Hospiz- und Palliativgesetz: Heutigen Beratung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags zum Hospiz- und Palliativgesetz

Medizin am Abend Berlin:   Hospiz- und Palliativgesetz wichtiger Schritt – Nachbesserungen nötig!

Schmerz-Präsident Prof. Dr. Michael Schäfer: 

„Rechtsanspruch auf Beratung zur Versorgungsplanung zum Lebensende müsste auch Möglichkeiten und Grenzen der Schmerztherapie explizit beinhalten!“

Anlässlich der heutigen Beratung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags zum Hospiz- und Palliativgesetz nimmt die zur Anhörung geladene Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. Stellung (vgl. Anlage): 


„Möglichkeiten, aber auch Grenzen einer individuellen Schmerztherapie, sollten bei der Beratung zur Versorgungsplanung zum Lebensende (§ 132g SGB V) explizit aufgezeigt und der Versicherten- bzw. Patientenwille dokumentiert werden“ so Schmerz-Präsident Prof. Dr. Michael Schäfer.  
Dazu bedarf der Gesetzesauftrag dringend der expliziten Klarstellung, dass die Beratung auch schmerztherapeutische Themen beinhaltet, fordert die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. Zudem sollte die Umsetzung des neuen § 132 b SGB V durch die Einführung einer wissenschaftlichen Begleitforschung evaluiert werden.

Gelobt werden die Verfeinerung der Leistungsansprüche, Ausweitung der Fördermittel der Hospize sowie verbesserte Rahmenbedingungen einer stationären Palliativversorung durch die Option zur Herausnahme aus dem DRG-System. „Dies ist gut und nötig, denn die pauschale Vergütung im Fallpauschalen-System bildet den besonderen Bedarf, die erhöhte Verweildauer und die Verschiedenheit der Palliativpatienten nicht adäquat ab“, so Prof. Dr. Michael Schäfer. Insbesondere steht der DRG-systemimmanente Anreiz, die Liegedauer so kurz wie möglich zu halten, in eklatantem Widerspruch zu palliativmedizinischen Ansätzen, die eine individualiserte Therapieintensität und –dauer voraussetzen. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. weist darauf hin, dass auch für eine humane Schmerztherapie entsprechende Änderungen ergänzend separat eingeführt werden müssen (vgl. u. a. Stellungnahme zum KHSG).

„Leider beiinhaltet der Gesetzentwurf wesentliche Lücken, insbesondere in Hinblick auf die Qualitätsorientierung, so Schmerz-Präsident Prof. Schäfer. Es bleibt unklar, wie und anhand welcher Indikatoren die Verbesserung der Versorgungsqualität insgesamt bzw. in den einzelnen Leistungsbereichen bewertet werden soll. Auch die Vorgabe von Strukturvorgaben ist nur rudimentär. Diesbezüglich empfehlen wir

• Die Aufnahme einer Regelung, die den G-BA verpflichtet, Indikatoren zur Qualität der palliativmedizinischen, aber auch schmerzmedizinischen Versorgung zu entwickeln und dabei neben Struktur- und Prozess- insbesondere auch Ergebnisqualitätsparameter unter Einschluss von Patienten- und Angehörigenbefragungen zu prüfen,

• die Einrichtungen der palliativmedizinischen Versorgung motiviert bzw. verpflichtet werden, an einem einrichtungsübergreifenden Verfahren der Qualitätssicherung sowie an den Aufbau von entsprechend spezialisierten „Registern“ teilzunehmen.


Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. unterstützt die Forderung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. (DGP) nach verpflichtender Einsetzung eines „Palliativbeauftragten“:

Ein Palliativbeauftragter sollte verpflichtend eingeführt werden seitens aller Krankenhäuser, die gegenwärtig noch keinen multiprofessionellen Palliativdienst haben, der gemäß der fachlichen Sicht der DGP und des DHPV in allen Krankenhäusern ab einer Größe von etwa 200 Betten vorgehalten sein sollte.

In Hinblick auf den hohen Anteil Sterbender, die in Pflegeeinrichtungen betreut werden, ist es immens wichtig, in Pflegeeinrichtungen, auch im Kontext der palliativen Therapie, die Erkennung und Behandlung von Schmerzen zu verbessern. Besonderen Handlungsbedarf gibt es zudem bei dementiell erkrankten Sterbenden. Pflegeeinrichtungen sollten spezifisch qualifizierte Pflegefachkräfte (z. B. Pain-Nurse) vorhalten sowie in ihrer Organisation auf die Erkennung und Behandlung oftmals unnötiger Schmerzen, auch in der Palliativversorgung, fokussieren.

