Schlaf - Präventionsstrategie bei Posttraumatischen Belastungsstörungen

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Schlaf hilft beim Verarbeiten traumatischer Erlebnisse

Schläft man in den ersten 24 Stunden nach einem traumatischen Ereignis, hilft dies, die belastenden Erinnerungen besser einzuordnen und zu verarbeiten. 

Das weisen Forschende der Universität Zürich und der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in einer neuen Studie nach. Schlaf könnte demnach als frühe Präventionsstrategie bei Posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt werden. 

 Das Bild zeigt eine schlafende Frau im Bett.
 Schlaf hilft beim Verarbeiten traumatischer Erlebnisse. (Bild: iStock.com/Voyagerix)
 
Hilft Schlaf bei der Verarbeitung von Stress und Trauma? Oder verschärft er umgekehrt gar die Reaktionen? 

Diese bisher ungeklärte Frage ist hochrelevant für die Prävention von Folgestörungen bei Traumata. Wie solche äusserst belastenden Erlebnisse gleich zu Beginn verarbeitet werden, kann den weiteren Verlauf und die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung beeinflussen.  

Solche Patienten haben immer wieder hochemotionale und belastende Erinnerungen bis hin zu Flashbacks, bei denen sie sich so fühlen, als ob sie ihr Trauma noch einmal durchleben.

Schlaf könnte hier eine Schlüsselrolle spielen, um das Erlebte zu verarbeiten.

Ein Team des Psychologischen Instituts der Universität Zürich und der Psychiatrischen Universitäts-klinik Zürich ist nun in einer Studie der Frage nachgegangen, ob Schlaf in den ersten 24 Stunden nach einem Trauma eine positive Wirkung auf schwere emotionale Belastungen hat. Im Labor zeigten die Forschenden gesunden Probanden ein traumatisches Video. In einem Tagebuch wurden die wiederkehrenden Erinnerungen an die Bilder des Films, welche die Probanden noch ein paar Tage verfolgen, genau erfasst. Scheinbar aus dem Nichts heraus sehen die Probanden Ausschnitte des Gesehenen wieder vor ihrem inneren Auge – und die unangenehmen Gefühle und Gedanken während des Films sind wieder da. Die Qualität dieser Erinnerungen gleicht somit denjenigen von Patienten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen.

Weniger belastende emotionale Erinnerungen

Probanden wurden zufällig zwei Gruppen zugeordnet. Die eine schlief nach dem Video eine Nacht im Labor und ihr Schlaf wurde mittels Elektroenzephalogramm (EEG) aufgezeichnet. Eine andere Gruppe blieb wach. 
«Unsere Ergebnisse zeigen, dass Personen, die nach dem Film schliefen, weniger und weniger belastende wiederkehrende emotionale Erinnerungen hatten als diejenigen, die wach blieben. 
Dies stützt die Annahme, dass dem Schlaf nach traumatischen Erlebnissen eine schützende Wirkung zukommt», erklärt Erstautorin Birgit Kleim von der Abteilung Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie der Universität Zürich.
  • Schlaf kann einerseits helfen, Emotionen abzuschwächen, die mit einer bestehenden Erinnerung wie zum Beispiel Angst durch traumatische Erlebnisse verknüpft sind. 
  • Anderseits hilft der Schlaf aber auch, die Erinnerungen in einen Kontext zu setzen, informationell zu verarbeiten und diese Erinnerungen zu speichern.
  • Dieser Prozess verläuft vermutlich über mehrere Nächte.

Gemäss Studienautoren bestehen erst wenige Empfehlungen zu frühen Behandlungen und zum Umgang mit traumatisierten Menschen in der Anfangsphase.

«Unser Ansatz bietet eine wichtige nicht-invasive Alternative zu den aktuellen Versuchen, Trauma-Erinnerungen zu löschen oder dies durch Medikamente zu unterstützen», sagt Birgit Kleim.

 «Der Einsatz von Schlaf könnte sich als natürliche frühe Präventionsstrategie erweisen.»

Literatur:

Birgit Kleim, Julia Wysokowsky, Nuria Schmid, Erich Seifritz, Björn Rasch. Effects of Sleep after Experimental Trauma on Intrusive Emotional Memories. SLEEP. December 1, 2016. doi: 10.5665/sleep.6310

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Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie
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Kurt Bodenmüller Universität Zürich

Patientenerfahrung: Bandscheiben-Operation für Sie geplant...?

