden Versuchspersonen überprüft.

Die Hälfte der Probandinnen und Probanden erhielt während elf Wochen zu ihrer normalen Nahrung eine zusätzliche Dosis Natriumphosphat in Tablettenform. 

Dadurch erhöhte sich der Phosphatgehalt in ihrem Blut auf ein überdurchschnittliches, wenn auch in der Bevölkerung weit verbreitetes Niveau.

Die zweite Gruppe nahm ein Mittel ein, das Phosphat bindet und die Aufnahme in den Körper hemmt. Zusätzlich erhielten sie Kochsalz, um sie in Bezug auf die Gabe von Natrium der ersten Gruppe gleichzustellen.

Effekt auf Blutdruck und Pulsrate

Nach 6 Wochen untersuchten die Ärzte, wie sich die unterschiedliche Diät auf verschiedene Indikatoren der Herz-Kreislauf-Funktion wie Blutdruck und Puls auswirkt.  

Ein Vergleich der beiden Gruppen zeigte, dass die erhöhte Phosphataufnahme den systolischen und diastolischen Blutdruck bei jungen, gesunden Erwachsenen deutlich steigert – und zwar um 4,1 bzw. 3,2 Millimeter-Quecksilbersäule. 

Gleichzeitig nahm die Pulsrate im Mittel um 4 Schläge pro Minute zu.
  • Als Ursache vermuten die Forscher, dass die erhöhte Phosphatzufuhr bzw. ein erhöhter Serum-Phosphatspiegel auf das sympathische Nervensystem einwirkt, welches Herztätigkeit und Blutdruck beeinflusst. 

Der Effekt war jedoch reversibel: 

Zwei Monate nach Abschluss der Studie hatten sich die Werte bei den Probanden wieder normalisiert.


Vitamin D ohne Effekt

In einer zweiten Phase untersuchte die Studie, wie sich die zusätzliche Gabe von Vitamin D auswirkt.

Obwohl das Vitamin die Aufnahme von Phosphaten im Darm steigert, liess sich bei beiden Gruppen kein Einfluss auf die kardiovaskulären Werte feststellen.

«Unsere Ergebnisse liefern eine wichtige Erklärung für den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Phosphat über die Nahrung und der erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität in der Allgemeinbevölkerung», so Studienleiter Reto Krapf.

 «Diese Schlussfolgerungen sind für die öffentliche Gesundheit von Bedeutung und sollten durch grössere Studien in verschiedenen Bevölkerungsgruppen weiter untersucht werden.»

Unterstützt wurde die vorliegende Studie durch den Nationalen Forschungsschwerpunkt «Nieren – Kontrolle der Homöostase durch die Nieren» (NCCR Kidney).

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Originalpublikation:
Jaber Mohammad, Roberto Scanni, Lukas Bestmann, Henry N. Hulter, and Reto Krapf
A Controlled Increase in Dietary Phosphate Elevates BP in Healthy Human Subjects
Journal of the American Society of Nephrology (2018), doi: 10.1681/ASN.2017121254

 

Herzrhythmusstörungen, einem Herzinfarkt oder einem plötzlichen Herztod

Medizin am Abend Berlin Fazit: Koronare Herzkrankheit: Operation oft bessere Behandlungsvariante

Bypass-OP oder Herzkatheter-Stent? 

Beim weltgrößten Kardiologenkongress in München wurden jetzt neue Leitlinien in Bezug auf diese Entscheidung veröffentlicht. 

Der ärztliche Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin, Prof. Dr. Volkmar Falk, gehört zu den Autoren. 
 
Die Blutgefäße, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, werden Herzkranzarterien oder auch Koronararterien genannt.

Eine koronare Herzkrankheit (KHK) liegt vor, wenn diese Arterien durch Kalkablagerungen oder Entzündungen verengt werden. 


Prof. Dr. Volkmar Falk (rechts) und Prof. Miguel Sousa-Uva aus Portugal, Vorsitzender der EACTS-Arbeitsgruppe für die Leitlinien
Prof. Dr. Volkmar Falk (rechts) und Prof. Miguel Sousa-Uva aus Portugal, Vorsitzender der EACTS-Arbeitsgruppe für die Leitlinien DHZB

  • Erste Symptome treten meist auf, wenn die Herzkranzgefäße um mehr als die Hälfte verengt sind und der Herzmuskel dadurch nicht mehr genügend Sauerstoff bekommt.
  • Hierzu zählen vor allem der Brustschmerz, aber auch Atembeschwerden, die häufig zunächst bei Belastung auftreten. 
  • Mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung und insbesondere, wenn die Herzkranzarterien fast verschlossen sind, kann es mit zunehmender Wahrscheinlichkeit zu Herzrhythmusstörungen, einem Herzinfarkt oder einem plötzlichen Herztod kommen. 
  • Ein Herzinfarkt führt durch die Schädigung des Herzens oft auch zu einer dauerhaften Herzschwäche (Herzinsuffizienz).

