Metabolische ChirurgieOperieren statt Insulin spritzen: BMI von 40 und höher und Typ-2-Diabetes

Medizin am Abend Berlin Fazit: Bei BMI größer 40 und Typ 2-Diabetes: Neue S3-Leitlinie empfiehlt sofortige Operation

UKL-Chirurg Prof. Dietrich gestaltet neue Handlungsempfehlungen maßgeblich mit 

 Prof. Arne Dietrich,  Geschäftsführender  Direktor der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie am UKL, im Gespräch.
 Prof. Arne Dietrich, Geschäftsführender Direktor der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie am UKL, im Gespräch.
Stefan Straube/UKL
 
Operieren statt Insulin spritzen:

Übergewichtigen Patienten mit einem „Body Mass Index“ (BMI) von 40 oder höher, die gleichzeitig an einer Typ 2-Diabetes leiden, wird zukünftig eine sofortige Operation empfohlen, weil konservative Therapien in diesen Fällen nicht zu einer Reduzierung des Risikos von Schlaganfällen und Herzinfarkten führen und eine nachhaltige Gewichtsreduktion meist nicht erreicht wird. 

Dieser metabolische Chirurgie genannte Eingriff ist einer der Kernpunkte der neuen S3-Leitlinie „Chirurgische Therapie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“. Über zwei Jahre haben Ärzte, Patientenvertreter und Selbsthilfegruppen aus ganz Deutschland daran gearbeitet. Geleitet hat diese Kommission Prof. Arne Dietrich, Geschäftsführender Direktor der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie am UKL.

Gemeinsam mit Dr. Tatjana Schütz vom IFB Adipositas-Erkrankungen gestaltete er die neue Leitlinie der Deutschen Adipositas-Gesellschaft somit maßgeblich mit. Sie stellt ein Instrument dar, die Behandlung von Adipositas und metabolischen Erkrankungen zu optimieren. Allgemein gelten Leitlinien als wissenschaftlich fundierte, praxisorientierte Handlungsempfehlungen, sind jedoch keine gesetzlichen Regelungen.


Erstmals wird hier nun zwischen der klassischen Adipositas-Chirurgie und der metabolischen Chirurgie unterschieden. 


Auch bei ersterer setzt das Papier nun viel eindeutigere Formulierungen als früher.  

Bei Patienten mit einem BMI von mehr als 50 soll von nun an sofort über eine OP nachgedacht werden, da konservative Therapien in diesem hohen BMI-Bereich kaum Erfolgsaussichten haben.

„Operationen zeigen nachhaltig guten Erfolg, vor allem was Langzeitüberleben und Lebensqualität betrifft“, sagt Prof. Dietrich,

„Diät und Sport, was natürlich jeder Übergewichtige oder Adipöse zuerst versuchen sollte, führen nur extrem selten zu einem bleibendem Erfolg im BMI-Bereich über 50.“

Adipositas sei heute eine von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannte Krankheit mit komplexen Ursachen, betont der UKL-Experte. Es liege nicht einfach nur an falscher Ernährung.
Gleichwohl sei Essen weiterhin „ein Mittel zum Glücklich sein“, Lebensmittel seien hierzulande überall und preiswert zu haben. „Adipositas – davon spricht man ab einem BMI von 30 – kann man leider zu oft nicht einfach durch eine reine Änderung des Lebensstils rückgängig machen“, hebt Prof. Dietrich hervor. 

Ziel aller Operationen, so steht es in der neuen Leitlinie, sei nicht primär die Gewichtsreduktion, sondern ebenso ein verbesserter Gesundheitszustand, höhere Lebensqualität und Lebenserwartung – erreicht über die Gewichtsreduktion.

Das Körpergewicht der Menschen in den westlichen und Schwellenländern stieg in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an. Adipositas geht oft mit einer Reihe bedeutsamer Erkrankungen einher, wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Asthma, Schlafapnoesyndrom, bestimmte Krebsarten oder Lebererkrankungen. 

Sie reduziert bemerkbar die Lebenserwartung.

„Die Zahl adipositas-chirurgischer Eingriffe ist in den vergangenen Jahren auch in Deutschland gestiegen.

Dazu beigetragen haben unter anderem neue Techniken, eine enorme Zunahme wissenschaftlicher Studien und die Erkenntnis, dass eine nachhaltige Gewichtsreduktion bei einem BMI von mehr als 40 bei der Mehrheit der Betroffenen nur durch einen chirurgischen Eingriff erreicht werden kann“, erklärt Prof. Dietrich.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
www.medizin-am-abend.blogspot.com














Über Google: Medizin am Abend Berlin 
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Liebigstr. 18
04103 Leipzig
Deutschland
Sachsen  


Helena Reinhardt
Telefon: 0341 - 97 15905
Fax: 0341 - 97 15906
E-Mail-Adresse: helena.reinhardt@uniklinik-leipzig.de


Markus Bien
Telefon:
E-Mail-Adresse: markus.bien@uniklinik-leipzig.de


Ines Christ
Telefon: 0341 - 9714191
Fax: 0341 - 9715906
E-Mail-Adresse: ines.christ@medizin.uni-leipzig.de


Kathrin Winkler M.A.
Telefon: 0341-97 14184
E-Mail-Adresse: kathrin.winkler@medizin.uni-leipzig.de
 

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://Die komplette S3-Leitlinie im Netz:
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/088-001.html

Rhematologie: (SLE) Systemischem Lupus erythematodes

Medizin am Abend Berlin Fazit: Neue Kriterien verbessern Erkennung von systemischem Lupus erythematodes

Rheumatologen der Medizinischen Klinik III des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden haben mit einer weltweiten Expertengruppe neue Klassifikationskriterien für den systemischen Lupus erythematodes (SLE) erarbeitet. Sie wurden am 13. Juni beim Jahreskongress der European League Against Rheumatism in Amsterdam erstmals der wissenschaftlichen Öffentlichkeit präsentiert. 

