Parkinson-Krankheit und Risiko Straßenverkehr: Wer darf noch ein Auto steuern?

Medizin am Abend Berlin:  

 

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Das Autofahren ist für viele Menschen mit Morbus Parkinson ein wichtiges Stück ihrer Unabhängigkeit. Allerdings führt die Erkrankung zu körperlichen, psychischen und kognitiven Beeinträchtigungen, die das Autofahren gefährlich machen können – für sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer. Wer darf also noch fahren, wer nicht mehr? 

 
Vor allem Männer hängen an ihrem Führerschein. Erster Ansprechpartner ist immer der behandelnde Arzt. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hin. „Über die Fahreignung wird immer im Einzelfall entschieden. Es gibt keine allgemein gültigen Richtlinien“, sagt Privatdozent Dr. Carsten Buhmann, Ärztlicher Leiter des Bereichs Neurologie am Ambulanzzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Der Neurologe hat aber festgestellt: Nach einer Tiefen Hirnstimulation (THS) fahren Parkinsonpatienten im Fahrsimulator besser Auto.

Carsten Buhmann wird diese Ergebnisse und ihre Konsequenzen für den Lebensalltag von Parkinsonpatienten auch auf dem 88. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vom 23. bis 26. September in Düsseldorf (http://www.dgnkongress.org) diskutieren.

Bestimmte Symptome stehen sicherem Autofahren entgegen

Bei Menschen mit Morbus Parkinson sterben im Gehirn langsam jene Nervenzellen ab, die den Neurotransmitter Dopamin produzieren. In der Substantia nigra – der schwarzen Substanz im Mittelhirn – kommt es zu einem Mangel des Botenstoffs Dopamin. Die Folgen sind verschiedenste körperliche und psychische Symptome. Beispiele sind schwere motorische Beeinträchtigungen wie Zittern (Tremor) oder Bewegungsstarre (Freezing), Demenz, Aufmerksamkeitsstörungen, Halluzinationen oder Sehstörungen (z.B. Doppelbilder). „Schon eines dieser Symptome reicht, um seine Fahreignung zu verlieren“, sagt Buhmann. Auch die Medikamente gegen die Parkinson-Krankheit können die Fahrfähigkeit einschränken. Sie machen zum Teil müde, führen zu Schlafattacken, zum Verlust der Impulskontrolle oder fördern aggressives Verhalten. Doch so einfach ist es nicht mit der Feststellung der Fahreignung, denn es gibt keinen standardisierten Test, der zuverlässige Aussagen darüber bei Parkinsonpatienten treffen kann. „Wer zum Beispiel morgens seine Medikamente einnimmt und danach kurz müde wird, kann abends durchaus fahrtauglich sein, weil die Nebenwirkungen nach einigen Stunden abnehmen“, erklärt Buhmann.

Parkinson – viele sind aktive Autofahrer

Mehr als 80 Prozent aller Parkinsonpatienten haben laut einer Studie aus dem Jahr 2005 einen Führerschein und 60 Prozent davon sind aktive Autofahrer. „Nicht alle davon dürften sich ans Steuer setzen“, meint Buhmann. Menschen mit Parkinson fahren generell unsicherer als Gesunde in ähnlichem Alter. Bei einer Befragung von mehr als 3.000 Parkinsonpatienten gaben 15 Prozent an, in den letzten fünf Jahren einen Unfall gehabt zu haben – 11 Prozent davon waren selbst der Unfallverursacher.

Parkinsonpatienten dürfen nur bei erfolgreicher Therapie, oder wenn die Krankheit noch leicht verläuft, selbst ein Auto führen. Dies besagen die Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahrereignung der Bundesanstalt für Straßenwesen. Alle ein bis vier Jahre muss ein Arzt oder Psychologe beurteilen, ob die Fahreignung bezogen auf die Krankheit noch besteht.

Angehörige sind wichtig für die Einschätzung der Fahrtauglichkeit

Eine wichtige Rolle bei der Einschätzung der Fahrtauglichkeit spielen auch die Angehörigen. „Ihnen fällt schnell auf, wenn ihr Partner plötzlich unsicher fährt, zu nah an parkenden Autos entlang steuert, zu langsam reagiert oder eine rote Ampel erst spät erkennt – das sind Warnsignale“, sagt der Neurologe.

Eigenverantwortung der Parkinsonpatienten gefragt

Personen mit Parkinson sollten unbedingt mit ihrem behandelnden Arzt über die Einschränkungen beim Autofahren sprechen. Buhmann findet: „Alles andere wäre fahrlässig. Hier ist die Eigenverantwortung des Parkinsonpatienten genauso gefragt wie bei jedem anderen Menschen.“ Allerdings ist die Selbsteinsicht bei manchen Patienten begrenzt. „Bei Männern häufiger als bei Frauen“, weiß der Arzt. Aus Angst vor dem Verlust ihrer Selbstständigkeit sprächen viele Patienten das Thema „Autofahren“ gar nicht erst bei ihrem Arzt an. Umgekehrt hat der Arzt eine Aufklärungspflicht des Patienten, die er auch dokumentieren muss. Tut er dies nicht, macht er sich potenziell haftbar, wenn ein Unfall passiert.

Manchmal schätzen aber auch die Neurologen ihre Patienten aufgrund ihrer Beschreibungen fahrtüchtiger ein, als sie es sind, denn mögliche Schwierigkeiten beim Steuern eines Autos sind nicht immer offenkundig beim Arztgespräch. „Das Problem ist, dass der Arzt nicht mitfährt und sich selbst kein Bild von der Fahrfähigkeit des Patienten machen kann.“ Auch Fahrsimulatoren können das reale Autofahren in der Stadt oder auf der Autobahn nicht exakt abbilden.

