Geplante Konsum- und Abgabeverbot von E-Zigaretten und E-Shishas

 Medizin am Abend Fazit: 

Medizin am Abend Berlin ZusatzFachlink: Anhörung

Das geplante Konsum- und Abgabeverbot von E-Zigaretten und E-Shishas wird von Experten einhellig begrüßt. 

In einer öffentlichen Anhörung des Familienausschusses am Montag sprachen sich die geladenen sieben Sachverständigen ausdrücklich für den entsprechenden Gesetzentwurf der Bundesregierung 18/6858 aus.

Zugleich mahnten sie jedoch verstärkte Bemühungen im Bereich der Prävention an und forderten an mehreren Stellen Verschärfungen der Gesetzesvorlage.

Mit dem Gesetz soll das Abgabe- und Konsumverbote für Tabakwaren im Jugendschutzgesetz und im Jugendarbeitsschutzgesetz auf elektronische Zigaretten und Wasserpfeifen ausgeweitet werden. Die Experten betonten, dass der Konsum von elektronischen Zigaretten und Shishas entgegen der weitverbreiteten Meinung zu gravierenden Gesundheitsschäden führen kann.

Der Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes Berlin-Mitte, Matthias Brockstedt, und Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences sprachen sich für verstärkte Präventionsmaßnahmen aus, um Jugendliche über die gesundheitsschädliche Wirkung von E-Zigaretten und E-Shishas zu informieren. "Verbote allein reichen nicht aus", sagte Brockstedt. Dieser Forderung schlossen sich übereinstimmend alle anderen Experten an. Karl-Josef Eßer von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Robert Loddenkemper von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beratungsmedizin warnten zudem eindringlich vor den gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Passivrauchens von elektronischen Zigaretten. 

Im Sinne des Jugendschutzes müsse über ein Konsumverbot für Erwachsene in der Anwesenheit von Minderjährigen beispielsweise in Autos nachgedacht werden. Auch diese Forderung von den übrigen Sachverständigen unterstützt.

Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum forderte die Abgeordneten auf, die geplante Gesetzesnovelle für eine umfassende Umsetzung des Rahmenübereinkommens der Weltgesundheitsorganisation zur Eindämmung des Tabakgebrauchs, das auch von Deutschland ratifiziert worden ist, zu nutzen.

Diese empfehle unter anderem ein Verbot von Zigarettenautomaten.

Trotz der kartenbasierten Alterskontrolle seien Automaten für Minderjährige weiterhin die drittwichtigste Bezugsquelle für Zigaretten. 

Ebenso sehe das WHO-Übereinkommen ein Verkaufsverbot von Süßigkeiten, Spielzeug und anderen Gegenständen in Zigarettenform vor. 

  • Pötschke-Langer sprach sich ebenso wie Andreas Luch vom Bundesinstitut für Risikobewertung dafür aus, herkömmliche Wasserpfeifen, mit denen nikotinfreie Stoffe, zum Beispiel Kräuter, geraucht werden, ebenso in das Abgabe- und Konsumverbot des Jugendschutzgesetzes einzubeziehen. 
Zustimmung zum Gesetzesvorhaben kam auch von der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände. Ursula Krickl vom Deutschen Städte und Gemeindebund wies zugleich darauf hin, dass die entstehenden Mehrkosten für die Kommunen für den verstärkten Kontrollaufwand von den Ländern ausgeglichen werden müssten.

Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom): Besserung mit Hemmstoff eines Eiweissfragment (intravenös)

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Immunzellen blockieren, um Bauchspeicheldrüsenkrebs zu hemmen

Forscher aus Heidelberg und den USA zeigten: Aktivieren Immunzellen im Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs einen bestimmten Signalweg, fördern sie damit das Tumorwachstum statt es zu hemmen. Durch die Blockade dieses Mechanismus im Tierversuch, lässt sich das Fortschreiten der aggressiven Krebserkrankung verlangsamen. Die Ergebnisse sind in Nature Medicine erschienen. 

Immunzellen (T-Zellen) im Bauchspeicheldrüsenkrebs, die ihre Entzündungsstoffe (Zytokine) über den alternativen p38-Signalweg bilden und dadurch das Tumorwachstum fördern.
 Immunzellen (T-Zellen) im Bauchspeicheldrüsenkrebs, die ihre Entzündungsstoffe (Zytokine) über den alternativen p38-Signalweg bilden und dadurch das Tumorwachstum fördern. Pathologisches Institut, Universitätsklinikum Heidelberg
 
  • Sammeln sich Immunzellen um einen Tumor, um ihn zu bekämpfen, kann das manchmal dem Tumor sogar eher nützen als schaden. 
Wie es dazu kommt, haben Wissenschaftler des Pathologischen Instituts am Universitätsklinikum Heidelberg und des National Cancer Institutes in Bethesda, Maryland, USA, im international renommierten Journal „Nature Medicine“ beschrieben.