Hinter dem Fachbegriff „Myokardrevaskularisation“ verbirgt sich die Möglichkeit, den durch verengte oder verstopfte Koronargefäße gestörten Blutfluss zum Herzen wieder zu verbessern. 

Grundsätzlich kann dies auf zwei Arten geschehen:

• Bei einer Bypass-Operation werden die Brustwandarterien auf die betroffenen Herzkranzarterien „umgeleitet“ oder ein aus dem Arm oder dem Bein des Patienten entnommenes Gefäßstück wird zwischen Hauptschlagader betroffener Kranzarterie eingesetzt.

• Bei einer „perkutanen koronaren Intervention (PCI)“ wird ein dünner Schlauch (Katheter) über eine Punktion in der Leiste oder am Handgelenk durch die Blutgefäße bis in die Herzkranzgefäße vorgeschoben.
An der verengten Stelle wird dann ein röhrenförmiges Drahtgeflecht – der sogenannte Stent – eingesetzt, um sie möglichst dauerhaft offen zu halten.

Auf dem Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) haben die ESC und die Europäische Vereinigung für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS) jetzt neue gemeinsame Leitlinien dazu vorgelegt, welches der beiden Verfahren für welche Patienten empfohlen wird.

„Die Leitlinien wurden unter Berücksichtigung und nach sorgfältiger Abwägung der aktuellsten Studiendaten formuliert“, sagt Prof. Dr. Volkmar Falk, Facharzt für Herzchirurgie und ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin, „sie sollen Ärzten und Patienten als wissenschaftlich fundierte Grundlage bei der gemeinsamen bestmöglichen Entscheidung über die Art der Revaskularisation dienen.“

Prof. Falk gehört zum internationalen und fachübergreifenden Autorenteam der Leitlinien, die nicht nur von Ärzten, sondern auch von Behörden und Krankenversicherern als Standard für die Behandlung von Koronararterienerkrankungen herangezogen werden.

Wesentliche Punkte der neuen Leitlinien: 



• Bei Patienten mit einfacherer Erkrankung, bei denen nur ein oder zwei der drei Hauptäste betroffen sind oder das Ausmaß der Verkalkungen und Engstellen in allen drei Gefäßen gering ist, bieten die Bypassoperation und die PCI ähnliche langfristige Erfolge.

• Beim akuten schweren Herzinfarkt kommt aufgrund der sehr schnellen Verfügbarkeit meistens die PCI zum Einsatz.

• Bei Patienten mit komplexen Erkrankungen wird dagegen zur Bypass-OP geraten. 
„Eine ‚komplexe Erkrankung‘ liegt vereinfacht gesehen dann vor, wenn das Ausmaß der Verkalkung in allen drei Herzkranzgefäßen sehr hoch ist“, erläutert Prof. Falk, „hier zeigen uns die vorliegenden Studien, dass die Bypass-Operation langfristig einen Überlebensvorteil bietet."

• Auch Patienten mit Diabetes haben bessere langfristige Ergebnisse mit einer Bypassoperation, dies auch bereits bei weniger komplexen Erkrankungen.

• Unabhängig von der Methode sollten bei Vorliegen einer stabilen koronaren Herzkrankheit (Beschwerden treten regelmäßig, aber nur unter Belastung auf) und Befall mehrerer Gefäße alle schweren Engstellen behandelt werden können. 


„Bei Patienten mit chronischer Koronararterienerkrankung und einer komplexen Koronaranatomie sollte stets ein interdisziplinäres Team aus Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten gemeinsam mit dem Patienten über die beste Art der Behandlung entscheiden“, so Prof. Falk, „in jedem Fall sollte der Patient laienverständlich, unvoreingenommen und ausführlich über Risiken und Vorteile der einzelnen Verfahren aufgeklärt werden“.

Auch das Recht der Patienten auf Informationen über die Erfahrung von Arzt und Krankenhaus wurde in den Leitlinien festgehalten.

Die Leitlinien sind im „European Heart Journal“ veröffentlicht und können auch auf der ESC-Website abgerufen werden: https://www.escardio.org/Guidelines/Clinical-Practice-Guidelines

Koronare Herzkrankheit: Operation oft bessere Behandlungsvariante


Originalpublikation:
https://www.escardio.org/Guidelines/Clinical-Practice-Guidelines

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