Dein Muttertag heute - die Geburt mit dem Becken

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Das Becken der Frau weitet sich für die Geburt aus

Die Evolution hat vorgesorgt: 

  • Der weibliche Organismus kann das Becken ab der Pubertät verbreitern. 

Nach dem gebärfähigen Alter verengt es sich wieder – während sich das Becken beim Mann über das gesamte Leben kaum verändert. 

Die erstaunlichen Resultate einer Studie der Universität Zürich legen den Schluss nahe, dass die Hormone in der Pubertät und der Menopause diese Formunterschiede bewirken. 
 Entwicklung des weiblichen und männlichen Beckens von der Geburt bis ins Alter.
Entwicklung des weiblichen und männlichen Beckens von der Geburt bis ins Alter.
MorphoLab, Anthropologisches Institut und Museum der Universität Zürich
 
  • Frauen sind in der Körpermitte breiter gebaut als Männer, weil ihr Becken bei der Geburt genug Platz für die grossen Köpfe der Babys bieten muss. 

Warum reicht bei manchen Frauen die Beckenbreite jedoch nicht aus, so dass es zu Schwierigkeiten bei der Geburt kommt?

Die gängige Antwort lautet: Das Becken ist ein evolutionärer Kompromiss zwischen Gebären und Gehen; es kann nicht weiter werden, da sonst die Fortbewegung nicht effizient ist.

Diese Hypothese stimmt jedoch nicht ganz: Gemäss neuen Studien sind weite Becken genauso effizient beim Laufen wie enge Becken.

Forscherinnen und Forscher am Anthropologischen Institut der Universität Zürich haben nun neue Erklärungen gefunden. Das Team unter der Leitung von Marcia Ponce de León untersuchte anhand von computertomografischen Daten die Entwicklung des menschlichen Beckens von der Geburt bis ins hohe Alter.

Ihr Befund:

  • Bis zur Pubertät sind die Becken beider Geschlechter etwa gleich breit. Während sich das männliche Becken danach gleichmässig weiterentwickelt, schlägt das weibliche Becken eine neue Richtung ein: 
  • Es wird breiter und erreicht im Alter von etwa 25–30 Jahren seine grösste Weite. Ab dem 40. Lebensjahr der Frau wird das Becken dann wieder enger.

Geburtsschwierigkeiten sind kein evolutionäres Problem

Die Forscher vermuten, dass diese «Neuprogrammierung» in direktem Zusammenhang mit Änderungen im weiblichen Hormonhaushalt stehen. 

Während der Pubertät steigt die Konzentration von Östrogen und sinkt erst wieder während der Menopause.

Der hohe Hormonspiegel würde demnach nicht nur eine hohe Fruchtbarkeit garantieren, sondern auch dafür sorgen, dass das Becken während dieser Zeit für die Geburt optimiert wird.

«Der weibliche Organismus kann offensichtlich das Becken ‹auf Abruf› verbreitern und ist nicht einfach einem genetisch festgelegten Entwicklungsprogramm ausgeliefert», erklärt Ponce de León.

Gleichzeitig werden die Hormone auch stark von Ernährung und Umwelt beeinflusst. «Geburtsschwierigkeiten sind demnach weniger ein evolutionäres Problem.  

Vielmehr scheint es eine Frage der Balance zwischen den Hormonen und äusseren Faktoren zu sein, welche die Grösse des Geburtskanals und die vorgeburtliche Entwicklung des Kindes beeinflussen.»

Warum aber reduziert sich die Breite des Beckens nach dem gebärfähigen Alter der Frau wieder?

Die Forscher vermuten, dass dies mit dem aufrechten Gang zu tun hat.

  • Ein engeres Becken hilft, den Beckenboden zu stabilisieren und so den hohen Druck aufzufangen, der im Unterleib beim Gehen entsteht. Somit gleicht sich die Frau ab 40 ein bisschen dem Mann an – zumindest, was das Becken betrifft.

Literatur:
Alik Huseynov, Christoph P. E. Zollikofer, Walter Coudyzer, Dominic Gascho, Christian Kellenberger,
Ricarda Hinzpeter, Marcia S. Ponce de León. Developmental evidence for obstetric adaptation of
the human female pelvis. PNAS, April 25, 2016, doi: 10.1073/pnas.1517085113.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:
www.medizin-am-abend.blogspot.com 








Über Google: Medizin am Abend Berlin

Dr. Marcia Ponce de León
Anthropologisches Institut und Musem
Universität Zürich
Tel. +41 44 63 55427
E-Mail: marcia@ifi.uzh.ch
Kurt Bodenmüller Universität Zürich

institution logo

NOT-OP mit Intrauterinen Operation: Mutterglück: Der Junge kommt gesund zur Welt

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Chirurgen-Duo rettet Kind im Mutterleib

Zwei routinierte Chirurgen aus der Frauenklinik Inselspital und der Frauenheilkunde CHUV erschliessen einen neuen Bereich der intrauterinen Operationen. In einer Not-OP veröden die Ärzte erstmals einen Lungentumor und retten so den Fötus. 