Sie zeigten am Beispiel des äußerst aggressiven Bauchspeicheldrüsenkrebs, dass der weitere Verlauf der Erkrankung – sowohl im Tierversuch als auch bei Patienten – entscheidend davon abhängt, wie häufig in den versammelten Immunzellen ein bestimmter Signalweg aktiviert wird, mit dem diese die Produktion von Entzündungs-Botenstoffen in Gang setzen.

Bilden viele sogenannte T-Zellen ihre Entzündungsstoffe über diesen Mechanismus, den sogenannten alternativen p38-Signalweg, regen sie damit das Tumorwachstum an. Blockierten die Forscher diesen Signalweg, der nur in diesen Immunzellen vorkommt, wuchs der Krebs deutlich langsamer. Die Arbeit ist vorab online in der renommierten Fachzeitschrift Nature Medicine erschienen.

„Das eröffnet neue Behandlungsmöglichkeiten: Durch die Blockade dieses Signalwegs könnte man etablierte Therapien durch die Wachstumshemmung entscheidend unterstützen und so Zeit für die Patienten gewinnen“, sagt Dr. Matthias Gaida, einer der Erstautoren und Pathologe in Heidelberg.

Botenstoffe bei chronischen Entzündungsreaktionen fördern Tumorwachstum

  • In von Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) befallenem Gewebe findet sich in der Regel eine dichte Anhäufung von Immunzellen. 
Diese schütten Botenstoffe, die sogenannten Zytokine, aus, locken damit weitere Immunzellen an und halten eine chronische Entzündungsreaktion am Laufen.

Zytokine sind zwar wichtig, um den Angriff des Immunsystems auf den Tumor zu koordinieren, einige von ihnen fördern aber auch die Vermehrung, Wanderung und Ausreifung von Zellen – eben auch der Tumorzellen.

Da sie dank der Abwehrreaktion des Immunsystems rund um den Tumor in hoher Konzentration vorkommen, erhalten die Krebszellen einen regelrechten Wachstumsschub.

  1. Diese tumorfördernde Wirkung haben aber vor allem Zytokine, die von T-Zellen über einen speziellen Stoffwechselweg hergestellt werden, wie die Forscher um Dr. Matthias Gaida und seinen US-amerikanischen Kollegen Dr. Muhammad S. Alam herausfanden. 

Diesen Immunzellen stehen zwei Wege zur Bildung von Zytokinen zur Verfügung. Kritisch ist der sogenannte „alternative p38-Signalweg“, benannt nach dem Protein p38, das die zentrale Rolle in dieser Reaktionskette spielt. Die Untersuchung von Gewebeproben von 192 Patienten mit Pankreaskarzinom ergab, dass die Menge der T-Zellen mit aktiviertem alternativem p38-Signalweg in der Umgebung des Tumors den weiteren Verlauf der Erkrankung beeinflusst.

Patienten, bei denen nur ein Zehntel der T-Zellen oder weniger diesen Signalweg aktivierten, überlebten länger, im Durchschnitt rund 20 Monate, der Krebs breitete sich langsamer aus.

Bei einem höheren Anteil wirkten die Zytokine der T-Zellen tumorfördernd und die Überlebenszeit der Patienten lag im Mittel bei knapp zehn Monaten. Versuche mit verschiedenen Mauslinien bestätigten dieses Ergebnis.

Behandlung des Immunsystems verhindert Resistenzen beim Tumor
  • Blockierten die Wissenschaftler im Tierversuch gezielt den alternativen Signalweg mit einem eigens entwickelten Hemmstoff, wurde die entzündungs- und tumorfördernde Zytokinbildung unterdrückt: 
  • Der Übergang von Krebsvorstufen zum Pankreaskarzinom dauerte länger, bestehende Tumoren wuchsen langsamer und die Neubildung kleiner Blutgefäße zur Versorgung des Tumorgewebes verzögerte sich. 
Bei dem Hemmstoff handelt es sich um ein Eiweißfragment, das intravenös verabreicht wurde und keine Nebenwirkungen auslöste. „Der Vorteil dieses Therapieansatzes ist, dass er sich nicht gegen die Tumorzellen selbst richtet, die ihre Eigenschaften ständig verändern und so schnell resistent gegen die Behandlung werden, sondern ausschließlich gegen die stabile Zellpopulation der T-Zellen“, so Gaida.

