Atherosklerose: Schlaganfall und Herzinfarkt: Makrophagen-Population

Medizin am Abend Berlin Fazit: Neue Akteure der Atherosklerose identifiziert

Schlaganfall und Herzinfarkt sind Todesursache Nummer 1 in den westlichen Ländern. 

Mit einer speziellen Technik haben Wissenschaftler aus Würzburg jetzt ein verbessertes Bild der beteiligten Zellen und deren Aktivität gewonnen. 

Darstellung des Fingerabdrucks der Genexpression jeder einzelnen Zelle in einer dreidimensionalen Projektion nach bioinformatischer Analyse zur Identifizierung des jeweiligen Zellphänotyps.
Darstellung des Fingerabdrucks der Genexpression jeder einzelnen Zelle in einer dreidimensionalen Projektion nach bioinformatischer Analyse zur Identifizierung des jeweiligen Zellphänotyps. Abbildung: Cochain/Vafadarnejad/Saliba/Zernecke
 
Atherosklerose stellt in westlichen Ländern die häufigste Krankheits- und Todesursache dar. In Deutschland ist sie mit dafür verantwortlich, dass jedes Jahr rund 300.000 Menschen einen Herzinfarkt und gut 270.000 Menschen einen Schlaganfall erleiden. Schätzungen gehen davon aus, dass die Atherosklerose in diesen Ländern für gut die Hälfte aller Todesfälle verantwortlich ist.

Publikation in Circulation Research

Bei der Suche nach den Auslösern dieser Krankheit haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums Würzburg jetzt einen Fortschritt erzielt: Sie haben erstmals in den betroffenen Gefäßen die Immunzellpopulationen genau untersucht, die in dem Krankheitsgeschehen eine wichtige Rolle spielen. Ihre Ergebnisse stellen sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Circulation Research vor.

„Wir haben mit Hilfe der Einzelzell-RNA-Sequenzierung drei unterschiedliche Makrophagen-Populationen identifiziert, die auf unterschiedliche Art und Weise Einfluss auf die Entwicklung einer Atherosklerose nehmen könnten. 

Darunter ist auch eine bisher nicht beschriebene Makrophagen-Population“, schildert Clement Cochain das zentrale Ergebnis der jetzt veröffentlichten Studie. Diese Populationen waren zu unterschiedlichen Phasen der Krankheit und auch in unterschiedlichen Modellen der Erkrankung nachweisbar.

Die Studie wurde von Professorin Alma Zernecke-Madsen mit ihrem Team am Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin II an der Würzburger Universitätsklinik in enger Zusammenarbeit mit dem Team um Dr. Emmanuel Saliba am 2017 an der Universität Würzburg gegründeten Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) durchgeführt.

Plaques mit fatalen Folgen

Während Risikofaktoren einer Atherosklerose gut bekannt sind – zu viel Fett im Essen, zu wenig Bewegung, zu viele Zigaretten – wirft das genaue Geschehen in den betroffenen Blutgefäßen noch zahlreiche Fragen auf. 

Am Anfang der Entwicklung stehen häufig winzige Schädigungen der inneren Gefäßwand, die zu einer chronischen Entzündung führen.
  • In der Folge lagern sich Fette und andere Bestandteile des Blutes an den Gefäßwänden ab, und aus dem Blut wandern Zellen des Immunsystems an die geschädigte Stelle und produzieren Signalstoffe, die weitere Immunzellen herbei rufen. 
  • Sogenannte atherosklerotische Plaques entstehen und verstopfen die Blutgefäße zunehmend. 
  • Lösen sie sich, können die Plaques mit dem Kreislauf wandern und an anderer Stelle, beispielsweise im Bein oder im Kopf die Durchblutung blockieren.

