Das weibliche Sexualhormon Östrogen

Medizin am Abend Berlin Fazit: Östrogen reguliert krankhafte Veränderungen von Knochen über Knochenbelegzellen

Das weibliche Sexualhormon Östrogen unterstützt die strukturelle Stabilität der Knochen. 

  • Bislang war jedoch unklar, über welche Zellen das Hormon schützend eingreift und Veränderungen der Knochendichte verhindert. 

Forschende der Vetmeduni Vienna konnten nun erstmals zeigen, dass Östrogen einen bestimmten Zelltyp als „Vermittler“ für seinen positiven Effekt nutzt.

Bindet das Hormon an die sogenannten „Bone Lining Cells“, die um die Knochen angelagert sind, dann reguliert es in diesen Zellen die Bildung des wichtigen Botenstoffs RANKL, der sich sonst bei Hormonmangel unkontrolliert vermehrt und für krankhafte Veränderungen in den Knochen sorgen kann. 

Veröffentlicht in Scientific Reports. 
 
  • Das wichtigste weibliche Sexualhormon, Östrogen, spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Regulation der Knochendichte. 

Bei Frauen ist etwa bekannt, dass der reduzierte Östrogenspiegel nach der Menopause Osteoporose, Knochenschwund, auslösen kann. 

Stabilität und krankhafte Veränderungen des Skeletts hängen damit direkt von der Verfügbarkeit und der Interaktion des Hormons mit den Knochenzellen ab. 


Bislang war jedoch unklar, an welche speziellen Zielzellen Östrogen bindet, um seine Wirkung auf die Knochen zu entfalten. Forschenden der Vetmeduni Vienna gelang nun der Nachweis, dass die sogenannten Bone Lining Zellen den „Pförtner“ für das Hormon spielen. Durch die Bindung an diesen Zelltyp kontrolliert es den Botenstoff RANKL, einen wichtigen Faktor des Knochenumbaus.

Östrogen nutzt einen bestimmten Zelltyp für positiven Einfluss auf Knochendichte

Wie sich die Struktur unserer Knochen entwickelt, hängt von einem komplexen System aus Botenstoffen und Proteinen ab.

Eine wichtige Komponente ist das Signalmolekül RANKL. Dieses beeinflusst die Entwicklung spezieller Zellen, der sogenannten Osteoklasten, die für den Knochenabbau verantwortlich sind.

  • Ohne Östrogen oder die entsprechenden Zellrezeptoren, an die es binden kann, wird RANKL vermehrt gebildet und löst krankhafte Knochenveränderungen aus. 


Dass das Hormon die Bildung des Botenstoffs reguliert und damit die bestehende Knochendichte schützt, ist durch mehrere Studien bestätigt. „An welche Zellen es für diesen positiven Effekt allerdings andocken muss, war dagegen umstritten“, sagt Studienleiter Reinhold Erben von der Abteilung für Physiologie, Pathophysiologie und experimentelle Endokrinologie. „Wir konnten nun bestätigen, dass Östrogen seine Wirkung primär über die Bindung an die Bone Lining Cells entfaltet.“


Dieser Zelltyp umhüllt die Knochen und ist mit anderen Knochenzellen, wie den im Knocheninneren liegenden Osteozyten, durch Zell- zu Zellkontakte verbunden. Es bestand die Vermutung, dass sie an der Kontrolle des Knochenabbaus durch die Osteoklasten beteiligt sind. Dass die Bone Lining Cells als Zielzellen des Östrogens ein Schlüsselfaktor für den Erhalt der Knochenstruktur sind, bestätigt diese Vermutung.

Bindegewebszellen, die den Knochen umgeben, sind Vermittler der Hormonwirkung

Der Nachweis des Zelltyps gelang dem Team um Erben mit einem speziellen Mausmodell und neuen, experimentellen Methoden. Um die die Zielzellen des Hormons eingrenzen zu können, nutzten wir unterschiedliche Mauslinien, bei denen entweder der Östrogenrezeptor oder RANKL in blutbildenden oder Bindegewebszellen inaktiv waren. Der von uns untersuchte Effekt zeigte sich nur in den Zellen des Bindegewebes, erklärt Erben.
Für die Eingrenzung der Zellen nutzte das Forschungsteam eine spezielle Mikroskopiertechnik, die sogenannte Laser Capture Microdissection Methode, mit der man exakt einzelne Zelltypen vom restlichen Gewebe trennen kann. Anschließend bestimmten sie durch eine RNA-Analyse die Genhäufigkeit und konnten damit die Bone Lining Cells als primäre Zielzellen bestätigen. „Die Bone Lining Cells machen auch durch ihre Position am Knochen und die Verbindung zu anderen Knochenzellen als Pförtner oder Vermittler für den Effekt des gebundenen Hormons Sinn“, so Erben. „Ob auch andere Hormone über diesen Zelltyp in den Knochenumsatz eingreifen oder andere Zellen nutzen, müssen zukünftige Versuche klären. Unser Ansatz galt rein der Frage, wie die Interaktion von Östrogen mit den Knochen funktioniert.“

Service:
Der Artikel „Estrogen Regulates Bone Turnover by Targeting RANKL Expression in Bone Lining Cells“ von Carmen Streicher, Alexandra Heyny, Olena Andrukhova, Barbara Haigl, Svetlana Slavic, Christiane Schüler, Karoline Kollmann, Ingrid Kantner, Veronika Sexl, Miriam Kleiter, Lorenz C. Hofbauer, Paul J. Kostenuik und Reinhold G. Erben wurde in Scientific Reports veröffentlicht.
https://www.nature.com/articles/s41598-017-06614-0?WT.feed_name=subjects_medical...