Literatur:
Alam MS*, Gaida MM*, Bergmann F, Lasitschka F, Giese T, Giese NA, Hackert T, Hinz U, Hussain SP, Kozlov SV, Ashwell JD. Selective inhibition of the p38 alternative activation pathway in infiltrating T cells inhibits pancreatic cancer progression. Nat Med. 2015 Nov;21(11):1337-43. doi: 10.1038/nm.3957. Epub 2015, Oct 19. PubMed PMID: 26479921.
*these authors contributed equally
Abstract: http://www.nature.com/nm/journal/vaop/ncurrent/full/nm.3957.html

 
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Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum.uni-heidelberg.de

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360°TOP-Thema: Diabetes Typ 2 - und tödliche Herzinfarkte bei Frauen

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Frauenherzen leiden stärker unter Diabetes Typ 2 – mehr tödliche Herzinfarkte

Ein Typ-2-Diabetes ist für Frauen mit dem Verlust ihres geschlechtsbedingten Schutzes vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Sie erleiden nach neuen Erkenntnissen häufiger als zuckerkranke Männer einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. 

Frauen können den Nachteil jedoch durch eine intensivere medizinische Betreuung und eine Änderung des Lebensstils wieder ausgleichen, stellt die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) anlässlich eines wissenschaftlichen Statements der American Heart Association fest. 


„Seit langem ist bekannt, dass Frauen vor den Wechseljahren deutlich seltener einen Herzinfarkt erleiden als gleichaltrige Männer“, berichtet Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Vizepräsident und Mediensprecher der DDG. 
  • „Dass eine Diabeteserkrankung dieses Verhältnis umkehrt, ist der Öffentlichkeit dagegen nicht bewusst“, fügt der Experte hinzu.
Die Datenlage, die US-Kardiologen jetzt in einer ausführlichen Übersicht dargelegt haben, ist jedoch eindeutig: 
  • Frauen mit Typ-2-Diabetes erkranken früher an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, und sie sterben häufiger daran. 
  • Auch ein chronisches Herzversagen, eine Spätfolge eines überlebten Herzinfarktes, ist bei Frauen mit Typ-2-Diabetes häufiger. 
Die Ursachen sind laut Müller-Wieland nicht ganz klar. „Ein Grund könnte sein, dass die Folgen des Typ-2-Diabetes für Frauen von Ärzten und Betroffenen unterschätzt werden“, vermutet der Experte.
  • So erhalten Frauen seltener Medikamente gegen hohen Blutdruck oder gegen hohe Cholesterinwerte, die wichtige Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall sind. 
  • „Sie nehmen zudem nach einem Herzinfarkt seltener Aspirin ein, das einem zweiten Herzinfarkt vorbeugen kann“, fügt Müller-Wieland hinzu. 
  • Unabhängig davon lassen sich bei Patientinnen mit Typ-2-Diabetes häufig aufgrund der hormonellen Lage die Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte schwerer einstellen als bei männlichen Patienten.
Hormonelle Störungen könnten ebenfalls eine Rolle bei dem Geschlechterunterschied spielen. 
Zwischen sechs und acht Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter haben ein polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS). 

Es ist neben Zyklusstörungen und einem Anstieg männlicher Geschlechtshormone auch mit einem Wirkungsverlust von Insulin verbunden.

 „Frauen mit PCOS sind häufig übergewichtig mit einer ungünstigen Ansammlung von Fettgewebe im Bauchbereich, die das Risikoprofil weiter verschlechtert“, berichtet DDG-Präsident Professor Dr. med. Baptist Gallwitz vom Universitätsklinikum Tübingen.

  • Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft appelliert deshalb an die Ärzte, das besondere Risiko von Frauen mit Diabetes bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu beachten. 

„Aber auch die Frauen selbst können etwas tun“, meint DDG-Präsident Gallwitz.

„Studien zeigen, dass Frauen mit Typ-2-Diabetes stärker als Männer von einer Änderung des Lebensstils profitieren.“

Dazu gehört neben einer gesunden Ernährung auch körperliche Aktivität.

Frauen müssen laut Studienlage zwar mehr Engagement zeigen als Männer, die Hürden sind jedoch nicht unüberwindbar. „In der Nurses Health Study, einer Langzeitstudie an amerikanischen Krankenschwestern, konnten Frauen mit Diabetes ihr Herz-Kreislauf-Risiko bereits mit zwei Stunden Sport in der Woche senken“, berichtet Gallwitz.

Quelle:
Regensteiner JG et al. Sex Differences in the Cardiovascular Consequences of Diabetes Mellitus: A Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation 2015; doi: 10.1161/CIR.0000000000000343
http://circ.ahajournals.org/content/early/2015/12/06/CIR.0000000000000343.full.p...


Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft:
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.



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