Genaues Bild der beteiligten Zellen


„Man hat bislang schon vermutet, dass verschiedene Unterarten von Makrophagen in atherosklerotischen Gefäßen am Werk sind und dort unterschiedliche Aufgaben übernehmen“, erklären Clement Cochain und Alma Zernecke-Madsen. Diese zu identifizieren sei jedoch in der Vergangenheit immer daran gescheitert, dass es an den entsprechenden Markern gefehlt habe. Bessere Ergebnisse konnte das Würzburger Team jetzt dank der Einzelzell-RNA-Sequenzierung erzielen.

Bei dieser Technik werden in einzelnen Zellen die RNA-Moleküle isoliert und per Hochdurchsatzsequenzierung analysiert. Die so gewonnenen Daten liefern Informationen über die Genexpression jeder einzelnen Zelle und geben so Auskunft über ihre jeweils ganz speziellen Funktionen, erläutert Dr. Emmanuel Saliba.

Zellen aus der Aorta entnommen

Konkret haben die Wissenschaftler Zellen aus einer gesunden und einer atherosklerotischen Aorta entnommen und sequenziert. Ausschließlich in dem erkrankten Gefäß fanden sie zwei Arten von Makrophagen, Monozyten und sogenannte, von Monozyten abstammende, dendritische Zellen; in gesunden Gefäßen konnten ortsansässige Makrophagen identifiziert werden. Daneben waren zahlreiche andere Immunzellen nachweisbar.

  • Monozyten sind Teil des Immunsystems, die im Blutstrom zirkulieren, bevor sie ins Gewebe wandern und sich zu spezifischen Gewebsmakrophagen weiter differenzieren. Diese gehören ebenfalls zum zellulären Immunsystem und bleiben über mehrere Monate im menschlichen Körper.

Die jetzt gewonnen Daten liefern nach Aussage der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein zuvor unbekanntes Abbild der Immunzellen in atherosklerotischer Plaques während einer Atherosklerose. 

„Diese Ergebnisse eröffnen neue Möglichkeiten, diese Zellpopulationen und ihre jeweiligen Funktionen im Geschehen einer Atherosklerose jetzt genauer zu erforschen“, sagt Alma Zernecke-Madsen.

Stichwort Atherosklerose

Während die Arteriosklerose auch außerhalb der Fachwelt inzwischen bekannt ist, ruft die Atherosklerose dort häufig noch Stirnrunzeln hervor.

Tatsächlich bildet Arteriosklerose den Oberbegriff und steht für Verhärtung des Bindegewebes der Schlagadern. 

In der großen Mehrzahl der Fälle werden diese Verhärtungen durch eine Atherosklerose ausgelöst, wobei dieser Begriff vor allem im englischen Sprachgebrauch allgemein für die Beschreibung der Erkrankung verwendet wird.

Single-Cell RNA-Seq Reveals the Transcriptional Landscape and Heterogeneity of Aortic Macrophages in Murine Atherosclerosis. Clément Cochain, Ehsan Vafadarnejad, Panagiota Arampatzi, Jaroslav Pelisek, Holger Winkels, Klaus Ley, Dennis Wolf, Antoine-Emmanuel Saliba, Alma Zernecke. Circulation Research, DOI: 10.1161/CIRCRESAHA.117.312509

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Einladung zur Studie: Entscheidungshilfe Prostatakrebs

Medizin am Abend Berlin Fazit: G-BA fördert bundesweite Evaluationsstudie zur Entscheidungshilfe Prostatakrebs

Gesucht: Studienärztinnen und -ärzte aus urologische Praxen und Kliniken zur Evaluation einer patientenorientierten Online-Entscheidungshilfe bei nicht metastasiertem Prostatakarzinom (EvEnt-PCA) 
 
Zum 1. April 2018 hat die Projektarbeit zu einer groß angelegten randomisierten Evaluationsstudie der Entscheidungshilfe Prostatakrebs begonnen.

Der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses fördert das Projekt über drei Jahre mit ca. 800.000 Euro und ermöglicht so einen validen Vergleich zum bisherigen Standard.

