CAVE kardiometabolische Erkrankungen: Körperform und Body-Mass-Index (BMI)

Medizin am Abend Berlin Fazit: Wissenschaftler erforschen erstmals Zusammenhang zwischen Fettmasse und -verteilung

Wissenschaftler des Lehrstuhls für Genetische Epidemiologie der Universität Regensburg haben die genetischen Effekte auf Körperform und Body-Mass-Index (BMI) erstmals gemeinsam betrachtet und deren Risiko für kardiometabolische Erkrankungen erforscht. 

Sie konnten in einer aktuellen Nature-Communications-Studie zeigen, dass BMI und Körperform zur Bestimmung des Erkrankungsrisikos nicht losgelöst voneinander betrachtet werden sollten. 

 Professor Dr. Iris Heid und Dr. Thomas Winkler vom Lehrstuhls  für Genetische Epidemiologie der Universität Regensburg.
 Professor Dr. Iris Heid und Dr. Thomas Winkler vom Lehrstuhls für Genetische Epidemiologie der Universität Regensburg. © UR / Martina Stelzl ; UKR / Marion Schweiger 


Apfel oder Birne?  

  • Diese Frage ist bezüglich der Fettverteilung am Körper vermutlich noch wichtiger als am Obststand. 
  • Bereits seit längerem vermuten Mediziner, dass eine vermehrte Anlagerung von Bauchfett, also ein hohes Taille-Hüft-Verhältnis, und damit ein apfelförmiger Körper, die Entstehung kardiometabolischer Erkrankungen begünstigen.  
  • Parallel dazu gilt der BMI als wichtige Kenngröße für Übergewicht, das ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für kardiometabolische Erkrankungen einhergeht. 

Um das Krankheitsrisiko abschätzen zu können, haben Wissenschaftler die Genetik von Fettmasse und -verteilung bislang getrennt voneinander betrachtet. 

Eine Forschergruppe um Dr. Thomas Winkler und Professor Dr. Iris Heid vom Lehrstuhl für Genetische Epidemiologie der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg hat nun erstmals die genetischen Faktoren für beide Parameter gemeinsam betrachtet und deren Risiko für kardiometabolische Erkrankungen untersucht.

Dabei konnten drei Subtypen der Körperfettanlagerung definiert werden.

„Wir haben festgestellt, dass viele genetische Faktoren sowohl die Fettanlagerung als auch das Risiko für bestimmte Erkrankungen beeinflussen.

Damit sollten zur Risikoabschätzung von kardiometabolischen Erkrankungen die Genetik von BMI und Körperfettverteilung künftig kombiniert betrachtet werden“, fasst Dr. Winkler zusammen. 

Für ihre Studie, die kürzlich im renommierten Journal „Nature Communications“ veröffentlicht wurde, haben die Wissenschaftler Forschungsdaten von über 320.000 Personen aus mehr als 100 Studien verwendet.

Drei genetische Subtypen identifiziert

  1. Die Forschergruppe fand heraus, dass genetische Effekte, die sowohl den Body-Mass-Index (BMI) als auch das Taille-Hüft-Verhältnis erhöhen, auch das Risiko für kardiometabolische Erkrankungen steigern. 
  1. Im Gegensatz dazu zeigten genetische Varianten, die den BMI erhöhen, aber das Taille-Hüft-Verhältnis senken, ein niedrigeres Erkrankungsrisiko. Personen mit letzteren genetischen Varianten haben – trotz erhöhtem BMI – bei Diabetes ein um bis zu 80 Prozent niedrigeres Erkrankungsrisiko. Genetische Faktoren, die lediglich einen Effekt auf die Verteilung des Körperfetts, aber nicht auf die Fettmasse – also den BMI – haben, bewirken eine reine Umverteilung des Körperfetts zwischen Taille und Hüfte. 
  1. Diese dritte Klasse an Varianten ist angereichert in Genen, die nicht nur im zentralen Nervensystem und den Fettzellen, sondern auch im Verdauungssystem wirken. 

Dieser Zusammenhang konnte bislang in noch keiner genetischen Analyse herausgestellt werden.

Dieses Wissen trägt zu einem besseren Verständnis der biologischen Mechanismen der Adipositas-Entstehung bei und kann langfristig gesehen zu einer verbesserten Behandlung von Adipositas führen.


Dr. Thomas Winkler bei der Datenanalyse.

Dr. Thomas Winkler bei der Datenanalyse. © UKR / Marion Schweiger

Hüftfett kann positiven Effekt haben


  • „Unsere Arbeit stellt ein wichtiges Puzzlestück zu der vieldiskutierten Frage dar, ob sich Hüftfett im Gegenteil zum Bauchfett direkt positiv auswirken kann: 

Die Daten deuten darauf hin, dass das tatsächlich der Fall ist.

