360° TOP-Hinweis: Arachnophobie: Angst lässt Spinnen größer wirken - Spinnenangst

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Expositionstherapie kann Verzerrungen korrigieren

Menschen, die an Arachnophobie (Spinnenangst) leiden, überschätzen die Größe von Spinnentieren. 

Denn die Betroffenen können die angstbezogene visuelle Information nicht angemessen verarbeiten. 

Dies hat ein Team von Forschern der Universitäten in Regensburg und Würzburg und der Brown University (USA) erstmals nachgewiesen. Die Wissenschaftler konnten auch zeigen: Durch eine Expositionstherapie, bei der sich die Patientinnen und Patienten ihren Ängsten in einer sicheren Umgebung stellen, können die verzerrten Größeneinschätzungen korrigiert werden. Die Ergebnisse der Forscher wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Biological Psychology“ veröffentlicht (DOI: 10.1016/j.biopsycho.2016.03.005). 
 Virtuelle Spinne im Rahmen einer Expositionstherapie.

Virtuelle Spinne im Rahmen einer Expositionstherapie.Bildnachweis: Andreas Ruider


Phobien sind die häufigste Form von Angststörungen, die durch eine irrationale Furcht vor bestimmten Objekten oder Situationen gekennzeichnet sind
  • So kann schon die Vorstellung der Konfrontation mit einer Spinne bei Betroffenen mit Spinnenphobie ein Angstgefühl von lähmender Intensität auslösen. Eine Hypothese zur Ursache dieser Angst besagt, dass bei den Betroffenen die angstbezogene visuelle Information nicht angemessen verarbeitet wird.
Zur Klärung dieser Hypothese ließen die Forscher um Prof. Dr. Andreas Mühlberger (Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie) und Dr. Youssef Shiban (Am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie) von der Universität Regensburg mehrere Patientinnen und Patienten mit Spinnenangst sowie gesunde Probanden die Größe von Spinnen einschätzen – vor und nach einer Expositionsbehandlung. 

Bei dieser Therapieform werden Personen, die beispielsweise an Höhenangst oder eben Spinnenphobie leiden, wiederholt mit dem angstauslösenden Objekt oder der entsprechenden Situation konfrontiert. Ziel ist es, einen Lernprozess in Gang zu setzen, der den Betroffenen verdeutlicht, dass die Situation harmlos ist.

  • Der Versuch zeigte, dass die Patientinnen und Patienten mit Spinnenangst die Tiere vor der Behandlung deutlich größer einschätzten als die gesunde Vergleichsgruppe vor Beginn der Therapie. 
  • Allerdings verringerte sich diese Verzerrung der Größeneinschätzung im Verlauf der Expositionsbehandlung deutlich, so dass nach der Behandlung keine Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsgruppen mehr festgestellt werden konnten. 
Die Beobachtungen der Wissenschaftler bestätigen die Annahme, dass Patientinnen und Patienten mit Spinnenangst angstbezogene visuelle Informationen generell anders verarbeiten als gesunde Menschen, sich diese Verzerrungen aber durch eine Expositionstherapie korrigieren lassen.

Die Original-Publikation im Internet unter:
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0301051116300539

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360° TOP-Thema: Möglicher Ansatz gegen Infektionen mit Krankenhauskeimen "Pseudomonas aeruginosa"

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Forscher entschlüsseln Bakterien-Enzym

Mikrobiologen der Universitäten Münster und Nottingham (England) haben ein Enzym untersucht, das eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Infektionen mit dem Krankenhauskeim "Pseudomonas aeruginosa" spielen könnte. Sie haben die dreidimensionale Struktur des Enzyms entschlüsselt und seine Funktion aufgedeckt. 


Erstautor Steffen Drees mit Prof. Dr. Susanne Fetzner (Institut für Molekulare Mikrobiologie und Biotechnologie der WWU)
Erstautor Steffen Drees mit Prof. Dr. Susanne Fetzner (Institut für Molekulare Mikrobiologie und Biotechnologie der WWU)  Foto: WWU/Franziska Birmes
  • Sogenannte Krankenhauskeime treiben Medizinern und Hygiene-Experten die Sorgenfalten auf die Stirn, denn diese Bakterien können für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem zur Gefahr werden. 
Das gilt vor allem, wenn die Keime gegen ein oder mehrere Antibiotika resistent sind und sich durch einen sogenannten Biofilm quasi mit einem Schutzschild umgeben. Mikrobiologen der Universitäten Münster und Nottingham (England) haben nun ein Enzym untersucht, das eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Infektionen mit dem Krankenhauskeim "Pseudomonas aeruginosa" spielen könnte. Sie haben die dreidimensionale Struktur des Enzyms entschlüsselt und seine Funktion aufgedeckt. Die Arbeit ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Journal of Biological Chemistry" publiziert und als "Veröffentlichung der Woche" hervorgehoben.

