360° TOP-VorOrt: Mykobakterien: Neue Entwicklungen bei der Tuberkulose in Deutschland http://www.rki.de/tuberkulose

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Welttuberkulosetag 2016

Nachdem die Tuberkulose-Fallzahlen in Deutschland mehrere Jahre stagnierten, wurden dem Robert Koch-Institut 2015 insgesamt 5.865 Fälle übermittelt, nach 4.533 im Jahr 2014 und 4.325 im Jahr 2013. Höher war diese Zahl zuletzt mit 6.030 Fällen im Jahr 2005. „Trotz des Anstiegs der Tuberkulose-Fallzahlen ist das Infektionsrisiko innerhalb der Allgemeinbevölkerung unverändert sehr gering“ sagt Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März. 
 
Nachdem die Tuberkulose-Fallzahlen in Deutschland mehrere Jahre stagnierten, wurden dem Robert Koch-Institut 2015 insgesamt 5.865 Fälle übermittelt, nach 4.533 im Jahr 2014 und 4.325 im Jahr 2013.

Höher war diese Zahl zuletzt mit 6.030 Fällen im Jahr 2005. 

„Trotz des Anstiegs der Tuberkulose-Fallzahlen ist das Infektionsrisiko innerhalb der Allgemeinbevölkerung unverändert sehr gering“ sagt Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März.

Nach wie vor ist ein großer Teil (knapp 30 Prozent) der Tuberkulosepatienten in Deutschland geboren. 

  • Der deutliche Anstieg der Erkrankungszahlen im Jahr 2015 gegenüber 2014 geht in erster Linie auf die aktive Fallfindung bei der gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchung von Asylsuchenden zurück
  • Viele Asylsuchende kommen aus Ländern mit hohen Tuberkuloseraten und haben daher ein höheres Erkrankungsrisiko. 

Die aktive Fallsuche dient dazu, Tuberkulose frühzeitig zu entdecken und erkrankte Personen zu behandeln und so auch eine Weiterverbreitung zu verhindern. Die Zahl der Tuberkulosen, die durch die Untersuchung von Asylsuchenden nach §36 Infektionsschutzgesetz diagnostiziert wurden, betrug nach den dem Robert Koch-Institut aktuell vorliegenden Zahlen für das Jahr 2015 1.255 Fälle. Im Jahr 2014 waren es 425, gut doppelt so viele wie 2013 (198 Fälle). „Die Anstrengungen für die frühe Erkennung, Behandlung und Vermeidung von Tuberkulose sind daher wichtiger denn je“, unterstreicht Lothar H. Wieler, „Die Gesundheitsämter müssen dafür ausreichend ausgestattet sein“, betont Wieler.

Eine ausführliche Auswertung der Tuberkulose-Situation für das Jahr 2014 enthält der „Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2014“, den das Robert Koch-Institut im Dezember 2015 veröffentlicht hat.

  • Gefährdet für eine Ansteckung sind in erster Linie enge Kontaktpersonen von Erkrankten, nach längerem oder wiederholtem Kontakt. Das Ansteckungsrisiko nach einmaligem, kurzem Kontakt ist dagegen sehr gering. Auch gilt, dass nicht jeder Tuberkulose-Erkrankte zwangsläufig infektiös ist. Bei knapp der Hälfte aller Tuberkulosepatienten liegt keine ansteckende, offene Lungentuberkulose, sondern eine andere Form der Tuberkulose vor.

Unverändert wichtig sind daher auch die Umgebungsuntersuchungen, eine weitere Form der aktiven, frühen Fallfindung und Prävention bei engen Kontaktpersonen im Umfeld infektiöser Patienten. Grundsätzlich können aktive Fallfindungsmaßnahmen allerdings nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn die dabei entdeckten Erkrankungen anschließend erfolgreich behandelt werden.

