Charité – Universitätsmedizin Berlin: Die Müllabfuhr im Gehirn ankurbeln

Medizin am Abend Berlin Fazit:    Können körpereigene Abwehrzellen für den Kampf gegen Alzheimer mobilisiert werden?  

 

Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben untersucht, inwieweit spezielle Zellen des Immunsystems, sogenannte Makrophagen oder Fresszellen, für die Entsorgung der alzheimertypischen Eiweißablagerungen im Gehirn genutzt werden können. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals The Journal of Experimental Medicine* veröffentlicht.



Li: Hirneigene Mikroglia (blau) um Alzheimer Aβ-Plaques (grün) im Gehirn einer Alzheimer Maus. Re: aus der Peripherie in das Gehirn eingewanderte „neue“ Makrophagen, die sich rasch im Gehirn ve
 Li: Hirneigene Mikroglia (blau) um Alzheimer Aβ-Plaques (grün) im Gehirn einer Alzheimer Maus. Re: aus der Peripherie in das Gehirn eingewanderte „neue“ Makrophagen, die sich rasch im Gehirn ve
The Journal of Experimental Medicine

Mehr als 20 Prozent der über 85-jährigen Menschen weltweit leiden an einer Alzheimer-Demenz. 

Wichtiger Ansatzpunkt für die Erforschung der Krankheit sind die Beta-Amyloid-Plaques (Aβ-Plaques). Diese Eiweißfragmente lagern sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten ab und stehen im Zentrum der Krankheitsentstehung.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Frank Heppner, Direktor des Instituts für Neuropathologie an der Charité, konnte bereits in früheren Arbeiten zeigen, dass die Immunzellen des Gehirns, die Mikroglia, bei Alzheimer-Patienten nicht mehr richtig funktionieren und sozusagen erlahmen. Sie kommen ihrer Aufgabe des Abräumens fremder Substanzen, wie dem krankhaften Aβ-Eiweiß, nicht mehr nach.

In ihrer aktuellen Studie haben die Forscher nun untersucht, ob möglicherweise die „Schwesternzellen“ der Mikroglia, die Makrophagen, das sind Immunzellen des Blutes und innerer Organe, ins Gehirn geschleust werden könnten, damit sie dort die Aufgabe der funktionsuntüchtigen Mikroglia übernehmen.

Dazu entwickelten die Forscher zunächst ein Mausmodell, in dem die Mikrogliazellen der an Alzheimer erkrankten Mäuse ausgeschaltet waren. Angesichts dieser Notsituation setzte das Gehirn eine Art Zuwanderungsprogramm in Kraft: Innerhalb kurzer Zeit wurde es von aus der Peripherie stammenden Makrophagen bevölkert, die aus dem Blutstrom eingewandert sind. Anschließend entwickelten sie sich zu Mikroglia-ähnlichen Zellen, die die Pathologie der Krankheit jedoch nicht veränderten; sie ignorierten die krankhaften Aβ-Eiweiße und lagerten sich nicht einmal an diese an. Zu einem identischen Ergebnis kommt auch die Studie einer Arbeitsgruppe der Universität Tübingen, die ebenfalls in der aktuellen Ausgabe des Journal of Experimental Medicine veröffentlicht ist.

„Um die neuen, aus der Peripherie stammenden Makrophagen für das Aβ-Eiweiß zu interessieren, haben wir den Alzheimer-Mäusen, deren Mikrogliazellen durch periphere Fresszellen ausgetauscht waren, eine Aβ-Impfung verabreicht“, erläutert Prof. Heppner. „Ein Verfahren, das derzeit auch in diversen klinischen Studien untersucht wird und Gegenstand intensiver Diskussionen ist“, fügt er hinzu.

  • Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Makrophagen auch unter dieser zusätzlichen Stimulation nicht effizienter als die hirneigenen Mikrogliazellen sind. 

