Patient Krankenhaus

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Krankenhaus Rating Report 2016: Patient Krankenhaus stabilisiert, aber nicht fit für die Zukunft

  • Die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser ist im Jahr 2014 weitgehend unverändert geblieben, ihre Ertragslage hat sich hingegen verbessert. 
Nach wie vor ist die Kapitalausstattung der Krankenhäuser jedoch unzureichend, der jährliche Investitionsbedarf von mindestens 5,5 Milliarden Euro wird derzeit nicht erreicht. Die Alterung der Gesellschaft wird zudem zu einem steigenden Bedarf an medizinischen Fachkräften führen. Bei den Gesetzlichen Krankenkassen tut sich eine Kosten-Erlös-Schere auf. Zu diesen und vielen weiteren Ergebnissen kommt die zwölfte Ausgabe des „Krankenhaus Rating Report“.
 
Die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser ist im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert geblieben.

11 Prozent befanden sich im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr. 

Ihre Ertragslage hat sich indessen verbessert, die Umsatzrendite stieg von 1,3 auf 1,8 Prozent. 

Auf Konzernebene schrieben 23 Prozent der Krankenhäuser einen Jahresverlust, 2013 waren es noch 30 Prozent. 

Aufgrund der verbesserten Ertragslage waren 2014 zudem 54 Prozent der Kliniken voll investitionsfähig. Jedoch ist die Kapitalausstattung der Krankenhäuser noch immer unzureichend. Ihr jährlicher Investitionsbedarf (ohne Universitätskliniken) beträgt mindestens 5,5 Milliarden Euro. Die Länder steuern nach wie vor nur die Hälfte davon bei, die Krankenhäuser aus eigener Kraft ca. 1,9 Milliarden Euro. Dabei gibt es allerdings große länderspezifische Unterschiede. Der kumulierte Investitionsstau beträgt rund 28 Milliarden Euro. Bei Fortschreibung des Status quo aus 2014 würde der Anteil der Krankenhäuser mit erhöhter Insolvenzgefahr bis 2020 auf 23 Prozent steigen.

Berücksichtigt man die Maßnahmen des Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) ab 2016, dürfte der Anteil mit Insolvenzgefahr (auf Konzernebene) bis 2020 dagegen nahezu konstant bei 12 Prozent bleiben.

Zu diesen Ergebnissen kommt der zwölfte „Krankenhaus Rating Report“, den das RWI, die Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) und die Philips GmbH gemeinsam erstellt haben und dessen Ergebnisse im Rahmen des „Hauptstadtkongress 2016 – Medizin und Gesundheit“ in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Der Report basiert auf einer Stichprobe von 517 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2013. Sie umfassen insgesamt 871 Krankenhäuser mit einem am Umsatz gemessenen Marktanteil von 69 Prozent. Zudem flossen 333 Jahresabschlüsse aus dem Jahr 2014 in die Auswertung ein.

Ostdeutschen Kliniken geht es nach wie vor wirtschaftlich am besten

In den ostdeutschen Bundesländern war die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser auch im Jahr 2014 wieder am besten.

Am schwierigsten war sie in Niedersachsen/Bremen, Baden-Württemberg und Hessen.

  • Auch wenn Verbesserungen zu beobachten sind, bleiben in vielen Regionen die Krankenhausstrukturen ungünstig, es gibt zu viele kleine Einrichtungen, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung. Gerade ein hoher Spezialisierungsgrad ist jedoch in wirtschaftlicher und qualitativer Hinsicht vorteilhaft.

Bei einer Betrachtung nach Trägern lagen 21 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im Jahr 2014 im „roten Bereich“, 10 Prozent der freigemeinnützigen und 3 Prozent der privaten

  • Damit hat sich die Situation vor allem bei öffentlich-rechtlichen Häusern leicht verschlechtert.