• Die Umsetzung der Expertenstandards akuter und chronischer Schmerz des DNQP ist derzeit leider nur lückenhaft. Wir empfehlen, die Einführung zu unterstützen, aber auch im Rahmen der Qualitätsberichterstattung zu messen und zu veröffentlichen.

• Die maßgeblichen Organisationen und Verbände der Pflege sollten institutionell mehr als bisher an den Beratungsprozess der Gremien des Gesundheitswesens, insbesondere beim G-BA, beteiligt werden.

Zudem sollten die Empfehlungen der im Februar 2015 publizierten Expertise der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Union der Deutschen Wissenschaften zur Behebung von Defiziten und Mängel der Forschung zur Palliativversorung von der Bundesregierung aufgegriffen werden.

Die Erarbeitung einer nationalen Palliativstrategie ist nötig und muss u. a. die Vorlage einer Forschungsagenda beinhalten. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. bittet den Gesetzgeber um eine entsprechende Resolution sowie um Veranlassung in den zuständigen Bundesministerien.

Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. ist mit rund 3.400 persönlichen Mitgliedern die größte wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft im Bereich Schmerz in Europa. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. ist Mitglied der IASP (International Association for the Study of Pain) sowie der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften). Sie ist zudem die interdisziplinäre Schmerzdachgesellschaft von derzeit 16 mitgliederstarken weiteren medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften im Bereich Schmerz. Diese Fachgesellschaften repräsentieren über 60.000 Mitglieder. Ihre Mitgliedschaft ist interdisziplinär und interprofessionell und besteht aus Schmerzexperten aus Praxis, Klinik, Psychologen, Pflege, Physiotherapie u. a. sowie wissenschaftlich ausgewiesenen Schmerzforschern aus Forschung, Hochschule und Lehre.

Etwa 23 Mio. Deutsche (28 %) berichten über chronische Schmerzen, 95 % davon über chronische Schmerzen, die nicht durch Tumorerkrankungen bedingt sind. Legt man die „Messlatte“ der Beeinträchtigung durch die Schmerzen zugrunde, so erfüllen 6 Mio. Deutsche die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten, beeinträchtigenden Schmerzes. Die Zahl chronischer, nicht tumorbedingter Schmerzen mit starker Beeinträchtigung und assoziierten psychischen Beeinträchtigungen (Schmerzkrankheit) liegt bei 2,2 Mio. Deutschen.


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V.
presse@dgss.org , www.dgss.org sowie Telefon: 030-39409689-1, Fax: 030-39409689-9
Deutsche Schmerzgesellschaft e.V., Bundesgeschäftsstelle, Alt-Moabit 101b, 10559 Berlin

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Einladung: Psychotherapeutische Behandlung von traumatisierten Flüchtlingen

Medizin am Abend Berlin Fazit:    Psychotherapeutische Behandlung von traumatisierten Flüchtlingen


An der Universität Leipzig findet am 23. September 2015 ein Fortbildungstag für Fachkräfte aus dem psychotherapeutischen, medizinischen und sozialen Bereich statt, bei dem Experten über ihre Arbeit und Erfahrungen mit psychisch belasteten Flüchtlingen berichten werden. Ein Großteil leidet unter psychischen Belastungen, derzeit stehen jedoch keine ausreichenden und angemessenen Behandlungsangebote zur Verfügung. Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation ist das Ziel des Fachtages, spezielles Wissen im Umgang mit Flüchtlingen sowie Behandlungserfahrungen an Fachkräfte aus der Regelversorgung weiterzugeben. 

 
Der Fachtag „Psychotherapeutische Behandlung von traumatisierten Flüchtlingen“ im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Projektes „Train to Care“ findet von 10 bis 18 Uhr im kleinen Hörsaal des Studienzentrums der Medizinischen Fakultät in der Liebigstraße 27 statt. Für die Veranstaltungsorganisation haben sich die Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universitätsmedizin Leipzig mit der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V. und dem Mosaik Leipzig – Kompetenzzentrum für transkulturelle Dialoge e.V. zusammengeschlossen. In Vorträgen werden erfahrene Fachkräfte über psychische und körperliche Folgen traumatischer Erfahrungen sowie kultursensible Therapiemöglichkeiten beispielsweise auch unter Mitwirkung von Dolmetschern referieren, um anschließend Raum für vertiefenden Austausch zu bieten.
  • Der Bedarf an kultursensiblen und spezifischen psychotherapeutischen Behandlungsangeboten für Menschen mit Fluchthintergrund steigt momentan stetig. 
„In den ostdeutschen Bundesländern, so auch in Sachsen, ist die psychotherapeutische Versorgung für Geflüchtete momentan unzureichend“, sagt die wissenschaftliche Leiterin Dr. Heide Glaesmer von der Universitätsmedizin und führt dies auf vielfältige Gründe zurück. „Auch wenn es erste positive Entwicklungen gibt, fehlt es an ausreichender Finanzierung und personeller Ausstattung für die psychotherapeutische Versorgung von Flüchtlingen.“