  • Die Sicherstellung einer effizienten und vollständigen Therapie einschließlich der Übermittlung des Therapieergebnisses ist von großer Bedeutung für eine wirksame Tuberkulosekontrolle und erfordert eine koordinierte Zusammenarbeit von allen Beteiligten.

Eine vom Bundesministerium für Gesundheit finanziell unterstützte Tagung in Berlin im Vorfeld des Welttuberkulosetags ist seit einigen Jahren ein Forum für Gesundheitsämter, Praxen, Kliniken und Laboratorien zum Austausch über die Herausforderungen in der Tuberkulose-Bekämpfung. 

Veranstalter sind neben dem Robert Koch-Institut das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (das die dies-jährige Tagung federführend organisiert) und das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien am Forschungszentrum Borstel. 

Die diesjährige Tagung am 14. März 2016 widmet sich thematisch „Tuberkulose und Migration“.

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Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchung (Mammografie-Screening) deutschlandweit

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Mammografie-Screening: IQWiG legt Entwurf für Entscheidungshilfe vor

Das Ziel: Frauen beim persönlichen Abwägen von Nutzen und Schaden besser unterstützen / IQWiG bittet um Stellungnahmen 
 
Seit 2009 wird die Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchung (Mammografie-Screening) deutschlandweit angeboten. Dazu bekommen Frauen im Alter zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre eine Einladung zur Mammografie und eine Informationsbroschüre (Merkblatt). Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Jahr 2014 beauftragt, ein Einladungsschreiben und eine Entscheidungshilfe zu erstellen.

  • Das Einladungsschreiben und ein Merkblatt wurden bereits Januar 2016 in einer neuen Version an den G-BA übersandt. Nun hat das IQWiG den Entwurf für die Entscheidungshilfe und ein angepasstes Einladungsschreiben vorgelegt, zu dem interessierte Personen und Institutionen bis zum 05. April 2016 Stellungnahmen abgeben können.

Zweistufiger Prozess

Der Auftrag sollte in zwei Stufen bearbeitet werden: Die erste Stufe umfasste die Überarbeitung des seit 2010 im Mammografie-Programm eingesetzten Merkblatts und des Einladungsschreibens inklusive eines Nutzertests innerhalb von sechs Monaten. Das Ergebnis der ersten Stufe hat das IQWiG im Frühjahr 2015 als Rapid Report dem G-BA übergeben. Der G-BA hat auf Basis dieser Materialien im Oktober 2015 neue Versionen des Merkblatts und des Einladungsschreibens beschlossen. Diese Version des Merkblatts wird bereits seit Januar 2016 mit den Einladungen zur Mammografie verschickt.

  • Beim jetzt vorgelegten Vorbericht handelt es sich um die zweite Stufe des G-BA-Auftrags: Das in der ersten Stufe erstellte Merkblatt wurde zusammen mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Universitätsklinik Hamburg zu einer Entscheidungshilfe weiterentwickelt und das Einladungsschreiben entsprechend angepasst.

Was ist neu?

  • Die Weiterentwicklung hat zu folgenden Ergänzungen und Änderungen geführt: Das Anschreiben ist jetzt deutlicher getrennt in einen kurzen Einladungstext (Seite 1) und organisatorische Hinweise für Frauen, die die Untersuchung wahrnehmen wollen, inklusive Terminvorschlag (Seite 2).
Die Broschüre wurde um einen Abschnitt erweitert, der die wichtigsten Aussagen zur Mammografie übersichtlich zusammenfasst und Frauen die Möglichkeit gibt, die Bedeutung der Aspekte für sich zu bewerten.
Zudem werden Nutzen und Schaden der Mammografie nun für Frauen im Alter von 50 bis 59 und von 60 bis 69 getrennt dargestellt.
Der Begriff der „Überdiagnosen“ wird ausführlicher erklärt. Der Vorbericht beinhaltet außerdem eine Skizze der zukünftigen Entscheidungshilfe als Internetversion.