„Offensichtlich bedarf es eines anderen oder weiteren Stimulus, damit residente Mikroglia oder deren aus der Peripherie stammende Schwesternzellen ihr eigentlich vorhandenes Potenzial abrufen können“, so Prof. Heppner. „Unsere Daten sind jedoch insofern relevant, da viele aktuelle Studien unabhängig voneinander zeigen, dass insbesondere der Mikroglia eine große Bedeutung bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung zukommt. Deshalb ist, nicht zuletzt für die Entwicklung neuer Therapieansätze, eine detaillierte Aufklärung von Rolle und Funktion der Mikrogliazellen und Makrophagen bei der Alzheimer Erkrankung fundamental.“

In Folgestudien wollen die Wissenschaftler nun versuchen, diesen fehlenden Stimulus zu identifizieren, damit die Fresszellen ihrer eigentlichen Funktion wieder nachkommen können.


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Prof. Dr. Frank Heppner
Direktor des Instituts für Neuropathologie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 536 041
frank.heppner@charite.de
Dr. Julia Biederlack Charité – Universitätsmedizin Berlin

Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson - Ein Enzym räumt auf! die HTRA1 Protease

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Neue Erkenntnisse bei Krankheiten wie Alzheimer - Ein Enzym räumt auf

Viele degenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson gehen auf falsch gefaltete Proteine zurück. Sie formen Ablagerungen, die der Körper nicht mehr auflösen kann. Mikrobiologen der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben jetzt nachgewiesen, dass genau dies ein bestimmtes Enzym vermag: 

die HTRA1 Protease. 

Sie schafft es, eine besonders hartnäckige Form von verklumpten Proteinen, die amyloiden Fibrillen, effizient abzubauen. Ihre Erkenntnisse haben die Forscher in der aktuellen Online-Ausgabe von Nature Chemical Biology* veröffentlicht. 
 
  • Amyloide Fibrillen sind krankhafte Ablagerungen, die inner- und außerhalb von Zellen vorkommen. 
  • Sie können zu Entzündungsreaktionen führen oder verursachen den Zelltod; die betroffenen Organe und Gewebe degenerieren schleichend.
 „Weil amyloide Fibrillen eine sehr kompakte Struktur haben, ist man bislang davon ausgegangen, dass ihr Abbau sehr schwierig bis unmöglich ist. Das konnten wir widerlegen“, erklärt Prof. Dr. Michael Ehrmann vom Zentrum für Medizinische Biotechnologie der UDE. Mit seinem Team forscht er daran, molekulare Vorgänge im Körper zu verstehen.

Erstaunlich ist, wie das Enzym seine Aufgabe angeht. 
  • „Die HTRA1 Protease erkennt, ob Proteine normale Strukturen ausgebildet haben oder unnormale, die verklumpen können. Ganz gezielt löst sie die schädlichen Strukturen auf und baut sie ab, während die gesunden unangetastet bleiben. Das Enzym betreibt sozusagen eine Qualitätskontrolle und schützt den Körper so vor Problemen“, sagt Ehrmann.

Diese Funktion der HTRA1 Protease war so noch nicht bekannt. Neu ist auch, dass sie keinesfalls in einer Zelle gefangen ist, sondern sich zwischen Zellen bewegen und in andere eindringen kann, um dort zu helfen. „Auch wenn viele Zusammenhänge noch rätselhaft sind: Die Natur scheint dem Menschen molekulare Mechanismen mitgegeben zu haben, damit sich Proteinfaltungskrankheiten nur verzögert ausbilden. Wenn wir diese Vorgänge genau verstehen“, so Ehrmann, „können wir auch bessere Strategien für die Behandlung von Patienten entwickeln.“

An den Forschungen waren auch das Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie, Dortmund, das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie, Wien, und die Cardiff University, Wales, beteiligt.

* Determinants of amyloid fibril degradation by the PDZ protease HTRA1
DOI: 10.1038/nchembio.1931

https://doi.org/10.1038/nchembio.1931


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt 

Prof. Dr. Michael Ehrmann
Zentrum für Medizinische Biotechnologie (ZMB)
Tel. 0201/183-2949
michael.ehrmann@uni-due.de
Ulrike Bohnsack Universität Duisburg-Essen

Projekt „Innovative Versorgung von akut erkrankten Bewohnern und Bewohnerinnen im Altenheim“

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Weniger Krankenhaus – mehr Lebensqualität!