Ländliche Grundversorger mit wirtschaftlichen Problemen

Die Zahl der Krankenhausfälle stieg 2014 um 1,9 Prozent, das gesamte Leistungsvolumen (Casemixvolumen) um 2,0 Prozent. Die Zahl der Betten blieb unverändert bei knapp über 500 000, während sich die Zahl der Krankenhäuser um 0,9 Prozent auf 1 980 verringerte. Auch die durchschnittliche Verweildauer der Patientinnen und Patienten sank weiter auf 7,4 Tage

Die Krankenhauskosten je Einwohner waren im Jahr 2014 mit rund 892 Euro in Baden-Württemberg am niedrigsten und mit 1 203 Euro im Saarland am höchsten.

In einer Sonderanalyse wurden zudem die ländlichen Grundversorger näher untersucht. Dazu zählen Krankenhäuser mit 50 bis 200 Betten, die nicht in kreisfreien Städten oder Stadtstaaten liegen und keine Fachkliniken sind. Im Jahr 2014 gab es insgesamt 231 solcher ländlicher Grundversorger mit rund 133 Betten je Einrichtung, vor allem in den Bereichen „Innere Medizin“ und „Chirurgie“. Ihre wirtschaftliche Lage war schlechter als der Durchschnitt. Insbesondere in schrumpfenden ländlichen Regionen sollten daher neue Gesundheitsangebote geschaffen werden. Diese sollten zum einen Kapazitäten zentral und sektorenübergreifend bündeln, zum anderen durch mobile Dienste und moderne Technik die Fläche abdecken und insbesondere die Notfallversorgung sicherstellen.

Alterung der Gesellschaft bringt erhöhten Bedarf an Pflegefachkräften

Hinsichtlich der Personalausstattung des Pflegedienstes im Krankenhaus sehen die Autoren keinen akuten Handlungsbedarf. Der Bedarf an Pflegefachkräften wird jedoch durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft weiter wachsen. Rein demografisch bedingt dürfte die Zahl der Fälle im Krankenhaus bis zum Jahr 2020 um 3 Prozent, bis zum Jahr 2030 um 5 Prozent steigen. Berücksichtigt man zudem die Trends in der Häufigkeit bestimmter Krankheiten und das ambulante Potenzial, könnte die Zahl der Fälle bis 2020 um 7 Prozent, bis 2030 sogar um 18 Prozent zunehmen. Daher sollten bereits jetzt Maßnahmen ergriffen werden, die dem Arbeitsmarkt kurz-, mittel- und langfristig mehr Pflegefachkräfte zur Verfügung stellen.
  • Aufgrund des steigenden Bedarfs an Gesundheitsleistungen tut sich nunmehr eine „Kosten-Erlös-Schere“ auf Seite der Gesetzlichen Krankenkassen auf. 
  • Es ist davon auszugehen, dass sich die beitragspflichtigen Einnahmen der Kassen in diesem Jahr um 4,3 Prozent erhöhen, ihre Ausgaben aber um 5,4 Prozent wachsen werden. 
Die Finanzierungslücke dürfte sich in den kommenden Jahren und besonders in den 2020er Jahren vergrößern. 

Schon nach der Bundestagswahl 2017 könnte es zu Kostendämpfungsgesetzen kommen, die die derzeit stabilen Aussichten für Krankenhäuser gefährden könnten.

Zur Abmilderung von künftigen Leistungsrationierungen und Beitragssatzerhöhungen sind ein solides Wirtschaftswachstum sowie Maßnahmen nötig, die die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen dämpfen und die Produktivität der Leistungserbringung im Gesundheitswesen erhöhen. 

Die Autoren empfehlen einen bundesweiten „Investitionspakt“ sowie einen „Pakt für ländliche Versorgung“, um mit Hilfe von sektorenübergreifenden Angeboten die Menschen auf dem Land weiterhin adäquat versorgen zu können. 

