Herzversagen-Herzerkrankungen-: TELEMONITORING

Medizin am Abend Berlin Fazit: Telemonitoring bei Herzerkrankungen: Nutzen weiterhin unklar

Mehrere Studien noch immer nicht oder nicht vollständig veröffentlicht 
 
Um Herzversagen zu verhindern, werden Menschen mit bestimmten Herzerkrankungen elektronische Geräte implantiert, die bei Bedarf selbsttätig den Herzschlag stimulieren oder schwerwiegende Rhythmusstörungen ausgleichen sollen.

Heutzutage ist es mithilfe dieser Geräte zudem möglich, die Herzfunktion aus der Ferne zu überwachen. Ist sie auffällig, kann der Arzt oder die Ärztin zusätzliche therapeutische Maßnahmen einleiten.

Ob dieses sogenannte Telemonitoring Patientinnen und Patienten bei Herzinsuffizienz oder bei Herzrhythmusstörungen mit hoher Herzfrequenz (ventrikuläre Tachyarrhythmien) Vorteile bietet, bleibt jedoch unklar.

Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in seinem Abschlussbericht.

Nach wie vor fehlen zu unerwünschten Ereignissen und zur Lebensqualität Daten, da Studienergebnisse nicht oder nur lückenhaft veröffentlicht wurden.  

Auch der öffentliche Aufruf des IQWiG änderte daran nichts. Bei anderen Zielkriterien fallen die Behandlungsergebnisse mit Telemonitoring weder besser noch schlechter aus als ohne.

  • Elektrische Impulse sollen Herzfunktion stabilisieren

Herzinsuffizienz, also Herzschwäche, ist eine häufige Erkrankung gerade bei älteren Menschen und gehört zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland.

Sogenannte ventrikuläre Tachyarrhythmien treten bei Herzinsuffizienz häufig auf.

Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Herzrhythmusstörung (Arrhythmie) und schnellem Herzschlag (Tachykardie), die von einer der beiden Herzkammern (Ventrikel) ausgeht.  
Sie können im schlimmsten Fall einen plötzlichen Herztod verursachen.

Beide Erkrankungen werden behandelt, indem man den Betroffenen aktive kardiale Aggregate implantiert. Ist der Herzschlag auffällig, senden diese Geräte elektronische Impulse aus.

Sie sollen entweder eine Defibrillation oder eine Überstimulation auslösen (ICDs) oder die Kontraktion von linker und rechter Herzkammer synchronisieren (CRTs).

  • Ein dritter Gerätetyp kombiniert beide Funktionalitäten (CRT-Ds).

Telemonitoring soll Nachsorge unterstützen

Unabhängig vom Typ des Implantats ist eine regelmäßige (ambulante) Nachsorge notwendig, wobei Patienten in festen Zeitabständen, in der Regel alle drei Monate, zu ihrem Arzt oder zu ihrer Ärztin kommen müssen. Prinzipiell ermöglichen heutzutage aber alle Gerätetypen auch das sogenannte Telemonitoring.

Dabei werden physiologische Daten per Funk an die Praxis oder eine andere medizinische Einrichtung übermittelt und überwacht. Die Patientinnen und Patienten können dann bei Bedarf unabhängig von den regulären Nachsorgeterminen einbestellt werden, um diagnostische oder therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Das Telemonitoring soll den Arztbesuch aber auch teilweise ersetzen können.

Bei den meisten Zielkriterien keine relevanten Unterschiede

Bereits beim Vorbericht hatte dem Institut eine – für nichtmedikamentöse Verfahren – relativ breite Datenbasis zur Verfügung gestanden. Und durch eine Nachrecherche kam eine weitere Studie hinzu. Insgesamt flossen nun 17 Studien mit 10 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in die Bewertung ein. In diesen Studien erhielten die Teilnehmer entweder nur die Standardnachsorge oder sie wurden zusätzlich per Telemonitoring überwacht.

Bei den meisten Zielkriterien, den sogenannten Endpunkten, zeigen die Daten keine oder keine relevanten Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen.  

Für die Sterblichkeit und das Auftreten von Schlaganfällen oder Herzinfarkten gilt das ebenso wie für die Notwendigkeit von Klinikaufenthalten oder das Auftreten von psychischen Problemen.

Besonderheiten im Studienaufbau von IN-TIME

Es gibt indes eine Ausnahme: Bei einer der 17 Studien (IN-TIME) fallen die Ergebnisse in Hinblick auf die Sterblichkeit (Gesamtmortalität und kardiovaskuläre Mortalität) zugunsten der telemedizinischen Versorgung aus. Allerdings war bei IN-TIME der Studienaufbau auch besonders: Zum einen wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besonders engmaschig überwacht. Zum anderen war die Nachsorge in der Kontrollgruppe – im Unterschied zu der in Deutschland üblichen Versorgung – weniger intensiv: Erst nach 12 Monaten mussten die Patientinnen und Patienten zum ersten Mal persönlich in die Arztpraxis, um sich untersuchen zu lassen.