Dass auch in puncto Krankenhausaufenthalte weniger mehr ist, zeigen die Ergebnisse eines aktuellen Projekts an der Universität Witten/Herdecke (UW/H). 
 
Wer in einer Pflegeeinrichtung versorgt wird, kommt auch wegen akuter Beschwerden wie etwa einer Atemwegsinfektion oder nach einem Sturz ins Krankenhaus.

  • Insbesondere bei Menschen mit Demenzerkrankungen können allein die ungewohnte Umgebung, fremde Menschen und Orientierungsverlust dazu führen, dass sich der Allgemeinzustand deutlich verschlechtert.

 Deshalb stand beim Projekt „Innovative Versorgung von akut erkrankten Bewohnerinnen und Bewohnern im Altenheim“ die Annahme im Vordergrund, dass sich die Vermeidung von Krankenhausaufenthalten positiv auf die Lebensqualität auswirken könne.

Mit welchen Erkrankungen genau werden diese Menschen ins Krankenhaus eingewiesen? Was passiert dann? Und mit welchen Folgen kommen die Bewohner und Bewohnerinnen in die Alteneinrichtung zurück? Diesen Fragen gingen Pflegewissenschaftlerin Prof. Christel Bienstein und Ökonomin Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko mit ihrem Team in vier Pflegeheimen in NRW nach.

Und ihre Ergebnisse bergen ein großes Potenzial für Verbesserungen: 

„Viele Krankenhausaufenthalte können vermieden werden“, sagt Projektleiterin Prof. Christel Bienstein. „Die Versorgung im Heim tut den Menschen gut und sie entlastet auch die Krankenkassen“, ergänzt Prof. Dr. Sabine Bohnet-Joschko. Sie hat die Ausgaben der Kassen für Krankenhauseinweisungen aus Altenheimen an einem Beispiel hochgerechnet und typische Versorgungsverläufe modelliert.

  • Beide Wissenschaftlerinnen sind überzeugt, dass die Versorgung akut erkrankter Bewohnerinnen und Bewohner im Altenheim von den Einrichtungen selbst in vielerlei Weise gefördert werden kann.

Deshalb ging das Projektteam nach der Auswertung der Ergebnisse noch einen Schritt weiter und entwickelte einen Leitfaden für Altenpflegeeinrichtungen, das Interventionsmodell „Aktuelle Ereignisse im Blick“, welches auf die speziellen Bedürfnisse der Einrichtungen eingeht sowie praktische Anleitungen zur Vermeidung von Krankenhausaufenthalten bietet.

 „Wir haben bei der Erstellung dieses Arbeitsbuchs eng mit Pflegefachpersonen, Heimleitern, Fachärzten und Angehörigen zusammengearbeitet. So ist es uns gelungen, besonders praxisbezogene Hilfestellungen zu geben. Umso mehr hoffen wir, dass möglichst viele Altenheime das Interventionsmodell nutzen, um ihren Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Lebensqualität zu bieten sowie gleichzeitig Kosten zu sparen“, resümiert die Leiterin des Departments für Pflegewissenschaft an der UW/H, Prof. Christel Bienstein.

Hintergrundinformation:

Das Projekt „Innovative Versorgung von akut erkrankten Bewohnern und Bewohnerinnen im Altenheim“ ist im Rahmen des vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA) innerhalb des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung NRW Ziel 2 Programms 2007 – 2013 (EFRE) gefördert worden.

Das Arbeitsbuch ist in Kürze hier online verfügbar: 

https://www.uni-wh.de/gesundheit/pflegewissenschaft/department-pflegewissenschaf...