Zudem empfehlen sie eine Weiterentwicklung des DRG-Systems, um bestehende Fehlanreize zu reduzieren, Prozess- und Systemoptimierung, um das knapper werdende Personal so effizient wie möglich einzusetzen, mehr Qualitätswettbewerb und mehr Marktdynamik, um weniger effiziente durch effizientere Angebote zügiger ersetzen zu können, Verbundbildung und Netzwerkmedizin, um Schwerpunkte zu bilden, Digitalisierung und eine breite Versorgungsforschung, um Qualität besser identifizieren zu können.

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Katharina Fischer Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Die Studie „Krankenhaus Rating Report 2016: Mit Rückenwind in die Zukunft?" zugrunde. Sie enthält unter anderem zahlreiche grafisch aufbereitete Darstellungen und Krankenhausbenchmarks. Die Studie kann beim Verlag medhochzwei (www.medhochzwei-verlag.de) bestellt werden.

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Dein Herzschrittmacher ohne Kabel?

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Ulmer Kardiologen setzen Herzschrittmacher ohne Kabel ein

Blick in die Zukunft der Herzmedizin 
 Ein herkömmlicher Schrittmacher im Größenvergleich mit der Herzschrittmacherkapsel
Ein herkömmlicher Schrittmacher im Größenvergleich mit der Herzschrittmacherkapsel
Foto: Universitätsklinikum Ulm
 
Kardiologen der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin II haben einem Patienten erstmals einen Herzschrittmacher ohne Kabel eingesetzt. Das neue Gerät ist viel kleiner als ein herkömmlicher Herzschrittmacher und wird minimalinvasiv über die Leiste in die Herzkammer eingeführt. Es ist geeignet für Patienten, bei denen nur eine Herzkammer stimuliert werden muss.

  • Das neue Verfahren, das erst in wenigen deutschen Kliniken technisch angewendet werden kann, zeigt einen neuen Ansatz in der Herzmedizin.

Das Team um den Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer führte den Eingriff erfolgreich durch, die Ulmer Kardiologie gehört damit zu den wenigen deutschen Kliniken, die das neue Verfahren anwenden können.

„Es gibt Patienten, für die selbst eine Schrittmacheroperation wegen weiterer Erkrankungen ein sehr hohes Risiko bedeutet. 

Für diese ausgewählten Patienten ist das neue Verfahren ohne Schrittmacherkabel eine innovative Behandlungsoption“, erläutert Prof. Dr. Jochen Wöhrle, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin II.

Dabei wird die Herzschrittmacherkapsel in der Leiste über die Hohlvene in die Herzkammer geführt und dort mit winzigen Titanärmchen in der Herzwand verankert.

„Die Kapsel enthält eine Batterie, misst die Herzaktivität – auch abhängig von der körperlichen Betätigung – und sendet bei Bedarf über einen winzigen Pol ihr elektrisches Signal, das das Herz zum Schlagen anregt“, beschreibt Ludwig Gerhard Binner, Oberarzt und Leiter der Herzschrittmacherambulanz, den Vorgang.

Bei herkömmlichen Herzschrittmachern wird ein Aggregat operativ in die Brustwandtasche eingenäht, das über ein Kabel die notwendigen elektrischen Impulse an eine Sonde in der Herzwand schickt.

  • Bei der neuen Technik ist weder die Operation noch das Verlegen von Schrittmacherkabeln notwendig. 
  • Allerdings ist diese Behandlung noch keine Standardtherapie und wird daher derzeit im Regelfall nicht von den Krankenkassen bezahlt.
Eine jetzt veröffentlichte Studie der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine mit mehr als 700 Patienten zeigt, dass die Sicherheit und die Stabilisierung der Herzfrequenz bei der Kardiokapsel genauso gut sind wie bei herkömmlichen Schrittmachern (DOI:10.1056/NEJMoa1511643).

Ein Vorteil des neuen Verfahrens ist, das sich im Körper weniger infektionsanfälliges Material befindet. 