Der Junge kommt gesund zur Welt. 

 Durch die Bauchwand der Mutter und den Brustkorb des Kindes wird eine Nadel eingeführt. Durch diese können die Chirurgen einen Laser direkt an die Blutzufuhr des Tumors platzieren.
Durch die Bauchwand der Mutter und den Brustkorb des Kindes wird eine Nadel eingeführt. Durch diese können die Chirurgen einen Laser direkt an die Blutzufuhr des Tumors platzieren.
Gilbert Maurer für das Centre Hospitalier Universitaire Vaudois
 
Inselspital, 22. Februar 2016, 11.15 Uhr: Zwei Spezialisten für fetomaternale Medizin schauen ein letztes Mal auf das Ultraschallbild am Monitor.

Dann startet der gewagte Eingriff am Ungeborenen:

Ein gutartiger Lungentumor belastet das Herz des Kindes lebensgefährlich.

Ohne Eingriff wird der kleine Junge nicht überleben. Eine Entbindung oder ein Abwarten kommen in der prekären Situation nicht in Frage.  

Unter den ausserordentlichen Umständen beraten sich der behandelnde Arzt und die Familie ausführlich. 

Dann der Entschluss: Gemeinsam mit seinem langjährigen Lausanner Kollegen operieren sie das Kind im Mutterleib zu zweit.

Bewährte Technik - neues Einsatzgebiet

Das Besondere: Bisher hatten Luigi Raio (Inselspital) und David Baud (Centre Hospitalier Universitaire Vaudois) v.a. eineiige Zwillinge im Uterus operiert, die durch den Mutterkuchen unausgewogen untereinander Blut austauschen.

Dieses sogenannte „Zwillingstransfusionssyndrom“ führt ohne Eingriff in den meisten Fällen zum Tod eines oder beider Kinder.

Gelingt es jedoch bestimmte Blutgefässe in der Plazenta mit einem Laser zu veröden, gleicht sich die Blutzufuhrt der Babies wieder aus. 

Die Kinder haben wieder eine gute Chance zu gedeihen und gesund zur Welt zu kommen. 

Die Berner Frauenklinik ist Vorreiterin in dieser Art fetoskopischer Lasereinigriff und bietet ihn seit den späten Neunziger Jahren an.

Mit einer ähnlichen Technik operieren die beiden Chirurgen nun den Lungentumor.

Diesmal aber findet die Operation mitten im Körper des Kindes statt, in unmittelbarer Nähe zum Herzen und der Hauptschlagader.

Es muss daher noch präziser und mit ständigem Blick auf den Ultraschall gearbeitet werden. 

Doch der Eingriff gelingt: Der Lungentumor wird von der Blutzufuhr abgeschnitten. In den Wochen die folgen wird das absterbende Gewebe kleiner, das Herz des Kindes erholt sich wieder.

Am 13. April kommt der Junge gesund zur Welt. Es ist die erste Operation dieser Art in der Schweiz. Weltweit wurden lediglich 17 Fälle beschrieben mit unterschiedlich guten Resultaten.

Ein eingespieltes Team

Luigi Raio und David Baud operieren seit drei Jahren Schulter an Schulter Babies in der Gebärmutter. Perfekte Koordination erlaubt ihnen die delikaten Eingriffe an winzigen Strukturen: Der eine wird zum Auge, der andere zur Hand der Operation – und umgekehrt. 

Über die Zeit hat sich das Team ein breites Knowhow erarbeitet, kann nun sogar in Gebiete vorstossen, die noch vor wenigen Jahren Utopie waren. Ihre Zusammenarbeit über den „Röstigraben“ zeigt, wie universitäre Ressourcen unmittelbar zu medizinischer Wissensförderung und zum Wohl der kleinen Patienten eingesetzt werden können.





Luigi Raio und David Baud operieren gemeinsam das Kind im Mutterleib
Luigi Raio und David Baud operieren gemeinsam das Kind im Mutterleib
Inselspital, Universitätsspital Bern  

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt: 
www.medizin-am-abend.blogspot.com 







 
Über Google: Medizin am Abend Berlin 

Prof. Dr. Luigi Raio, stv. Chefarzt Geburtshilfe und Leitender Arzt Fetomaternale Medizin, Unviersitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital, +41 31 632 18 31 (auf Deutsch, in italiano).

Prof. Dr. David Baud, Médecin associé - Médecine materno-foetale & Obstétrique Département "Femme - Mère - Enfant", Centre Hospitalier Universitaire Vaudois, +41 21 314 67 27 (en français). 
Monika Kugemann Universitätsspital Bern

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.frauenheilkunde.insel.ch/