  • Wenn die Fettanlagerung an der Hüfte allerdings von einer Fettanlagerung am Bauch und einer Erhöhung des Taillenumfangs begleitet wird, ist eher die Erhöhung des BMI ausschlaggebend und kann die Entwicklung von Typ 2 Diabetes, koronaren Herzkrankheiten und Herzinfarkt negativ beeinflussen“, ordnet Professor Dr. Iris Heid die Ergebnisse ein. 

Mit ihrer Untersuchung haben Dr. Winkler, Professor Dr. Heid und deren Co-Autoren von der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York/USA und dem Universitätsklinikum Lausanne/Schweiz einen weiteren Baustein zum Verständnis der genetischen Mechanismen von Körperfettanlagerung und deren gesundheitlichen Konsequenzen gelegt.

Publikation:
Winkler TW, Günther F, Höllerer S, Zimmermann M, Loos RJ, Kutalik Z, Heid IM. A joint view on genetic variants for adiposity differentiates subtypes with distinct metabolic implications. Nat Commun. 2018 May 16;9(1):1946. doi: 10.1038/s41467-018-04124-9.

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RheumaAmbulanz: Stoffwechselkrankheit Gicht - Harnsäure-Spiegel - Hyperurikämie

Medizin am Abend Berlin Fazit: Zucker im Orangensaft: Neue Studien geben Entwarnung. Saft senkt Gicht-Risiko

Humanstudien der Universitäten Hohenheim und Kiel zeigen, dass ein Glas Saft zum Essen keine Gewichtszunahme bewirkt. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Cannabis 

Zudem senkt der Saft signifikant den Harnsäure-Spiegel.


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 Zucker im Orangensaft: Forscher der Universitäten Hohenheim und Kiel geben Entwarnung. Der Saft senkt zudem das Gicht-Risiko. Foto/Copyright: Universität Hohenheim, Sacha Dauphin

Mehr Gicht und Übergewicht – seit einigen Jahren stehen zuckerhaltige Getränke als Mitverursacher dieser Probleme in den Industrienationen am Pranger. Betroffen sind nicht nur gezuckerte Limonaden, sondern auch Fruchtsäfte. Das ist nicht gerechtfertigt, haben nun Wissenschaftler der Universitäten Kiel und Hohenheim in Stuttgart in zwei Humanstudien herausgefunden. Der regelmäßige Genuss von Orangensaft könne den Harnsäure-Spiegel sogar senken und somit Gicht entgegenwirken. Zu den Mahlzeiten genossen, konnten die Forscherinnen und Forscher auch keine Gewichtszunahme durch Fruchtsaft beobachten.

  • Sie empfehlen daher ein Glas Fruchtsaft pro Tag, da dieser von Natur aus nicht nur Zucker, sondern auch Vitamine, Polyphenole, Mineral- und Ballaststoffe enthalte und somit eine wertvolle Ergänzung der Ernährung darstelle.

Es war ein Wandel vom Paulus zum Saulus: Noch vor wenigen Jahren galten Fruchtsäfte als gesund, heute sind sie aus manchen Kindergärten und Grundschulen verbannt.

Der Grund: ihr hoher Gesamtzuckergehalt, der durchaus mit dem vieler Limonaden Schritt halten kann. Bei einigen Ernährungswissenschaftlern gelten sie daher als ebenso ungesund wie Cola-Getränke.

Das wollten Professor Reinhold Carle von der Universität Hohenheim und Professorin Anja Bosy-Westphal von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel überprüfen. Die Ernährungswissenschaftler führten dazu zwei Humanstudien durch, bei der 26 junge, gesunde Probandinnen und Probandenen 20 Prozent ihres täglichen Energiebedarfs über zwei Wochen entweder mit koffeinfreier Cola oder mit Orangensaft deckten.

„Bei dem Saft waren das bei den meisten Probanden rund 1,2 Liter, bei Cola etwa ein Liter täglich“, erklärt Carle. Im Sinne einer sogenannten Cross-over-Studie gab es für die Teilnehmenden nach den ersten 14 Tagen eine Auswaschungsphase von einer Woche, dann stiegen die Orangensaft-Trinker auf Cola um und umgekehrt.

Gegen Gicht: Orangensaft senkt Harnsäurespiegel


In der ersten Studie stand die Frage im Mittelpunkt, wie Cola bzw. Orangensaft die Harnsäure beeinflusst, die für das zunehmende Auftreten von Gichterkrankungen in den Industrienationen verantwortlich gemacht wird.

  • Das Ergebnis: „Auch bei diesem sehr hohen Konsum führte Orangensaft im Unterschied zu Cola zu keiner Beeinträchtigung des Glukosestoffwechsels, und der Harnsäurespiegel wurde sogar signifikant gesenkt,“ erläutert die Ernährungsmedizinerin Bosy-Westphal.

Die Reduktion des Harnsäurespiegels war bei höheren Ausgangsspiegeln am deutlichsten. 