„Bis man gute Langzeitdaten zu dem neuen Verfahren hat, wird noch einige Zeit vergehen. Wir blicken hier aber in die Zukunft der Herzschrittmacher. Eines Tages wird man sicherlich auch Erkrankungen einer Herzkammer und des Herzvorhofs mit solch kleinen Schrittmachern therapieren können“, so Professor Rottbauer.

Dann wird sich auch zeigen, welche Verfahren sich als Standardtherapien etablieren.


Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer und Prof. Dr. Jochen Wöhrle
Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer und Prof. Dr. Jochen Wöhrle  Foto: Universitätsklinikum Ulm


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Diabetes Typ 2 und Übergewicht: Hormon Asprosin /

Medizin am Abend Berlin:   Neu entdecktes Fettzellen-Hormon könnte Therapie verbessern

Eine neue Studie im Fachmagazin „Cell“ zum seltenen Wiedemann-Rautenstrauch-Syndrom lässt auch die Diabetes-Forscher aufhorchen: 

Die Autoren entdeckten ein neues Hormon und erkannten, dass dieses bei Mäusen sowohl den Blutzucker als auch das Insulin ansteigen lässt. 

  • Sie stellten weiterhin fest, dass das sogenannte „Asprosin“ möglicherweise auch bei Menschen mit Diabetes Typ 2 eine Rolle bei der Regulation des Blutzuckerstoffwechsels spielt.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hofft nun, dass die Erkenntnisse aus der Studie zu einem besseren Verständnis für den Diabetes Typ 2 beitragen und einen neuen Ansatz für effektivere Therapien schaffen.  
  • Bei Menschen mit Übergewicht und Diabetes Typ 2 sind Blutzucker und meist auch Insulin erhöht. 
Dies bezeichnen Ärzte als sogenannte Insulinresistenz.

Welche Mechanismen zu dieser Störung des Glukose-Insulin-Stoffwechsels führen, ist bislang noch nicht vollständig geklärt. „Die Entdeckung des Hormons Asprosin der Kollegen aus Houston, USA, könnte jetzt aber dazu beitragen, dass wir ein besseres Bild vom Typ-2-Diabetes sowie Adipositas erhalten“, kommentiert Professor Dr. med. Norbert Stefan, Leiter der klinisch-experimentellen Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen, die neue Cell-Studie.

Die amerikanischen Wissenschaftler analysierten ursprünglich das Erbgut von Patienten mit dem seltenen Weidemann-Rautenstrauch-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Progeroid-Störung, bei der Kinder bereits das Aussehen von Greisen annehmen.

Im Zuge der Genom-Analyse fanden die Forscher um den Genetiker Atul Chopra dann heraus, dass bei diesen Patienten ein Mangel an einem bislang unbekannten Hormon besteht.

  • Sie nannten es „Asprosin“, nach dem griechischen Wort für „Weiß“, da den Betroffenen das weiße Unterhautfettgewebe fehlt. 
  • Weitere Untersuchungen ergaben, dass Asprosin normalerweise im Fettgewebe gebildet wird. Über das Blut gelangt es zur Leber. Dort steigert es die Freisetzung von Glukose, also Zucker, ins Blut. Menschen mit Weidemann-Rautenstrauch-Syndrom haben, weil ihnen Asprosin fehlt, niedrige Insulinkonzentrationen.
Menschen mit Insulinresistenz weisen wiederum erhöhte Asprosin-Werte auf, wie die Forscher der Studie weiter feststellten. 

„Ob sich allerdings das neu entdeckte Hormon für die Behandlung des Typ-2-Diabetes oder die Frühdiagnose einer Insulinresistenz eignet, müssen weiterführende klinische Studien erst klären“, erklärt Professor Dr. med. Matthias Blüher, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie und Nephrologie am Universitätsklinikum Leipzig. „Pharmakologische Ansätze zur Hemmung von Asprosin, etwa durch spezifische Antikörper, könnten nach den Daten der aktuellen Studie den Blutzucker senken und die Insulinempfindlichkeit verbessern“, so Blüher.

