Einfluss der Arzt-Patienten-Beziehung auf den Therapieerfolg bei chronischen Rücken- und Nackenschmerzen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Gute Beziehung zum Therapeuten – weniger Schmerzen?

Nachwuchswissenschaftlerin der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg untersucht Einfluss der Arzt-Patienten-Beziehung auf den Therapieerfolg bei chronischen Rücken- und Nackenschmerzen / Auszeichnung mit Förderpreis der deutschen Schmerzgesellschaft / BMBF fördert internationale Netzwerkbildung in den kommenden fünf Jahren mit bis zu 600.000 Euro 

 Ann-Christin Pfeifer, Nachwuchswissenschaftlerin an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg.
 Ann-Christin Pfeifer, Nachwuchswissenschaftlerin an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg. privat
 
  • Bei Patienten mit chronischen Schmerzen, die gleichzeitig Schwierigkeiten haben, Bindungen aufzubauen, erzielen gängige Therapiekonzepte häufig keine nachhaltige Wirkung. 

Ann-Christin Pfeifer, Nachwuchswissenschaftlerin an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg, untersucht im Rahmen einer Studie, ob ein kombiniertes Behandlungskonzept, das die Bindungs-Probleme gezielt mit in den Fokus rückt, den langfristigen Therapieerfolg für diese Patienten verbessern und die chronischen Schmerzen dauerhaft lindern kann. Für dieses Projekt ist sie mit dem Nachwuchsförderpreis der Deutschen Schmerzgesellschaft ausgezeichnet worden (Dotierung: 7.000 Euro).

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Patientenbeauftragter  

Ihre Hypothese: Entscheidendes Kriterium für eine gute Langzeitprognose ist eine gute Beziehung zwischen Patient und Therapeut. Vorläufige Ergebnisse einer Heidelberger Pilotstudie mit 52 Patienten, die im Laufe des Jahres veröffentlich werden sollen, unterstützen diese Annahme.

In der aktuellen Studie prüft Ann-Christin Pfeifer bei 150 Patienten mit lange bestehenden Rücken- und Nackenschmerzen erstmals, wie sich die subjektive Einschätzung der Arzt-Patienten-Beziehung nach Abschluss der insgesamt vierwöchigen Therapie unter anderem auf zwei Parameter auswirkt:

den Spiegel des „Bindungshormons“ Oxytocin im Blut der Patienten und das Schmerzlevel drei Monate nach Therapieende. 
  • Die Kombinationstherapie umfasst Medikamente, Physiotherapie und psychotherapeutische Elemente, welche die soziale Interaktions- und Bindungsfähigkeit verbessern sollen. 
Die Studie ist ein Kooperationsprojekt der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie des Instituts für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Heidelberg unter Leitung von Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf sowie Prof. Dr. Beate Ditzen.

Dauerhafte Therapieeffekte dank Bindungshormon?

Rund zwei Drittel der Schmerzpatienten sind „unsicher gebunden“, wie Psychologen z.B. Bindungsangst oder Bindungsvermeidung zusammenfassen. Das ist überdurchschnittlich häufig: Im allgemeinen Durchschnitt ist schätzungsweise ein Drittel der Bevölkerung davon betroffen. „Studien haben gezeigt, dass Schmerzpatienten mit solchen Bindungsproblemen es deutlich seltener als andere schaffen, einen anfänglichen Therapieerfolg länger aufrecht zu erhalten“, erläutert Psychologin Ann-Christin Pfeifer.

„Die Bindungsfähigkeit scheint also einen nicht zu unterschätzenden Einfluss sowohl auf die Entstehung als auch die Heilungschancen chronischer Schmerzen zu haben.“

Eine wichtige Rolle auf psychobiologischer Ebene könnte dabei Oxytocin zukommen: Es wird während sozialer Bindungskontakte verstärkt ausgeschüttet und wirkt sich positiv auf die Vertrauensbildung aus.