Die Sprachbarriere sei ein weiteres Hemmnis für die frühzeitige Versorgung. Generell gebe es in Sachsen kaum muttersprachliche und für den besonderen Kontext von Geflüchteten qualifizierte Therapeuten. „Viele Ärzte und Therapeutinnen haben zudem noch wenig Kenntnisse über eine psychotherapeutische Behandlung mit Hilfe eines Dolmetschers“, ergänzt Organisatorin Corinna Klinger, Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle für Flüchtlinge vom Mosaike Leipzig e.V..

Ein Themenbereich des Fachtages widmet sich daher auch der psychotherapeutischen Behandlung mit Dolmetschern. Der Fachtag trägt nach Wunsch der Veranstalter dazu bei, den Zugang zu psychotherapeutischer Versorgung zu erleichtern und die Integration zu fördern.


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

PD Dr. Heide Glaesmer
Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
Universitätsklinikum Leipzig
Telefon: +49 341 97-18811
Heide.Glaesmer@medizin.uni-leipzig.de

Dipl.-Psych. Corinna Klinger
Mosaik Leipzig - Kompetenzzentrum für transkulturelle Dialoge e.V.
Telefon: 0341/ 92787712
klinger@mosaik-leipzig.de
Diana Smikalla Universität Leipzig,




Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte:
http://medpsy.uniklinikum-leipzig.de/medpsych.site,postext,vorschau,a_id,6191.ht... Link zum Programm des Fachtages

http://www.mosaik-leipzig.de Link zum Mosaik Leipzig e.V.

Flüchtlinge in der Krise - Zusammenarbeit mit McKinsey beginnt

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Rheinische Post: McKinsey soll Flüchtlingschaos ordnen


  • Die Unternehmensberatung McKinsey soll der Bundesregierung bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise helfen. 

Eine entsprechende Vereinbarung hat der neue Chef des Bundesamts für Migration, Frank-Jürgen Weise, nach Informationen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe) aus Regierungskreisen mit dem früheren McKinsey-Deutschlandchef Frank Mattern getroffen.

  • Demnach soll die Unternehmensberatung dabei helfen, die Asylverfahren zu beschleunigen und eine bundesweite Struktur zur Registrierung, Erfassung und Versorgung der Flüchtlinge zu etablieren. 

Die Bundeskanzlerin habe dem Vorgehen zugestimmt, heißt es. Mattern will dazu ein Team von bis zu zehn Beratern aufbauen, das zunächst bis zu sechs Wochen unentgeltlich dem Flüchtlingskoordinator Weise und der interministeriellen Lenkungsrunde der Bundesregierung zur Seite steht.

In einer Mail an alle Partner kündigte McKinsey-Weltchef Dominic Barton das außerplanmäßige Engagement an:

"Unsere Firma kann und sollte eine wichtige Rolle in der größten humanitären und sicherheitspolitischen Herausforderung der jüngsten Zeit spielen."

Europa sei das Epizentrum der Krise. 

Ob es zu einer dauerhaften Unterstützung komme, werde bald geklärt, hieß es. Die Strategieberatung McKinsey sei gefragt worden, weil sie bereits der schwedischen Regierung Hilfestellung bei ihren Flüchtlingsproblemen gegeben hatte.

Der gebürtige Krefelder Mattern leitete das Deutschlandgeschäft der Unternehmensberatung bis 2014 und ist seither weltweit für Strategie zuständig.