 „Indirekt könnte durch eine Asprosin-Hemmung vielleicht auch das Übergewicht vieler Patienten mit Typ-2-Diabetes reduziert werden“, vermutet der DDG Experte.

An Mäusen mit Diabetes konnten die Autoren bereits zeigen, dass ein Antikörper, der an Asprosin bindet, die Wirkung des Hormons neutralisiert.

„Schon nach einer Injektion mit diesem Mittel waren Blutzucker und Insulinwerte im Normalbereich“, resümiert Professor Dr. med. Matthias Tschöp, Wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz-Diabeteszentrums am Helmholtz Zentrum München. „Eine längere Behandlung könnte die Insulinresistenz womöglich auf Dauer reduzieren.“

Ob Asprosin-Hemmer sich als neues Diabetesmittel eignen, lässt sich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht vorhersagen. „Zunächst sind weitere Experimente im Labor und an Tieren notwendig. Danach könnten erste klinische Tests begonnen werden“, so DDG Experte Tschöp. Die Vertreter der DDG sind jedoch gespannt, welche Folgen die Entdeckung des Hormons für die Diabetologie haben könnte

Hintergrund zum Wiedemann-Rautenstrausch-Syndrom (Neonatal Progeroid Syndrome):
Weltweit gibt es nur etwa ein Dutzend Menschen mit Wiedemann-Rautenstrauch-Syndrom. Es gehört zu den seltenen Progeroid-Störungen, bei denen Kinder bereits das Aussehen von Greisen annehmen

Beim Wiedemann-Rautenstrauch-Syndrom ist dies auf eine ungünstige Verteilung des Fettgewebes zurückzuführen, die als Lipodystrophie bezeichnet wird: 

  • Bauch und Beine lagern viel Fettgewebe ein, das Unterhautfettgewebe fehlt dagegen vollkommen.

Weitere Informationen: http://www.omim.org/entry/264090


Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft: 

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.


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360° TOP-Thema: Rettungsstelle-KANZEL: Jod nach Reaktorkatastrophe einnehmen? Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten

Medizin am Abend Berlin Fazit: Jodtabletten-Debatte in NRW: Endokrinologen raten, Jod nur nach behördlicher Anordnung einzunehmen

Wenn bei einer Reaktorkatastrophe radioaktives Jod freigesetzt worden ist, bieten Jodtabletten einen gewissen Schutz. 

Denn hochdosiertes Jod in Form von Kaliumjodid-Tabletten blockiert die Schilddrüse und reduziert damit das Risiko für Schilddrüsenkrebs. 

  • Dosierung und Zeitpunkt der Einnahme müssen aber exakt nach Vorgaben der Behörden erfolgen. 

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rät anlässlich der Jodtabletten-Debatte in Nordrhein-Westfalen von einer „vorsorglichen“ Eigenmedikation dringend ab. 
 
Zu hohe Joddosen schadeten der Gesundheit. 

Die handelsüblichen Jodtabletten seien andererseits zu gering dosiert und reichten nicht zur „Jodblockade“, so die Hormonexperten.

Die Bevölkerung solle sich auf die behördlichen Angaben zu Anlass, Zeitpunkt und Dosierung verlassen.

Ende Mai berichteten zahlreiche Medien, dass Nordrhein-Westfalen vorsorglich Jodtabletten für alle Schwangeren und Minderjährigen im Land kaufen werde. Sie sollen bei einem Reaktorunfall an diese zum Schutz vor Strahlenschäden der Schilddrüse verteilt werden.

Hintergrund der Maßnahme sind die grenznah gelegenen belgischen Atomkraftwerken Tihange und Doel, die als störanfällig gelten.

Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) bekräftigt, dass die Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten das vermehrte Auftreten von Schilddrüsenkrebs verhindert:

„Nach dem Reaktorunglück im ukrainischen Tschernobyl vor 30 Jahren gaben die Behörden in Polen sofort Jodtabletten an Kinder aus. Im Unterschied zur Ukraine und zu Weißrussland stieg dort die Zahl der Schilddrüsenkarzinome bei Kindern und Jugendlichen nicht an.“

Radioaktives Jod wird bei einem Reaktorunfall freigesetzt.

Es hat die gleichen chemischen und biologischen Eigenschaften wie das in der Nahrung vorkommende natürliche Jod und wird daher wie normales Jod in der Schilddrüse gespeichert.

„Diese konzentrierte Speicherung in der Schilddrüse unterscheidet Jod von anderen Stoffen“, so Professor Schatz.

„Durch die Einnahme von extrem hochdosierten Jodtabletten wird die Aufnahme des freigesetzten radioaktiven Jods in der Schilddrüse blockiert.“

  • Die WHO empfiehlt 130 Milligramm als Einmalgabe ein bis zwei Tage vor Eintreffen der radioaktiven Wolke. 
  • Drei Stunden später sind die Tabletten nur noch zu 50 Prozent wirksam, zehn Stunden später gar nicht mehr. 
  • Noch später kann die Einnahme sogar schaden, da dann das durch die Atmung schon aufgenommene radioaktive Jod langsamer ausgeschieden wird.
Jodpräparate, die als Schilddrüsensupplemente für Schilddrüsenerkrankungen oder für Schwangere angeboten werden, sind für den Einsatz nach einem Störfall völlig ungeeignet, da sie um einige Zehnerpotenzen niedriger dosiert sind:

Sie enthalten 100 bis 200 Mikrogramm und haben auch nicht die unten aufgeführten Nebenwirkungen. Der Höchstwert für die Jodzufuhr betrage in Deutschland 500 Mikrogramm pro Tag, so der Endokrinologe Schatz.

Professor Dr. med. Matthias Weber, DGE-Mediensprecher von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz warnt vor den Folgen eines unbedachten Umgangs mit den hochdosierten Kaliumjodid-Tabletten:

„Jod in diesen extrem hohen Dosen kann zu Störungen der Schilddrüsenfunktion wie zum Beispiel einer Überfunktion der Schilddrüse, einer Hyperthyreose, mit Herzrasen, Schweißausbrüchen, Gewichtsverlust und Bluthochdruck führen.“

Auch ein Morbus Basedow oder eine chronische Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis) könnten die Folge sein.

DGE-Mediensprecher Weber fasst den Appell der Fachgesellschaft zusammen:

  • „Niemand sollte zum Schutz vor möglichen Reaktorunfällen eigenständig hochdosierte Jodpräparate einnehmen. 
  • Wenn eine Reaktorunfall eingetreten ist, werden die Behörden unverzüglich die entsprechenden Informationen und Empfehlungen zur Einnahme von Jodtabletten bekannt geben.“

Literatur:

Blog-Beitrag von Prof. Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz vom 26. Mai 2016:
 http://blog.endokrinologie.net/jodtabletten-zum-schutz-bei-reaktorunfaellen-2555....

Verwendung von Jodtabletten zur Jodblockade der Schilddrüse bei einem kerntechnischen Unfall. Empfehlung der Strahlenschutzkommission. 24./25.02.2011: http://www.ssk.de/DE/Home/home_node.html

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.



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Herz und Niere - ein Teufelkreis? Besonders bei Dialysepatienten!

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Herz und Niere: Wer schwächelt, zieht den anderen mit ins Verderben

Es ist ein Teufelskreis: 

Das schwache Herz schwächt die Niere und andersrum. 

Forscher des Würzburger Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) beschreiben jetzt in einem von drei Übersichtsartikeln der international renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ die strukturellen und funktionellen Veränderungen an Herz- und Gefäßsystem bei Dialyse-Patienten, bei denen die Niereninsuffizienz durch Blutwäsche ausgeglichen wird: 

Die optimale Therapieempfehlung, um den Teufelskreis zu durchbrechen, steht noch aus. 