Dokumente laufend evaluieren

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlagen zudem vor, Einladungsschreiben und Entscheidungshilfe künftig im Rahmen der Qualitätssicherung des Mammografie-Programms laufend zu evaluieren. Dazu sollen die Daten zur Nutzung sowie die Rückmeldungen der Frauen routinemäßig mit erfasst und auf Überarbeitungsbedarf geprüft werden. Darüber hinaus sollen zentrale Elemente der Entscheidungshilfe in einer Studie auf ihre Wirksamkeit untersucht werden.

Ergebnisse eines Nutzertests bereits eingeflossen

Primäres Ziel der Entscheidungshilfe ist es, Frauen beim persönlichen Abwägen von Nutzen und Schaden des Mammografie-Screenings besser zu unterstützen.

Erste Entwürfe der Materialien wurden in einer Serie von qualitativen Fokusgruppen mit insgesamt 37 Frauen und sechs Expertinnen und Experten kommentiert. „Daraus bekamen wir wichtige Anregungen, die in die jetzt vorgelegten Fassungen eingeflossen sind“, sagt Klaus Koch, Leiter des IQWiG-Ressorts Gesundheitsinformation. „Dass wir die Erklärung von Überdiagnosen deutlich erweitert haben, geht zum Beispiel auf den klaren Wunsch unserer Testerinnen zurück“, so Koch.

Nutzen-Schaden-Bilanz je nach Altersgruppe unterschiedlich

Zur Ableitung von Zahlenangaben zu Vor- und Nachteilen stützten sich die Wissenschaftler weitgehend auf die schon in der ersten Prozessstufe verwendete Literatur. Allerdings werden die Zahlen nun getrennt für zwei Altersgruppen dargestellt.

Demnach kann von 1000 Frauen im Alter von 50 bis 59, die zehn Jahre lang am Screening teilnehmen, eine Frau vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden. Dem stehen als wesentlicher Schaden sogenannte Überdiagnosen gegenüber:

  • Bei der Mammografie werden gelegentlich bösartige Veränderungen gefunden, die ohne Früherkennung nie aufgefallen wären oder Beschwerden bereitet hätten. Die Diagnose zieht aber für die Frauen und ihre Angehörigen Konsequenzen nach sich. Etwa vier bis sechs von 1000 Frauen zwischen 50 und 59 müssen mit einer solchen Überdiagnose rechnen.
  • Etwas anders stellen sich die Spannen für Frauen zwischen 60 und 69 dar: Wenn 1000 Frauen dieses Alters zehn Jahre lang am Screening teilnehmen, werden zwei bis drei vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt, und fünf bis sieben Frauen erhalten eine Überdiagnose.

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Den Berichtsplan für dieses Projekt hatte das IQWiG im August 2015 vorgelegt. Stellungnahmen zu dem jetzt veröffentlichten Vorbericht werden nach Ablauf der Frist gesichtet. Sofern sie Fragen offen lassen, werden die Stellungnehmenden zu einer mündlichen Erörterung eingeladen. Die aus der Anhörung resultierenden Fassungen werden einem weiteren, nunmehr quantitativen Test (Survey) mit mindestens 1000 Teilnehmerinnen unterzogen.

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360° TOP-Hinweis: Prokrastination: „Aufschieberitis“ betrifft vor allem junge Menschen

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Neue Studienergebnisse zur Prokrastination

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz haben im Rahmen des Forschungsschwerpunkts Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz die Verbreitung und Risikomerkmale für Prokrastination in der deutschen Bevölkerung untersucht. Die Repräsentativ-Erhebung zeigte, dass Menschen, die Tätigkeiten häufig aufschieben, seltener in Partnerschaften lebten, häufiger arbeitslos waren und über ein geringes Einkommen verfügten. 