Diese besondere Würdigung erfahren maximal 100 von mehr als 6600 Fachaufsätzen, die pro Jahr in der Zeitschrift veröffentlicht werden.

Das Bakterium "Pseudomonas aeruginosa" ist der weltweit vierthäufigste Erreger von Infektionen, die sich Patienten in Krankenhäusern zuziehen. 

Der Keim ist weit verbreitet. 
  • Er kommt beispielsweise an feuchten Orten wie Waschbecken und Duschen vor. Bei Menschen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem kann er unter anderem Lungenentzündungen und Blutvergiftung auslösen. 
"Das Bakterium ist unter Krankenhaus-Hygienikern gefürchtet", sagt Prof. Dr. Susanne Fetzner, die das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt initiierte und das münstersche Teilprojekt leitete. Pseudomonas aeruginosa bildet eine Vielzahl sogenannter Virulenz-Faktoren. 
  • Dazu gehören Zellgifte und Gewebe schädigende Enzyme, die den Bakterien unter anderem zur Verteidigung gegen die Immunabwehr des Menschen dienen und die Erregerausbreitung im Körper begünstigen.

Da es zunehmend Probleme durch Antibiotika-Resistenzen gibt, verfolgen Wissenschaftler weltweit neue Therapie-Ansätze. Dazu zählt die Entwicklung antivirulent wirkender Stoffe. Diese Substanzen beeinträchtigen nicht das Bakterien-Wachstum, hemmen aber die Ausbildung der Virulenz-Faktoren. Das Enzym, das die Wissenschaftler aus Münster und Nottingham untersuchten, spielt bei der Produktion der Virulenz-Faktoren von Pseudomonas aeruginosa eine wichtige Rolle. Könnte man es durch Medikamente ausschalten, würden die Bakterien krankmachende Eigenschaften gar nicht erst entwickeln.

Doktorand Steffen Drees, Erstautor der Studie, erklärt diesen Ansatz: "Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa haben eine spannende Eigenschaft: Sie kommunizieren untereinander mithilfe von Signalmolekülen. So können sie feststellen, wie viele Bakterienzellen es in ihrer Nachbarschaft gibt. Erst wenn die 'Armee' stark genug ist, bilden die Bakterien ihre Virulenz-Faktoren. Würde man das von uns untersuchte Enzym durch Medikamente blockieren, könnten die Bakterien keine Signalmoleküle mehr bilden.

So würden sie nicht merken, dass die Population die nötige hohe Dichte an Bakterienzellen erreicht hat – entsprechend würden sie keine Virulenz-Faktoren bilden."

Das Enzym ist nicht das einzige Protein, das auf molekularer Ebene als Ziel für therapeutische Wirkstoffe dienen könnte. Andere Studien zeigen Alternativen auf. "Das von uns untersuchte Enzym ist jedoch besonders vielversprechend, da es ein Schlüsselenzym bei der Ausbildung von Signalmolekülen und somit von Virulenz-Faktoren ist", unterstreicht Biologin Susanne Fetzner. Die Wissenschaftler sehen ihre Arbeit als ersten Schritt auf dem Weg zu einer möglichen neuen Therapie. "Man muss ein Enzym erst verstehen, um Wirkstoffe zu entwickeln, die es ausschalten. Und das ist uns gelungen."

Originalpublikation:

Drees S. L., Li C., Prasetya F., Saleem M., Dreveny I., Williams P., Hennecke U., Emsley J. und Fetzner S. (2016): PqsBC, a condensing enzyme in the biosynthesis of the Pseudomonas aeruginosa quinolone signal: crystal structure, inhibition, and reaction mechanism. The Journal of Biological Chemistry; doi: 10.1074/jbc.M115.708453
Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.jbc.org/content/291/13/6610.abstract Link zur Originalpublikation

http://www.jbc.org/content/291/13.cover-expansion Titelbild zur "Veröffentlichung der Woche"


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