Vorhofflimmern - Schlaganfälle

Medizin am Abend Berlin Fazit: Experten fordern: Screening auf Vorhofflimmern einführen um Schlaganfälle zu verhindern

Wenn ältere Menschen flächendeckend auf Vorhofflimmern untersucht würden, könnten damit weltweit hunderttausende Schlaganfälle verhindert werden. 

Das schreibt das internationale Expertengremium AF-SCREEN in einem White Paper, das in der Fachzeitschrift „Circulation“ erschienen ist. 
  • Die Experten appellieren an Regierungen, Menschen ab 65 einem Screening auf Vorhofflimmern zu unterziehen, um Schlaganfällen vorzubeugen.  
Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die dazu führen kann, dass sich im Herzvorhof Blutgerinnsel bilden.

Gelangen diese ins Gehirn, kommt es zum Schlaganfall.

Laut World Heart Federation erleiden jedes Jahr 15 Millionen Menschen einen Schlaganfall. Von diesen versterben knapp sechs Millionen, weitere fünf Millionen tragen bleibende Schäden davon. Vorhofflimmern ist für ein Drittel aller Schlaganfälle verantwortlich.
  • Dabei verläuft Vorhofflimmern häufig ohne Symptome. 
  • Bei etwa 10 Prozent aller Schlaganfälle war es vorher nicht bekannt

„Durch Vorhofflimmern verursachte Schlaganfälle sind ausgedehnter und schwerer und fordern mehr Todesopfer als andere Schlaganfälle. 

Ein Screening kann gefährdete Personen davor schützen, überhaupt einen solchen zu erleiden“, erläutert Prof. Renate Schnabel vom Universitären Herzzentrum Hamburg und vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).

Schnabel ist Mitglied des internationalen Verbundes AF-SCREEN, in dem sich 130 Kardiologen, Neurologen, Hausärzte, Gesundheitsökonomen, Krankenschwestern, Apotheker und Vertreter von Patientenorganisationen aus 33 Ländern zusammengeschlossen haben.

  • Wird Vorhofflimmern rechtzeitig erkannt, kann einem Schlaganfall mit blutverdünnenden Mitteln sehr gut vorgebeugt und der Schweregrad der Schlaganfälle abgemildert werden. 

Mit Hilfe von Screenings konnte bei ein bis drei Prozent der 65- bis 75-Jährigen ein zuvor unerkanntes Vorhofflimmern diagnostiziert werden. Entsprechende Studien zitieren die Autoren in ihrem White Paper. Bislang sehen die Richtlinien kein solches Screening vor.

Das White Paper ruft Regierungen weltweit auf, Screenings für Personen ab 65 Jahre einzuführen. 

  • Entsprechende Programme könnten von Hausärzten, in Apotheken oder auf Gemeindeebene mit Hilfe einer Pulsmessung, eines Blutdruckmessgeräts oder eines portablen EKG-Gerätes durchgeführt werden. 

Letzteres eignet sich am besten für eine schnelle und sichere Diagnose des Vorhofflimmerns.

Wer sich wegen seines Herzschlags oder Schlaganfallrisikos Sorgen macht, kann aktiv werden.

„Wenn Sie 65 Jahre oder älter sind, können Sie Ihren Arzt bitten, Ihren Puls zu messen, oder Sie können selbst zu Hause überprüfen, ob er regelmäßig ist wie ein Uhrwerk“, sagt Prof. Schnabel.

„Sollte er unregelmäßig sein, können Sie ein EKG anfertigen lassen und ein eventuelles Vorhofflimmern diagnostizieren und medikamentös behandeln lassen.“

Am White Paper wirkten 60 Autoren mit: 

Screening for Atrial Fibrillation, A Report of the AF-SCREEN International Collaboration. Circulation May 9th 2017 issue 19; Vol 135.

http://circ.ahajournals.org/content/135/19/1851

Deutsche Mitglieder von der AF-SCREEN:
Johannes Brachmann, Klinikum Coburg, Coburg
Günter Breithardt, Universitätsklinikum Münster
Stefan Kääb*, Klinikum der Universität München
Carlos Martinez, Institute for Epidemiology, Statistics and Informatics, Frankfurt
Moritz Sinner*, Klinikum der Universität München
Rolf Wachter*, Universität Göttingen
Paulus Kirchhof*, University of Birmingham, Birmingham (UK), und Universität Münster
Renate Schnabel*, Universitäres Herzzentrum Hamburg

*sind Mitglieder des Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)

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Prof. Renate Schnabel
Universitäres Herzzentrum Hamburg
Martinistraße 52
20246 Hamburg
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E-Mail: r.schnabel@uke.de

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Tel.: 030 3465 529 02
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http://www.afscreen.org

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Zum HerrenTAG und MännerTAG: Verhütung war – und ist – Frauensache!

Medizin am Abend Berlin Fazit: Verhütung bleibt Frauensache

Historiker der Universität Jena erforschten die Geschichte der „Wunschkindpille“ 
 
Verhütung war – und ist – Frauensache! 