Medizin am Abend Berlin DirektKontakt: 

 
 
Prof. Christel Bienstein
Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft)
Departmentleiterin
Universität Witten/Herdecke
Stockumer Straße 12
58453 Witten
Raum: D.038
Tel.: +49 (0)2302 / 926-356
Fax: +49 (0)2302 / 926-318
E-Mail: Christel.Bienstein@uni-wh.de

 
Univ.-Prof. Dr.
Sabine Bohnet-Joschko
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
Walcker Stiftungsprofessur für Management und Innovation im Gesundheitswesen
Professorin
Universität Witten/Herdecke
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58448 Witten
Raum: 2.326
Tel.: +49 (0)2302 / 926-592
E-Mail: Sabine.Bohnet-Joschko@uni-wh.de

Katrin Schubert Universität Witten/Herdecke

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.100 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte


http://www.uni-wh.de/gesundheit/pflegewissenschaft/department-pflegewissenschaft...

Rentenlücke (Gender Pension Gap) zwischen Männern und Frauen

Medizin am Abend Berlin Fazit

Von 1995 bis 2011 hat sich die Rentenlücke (Gender Pension Gap) zwischen Männern und Frauen um rund 12 Prozentpunkte verringert.

Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (18/6148) auf eine Kleine Anfrage (18/5951) der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Für 2011 gibt die Regierung eine Gesamt-Rentenlücke (inklusive gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge) von 57 Prozent an, wobei sich der Wert zwischen den west- und ostdeutschen Bundesländern stark unterscheidet.

  • So betrug die Rentenlücke 2011 im Westen 61 Prozent und im Osten nur 35 Prozent.

Es zeige sich, dass sich persönliche und im Paarkontext gemeinsam getroffene Entscheidungen im Lebens- und Erwerbsverlauf auf die eigene Alterssicherung auswirkten und vor allem Frauen die langfristigen Folgen davon trügen, schreibt die Bundesregierung.

Sie gehe davon aus, dass sich der Trend der Verkleinerung dieses Abstandes aber in Zukunft fortsetzen werde, heißt es in der Antwort.


 Medizin am Abend Berlin Fachlink Gender Pension Gap - Rentenlücke



Medizin am Abend Berlin DirektKontakt 

Deutscher Bundestag
Parlamentsnachrichten, PuK 2
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Tel.: +49 30 227-35642, Fax +49 30 227-36001
E-Mail: vorzimmer.puk2@bundestag.de

Redaktionsmitglieder: Jörg Biallas (verantwortlich)
Alexander Heinrich, Claudia Heine, Michael Klein,
Claus Peter Kosfeld, Hans Krump, Hans-Jürgen Leersch,
Johanna Metz, Helmut Stoltenberg, Alexander Weinlein

Pflegewirtschaft: Steigende Kosten und knappe Ressourcen

Medizin am Abend Berlin Fazit:       Politischen Handlungsdruck

Studie des IEGUS Instituts und des RWI: Steigender Bedarf an Pflegeplätzen, Fachkräftemangel und erschwerte Bedingungen für Investoren stellen die Altenpflegewirtschaft vor große Herausforderungen 

 
Als Folge der zunehmenden Alterung der deutschen Bevölkerung wird es bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 720 000 zusätzliche Pflegebedürftige geben.

Für sie werden zwischen 145 000 und 320 000 neue stationäre Pflegeplätze benötigt werden. 

Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des Instituts für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft (IEGUS) und des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

  • Sie untersucht, was der wachsende Bedarf an ambulanter und stationärer pflegerischer Versorgung für die Weiterentwicklung der pflegerischen Infrastruktur und deren nachhaltige Finanzierung bedeutet.

Der demografische Wandel und der medizinisch-technische Fortschritt ermöglichen die Chance auf ein längeres Leben, auf der anderen Seite sind immer mehr (ältere) Menschen auf pflegerische Unterstützung und Begleitung im Alltag angewiesen.

Den Prognoserechnungen der Studie zufolge werden daher bis zum Jahr 2030 zusätzlich zwischen 31 000 und 72 000 Vollzeitäquivalente in der stationären sowie 30 000 bis 64 000 Vollzeitäquivalente in der ambulanten Pflege benötigt.