  • „Für den Harnsäure-senkenden Effekt des Orangensaftes kommt sowohl die Vitamin C-Aufnahme durch den Saft als auch dessen Gehalt an Flavonoiden, insbesondere Hesperidin, in Betracht“, so die Expertin.

Denn Vitamin C fördere die Ausscheidung von Harnsäure, weshalb der regelmäßige Verzehr von Orangensaft zur Prävention erhöhter Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) beitragen könne.

Dieser Effekt sei auch bereits für Hesperidin im Tierversuch gezeigt worden.

„Und wenn die Auskristallisation der Harnsäure in Gelenken und Geweben gehemmt ist, kann das wiederum der Entstehung von Gicht vorbeugen“, schlussfolgert Bosy-Westphal.


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Motivbild Orangensaft. Foto/Copyright: Claudia Eulitz, Uni Kiel

Körperfett: Keine Zunahme durch Saft zu den Mahlzeiten

Bei der zweiten Studie deckten die Probanden ebenfalls 20 Prozent ihres täglichen Energiebedarfs über Orangensaft – doch diesmal konsumierten sie zunächst zwei Wochen lang dreimal täglich 400 ml Orangensaft zu den drei Mahlzeiten, das andere Mal nahmen sie den Saft zwischen den Mahlzeiten zu sich.

„Wir konnten zeigen, dass auch dieser sehr hohe Konsum keine negativen Auswirkungen auf das Körpergewicht hatte – wenn der Saft nicht zwischendurch, sondern zum Frühstück, Mittag- und Abendessen getrunken wurde“, berichtet Bosy-Westphal.

  • „Zum Essen getrunken verringert der Saft die spontane Energieaufnahme mit der Mahlzeit entsprechend und passt sie an.“ 
  • Bei einem Konsum zwischen den Mahlzeiten konnten die Wissenschaftler dagegen einen leichten Anstieg des Körperfetts verzeichnen.

Forscher empfehlen ein Glas Saft pro Tag


Literweise Fruchtsäfte gegen den Durst würden daher auch Carle und Bosy-Westphal nicht empfehlen, doch das sei ohnehin keine gängige Praxis: „Der jährliche Pro-Kopf-Konsum an Orangensaft liegt in Deutschland bei rund 7,5 Litern“, erklärt Carle. „Dagegen werden etwa 75 Liter Limonaden getrunken. ,

Im Unterschied zu zuckergesüßten Erfrischungsgetränken, die Jugendliche und insbesondere junge Männer täglich in Mengen bis zu einem halben Liter zu sich nehmen, dienen Fruchtsäfte im Wesentlichen nicht als Durstlöscher zwischendurch.“

Fruchtsaft, so die Schlussfolgerung aus den Studienergebnissen, könne daher in der üblichen Verzehrmenge nicht nur bedenkenlos konsumiert, sondern als wertvolle Ergänzung zu einer Mahlzeit betrachtet werden. 

„Orangensaft ist eine wertvolle Quelle für Kalium, Folsäure und Vitamin C.  

Er enthält bioaktive Stoffe wie Carotinoide und Polyphenole mit guter Bioverfügbarkeit“, betont Carle. 

„Ein Glas Fruchtsaft zum Beispiel zum Frühstück kann eine der von der DGE empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag ersetzen.“

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, täglich 250 g Obst zu verzehren – eine Menge, die rund 43 Prozent der Deutschen unterschreiten. Nähme man den Fruchtsaftverzehr von den DGE-Empfehlungen aus, lägen sogar 59 Prozent unter den empfohlenen Werten. „Das wäre nicht sinnvoll“, meint Carle. „Denn schon 2015 konnte eine Studie der Universität Hohenheim zeigen, dass der menschliche Körper die wertvollen Inhaltsstoffe der Orange viel besser aus dem Orangensaft aufnimmt als aus der Frucht.“

Publikationen
Büsing, F., Hägele, F.A., Nas, A., Döbert, L.-V., Fricker, A., Dörner, E., Podlesny, D., Aschoff, J., Pöhnl, T., Schweiggert, R., Fricke, W.F., Carle, R., Bosy-Westphal, A. High intake of orange juice and cola differently affects metabolic risk in healthy subjects; in: Clinical Nutrition (2018), DOI 10.1016/j.clnu.2018.02.028

Hägele, F.A., Büsing, F., Nas, A., Aschoff, J., Gnädinger, L., Schweiggert, R., Carle, R., Bosy-West-phal, A. High orange juice consumption with or in-between three meals a day differently affects energy balance in healthy subjects; in: Nutrition and Diabetes (2018) 8:19, DOI 10.1038/s41387-018-0031-3

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Prof. Dr. Dr. med. Anja Bosy-Westphal, Christian Albrechts-Universität Kiel, Abteilung Humanernährung. T 0431 880 5674. E abosyw@nutrition.uni-kiel.de

Florian Klebs, Telefon: 0711 459 22001, E-Mail: presse@uni-hohenheim.de, Text: Elsner

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