Somit bleibt unklar, ob die Resultate von IN-TIME auf die besonders engmaschige Beobachtung in der Telemedizin-Gruppe oder aber auf die – im Vergleich zu den anderen Studien – selteneren Nachsorgetermine in der Kontrollgruppe zurückzuführen sind. Das Institut leitet deshalb auch aus IN-TIME keinen Nutzen ab.

Lebensqualität: Daten von 82 % der Studienteilnehmer fehlen

Bei zwei zentralen Endpunkten, bei Nebenwirkungen und Lebensqualität, sind in der Gesamtschau der Studien weiterhin gar keine Aussagen zu Nutzen oder Schaden möglich, weil hier die Daten für einen erheblichen Anteil der Patientinnen und Patienten fehlen.

  • Was schwerwiegende unerwünschte Ereignisse betrifft, zu denen auch Nebenwirkungen der Therapie zählen, sind für 42 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Ergebnisse nicht verfügbar. Bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sind es sogar 82 %.

Nur diejenigen Teilnehmer in die Bewertung einzubeziehen, für die Angaben vorliegen, wäre nicht adäquat. Denn bei einem derart hohen Anteil fehlender Daten ist die Wahrscheinlichkeit für ein verzerrtes Ergebnis sehr hoch.

Mehrere Studien noch immer nicht publiziert

Doch es fehlen nicht nur Angaben von Studienteilnehmern. Drei Studien, die für die Bewertung wahrscheinlich relevant sind, waren zu Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht. Das IQWiG hat zudem fünf weitere abgeschlossene, noch unpublizierte Studien identifiziert. Allerdings war deren Relevanz unklar. Unter diesen Studien ist auch die EVATEL-Studie: Sie wurde vor mehr als sechs Jahren abgeschlossen, bislang ist aber lediglich ein Abstract verfügbar.

  • Obwohl das IQWiG diesen Umstand vor dem Stellungnahmeverfahren kritisiert hatte, lieferten weder Hersteller noch Studienautoren aus öffentlich finanzierten Einrichtungen Daten nach. 

„Hier hat gerade die Industrie die Chance vertan, einen Nutzen ihrer Geräte aufzuzeigen“, kommentiert der stellvertretende Leiter des IQWiG, Stefan Lange.

„Klinische Studien haben keinen Selbstzweck, vielmehr müssen alle ihre Resultate so rasch wie möglich öffentlich verfügbar sein. Denn nur dann können wir Nutzen und Schaden der medizinischen Interventionen bewerten. Und Patientinnen und Patienten können ohne dieses Wissen keine informierte Entscheidung treffen“, so Stefan Lange.

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Die vorläufigen Ergebnisse, den sogenannten Vorbericht, hatte das IQWiG im August 2017 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt.

Nach dem Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht im Januar 2018 an den Auftraggeber versandt. 

Die eingereichten schriftlichen Stellungnahmen werden in einem eigenen Dokument zeitgleich mit dem Abschlussbericht publiziert. Der Bericht wurde gemeinsam mit externen Sachverständigen erstellt.

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PIA - Psychiatrische Institutsambulanz: Starke Ängste - Angststörungen - Herzattacke

Medizin am Abend Berlin Fazit: Ängste schützen bei Herzattacke

Angst schützt den Menschen vor Gefahren. 

Ein Team der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Zentrums München hat herausgefunden, dass das sogar für eine krank-haft verstärkte Angst gilt. 

  • Patientinnen, die allgemein unter starken Ängsten leiden, nehmen Symptome eines Herzinfarkts früher ernst und lassen sich schneller behandeln. 
  • Das verbessert ihre Überlebenschance. 
 
Menschen mit Angststörungen leider unter starken Ängsten, die unabhängig von einer echten Gefahr auftreten. 

  • Sie fürchten sich oft vor Alltagssituationen, was ihr Leben sehr belasten kann. 
  • Ein erhöhtes Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen können unter anderem die Folgen sein. 

Doch in akuten Notsituationen ist Angst seit Urzeiten auch ein wirkungsvoller Schutzmechanismus.

Dass sogar eine Angststörung bei einem Herzinfarkt helfen kann, fand ein Team um Prof. Karl-Heinz Ladwig von der TUM und dem Helmholtz Zentrum München heraus.

Für die Untersuchung nutzten sie Daten aus der MEDEA-Studie (Munich Examination of Delay in Patients Experiencing Acute Myocardial Infarction), in der 619 Infarktpatienten noch im Krankenhaus innerhalb von 24 Stunden nach Verlassen der Intensivstation befragt und weitere Daten wie die Ankunftszeit in der Klinik und der Krankheitsverlauf erhoben wurden.

Zwei Stunden früher in die Klinik

  • Je früher nach einem Infarkt eine medikamentöse Therapie beginnt, umso geringer sind die Schäden am Herzen, die späteren gesundheitlichen Einschränkungen und die Wahrscheinlichkeit zu sterben.

Rund 12 Prozent der Erkrankten in der Studie litten unter einer Angststörung.

  • Es zeigte sich, dass sie in der akuten Herzinfarkt-Situation schneller reagierten und früher in die Notaufnahmen kamen. 