Ziel ist es, den möglichen Nutzen der multimedialen Patienteninformation mit Level I-Evidenz zu belegen.

Darauf könnte eine Leitlinienempfehlung aufbauen und auch die zusätzliche Vergütung der Bemühungen um eine geteilte Entscheidungsfindung könnte sich objektiv begründen lassen. „Dieser Schritt zu einer evidenzbasierten modernen Patienteninformation ist ein wichtiger Erfolg für die ganze urologische Community“, sagt Prof. Dr. med. Christian Wülfing, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU).

  • Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs soll das Beratungsgespräch beim nicht metastasierten Prostatakarzinom für den Patienten und seinen Urologen standardisiert vorbereiten und erleichtern. 

Sie ist in der PatientenAkademie als gemeinsame Initiative der DGU und des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V. (BvDU) entstanden und hat sich in den vergangenen zwei Jahren fest in der deutschen Urologie etabliert.

Ende März 2018 hatten bereits 4.600 Betroffene das Angebot genutzt, alleine im letzten Monat kamen 300 Neubetroffene hinzu.

„Viele Patienten und Urologen nehmen das Angebot sehr gut an, wie unsere ersten Auswertungen gezeigt haben.

  • Dabei war uns stets wichtig, dass die Entscheidungshilfe Prostatakrebs fest in den Arzt-Patienten-Kontakt eingebunden ist. 

Der Betroffene erhält einen persönlichen Zugang von seinem Urologen. 

Danach kann er das Informationsangebot der Entscheidungshilfe nutzen und kommt gut vorbereitet in das folgende Beratungsgespräch zurück“, sagt Projekt- und Studienleiter PD Dr. med. Dr. phil. Johannes Huber.


  • In der randomisierten Studie zur „Evaluation einer patientenorientierten Online-Entscheidungshilfe bei nicht metastasiertem Prostatakarzinom“ (EvEnt-PCA) soll die Entscheidungshilfe mit der „Patientenleitlinie Prostatakrebs“ als aktuellem Standard verglichen werden. 

Der Studienablauf fügt sich dabei problemlos in die Routineversorgung ein: 

Nach der Erstdiagnose bietet der betreuende Arzt die Studienteilnahme an.

Hierbei werden jeweils 750 Patienten zufällig entweder zur Nutzung der Entscheidungshilfe Prostatakrebs zugewiesen oder sie erhalten die Print-Broschüre.

Primärer Endpunkt ist der leitliniengerechte Einsatz eines zuwartenden Vorgehens.

Darüber hinaus soll die Intervention auch andere Qualitäten der Entscheidungsfindung verbessern. Ergänzend wird im Rahmen der Studie auch die ärztliche Sicht erfasst.


Insgesamt sollen innerhalb eines Jahres 1.500 Patienten in die zweiarmige randomisierte Evaluationsstudie eingeschlossen werden.

Auf Patientenseite sind drei Erhebungszeitpunkte vorgesehen (Intervention und Follow up nach einem sowie 14 Monaten). Für die Studienärzte umfasst der Arbeitsumfang zwei Erhebungszeitpunkte (Studieneinschluss und Follow up nach 14 Monaten).

Weitere Informationen zur Studie finden sich hier:  

https://www.uniklinikum-dresden.de/event-pca

  • Der Patienteneinschluss beginnt ab dem 2. Juli 2018. 

Teilnehmende Studienärzte erhalten vorab einen Studienordner mit allen Studienunterlagen für zunächst zehn Patienten.

Die Aufwandsentschädigung beträgt pro Proband 120 Euro. 

An der Studienteilnahme interessierte UrologInnen können sich ab sofort bei der:

SMG Forschungsgesellschaft mbH melden
(Elke.Hempel@smgf.de; Telefon: +49 (0)30 284 450 00). 

Für fachliche Rückfragen steht auch gerne der Studienleiter PD Dr. med. Dr. phil. Johannes Huber zur Verfügung (Mail: event-pca@uniklinikum-dresden.de). 

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