Medizin am Abend Berlin Fazit: Bei jedem dritten Bandscheiben-Patienten wird vorschnell operiert

Männlich, mittlere Altersgruppe, im Beruf stehend – wer zu dieser Zielgruppe gehört, wird sich bei einem Bandscheibenvorfall eher einer Operation unterziehen als konservative Behandlungsmethoden auszuschöpfen. 

Und damit zugleich häufiger entgegen den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie handeln, wie eine Studie am Hamburg Center for Health Economics (HCHE) ergab. 

Bei jedem dritten Bandscheiben-Patienten wird vorschnell operiert. Denn viele Patienten fürchten, ohne Operation ihren Beruf nicht mehr ausüben zu können. 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachLink: Polizei 
 
Über die Erfahrungen der Patienten mit Bandscheiben-Operationen weiß man bislang in Deutschland nur wenig.

Diese Lücke schließt die HCHE-Studie, die einen besonderen Fokus darauf legt, ob vor der Operation – sofern diese nicht durch einen Notfall begründet war – konservative Behandlungsmethoden ausgeschöpft wurden.

Zu den konservativen Mitteln gehören etwa Krankengymnastik, Massagen und Schmerztherapie wie Injektionsbehandlungen, die über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen erfolgen sollen. 

Frühere Studien zeigen, dass die konservative Behandlung mittelfristig vergleichbare Ergebnisse erzielt, jedoch weniger Kosten verursacht und keinerlei Operationsrisiken birgt. 

Insgesamt wurden mehr als 6.000 Versicherte der Barmer GEK befragt, die 2014 und 2015 an der Bandscheibe operiert wurden. Die Rücklaufquote betrug 47 Prozent.
  • Bei einem Drittel der Befragten wurden konservative Therapieverfahren nicht konsequent verfolgt oder trotz Ansprechens der Therapie operiert. 
Auch wenn vielfach ohne akute Indikatoren operiert wurde, hielten die Patienten die Operation für den richtigen Weg. 

Insbesondere die Berufstätigen sorgten sich, ohne Operation ihren Beruf nicht mehr ausüben zu können.

Außerdem waren sie der Überzeugung, dass ein Eingriff die bessere Möglichkeit sei, um die Schmerzen zu beheben. Zwar kommt es im Falle einer Bandscheiben-Operation oftmals zu einer Linderung der Beschwerden, doch immerhin zehn Prozent der Operierten leiden nachhaltig unter Komplikationen.

Diejenigen, die sich vor einem Eingriff eine Zweitmeinung eingeholt hatten, wurden häufiger konservativ therapiert. „Dies zeigt, wie wichtig es ist, entsprechende Beratungsangebote auszubauen“, erklärt HCHE-Forscher Prof. Dr. Mathias Kifmann und regt an, konservative Therapiemöglichkeiten insbesondere für Berufstätige besser verfügbar zu machen.

In Anbetracht der oft zeitintensiven konservativen Therapien können auch spezialisierte Angebote für bestimmte Berufsgruppen von Nutzen sein.

Nicht zuletzt sind auch die volkswirtschaftlichen Kosten interessant: 

Eine Bandscheiben-Operation kostet im Schnitt etwa 4.350 Euro.

Überträgt man die Befunde, sind im Jahr 2014 durch womöglich vorschnelle Operationen Kosten im deutlich zweistelligen Millionenbereich entstanden.

Quelle:

Bäuml M, Kifmann M, Krämer J, Schreyögg J (2016). Bandscheibenoperationen – Patientenerfahrungen, Indikationsqualität und Notfallkodierung. In: Böcken J, Braun B, Meierjürgen R. Gesundheitsmonitor 2016. Bürgerorientierung im Gesundheitswesen. Kooperationsprojekt der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK. Verlag Bertelsmann Stiftung: 187-195.

Hamburg Center for Health Economics (HCHE)

Das HCHE ist ein gemeinsames Forschungszentrum der Universität Hamburg und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Mehr als 60 Wissenschaftler/innen beschäftigen sich mit relevanten und politisch aktuellen Themen des deutschen Gesundheitssystems. Der Fokus der Forschungsaktivitäten liegt dabei in den Bereichen Finanzierung des Gesundheitswesens, Gesundheitsökonomische Evaluation, Arzneimittelmärkte, Krankenhäuser und Ärzte sowie Bevölkerungsgesundheit.

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