Besonders deutlich war der Zeitunterschiede zwischen weiblichen Infarktpatienten ohne und mit Angststörungen: 

im Durchschnitt erreichten Letztere 112 Minuten nach Infarktbeginn die Klinik, während die Vergleichsgruppe ohne Angststörung rund zwei Stunden länger brauchte.

Viele wissenschaftliche Studien haben zeigen können, dass bei einem akuten Herzinfarkt schon jede halbe Stunde für das Überleben entscheidend ist, erklärt Karl-Heinz Ladwig.

  • Diesen schützenden Effekt einer Angsterkrankung konnte das Team allerdings nur bei Frauen und nicht bei Männern statistisch verlässlich nachweisen. 
  • Bei Letzteren war aber ebenfalls ein positiver Trend zu erkennen: sie ließen sich im Durchschnitt 48 Minuten früher behandeln.

Sensibler für eigene Gesundheit

„Personen mit Angsterkrankungen haben zwar ein höheres Risiko für einen Infarkt, überleben diesen aber meist eher. Einen wichtigen Faktor hierfür zeigen unsere Daten.“, erklärt Karl-Heinz Ladwig und ergänzt:

„Angstgestörte Menschen können häufig sensibler auf ihre gesundheitlichen Bedürfnisse reagieren.  
  • Das sollten Ärztinnen und Ärzte auch immer sehr ernst nehmen. 
  • Sie sind auch entscheidungsstärker, wenn es um das Annehmen von Hilfe geht. 

So kann eine Krankheit auch helfen, vor einer anderen schweren Erkrankung zu schützen.“

Allerdings, auch das zeigte die Studie, sind die seelischen Kosten für diesen Überlebensvorteil hoch:

Angstpatienten leiden deutlich mehr als die nichtbelastete Vergleichsgruppe unter Stress, extremer Müdigkeit und eingeschränktem allgemeinen Wohlbefinden.

Die Forscherinnen und Forscher wollen in weiteren Studien nun auch kulturelle Unterschiede berücksichtigen. Sie planen eine ähnliche Untersuchung in Shanghai.

Publikation:
Fang X. Y., Spieler D., Albarqouni L., Ronel J., Ladwig K. H., Impact of generalized anxiety disorder (GAD) on prehospital delay of acute myocardial infarction patients. Findings from the multicenter MEDEA study, Clin Res Cardiol, 2018, DOI: 10.1007/s00392-018-1208-4
https://link.springer.com/article/10.1007/s00392-018-1208-4

Mehr Information:
Die MEDEA Studie wird von der Deutschen Herzstiftung mitfinanziert und im Rahmen der Munich Heart Alliance realisiert.


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CAVE: Ausbreitung der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Medizin am Abend Berlin Fazit: Zecken: Anstieg der FSME-Infektionen & neue Arten in Deutschland

Mit Blick auf FSME-Erkrankungen war 2017 ein dramatisches Jahr. 

Zu diesem Ergebnis kommt die Zeckenforschung der Universität Hohenheim in Stuttgart im Vorfeld des 4. Süddeutschen Zeckenkongress. Auch sonst bescherte das vergangene Jahr einige neue Phänomene.

Wie sich bisher nicht bekannte Zecken-Hot-Spots bzw. FSME-Naturherde deutschlandweit verschieben, wie gefährlich neue Zeckenarten einzuschätzen sind und wie die Forschung Zecken zu bekämpfen versucht erläutert die Pressekonferenz am 6. März 2018.


Fehlender Impfschutz, aber auch Umweltfaktoren und Freizeitverhalten begünstigen die Ausbreitung der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Allerdings kann nicht jede Zeckenart das Virus übertragen: Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass nur der Gemeine Holzbock und die Auwaldzecke für Menschen gefährlich sind. Die neu entdeckte Zeckenart Ixodes inopinatus wird in FSME-Herden gefunden und könnte damit möglicherweise auch als Überträger fungieren.

Doch nicht nur Zecken verbreiten das Virus, auch Rohmilchprodukte können die FSME übertragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hirnhautentzündung zum Ausbruch kommt, ist bei einer Infektion über Rohmilch sogar mehr als dreimal so hoch.


* Neuer möglicher FSME-Überträger: Ixodes inopinatus, Ansteckungsgefahr durch Rohmilchprodukte
Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Lehrstuhl für Parasitologie, Universität Hohenheim

* Verbreitung von Zecken und FSME in Deutschland
PD Dr. Gerhard Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr, Leiter des Deutschen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME

* FSME- und Zeckensituation in Baden-Württemberg
Dr. Rainer Oehme, Landesgesundheitsamt Stuttgart

4. Süddeutscher Zeckenkongress vom 12.-14. März

Zudem findet vom 12.-14. März der 4. Süddeutsche Zeckenkongress mit anschließender Ärztefortbildung statt. 

  • Themen sind unter anderem die Verbreitung und Kontrolle verschiedener Zeckenarten sowie von Zecken übertragbare Viren und Bakterien.

Weitere Informationen

Programm: http://www.zeckenkongress.de/programm/

Anmeldung: http://www.zeckenkongress.de/registrierung/


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