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Rheinische Post

Redaktion


Telefon: (0211) 505-2621 
 
 

So entstehen Impfstoffe gegen Grippe für Risikogruppen


Medizin am Abend Berlin Fazit:

So entstehen Impfstoffe gegen Grippe:

Die Produktion des saisonalen Impfstoffes gegen Grippe ist aufwändig.
Jedes Jahr verändert sich die Zusammensetzung des Vakzins gegen die
Influenza. Bei der Herstellung des Grippeimpfstoffes spielen Hühnereier
eine wichtige Rolle.

https://www.pharma-fakten.de/news/details/239-influenza-so-ensteht-der-impfstoff-gegen-grippe/







Gesundheitsexperten empfehlen eindringlich Grippeschutzimpfung für Risikogruppe:

Die vergangene Grippesaison 2014/2015 ist mit zahlreichen schweren
Erkrankungen deutlich heftiger ausgefallen als die vorausgegangene. Ein
ausschlaggebender Grund: Zu wenige Menschen – insbesondere aus der
Risikogruppe – hatten sich impfen lassen. Dabei empfiehlt sich für sie
eine jährliche Auffrischung. Die deutschen Gesundheitsbehörden wollen
den derzeitigen Abwärtstrend bei der Grippeschutzimpfung stoppen.


https://www.pharma-fakten.de/news/details/237-impfquote-gesundheitsexperten-empfehlen-eindringlich-grippeschutzimpfung-fuer-risikogruppe/







Die aufwändige Herstellung des Grippeimpfstoffes:

Grippeviren lauern überall: an Haltegriffen in der U-Bahn,
Treppengeländern oder Türgriffen. Sie fliegen durch die Luft und können
uns beim Händeschütteln erreichen. Die kleinen Krankmacher verändern
sich ständig. Für jede Grippesaison muss daher ein spezieller Impfstoff
hergestellt werden. Die Produktion ist aufwändig und es ist nicht leicht
die richtige Zusammensetzung herauszufinden.


https://www.pharma-fakten.de/news/details/231-grippe-die-aufwaendige-herstellung-des-grippeimpfstoffes/


 


Alzheimertag: 21. September 2015

Medizin am Abend Berlin Fazit:    Welt-Alzheimertag – Prof. Willnow: Immer mehr Erkenntnisse über die Entstehung der Krankheit

Zum Welt-Alzheimertag am 21. September 2015

Weltweit sind etwa 35 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt, in Deutschland wird die Zahl auf eine Million Betroffene geschätzt. Mit steigender Lebenserwartung der Menschen befürchten Wissenschaftler, dass sich die Zahl der Demenz- und Alzheimer-Patienten in den kommenden 25 Jahren verdoppelt, wenn es nicht gelingt, die Erkrankung zu behandeln, oder ihre Entstehung zu verhindern. „Wir verstehen mehr und mehr, wie die Alzheimer-Krankheit entsteht“, erklärt Prof. Thomas Willnow vom Max-Delbrück-Centrum (MDC) anlässlich des Welt-Alzheimertages. Er verbindet damit die Hoffnung, dass es künftig gelingt, Therapien gegen Alzheimer zu entwickeln. 

 
Die Alzheimer-Forschung am MDC verfolgt verschiedene Ansätze, um die Krankheit besser diagnostizieren und in Zukunft besser behandeln zu können. Prof. Willnow sucht nach den genetischen Ursachen der Erkrankung. Der Proteinforscher Prof. Erich Wanker sucht nach neuen Wegen, die Krankheit zu diagnostizieren und nach Wirkstoffen, die ihren Ausbruch verhindern. Dipl.-Ing. Marion Bimmler (MDC; Biotechfirma E.R.D.E-AAK-Diagnostik GmbH, Campus Berlin-Buch) nimmt bestimmte Autoantikörper unter die Lupe, die die Blutgefäße im Gehirn schädigen und dadurch zur Demenz und Alzheimer-Erkrankung beitragen.

Basis der Forschung von Prof. Willnow sind sogenannte genomweite Assoziationsstudien. Dabei vergleichen Forscher die Genome von rund 50 000 Gesunden mit den Genomen von etwa 10 000 Menschen, die an der sporadischen (zufälligen) Form von Alzheimer erkrankt sind. 
  • Die sporadische Form macht etwa 95 Prozent der Alzheimer-Patienten aus und ist eine Erkrankung des Alters. Ihre Auslöser sind meist noch unbekannt, weshalb Forscher nach genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen für diese Form von Alzheimer fahnden.