„Genau dieser Vertrauensaufbau ist wichtig für eine gelungene therapeutische Beziehung und in Folge auch die Bereitschaft des Patienten, Empfehlungen seiner Ärzte über die Therapie hinaus einzuhalten“, so die Preisträgerin. Darüber hinaus wurde Oxytocin mit der Schmerzwahrnehmung in Verbindung gebracht: Ein hoher Spiegel des Hormons im Blut ging mit geringerer Schmerzempfindlichkeit einher. Bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen ist der Oxytocin-Spiegel im Blut niedriger als bei schmerzfreien Vergleichspersonen. An diesen Punkten setzt die aktuelle Studie an: „Wir untersuchen unter anderem erstmals, ob bei dieser speziellen Patientengruppe der Oxytocin-Spiegel vor Therapiebeginn tatsächlich niedriger ist als bei anderen Schmerzpatienten, ob er sich unter bindungsorientierter Schmerztherapie verändert und wie lange diese Effekte anhalten“, so Pfeifer.

Deutsch-Australisches Netzwerk untersucht neue Formen der Schmerztherapie

Auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sieht in dem ausgezeichneten Projekt einen innovativen Ansatz, um die Versorgung von Schmerzpatienten zu verbessern. In den kommenden zwei bis fünf Jahren fördert es daher mit bis zu 600.000 Euro den Aufbau eines Deutsch-Australischen Forschungsnetzwerks zu Oxytocin, Schmerz und Bindung (German-Australian Research Network on Oxytocin, Pain and Attachment / GARNOPA) unter Heidelberger Federführung.

Speziell in der Schmerztherapie bestehen bereits seit 2015 unter Leitung von Professor Schiltenwolf enge Kooperationen zwischen Heidelberg und Forschungseinrichtungen in Brisbane, die sich zum Teil auch an der aktuellen Studie beteiligen. „Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Netzwerk dank der Förderung durch das BMBF nun noch weiter ausbauen können“, so Professor Ditzen, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie und Koordinatorin des GARNOPA-Netzwerks. So soll unter anderem ein spezielles Verfahren zur standardisierten Bestimmung von Oxytocin im Blut etabliert und im „GARNOPA-Lab“ in Heidelberg für gemeinsame Projekte zur Verfügung stehen. Eine gemeinsame elektronische Plattform, entwickelt von Professor Dr. Petra Knaup-Gregori und Dr. Matthias Ganzinger, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, fördert die digitale Vernetzung. Gemeinsam mit Professor Dr. Svenja Taubner, Direktorin des Instituts für Psychosoziale Prävention, wird ein internationales Handbuch mit Empfehlungen zur bindungsorientierten Schmerztherapie über diese Schnittstelle angepasst und verbreitet. Verbundpartner sind das Institut für Medizinische Psychologie, die Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, das Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, das Institut für Psychosoziale Prävention, alle Universitätsklinikum Heidelberg, sowie die University of Queensland, Australien.

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Windsor Brautvater Thomas Markle: Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Herzschlag außer Rand und Band

Nach einem Herzinfarkt kommt es häufig zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, da das Narbengewebe die elektrische Erregungsausbreitung im Herz stören kann. 

Ein internationales Forscherteam unter Federführung des Universitätsklinikums Bonn hat nun an Mäusen eine Methode entwickelt, wie sich mit Hilfe des Kopplungsproteins Connexin 43 die elektrische Weiterleitung in der Infarktnarbe verbessern lässt. 

Die Ergebnisse sind jetzt im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlicht. 
Prof. Dr. Wilhelm Röll von der Klinik für Herzchirurgie des Universitätsklinikums Bonn.
 Prof. Dr. Wilhelm Röll von der Klinik für Herzchirurgie des Universitätsklinikums Bonn.
© Foto: UKB
 
Bei einem schweren Herzinfarkt können viele Herzmuskelzellen zugrunde gehen. 
  • Das Infarktgebiet wird anschließend nicht durch neue Herzmuskelzellen „repariert“, sondern durch Narbengewebe ersetzt. 
„Diese Bindegewebszellen wirken wie ein Isolator“, erläutert Prof. Dr. Wilhelm Röll von der Klinik für Herzchirurgie am Universitätsklinikum Bonn (UKB).

Deshalb laufen die Erregungswellen, die den Herzschlag steuern, um das Infarktareal herum und können sich beeinträchtigen. 
In der Folge kommt es häufig zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen, weshalb das Herz nicht mehr richtig Blut pumpen kann.
„Dieser Zustand kann in der Wirkung einem Herzstillstand gleichkommen“, betont Röll.