„Der zunehmende Fachkräftemangel in der Pflege ist längst bekannt; die Konsequenz ist eine Beeinträchtigung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung der Branche“, so Ansgar Wübker, stellvertretender Leiter des RWI-Kompetenzbereichs „Gesundheit“. 

Zwar ist der Engpass nicht in allen Bundesländern gleich hoch, es gibt jedoch kein Bundesland, in dem das Fachkräfteangebot rein rechnerisch den (gemeldeten) Bedarf deckt.

Nur die Hälfte aller Pflegeeinrichtungen ist wirtschaftlich gesund

  • Neben der personellen ist auch die finanzielle Situation vieler Pflegeeinrichtungen schwierig. So waren im Jahr 2011 im Durchschnitt nur 56 Prozent der Einrichtungen voll investitionsfähig, konnten also ihre Kapitalkosten so finanzieren, dass ein reibungsloser Betrieb möglich war. Die Streichung der Investitionsförderung der Bundesländer seit dem Jahr 2011 dürfte dazu beigetragen haben, dass der Anteil der voll investitionsfähigen Pflegeeinrichtungen weiter gesunken ist.

Die Bedeutung von privaten Anbietern sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege nimmt kontinuierlich zu:

Im Jahr 2011 wurden bereits 49 Prozent aller ambulanten und 35 Prozent aller stationären Pflegefälle von privaten Versorgern betreut. 

„Durch immer neue Vorgaben, wie etwa die aktuell beschlossenen Heimgesetze auf Länderebene sowie bundeslandspezifische Regularien zur Entgeltabrechnung, erschwert die Politik das dringend benötigte Engagement privater Investoren“, sagt Grit Braeseke, wissenschaftliche Leiterin bei IEGUS.

  • Um die Versorgungssicherheit bei weiter steigender Nachfrage zu gewährleisten, sind die Kommunen in besonderer Weise auf privates Kapital angewiesen. Steigen doch die Ausgaben der Kommunen für die Hilfe zur Pflege, einer bedarfsorientierten Sozialleistung, seit einiger Zeit wieder an. 

  • Während die effektive Ausgabenbelastung im Jahr 2007 noch um 17 Prozent durch Einnahmen gesenkt werden konnten, waren es im Jahr 2012 nur noch 13,5 Prozent.

Mit Prävention und Qualifikation dem demografischen Wandel begegnen

Um den ökonomischen Herausforderungen in der Altenpflegewirtschaft wirkungsvoll zu begegnen, empfehlen die Wissenschaftler folgende Maßnahmen:

- Aktive Nutzung der Präventionspotenziale, um den Eintritt des Pflegebedarfs zu verzögern. Dies lässt sich durch eine sektorenverbindende Versorgung erreichen. Des Weiteren sollten die Kommunen zur Verbesserung der pflegerischen Infrastruktur eine stärkere Rolle in der Planung und Koordination der einzelnen Akteure vor Ort einnehmen.

- Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, ist u. a. das Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsqualifikationen bundesweit zu vereinheitlichen. Nach dem Vorbild Niedersachsens sollte die Ausbildung zur Pflegeassistenz in allen Bundesländern eingeführt werden.

- Zur Förderung und Stärkung privater Investoren sollten rechtliche Vorgaben auf das Notwendigste begrenzt bleiben und auf Einzelvorschriften, z. B. zu Einrichtungsgrößen, verzichtet werden.


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Dr. Grit Braeseke (IEGUS), Tel.: 030 / 98 31 22 24, E-Mail: grit.braeseke@iegus.eu
Prof. Dr. Ansgar Wübker (RWI), Tel.: 0201 / 81 49 242, E-Mail: ansgar.wuebker@rwi-essen.de
Katharina Fischer (RWI), Tel.: 0201 / 81 49 244


Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-projektberichte/rw...
- Endbericht: Ökonomische Herausforderungen der Altenpflegewirtschaft

http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/impact-notes/rwi_impac...
- RWI Impact Note "Herausforderungen für die Altenpflege der Zukunft"