Über die Kulturgeschichte der Fertilität haben Silke Satjukow und Lutz Niethammer geschrieben.
Über die Kulturgeschichte der Fertilität haben Silke Satjukow und Lutz Niethammer geschrieben.

 Medizin am Abend Berlin ZusatzFachThema: Das Stillen von Kindern  

Über Jahrhunderte versuchten Frauen, der Schicksalhaftigkeit von Schwangerschaften und Geburten zu entgehen und so die Zeugung und Geburt von Kindern auf den Fall zu beschränken, in dem das Kind erwünscht ist und aufgezogen werden kann.

Die Methoden der Verhütung – von diversen Kräutertränken bis zu selbstgefertigten Kondomen – standen jedoch immer unter dem hohen Risiko des praktischen Scheiterns. Mit der Erfindung chemischer Kontrazeptiva, der „Pille“, sollte sich das endlich ändern.

Der Historiker Prof. em. Dr. Lutz Niethammer von der Universität Jena hat gemeinsam mit seiner Fachkollegin Prof. Dr. Silke Satjukow von der Universität Magdeburg das Buch „Wenn die Chemie stimmt …“ Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der „Pille“ herausgegeben. Versammelt sind darin Aufsätze von Historikerinnen und Historikern sowie Wissenschaftlern anderer Disziplinen aus der Kultur- und Sozialwissenschaft, die auf die Beiträge zweier wissenschaftlicher Tagungen in Jena zurückgehen.

„Es sind Beiträge zu einer Kulturgeschichte der Fertilität“, sagt Silke Satjukow. Dabei geht der Blick der Forscher weit über Deutschland hinaus: Beschrieben werden die Situation in den einstigen sozialistischen Ostblockstaaten, in den USA in den 1960er Jahren, in Russland ebenso wie in der Bundesrepublik und der DDR. Unter der Überschrift „Globale Ausblicke“ werden zudem Argentinien, Brasilien, Südafrika, die Türkei und China in den Fokus gerückt. Ergänzend gibt es einen Exkurs in die Geschichte von Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. In einem Beitrag von Lutz Niethammer wird zudem die spannende und wechselvolle Geschichte der Geburtenkontrolle in frühen islamischen Ländern erzählt.

Die begrenzte Wahrnehmung der westlichen Welt

 Die "Wunschkindpille" der DDR steht im Mittelpunkt des Buches von Annette Leo und Christian König.
Die "Wunschkindpille" der DDR steht im Mittelpunkt des Buches von Annette Leo und Christian König.

„Dass wir im Zeitalter der Pille leben, lässt sich nur aus der begrenzten Wahrnehmung der westlichen Welt behaupten“, sagt Lutz Niethammer. Noch immer seien im weitaus größeren Teil der Welt herkömmliche Methoden wie Diaphragma, Spirale oder Sterilisation die Mittel der Wahl. Auch seien die Diskussionen um die „Pille“ bis heute nicht verstummt: Die Einnahme wird aus religiösen Gründen in Frage gestellt, problematisch sind zudem die zahlreichen Nebenwirkungen der chemischen Kontrazeptiva.

Die Kulturgeschichte der Fertilität kennt zahlreiche Sonderwege. So ersetzte in der Sowjetunion und im heutigen Russland der Schwangerschaftsabbruch faktisch legal die Verhütung.

In der DDR hingegen wurde die „Antibaby-Pille“ als „Wunschkindpille“ staatlich propagiert und gefördert. Das Präparat sollte es ermöglichen, Berufstätigkeit und Mutterschaft besser zu vereinbaren.

Erforscht haben die Geschichte der DDR-„Wunschkindpille“ die Historiker Dr. Annette Leo und Christian König in einem Forschungsprojekt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie befragten Frauen verschiedener Generationen über ihre Erfahrungen mit der „Pille“ und forschten in den Archiven. Ihre Ergebnisse haben sie in dem Buch „Die 'Wunschkindpille'. Weibliche Erfahrung und staatliche Geburtenpolitik in der DDR“ veröffentlicht.
Offiziell begann die Geschichte der „Wunschkindpille“ 1965 in Jena. In jenem Jahr brachte der Volkseigene Betrieb „Jenapharm“ das neue Verhütungsmittel unter dem Namen „Ovosiston“ auf den Markt. Vorausgegangen sei dem ein Spionagefall, schreiben die beiden Autoren. Angeblich stahl ein „Kundschafter“ des Ministeriums für Staatssicherheit die Pillen-Rezeptur bei der westdeutschen Konkurrenz. Belege indes fanden König und Leo nicht.

Bibliographische Angaben:
Lutz Niethammer/Silke Satjukow (Hg.): „Wenn die Chemie stimmt … Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der 'Pille'“, Wallstein Verlag, Göttingen 2016, 424 Seiten, 39,90 Euro, ISBN: 978-3-8353-1741-3

Annette Leo/Christian König: „Die 'Wunschkindpille'. Weibliche Erfahrung und staatliche Geburtenpolitik in der DDR“, Wallstein Verlag, Göttingen 2016, 314 Seiten, 29,90 Euro, ISBN: 978-3-8353-1655-3

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