Bei dem Vergleich der Genome von Gesunden und Kranken können Genetiker erkennen, welche Gene bei den Erkrankten verändert sind. Das heißt, meist wird dann zu viel oder zu wenig von dem jeweiligen Genprodukt (Protein) gebildet oder das Protein arbeitet nicht richtig. „Die Funktion solcher Gene erforschen wir an Mäusen. Derzeit untersuchen wir vier bis fünf verschiedene Gene“, sagt Prof. Willnow. „Auch Zwillingstudien“, so der Zellbiologe weiter, „weisen darauf hin, dass die sporadische Form von Alzheimer eine starke genetische Komponente haben muss.“

  • Bei der familiären Form von Alzheimer, die nur etwa fünf Prozent der Alzheimer-Erkrankungen ausmacht und bereits in jungen Jahren ausbricht, haben Forscher in den vergangenen Jahren verschiedene Mutationen in drei Genen identifiziert. Eine Mutation in einem der drei Gene reicht bereits völlig aus, dass diese frühe Form von Alzheimer zum Ausbruch kommt.  
  • Diese familiäre Form von Alzheimer ist im Gegensatz zur sporadischen Form sehr aggressiv.

Nervenzellen selbst produzieren Schutzfaktor

Vor wenigen Jahren hatte Prof. Willnows Forschungsgruppe im Zuge der vergleichenden Genomforschung entdeckt, dass gesunde Nervenzellen einen Schutzfaktor, das Transportprotein SORLA (engl. für: sorting protein-related receptor) bilden, der die Produktion des Hauptbeschuldigten für Alzheimer, des A-beta Peptids, vermindert.

A-beta ist ein kleines Eiweißbruchstück, das aus einem größeren Vorläuferprotein, dem APP, entsteht. Zwei verschiedene molekulare Scheren (Sekretasen) zerstückeln APP zu A-beta.

Dieser Vorgang läuft bei jedem gesunden Menschen im Gehirn ab und sorgt dafür, dass die Nervenzellen miteinander kommunizieren können.

Gefährlich wird es erst dann, wenn zu viel A-beta gebildet wird, das der Körper nicht mehr entsorgen kann. Dann sterben die Nervenzellen ab und die Kommunikation untereinander ist gestört. Kognitive Defekte sind die Folge.
Zuviel A-beta führt außerdem zur Entstehung der gefürchteten Eiweißablagerungen (Plaques) im Gehirn, welche die Nervenzellen zusätzlich schädigen. „Da mit zunehmendem Lebensalter die Menge an A-beta im Gehirn immer weiter ansteigt, nimmt das Risiko, im Alter an Alzheimer zu erkranken, dramatisch zu“, erläutert Prof. Willnow. Er konnte zeigen, dass ein Verlust des Schutzfaktors SORLA bei Mäusen zu vermehrter A-beta Bildung führt. Das gleiche Phänomen konnte er auch im Gehirn von Alzheimer-Kranken sehen. Einige Patienten bilden weniger SORLA, sodass vermehrt giftiges A-beta entsteht und sich im Gehirn ablagert. In Mäusen erbrachte er den Nachweis, dass die erhöhte Produktion des Schutzfaktors SORLA die Menge an A-beta im Gehirn drastisch reduziert.

Prof. Wanker: Entwicklung neuer Werkzeuge für Diagnose und Therapie

Im Fokus der Forschungen von Prof. Wanker stehen die Proteine, die für Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen wie Chorea Huntington und Parkinson identifiziert worden sind. Den Biochemiker interessiert vor allem, weshalb das gesunde Peptid A-beta sich in krankmachendes Peptid umwandelt. „Vor wenigen Jahren haben Forscher gezeigt, dass krankmachendes A-beta im Gehirn sich selbst vermehrt und im Gehirn ausbreitet. Die Forschung spricht in diesem Zusammenhang davon, dass A-beta im Gehirn regelrechte „seeds“, also Keime, bildet“ erläutert er. Prof. Wanker untersucht diese Keime, die unter anderem von an Alzheimer Verstorbenen stammen, im Labor in der Petrischale. „Wir haben eine neue Methode entwickelt, mit der wir die Ausbreitung dieser Keime quantifizieren, also messen können. Unser Ziel ist es darüber hinaus Wirkstoffe zu finden, die diese Keime daran hindern, sich auszubreiten, um damit den Ausbruch der Krankheit zu hemmen“, sagt Prof. Wanker.

Dipl.-Ing. Bimmler: Autoantikörper im Gehirn schädigen Blutgefäße

  • Blutgefäßschädigungen im Gehirn sind eine weitere Komponente der komplexen Alzheimer-Krankheit sowie von Demenzen. 