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CAVE: Ambulante und stationäre Psychoonkologische Versorgung - Interdisziplinarität

Medizin am Abend Berlin Fazit: Psychoonkologische Versorgung in Deutschland längst nicht für alle Krebspatienten sichergestelltl

Vom 14. bis 18. August 2017 findet der 19. Weltkongress für Psychoonkologie in Berlin statt. 

Die Tagung trägt den Titel "Cancer throughout the Lifespan - addressing the psychosocial needs of diverse populations". 

Sie fokussiert angesichts einer weltweit steigenden Krebsprävalenz auf die spezifischen psychosozialen und medizinischen Folgeprobleme einer Krebserkrankung bei Patienten in verschiedenen Altersgruppen und Erkrankungsstadien. 

Außerdem haben die beiden Leipziger Kongresspräsidenten eine klare Botschaft: 

Die Psychoonkologie ist Teil einer patientenzentrierten onkologischen Versorgung, weshalb es mehr Angebote bedarf. 

Doch eine flächendeckende Versorgung ist noch nicht sichergestellt. 
 
Laut Kongresspräsidentin, Prof. Dr. Anja Mehnert, sind die Problemlagen und daraus
resultierenden psychosozialen Bedürfnisse von Krebspatienten je nach Lebensphase, in der die Erkrankung auftritt, enorm unterschiedlich. 

Bislang lag der Fokus der Psychoonkologie besonders auf der mittleren Altersgruppe, also auf Menschen zwischen 40 und Ende 50.

Bei ihnen sind die Mehrfachbelastungen sehr hoch, sie haben Beziehungen, Familie, Kinder, manche pflegen auch ihre Eltern, hinzu kommen Beruf und Karriere.

Sie werden durch die Diagnose mitten aus dem Leben gerissen und sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert, weil sie wissen, dass sie als Eltern, Partner oder auch Kollegen gebraucht werden. 

Doch auch andere Patientengruppen benötigen psychoonkologische Unterstützung.

  • Die Problemlagen sind teilweise andere, werden von den Betroffenen aber als ebenso belastend wahrgenommen. 

Bei betagten Patienten bestehen z.B. häufig Multimorbidität und daraus resultierend schwierige Behandlungsentscheidungen, aber auch Probleme der Alltagsbewältigung oder die Gefahr der sozialen Vereinsamung.

Bei sehr jungen Menschen kann die Krankheit psychische und soziale Entwicklungsaufgaben beeinträchtigen, die Betroffenen haben aber gleichzeitig weniger Verarbeitungsmechanismen, mit Lebenskrisen umzugehen als ältere Patienten.

Junge und alte Patienten sind in den vergangenen Jahren zwar zunehmend in den Fokus der psychoonkologischen Forschung gerückt, etablierte psychoonkologische Versorgungskonzeptefehlen allerdings noch für diese Patientengruppen.

Auch der Anteil der "Krebs-Survivor" hat in den vergangenen Jahrzehnten die Anforderungen an des Fach erheblich verändert und den Bedarf an psychoonkologischer Versorgung und Cancer Survivorship Programmen erhöht.

"Wir haben viel mehr onkologische Erkrankungen, die heilbar sind oder über eine lange Zeit behandelt und versorgt werden können, - und damit ist auch die psychische Belastung unserer Patienten eine andere geworden. 

Während es früher häufiger darum ging, mit der unmittelbar bevorstehenden Bedrohlichkeit des Todes zurechtzukommen, ist nun in den Vordergrund gerückt, Hilfestellungen für ein Leben mit einer oder nach einer Krebserkrankung zu geben", erklärt Prof. Dr. Anja Mehnert, zugleich Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Leipzig.

"Man erkennt, dass diese Fragen und Problemlagen sowohl
medizinisch als auch psychologisch adressiert werden müssen und wir Onkologie und
Psychoonkologie nicht getrennt voneinander sehen dürfen", ergänzt Ko-Kongresspräsident Prof. Dr. Florian Lordick - er ist übrigens Onkologe und Direktor des Universitären Krebszentrums (UCCL) in Leipzig.
 "Das ist auch der Grund, warum Frau Prof. Mehnert und ich die Kongresspräsidentschaft des psychoonkologischen Weltkongresses gemeinsam übernommen haben. Wir möchten hier ein Zeichen für Interdisziplinarität setzen!"

Für beide Kongresspräsidenten ist die Psychoonkologie für eine patientenzentrierte onkologische Versorgung unabdingbar.

  • "Psychoonkologen sollten Teil des in multidisziplinären Behandlungsteams sein", so Lordick. 

Denn die psychologische Versorgung ist weit mehr als nur "nice to have":

Erlebens- und Verhaltensfaktoren spielen eine wichtige Rolle u.a. für die Therapieadhärenz, die Lebensqualität und nicht zuletzt für die Morbidität und Mortalität, wie z.B. große, registerbasierte Studien aus Dänemark zeigten.

Der Versorgungsbedarf ist hoch und wurde auch im "Nationalen Krebsplan" reflektiert,
allerdings fehlen nach wie vor strukturelle Schritte, wie man die Psychoonkologie in die
ambulante und stationäre Versorgung überführen und auch finanzieren kann.

"Die psychoonkologische Versorgung ist in Deutschland noch längst nicht für alle Patienten
sichergestellt, verbesserte Konzepte und eine Regelfinanzierung sind notwendig", so die
Kongresspräsidenten.

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