Zunahme von Kurzsichtigkeit im Grundschultalter

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Spielen im Freien schützt vor Kurzsichtigkeit: Schon 40 Minuten täglich können helfen

Schon 40 Minuten tägliches Toben auf dem Spielplatz oder Pausenhof können Kinder im Grundschulalter vor Kurzsichtigkeit schützen. 

 Zu diesem Ergebnis kommt eine chinesische Studie, die den Zusammenhang zwischen Freiluftaktivität und Kurzsichtigkeit bei Kindern in einer randomisierten Clusterstudie untersuchte. 

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) sieht einen Mangel an Tageslicht als mögliche Erklärung für die weltweit steigende Zahl kurzsichtiger junger Menschen. 

Die Fachgesellschaft rät Eltern, ihre Kinder möglichst viel bei Tageslicht draußen spielen zu lassen. 
 
Die chinesische Forschergruppe untersuchte die Sehkraft bei Erstklässlern ohne Sehschwäche an zwölf Grundschulen.

Die Hälfte der Schüler verbrachte über einen Zeitraum von drei Jahren täglich 40 Minuten draußen bei Sport und Spiel. Zusätzlich sollten ihre Eltern sie nachdrücklich ermutigen, draußen zu spielen. Nach drei Jahren stellten die Untersucher bei rund 30 Prozent der Schüler eine Kurzsichtigkeit fest. In der Kontrollgruppe – deren Spielverhalten während der Studie unverändert blieb – waren es 40 Prozent. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, wie schon andere Studien zuvor, dass Spielen im Freien tatsächlich das Risiko für Kurzsichtigkeit mindert, sagt DOG-Experte Professor Dr. med. Wolf Lagrèze von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg: „Vermutlich wären die Unterschiede zwischen den Gruppen bei einer täglichen Spielzeit von zwei Stunden draußen noch deutlicher.“ Es bleibt aber abzuwarten, ob der Effekt auch über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. Die chinesischen Forscher planen bereits Langzeitstudien, um diese Frage zu untersuchen.

Das Phänomen lässt sich erklären: 
  • „Normalerweise hemmt helles Tageslicht das Längenwachstum des Augapfels im Kindesalter“ erklärt Professor Dr. rer. nat. Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen. 
  • Bei Lichtmangel wächst der Augapfel zu sehr in die Länge, sodass durch die Linse einfallendes Licht schon vor der Netzhaut gebündelt wird
„Um das zu verhindern, sollten die Augen täglich Beleuchtungsstärken von rund 10 000 Lux ausgesetzt sein“, so Schaeffel. Dies entspricht ungefähr den Werten eines leicht bewölkten Sommertags. 

Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Klassenzimmer bringt es auf etwa 500 Lux. Starke Fehlsichtigkeit von -6 Dioptrien oder mehr erhöht das Risiko für schwere Augenerkrankungen wie eine Netzhautablösung, Grünen Star oder Makuladegeneration.
Experten beobachten weltweit eine Zunahme der Kurzsichtigkeit. 
In China sind bis zu 90 Prozent der jungen Erwachsenen kurzsichtig. 

In Deutschland beträgt der Anteil derzeit 35 bis 40 Prozent. 
Schon seit einiger Zeit steht die Naharbeit an Bildschirmen unter Verdacht, die Sehkraft zu mindern. In jedem Fall nimmt die Zeit vor dem Bildschirm vielen Kindern die Zeit für das Spielen im Freien.

Literatur:
Mingguang et al., Effect of Time Spent Outdoors at School on the Development of Myopia Among Children in China – A Randomized Clinical Trial, JAMA. 2015;314(11):1142-1148. doi:10.1001/jama.2015.10803

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Polizei alarmieren: Todesart nicht-natürlich - Leichenschauen

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Versterben nach Sturz: Geriater dürfen sich nicht scheuen Polizei zu alarmieren!

Fenster geputzt, von der Leiter gestürzt, innerlich verblutet durch eine Milzruptur: Todesfälle wie dieser scheinen eindeutig. Warum es trotzdem notwendig ist, die Todesart als „nicht-natürlich“ anzugeben und die Polizei zu alarmieren? „Die Kausalkette zum Tod ist ganz individuell“, erläutert Dr. Ricarda Arnold vom Universitätsklinikum Jena. Auf Einladung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie sprach die Rechtsmedizinerin beim Alterstraumatologie Kongress 2016 in Marburg über die Umsetzung gesetzlicher Vorschriften im ärztlichen Alltag.

  • Denn gerade bei geriatrischen Patienten sind letale Stürze oft durch Faktoren wie Demenz, Mangelernährung, neurologische oder kardiale Erkrankungen bedingt. 

„Dann stehen Ärzte vor schwierigen Einzelfallentscheidungen, die immer wieder heiß diskutiert werden im Kollegenkreis.“ Dabei ist die Rechtslage eigentlich klar.

Rechtslage durch Bestattungsgesetz der Bundesländer geregelt – Sturz ist nicht-natürlich

Geregelt in den Bestattungsgesetzen der Bundesländer, muss auf dem Totenschein neben der Todesursache – dem unmittelbar zum Tode führende Ereignis – auch die Todesart angeben werden.

  • „Natürlich“ im Falle des Versterbens aus innerer, krankhafter Ursache wie zum Beispiel Lungenentzündung, Krebs oder Herzinfarkt.
  •  Oder „nicht-natürlich“ durch äußere Faktoren wie Unfall oder Fremdverschulden.
  • „Im Falle eines Sturzes mit Kausalität zum Todeseintritt ist die Sachlage klar: Hier muss von Gesetzes wegen praktisch immer eine nicht-natürliche Todesart angegeben werden“, so die Oberärztin am Institut für Rechtsmedizin.

Bei einem Tod durch Sturz muss immer die Polizei alarmiert werden

Trotzdem scheuen sich einige Ärzte, „nicht-natürlich“ im Totenschein anzukreuzen. „Denn dann muss die Polizei alarmiert werden“, sagt Ricarda Arnold. „Gerade für Kliniken mit vielen geriatrischen Patienten bedeutet dies unter Umständen einen enormen Aufwand.“

Im Totenschein statt des Sturzes einfach einen anderen Aspekt des Ablebens anzugeben, sei keine Lösung: 

„Hat der Verstorbene eine Unfallversicherung abgeschlossen, könnte den Erben die Leistung entgehen.“ Und auch für den Arzt kann es Folgen haben, wenn etwa bei der zweiten Leichenschau vor der Kremation des Leichnams durch einen unabhängigen zweiten Leichenschauarzt Auffälligkeiten entdeckt werden.

Etwa 2000 Tötungsdelikte aufgrund ungenauer Leichenschauen übersehen

Zumal nie auszuschließen sei, dass nicht doch ein Fremdverschulden vorliegt, das erst durch Ermittlungen der Polizei aufgedeckt werden kann.

„Einer Studie zufolge werden jedes Jahr circa 2000 Tötungsdelikte aufgrund ungenauer Leichenschauen übersehen“, weiß Arnold. „

Aus meiner fast 20-jährigen Berufserfahrung gehe ich davon aus, dass die Zahl noch deutlich höher liegt. Genaues Hinsehen und Handeln ist daher unerlässlich.“ 


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