 Bereits 12 Prozent der deutschen Allgemeinbevölkerung hat ein Nierenleiden. Häufigste Ursache dafür ist Diabetes mellitus.
 Bereits 12 Prozent der deutschen Allgemeinbevölkerung hat ein Nierenleiden. Häufigste Ursache dafür ist Diabetes mellitus. Boehringer
 
  • Nierenleiden sind in der klinischen Versorgung mittlerweile zum Alltag geworden. 
Seit Jahren steigt die Patientenanzahl, die aufgrund von akuter oder chronischer Niereninsuffizienz in Behandlung muss, an.

  • Viele von ihnen werden mit Dialyseverfahren behandelt, wobei das Blut außerhalb des Körpers gefiltert wird, um Gift- und Harnstoffe zu entfernen. 

Denn dies leistet eine geschwächte Niere nicht mehr ausreichend.

„Der Rückgang der Nierenfunktion hat weitreichende gesundheitliche Folgen.

So altern Herz und Gefäßsystem beispielsweise rapide“, erklärt Professor Christoph Wanner, Nierenspezialist des Universitätsklinikums Würzburg, unter dessen Dach das DZHI forscht und behandelt.

„Vor allem auch bei jungen niereninsuffizienten Dialysepatienten kommen Gefäßverkalkungen oder Herzwandverdickungen vor, was typisch für ältere Patienten ist.“

  • Grund hierfür: bei der Blutwäsche wird nur eine bestimmte Fraktion von Giften entfernt. 
  • Die restlichen Toxine führen zu Überwässerung, wodurch sich dann Bluthochdruck und anderen kardiologische Erkrankungen letztendlich manifestieren.

Die Therapie der Betroffenen gestaltet sich schwierig, denn die Belastung durch Mehrfacherkrankung macht die Auswahl geeigneter Medikamente oder anderer Interventionen hochkomplex.

  • So beschränkt sich der Einfluss der Niereninsuffizienz nicht allein auf das Herzkreislaufsystem, sondern wirkt auch in die Physiologie von Muskeln und Skelett ein, was die Arzneimittelauswahl und Dialysestrategie beeinflusst. 

„Kardioprotektive, also herzschützende Dialysestrategien sind bislang noch nicht umfassend erforscht“, erläutert der Nephrologe.

Bislang gäbe es auch keine pharmakologischen Wirkstoffe, die für beide Erkrankungen gleichermaßen Linderung oder zumindest keine Verschlechterung des einen oder anderen Zustandes herbeiführen.

Viel Forschungsarbeit sei also noch zu leisten, so der Universitätskliniker.

  •  „Für Forschung und Behandlung von Herz und Niere bei Dialysepatienten kommt nun erschwerend hinzu, dass die kardiologischen Erkrankungen der Dialysepatienten symptomatische Unterschiede aufweisen können zu Nicht-Dialysepflichtigen Herz- und Gefäßpatienten. 

Wir benötigen also neue klinische Studien mit dieser speziellen Patientengruppe.“

Bis diese Studien erste Ergebnisse zeigen, wird noch viel Zeit vergehen.

  • Der Herz- und Nierenarzt empfiehlt daher für jetzige Dialysepatienten eine konkrete Vorgehensweise, Herzen und Blutgefäße schont. 
  • „Die Literatur zeigt, dass entweder länger andauernde Dialysesitzungen oder aber kürzere und häufigere Sitzungen herzgesünder sind. 
Hier sollten die Versorgerteams im Klinikalltag umdenken. 

Die Dialysesitzungen werden häufig noch nach anderen Kriterien durchgeführt.“

Orginalpublikation
Wanner, Christoph et al. The heart and vascular system in dialysis. The Lancet. Published online May 22,2016. http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)30508-6

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