Betroffen waren vor allem männliche Schüler und Studierende. Die Studie bestätigt, dass ausgeprägtes Aufschiebeverhalten von wichtigen Tätigkeiten mit Stress, Depression, Angst, Einsamkeit und Erschöpfung einhergeht sowie die Lebenszufriedenheit verringert. 
 
Universitätsmedizin Mainz und Schwerpunkt Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz veröffentlichen neue Studie zur Prokrastination

Im Volksmund gilt die Weise „Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“ 

Doch dieser Appell verhallt im Alltag vieler Menschen häufig. Stattdessen schieben und verschieben sie geplante Handlungen immer wieder vor sich her. Fachleute nennen dieses insbesondere bei jungen Menschen weit verbreitete Phänomen Prokrastination. Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz haben nun mittels einer interdisziplinären Befragung die Verbreitung und Risikomerkmale für Prokrastination in der deutschen Bevölkerung untersucht.

Die im Rahmen des Forschungsschwerpunkts Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) durchgeführten Studie zeigte folgende, zentrale Ergebnisse:

  • Menschen, die wichtige Tätigkeiten häufig aufschoben, lebten häufiger ein Single-Dasein, waren vermehrt von Arbeitslosigkeit betroffen, verfügten über ein geringes Einkommen und waren insbesondere unter männlichen Schülern oder Studierenden zu finden. 
  • Negative und dem Aufschiebenden durchaus bekannte Begleiterscheinungen dieses Verhaltens waren zumeist Stress, Depression, Angst, Einsamkeit und Erschöpfung. Die Ergebnisse sind nun in der renommierten Fachzeitschrift „PLOSone“ erschienen.

Jeder weiß: Das Leben besteht aus Rechten und Pflichten. Der Begriff „Pflicht“ ist jedoch häufig negativ besetzt, das Gegenteil von Spaß und damit zumindest kurzfristig betrachtet nicht von erstrebenswertem Nutzen. Zumal es ja scheinbar wesentlich attraktivere und vermeintlich ebenso wichtige Dinge zu tun gibt. Doch so zu denken und zu handeln kann sich langfristig als Fehler herausstellen. Denn die Vermeidung einer unangenehmen Tätigkeit zieht häufig ein weiteres Umgehen dieser oder anderer negativ empfundener Aufgaben nach sich.  

Mit der Zeit bildet sich dann ein erlerntes, nicht unproblematisches Verhaltensmuster heraus: Prokrastination.

Wie so ein Lernprozess ablaufen kann, verdeutlicht folgendes Fallbeispiel:

Der 32-jährige Thomas P. ist im 20. Semester eines sozialwissenschaftlichen Studiengangs eingeschrieben. Seine Tätigkeit als Aushilfe in der Gastronomie reicht gerade, um ihn finanziell über Wasser zu halten. Er berichtet mit Stolz, dass er nicht mehr auf seine Eltern angewiesen sei, deren Kontakt er meidet, um peinliche Rückfragen zu seinem Studium zu entgehen. Ansonsten widmet er die Nächte seiner CD-Sammlung und Onlineaktivitäten wie Recherchieren, Videos schauen oder gelegentlichem Spielen. Tagsüber schläft er. Den Kontakt zu Kommilitonen an der Universität hat er verloren, da er seit mehreren Jahren nicht mehr regelmäßig an Lehrveranstaltungen teilnimmt. Längst ist sein Studiengang reformiert und umgestellt und er in lebt in Unkenntnis darüber, welche Scheine er noch benötigt, um sein Studium abzuschließen. Doch weil er sich schämt, sucht er nicht das zuständige Prüfungsamt auf. Mittlerweile leidet er zunehmend unter depressiven Zuständen, Schlafstörungen und Erschöpfung.