Dipl.-Ing. Marion Bimmler (MDC), Dr. Peter Karczewski und Petra Hempel (E.R.D.E.-AAK-Diagnostik GmbH) erbrachten vor wenigen Jahren in Untersuchungen an Nagern den Nachweis, dass eine Gruppe von Antikörpern des Immunsystems Blutgefäße im Gehirn schädigen kann. Sind diese Antikörper fehlreguliert, greifen sie den eigenen Körper an, weshalb sie als Autoantikörper bezeichnet werden.

Die sogenannten agonistisch wirkenden Autoantikörper (kurz AAK) binden an bestimmte Oberflächenproteine (Rezeptoren; alpha1 adrenerge Rezeptoren) von Blutgefäßzellen und lösen dort eine Dauerstimulation des Rezeptors aus. Dadurch erhöht sich die Konzentration von Kalziumionen in der Zelle. Die AAK aktivieren das Wachstum glatter Gefäßmuskelzellen und bewirken damit, dass sich die Gefäßwände verdicken, wodurch die Durchblutung des Gehirns gestört ist. In Untersuchungen an Nagern konnten die Biotechnologen mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) diese Verringerung des Blutflusses zeigen.

Außerdem konnten sie mit Hilfe der Immunfluoreszenzmikroskopie eine signifikante Abnahme der Gefäßdichte in Schnitten der Großhirnrinde (Kortex) nachweisen. Zudem waren die sogenannten Virchow-Robinschen Räume der Tiere – sie umschließen die Blutgefäße im Gehirn – stark aufgeweitet.

  • Eine übermäßige Aufweitung (Dilatation) dieser Räume gilt als Zeichen für das Vorhandensein von Schädigungen kleinster Blutgefäße (Mikroangiopathien). Die Forscher hatten damit den Nachweis erbracht, dass Antikörper gegen den alpha -1- adrenergen Rezeptor Schäden an größeren als auch kleineren Blutgefäßen im Gehirn von Nagern verursachen.

In vorausgegangenen Arbeiten hatten Marion Bimmler und ihre Mitarbeiter das Blut von Patienten mit Alzheimer / vaskulärer Demenz untersucht und es zeigte sich, dass die Hälfte von ihnen derartige Autoantikörper haben. In Zusammenarbeit mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universitätsklinik Jena sind darauf hin bei einer kleinen Zahl von Patienten mit Alzheimer / vaskulärer Demenz diese Autoantikörper aus dem Blut entfernt worden.

  • „Die mit der Blutwäsche behandelten Patienten profitierten von der Behandlung. 

Sowohl ihre Gedächtnisleistungen als auch ihre Fähigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen, verbesserten sich oder blieben konstant, verschlechterten sich also nicht, innerhalb eines Beobachtungszeitraums von 12 - 24 Monaten. „Damit haben wir eine therapeutische Option aufgezeigt (proof of concept)“, betont Marion Bimmler. „Denn im Gegensatz zu den behandelten Patienten hatte sich der Zustand der nicht behandelten Patienten, die weiterhin Autoantikörper im Blut hatten, im gleichen Zeitraum verschlechtert.“ Eine weitere Studie wird gegenwärtig geplant.

Hauptrisikofaktoren für Alzheimer

Stoffwechselkrankheiten wie Typ-2 Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte und Fettleibigkeit (Adipositas) zählen zu den Hauptrisikofaktoren für Alzheimer.

Der größte genetische Risikofaktor ist dabei nach Aussage von Prof. Willnow das Apolipoprotein E, ein Regulator des Cholesterinspiegels.

Träger einer bestimmten Variante dieses Gens haben ein viermal höheres Risiko an Alzheimer zu erkranken als andere Genträger. Wie es durch Fehlregulationen im Zucker- und Fettstoffwechselhaushalt zu Schäden im Gehirn kommt, ist allerdings noch unklar. Seit einiger Zeit erforscht Prof. Willnow die molekularen Mechanismen, die dieser Wechselwirkung zugrunde liegen. Schwerpunkt dabei ist eine neue Klasse von Signalrezeptoren.

Auch bei Diabetikern Typ 2 konnten Marion Bimmler und ihre Mitarbeiter agonistisch wirkende Autoantikörper nachweisen. „Möglicherweise“, so die Forscherin, „sind sie eine der Ursachen, warum Diabetiker häufiger an Demenz und Alzheimer erkranken als Nichtdiabetiker.“

Hinauszögern
Vor diesem Hintergrund sind die Forscher davon überzeugt, dass es möglich ist, das Auftreten von Alzheimer hinauszuzögern.

  • Dazu gehöre, auf die Gesundheit zu achten, Sport zu treiben und sich vernünftig zu ernähren.

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Barbara Bachtler
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