Im Gegensatz zur Skelettmuskulatur, die über Nervenbahnen erregt wird, sind Herzmuskelzellen direkt miteinander elektrisch gekoppelt und zwar über Tunnelproteine, die sogenannten Connexine.

  • Die elektrischen Signale können auf diese Weise extrem schnell von Herzmuskelzelle zu Herzmuskelzelle weitergeleitet werden, sofern es sich um kein Narbengewebe handelt. 

„Das Connexin 43, ist besonders wichtig für die Reizweiterleitung zwischen den Herzmuskelzellen“, sagt Prof. Dr. Bernd K. Fleischmann vom Institut für Physiologie I am Life & Brain-Zentrum der Universität Bonn.

Connexin 43 verbessert im Infarktareal die Reizweiterleitung

Das Ziel des internationalen Forscherteams war, das Connexin 43 in das Narbengewebe einzubringen, um die elektrische Verschaltung zwischen den Zellen des Narbengewebes zu verbessern. 

An Mäusen, die zuvor einen Herzinfarkt erlitten hatten, wurde das Connexin 43 mit Hilfe von Lentiviren eingeschleust. Hierfür wurden die Genfähren direkt in das Infarktareal injiziert und das Connexin 43 daraufhin von den Bindegewebszellen in der Infarktnarbe hergestellt.

Bei anschließenden Untersuchungen zeigte sich, dass die Mäuse mit Connexin 43 im Infarktareal nur etwa halb so häufig an den gefährlichen Herzrhythmusstörungen litten, wie die Kontrolltiere, die dort kein Cx43 produzieren konnten.

„Wir konnten visualisieren, dass das Connexin 43 die elektrische Weiterleitung der Signale im Infarktareal verbessert“, sagt Prof. Dr. Guy Salama von der University of Pittsburgh in den USA. „Mit der verbesserten `Verschaltung´ des ansonsten isolierenden Bindegewebes verringert sich bei den Mäusen das Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen“, berichtet Prof. Dr. Michael Kotlikoff von der Cornell University in Ithaca (USA) über die Studienergebnisse.

Das internationale Forscherteam, an dem auch Wissenschaftler des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie des UKB beteiligt waren und die die lentiviralen Konstrukte herstellten, wies darüber hinaus nach, dass die reizweiterleitende Wirkung des Connexin 43 im Infarktareal auch über einen längeren Zeitraum anhielt.

Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen haben, bekommen einen Defibrillator implantiert, der bei Kammerflimmern durch gezielte Stromstöße wieder einen normaleren Herzschlag herstellt.

Die Wissenschaftler hoffen nun, dass sie einen möglichen Ansatzpunkt gefunden haben, wie sich die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen nach Herzinfarkt reduzieren lässt.

Dann würde das Übel direkt an der Wurzel gepackt, und die teils als unangenehm empfundenen Stromstöße müssten nicht so häufig verabreicht werden.

„Bislang stützen sich unsere Erkenntnisse auf Untersuchungen an Mäusen“, betont Röll.

„Bis es möglicherweise zu einer Anwendung am Menschen kommt, ist es noch ein weiter Weg, unsere experimentellen Befunde am Kleintier sind aber sehr ermutigend.“

Publikation: Wilhelm Roell, Alexandra M. Klein, Martin Breitbach, Torsten S. Becker, Ashish Parikh, Jane Lee, Katrin Zimmermann, Shaun Reining, Beth Gabris, Annika Ottersbach, Robert Doran, Britta Engelbrecht, Miriam Schiffer, Kenichi Kimura, Patricia Freitag, Esther Carls, Caroline Geisen, Daniel G. Dürr, Philipp Sasse, Armin Welz, Alexander Pfeifer, Guy Salama, Michael Kotlikoff, Bernd K. Fleischmann: Overexpression of Cx43 in cells of the myocardial scar: Correction of post-infarct arrhythmias through heterotypic cell-cell coupling, Scientific Reports, DOI: 10.1038/s41598-018-25147-8

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Prof. Dr. Bernd K. Fleischmann
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