Die Kriterien erlauben es, SLE-Patienten mit bisher nicht möglicher Genauigkeit zu identifizieren. 

Damit tragen sie dazu bei, diese viele Organe gefährdende Autoimmunerkrankung besser als bisher zu erforschen. 

Zudem erleichtern die neuen Klassifikationskriterien Ärzten und Medizinstudierenden die SLE-Diagnose. 

Prof. Dr. med. Martin Aringer, Leiter des Bereichs Rheumatologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik III des Uniklinikums Dresden.
Prof. Dr. med. Martin Aringer, Leiter des Bereichs Rheumatologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik III des Uniklinikums Dresden. Foto: Uniklinkum Dresden
 
Prof. Martin Aringer, Leiter des Bereich Rheumatologie der Medizinischen Klinik III hat gemeinsam mit Prof. Sindhu Johnson vom Institute of Health Policy, Management and Evaluation der Universität von Toronto eine transatlantische Arbeitsgruppe geleitet, um die Klassifikation systemischen Lupus erythematodes zu verbessern. Zwei Arbeiten seines Mitarbeiters Dr. Nicolai Leuchten haben entscheidend zur Startphase des Projekts beigetragen.

„Der SLE betrifft in Deutschland etwa eine von tausend Frauen und einen von zehntausend Männern“ erklärt Prof. Aringer. „Dabei macht das Abwehrsystem fehlerhaft Antikörper gegen körpereigene Bestandteile, was zu Entzündungen überall im Körper führen kann und das Erkennen der Erkrankung oft schwierig macht.“ Doch nur wenn der systemische Lupus erythematodes sicher erkannt wird, können klinische Prüfungen neuer Medikamente bei dieser seltenen, aber mitunter lebensbedrohlichen Erkrankung erfolgreich sein. Und dafür werden Klassifikationskriterien verwendet.

Die bisherigen Klassifikationskriterien für den SLE seien zwar grundsätzlich gut, hätten aber entweder in der Empfindlichkeit (Sensitivität) oder in der Genauigkeit (Spezifität) Schwächen, berichten die Forscher. Die neuen von dem deutsch-kanadischen Team entwickelten Kriterien haben drei Punkte geändert.

  • Zunächst wird ein Autoantikörpertest, ANA (Anti-nukleäre Antikörper), als Eingangskriterium verwendet. 
  • Fast alle SLE-Patienten haben positive ANA – allerdings auch viele Menschen ohne die Erkrankung, sodass die ANA wie ein weit offenes Eingangstor wirken. 
„Wir konnten mit mehr als 13.000 Patienten aus der Literatur zeigen, dass fast alle SLE-Patienten positive ANA haben“, so Dr. Nicolai Leuchten.

Ausgewählte SLE-typische Probleme und Befunde wurden in der Folge gewichtet.
  • Eine mittels Nierenbiopsie gesicherte Nierenentzündung ist zum Beispiel ein viel stärkeres Argument für einen SLE als ein nicht erklärtes Fieber. 

Kriterien dürfen zudem nur gezählt werden, wenn es dafür keine bessere Erklärung gibt als den SLE.


Die jetzt vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass die neuen Kriterien sowohl in der Empfindlichkeit als auch in der Genauigkeit so gut sind wie die im jeweiligen Gebiet bisher besten Kriterien.

Sie kombinieren sozusagen das Beste aus beiden Welten und können SLE-Patienten mit bisher nicht möglicher Genauigkeit identifizieren. Aringer: „Wir hoffen, dass die hohe Genauigkeit der neuen Kriterien die weitere Erforschung des SLE erleichtern wird – und dass die neue Struktur, Medizinstudenten und Ärzten helfen wird, im richtigen Moment an den SLE zu denken.“

Vorangegangene Publikation
Toward new criteria for systemic lupus erythematosus-a standpoint, DOI: 10.1177/0961203316644338; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27252256

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt
www.medizin-am-abend.blogspot.com













Über Google: Medizin am Abend Berlin 
idw - Informationsdienst Wissenschaft e. V.

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Bereich Rheumatologie
Prof. Dr. med. Martin Aringer
Tel. 0351/ 4 58 44 22
E-Mail: martin.aringer@uniklinikum-dresden.de

Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Deutschland
Sachsen


Holger Ostermeyer
Telefon: 0351 / 458-4162
Fax: 0351 / 458-884162
E-Mail-Adresse: pressestelle@uniklinikum-dresden.de


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.uniklinikum-dresden.de/mk3