Kein Einzelfall, wie die aktuelle Studie des Forschungsschwerpunkts (FSP) Medienkonvergenz der JGU belegt. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz und Mitglied im Koordinationsausschuss des FSP Medienkonvergenz, Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel, der die Studie initiiert und geleitet hat, fasst deren Ergebnisse so zusammen:

„Die Repräsentativ-Erhebung zeigte, dass Menschen, die Tätigkeiten häufig aufschieben, seltener in Partnerschaften lebten, häufiger arbeitslos waren und über ein geringes Einkommen verfügten. Betroffen waren vor allem junge Männer. Schüler und Studierende prokrastinierten dabei häufiger als ihre berufstätigen oder in einer Ausbildung befindlichen Altersgenossen. 
  • Die Studie bestätigt, dass ausgeprägtes Aufschiebeverhalten von wichtigen Tätigkeiten mit Stress, Depression, Angst, Einsamkeit und Erschöpfung einhergeht. Insgesamt war bei Prokrastination auch die Lebenszufriedenheit verringert.“ Die Studienkohorte umfasste insgesamt 2.527 Personen im Alter von 14 bis 95 Jahren.
Ein Ziel der Mainzer Wissenschaftler war es, eine Antwort auf folgende Frage zu finden:

Warum schieben Menschen Tätigkeiten auf, wenn dies absehbar zu Stress und negativen gesundheitlichen Folgen führt?
  • Prokrastination ist ein erlerntes Verhalten, das unmittelbar durch Vermeidung unangenehmer Tätigkeiten verstärkt wird. Warum bestimmte Tätigkeiten negative Gefühle hervorrufen, wird von den Betroffenen zu wenig hinterfragt. Leistungsanforderungen sind häufig mit Versagensängsten verbunden, eigene Leistungsansprüche sind möglicherweise zu hoch gesteckt und Zielsetzungen unrealistisch. Ersatzhandlungen wie beispielsweise Medienkonsum haben überdies häufig unmittelbar positive Konsequenzen. Nachteilige negative Konsequenzen wie Versagen, Depression oder Einsamkeit treten hingegen erst langfristig auf und sind damit weniger verhaltensbestimmend.

Die Studie zeigte, dass dies vor allem für junge Menschen in Schule oder Studium zutrifft. 

Doch was sind die Gründe dafür?

Offenbar gibt ein Beschäftigungsverhältnis eine feste Struktur und Orientierung. Ein Studium erfordert hingegen mehr Selbstorganisation und -disziplin.

  • Doch junge Menschen befinden sich in einem Alter, in dem sie die Zeit als scheinbar unbegrenzt empfinden und ihnen vielfach Gewissenhaftigkeit nicht so wichtig ist. Sie leben in dem Gefühl, dass ihnen das Leben und eine Zukunft offenstehen, die ihnen schier unzählige und vielfältigste Möglichkeiten und Chancen bieten. Der Studienanfänger sieht sich beispielsweise vor die Wahl aus tausenden Studiengängen gestellt. Zudem sind Erwerbsbiographien weniger geradlinig und planbar geworden. 
  • Beides kann viele Menschen überfordern und zu einer Prokrastination beitragen.

Für Studienleiter und Klinikdirektor Professor Beutel Anlass genug, um zu handeln:

„Aufgrund der steigenden Häufigkeit derartiger Krankheitsverläufe haben wir ein spezielles Behandlungsangebot für junge Erwachsene mit Prokrastinationsverhalten entwickelt.

Im stationären Rahmen und der damit verbundenen Struktur dienen aufeinander abgestimmte einzel- und gruppentherapeutische Behandlungselemente der Überwindung der Prokrastination und damit verbundenen, oft tiefgreifenden Entwicklungsblockaden. 

  • Der Teufelskreis aus Aufschieben, Vermeidung, Versagensgefühlen, Erschöpfung und Depression wird in der stationären Behandlung sorgfältig aufgearbeitet.“ 

So konnte beispielweise auch dem jungen Mann aus dem Fallbeispiel geholfen werden: Während seiner Behandlung in der psychosomatischen Klinik normalisierte er seinen Tagesablauf und setzte sich klare und realistische Ziele, die er Schritt für Schritt umsetzte.

  • So klärte er seine Studiensituation beim Prüfungsamt und führte ein offenes Gespräch mit seinen Eltern.

Für die Wissenschaftler des Schwerpunkts Medienkonvergenz birgt die Studie darüber hinaus weiteres Erkenntnispotenzial:

Sie wollen künftige Auswertungen der Studie dazu nutzen, um zu erfahren, inwieweit sich die Nutzung des allseits präsenten Online-Angebots an Ablenkungen durch Computer und Smartphone auf Prokrastination auswirkt.

Originalpublikation: Beutel, M. E., Klein, E. M., Aufenanger, S., Brähler, E., Dreier, M., Müller, K.W., Quiring, O., Reinecke, L., Schmutzer, G., Stark, B., Wölfling, K. (2016). Procrastination, Distress and Life Satisfaction Across the Age Range – A German Representative Community Study. PLOSONE. [in press]
DOI: 10.1371/journal.pone.0148054

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Univ.-Prof. Dr. Manfred Beutel,
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
Universitätsmedizin Mainz, Tel: 06131 / 17-2841, Fax: 06131 / 17-6688,
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Barbara Reinke, Universitätsmedizin Mainz,
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Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

Über den Forschungsschwerpunkt Medienkonvergenz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Ziel des seit 2007 bestehenden interdisziplinären Forschungsschwerpunkts ist es, die Folgen der rasanten Medienevolution und ihre Auswirkungen auf Kommunikation, Märkte und Nutzungsverhalten zu untersuchen. Die an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vertretenen Medienfächer (Buch-, Film-, Theaterwissenschaft, Publizistik und Journalistik) sowie Medienrecht, -pädagogik, -ökonomie, -psychologie, Neurolinguistik und Psychosomatik haben sich hierfür zu einem stabilen Verbund zusammengeschlossen. Dabei gilt es, den gemeinsamen Forschungsansatz stets von neuem an die Entwicklungsdynamik des gesellschaftlichen Wandels durch die sich wandelnden Medien anzupassen. Weitere Informationen im Internet unter www.medienkonvergenz.uni-mainz.de/

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Flugmedizinischen Dienst

Westfalenpost: Ein unvorstellbares Unglück Von Joachim Karpa

Für die Angehörigen der 150 Opfer ist das kein Trost. Viel schlimmer, sie haben jetzt Gewissheit: Ihre Lieben könnten noch leben. Andreas Lubitz war ein Kamikaze-Pilot auf Abruf. Seit Jahren litt er an schweren Depressionen, unterbrach deshalb die Ausbildung, taumelte später von Mediziner zu Mediziner und fürchtete ständig, seinen Beruf aufgeben zu müssen. Noch zwei Wochen bevor der 27-Jährige 149 Menschen mit in den Tod nimmt, empfiehlt der Arzt die Behandlung in einer psychiatrischen Klinik. Ohne Folgen. Die Fluggesellschaft erfährt von dieser Entwicklung nichts, will es über Jahre nicht wirklich wissen. Nicht bei einer der fünf Untersuchungen des flugmedizinischen Dienstes wird ein Psychologe hinzugezogen. Ein Versäumnis. Dass der Todespilot seine Seelenlage für sich behält und versucht, seine selbstmörderische Absicht mit Medikamenten zu betäuben, ist bei diesem Krankheitsbild nicht ungewöhnlich. Er hängt an seinem Traumjob. Bereits heute sei es so, sagt die Vereinigung Cockpit, dass Ärzte bei Gefahr in Verzug Informationen weitergeben dürfen. Doch wer will das Vertrauensverhältnis zum Patienten verletzten? Ihn beruflich in den Abgrund stoßen?

Ein Katastrophe dieser Art ist nicht vorstellbar gewesen - bis zum 24. März 2015.


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