Fahrtauglichkeit in der Fahrschule oder beim TÜV prüfen lassen

Parkinsonpatienten können aber ihre Fahrtauglichkeit in Fahrschulen prüfen lassen, die speziell auf Menschen mit Handicap ausgerichtet sind. Auch der TÜV bietet solche Fahrstunden mit einem Fahrlehrer an. Über das Ergebnis der Fahrstunde herrscht Schweigepflicht. „Die Befürchtung ist, dass das Dokument in der Schublade landet, wenn das Ergebnis schlecht ist. Hier appelliere ich wiederum an die Eigenverantwortlichkeit“, sagt Buhmann. Es gibt auch bestimmte technische Hilfsmittel, die Parkinsonpatienten das Autofahren ermöglichen, zum Beispiel ein Auto mit Automatikgetriebe. Auch breitere Bremspedale und anders angeordnete Armaturen und Sitze können die Koordination beim komplexen Vorgang „Autofahren“ verbessern.

Besser Autofahren dank Hirnschrittmacher?

Möglicherweise kann sich auch die Tiefe Hirnstimulation (THS) positiv auf die Fahrsicherheit und die generelle Fahrtauglichkeit von Parkinsonpatienten auswirken. In einer Studie fanden Buhmann und Mitarbeiter heraus, dass Patienten mit einem Hirnschrittmacher sicherer Auto fuhren und weniger Fehler machten als Parkinsonpatienten ohne ein Implantat. Im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Gesunden fuhren die Patienten mit dem Hirnschrittmacher zwar langsamer und vorsichtiger, aber ähnlich sicher. „Die Aussicht auf ein besseres Autofahren ist allerdings keine Indikation für die Implantation eines Hirnschrittmachers“, betont der Neurologe.

Rund 360 Patienten haben bislang in Hamburg im Universitätsklinikum-Eppendorf einen Hirnschrittmacher erhalten – weltweit gibt es rund 100.000 Patienten, die sich einer THS unterzogen haben. „Der Anteil der Patienten, die das Fahren nach der THS-Operation wieder aufnehmen, liegt bei knapp 23 Prozent, der Anteil derer, die das Fahren nach OP aufgeben, bei knapp 11 Prozent“, sagt Buhmann.

Quellen

Meindorfner C., Korner Y., Moller J.C. et al. Driving in Parkinson’s disease: mobility, accidents, and sudden onset of sleep at the wheel. Mov Disord 2005;20:832–842
Buhmann C. und Gerloff C. Autofahren bei Morbus Parkinson. Akt Neurol 2013;40:315–320, DOI

Buhmann C., Maintz L., Hierling J. et al. Effect of subthalamic nucleus deep brain stimulation on driving in Parkinson disease. Neurology, 2014;82:32-40 Published online December 18, 2013

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Buhmann
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Tel.: +49 (0)40 741052771, E-Mail: buhmann@uke-uni-hamburg.de
Frank A. Miltner Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Frank A. Miltner, c/o albertZWEI media GmbH, Englmannstr. 2, 81673 München
E-Mail: presse@dgn.org, Tel: +49 (0)89 46148622

Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Einladung für die Medien: Mensch im Blick – Gehirn im Fokus:
88. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vom 23. bis 26. September in Düsseldorf

Rund 6000 Experten für Gehirn und Nerven tagen im September in Düsseldorf. Von Demenz bis Epilepsie, von Schlaganfall bis Multiple Sklerose – der DGN-Kongress ist das zentrale Wissenschafts-, Fortbildungs- und Diskussionsforum der neurologischen Medizin in Deutschland. Journalisten bietet er Gelegenheit zur Recherche sowie für persönliche Gespräche mit den führenden Köpfen der deutschen und internationalen Neuromedizin. Die DGN bietet ein gut ausgestattetes Pressezentrum. Die Pressekonferenzen finden statt am Mittwoch, 23. September, 10.00 bis 11.00 Uhr, sowie Freitag, 25. September, 11.30 bis 12.30 Uhr (terminliche Änderungen vorbehalten). 

Blutplättchen in der Art Selbstmord-Modus - Apoptose

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Schlaganfall: Neues über Blutplättchen

Blutplättchen spielen bei Schlaganfällen eine wichtige Rolle: 

Sie können die Nervenzellen im Gehirn sogar in eine Art Selbstmord-Modus treiben. 

Das berichten Wissenschaftler der Universität Würzburg jetzt in der Zeitschrift „Blood“. 
 
Typischerweise entsteht ein Schlaganfall so: Ein Blutgefäß, das das Gehirn mit lebensnotwendigem Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, wird durch ein Blutgerinnsel verschlossen. Dadurch sterben Nervenzellen ab, und die Patienten entwickeln zum Beispiel Lähmungserscheinungen und Sprachstörungen.


Nach einem Schlaganfall lösen Blutplättchen Apoptose in Nervenzellen aus (l., sterbende Nervenzellen rot, Kerne gesunder Nervenzellen blau). Ohne Blutplättchen gehen weniger Nervenzellen in Apoptose.

Nach einem Schlaganfall lösen Blutplättchen Apoptose in Nervenzellen aus (l., sterbende Nervenzellen rot, Kerne gesunder Nervenzellen blau). Ohne Blutplättchen gehen weniger Nervenzellen in Apoptose.
(Bilder: Peter Kraft / Christoph Kleinschnitz)

Ein elementarer Bestandteil dieser Blutgerinnsel sind Blutplättchen. Dabei handelt es sich um kleine Zellfragmente, die in den Gefäßen zirkulieren.  

Normalerweise helfen sie dabei, Blutungen zu stoppen und Wunden zu schließen.

„Die Wissenschaft vermutet schon seit längerem, dass Blutplättchen bei der Entstehung von Schlaganfällen eine wichtige Rolle spielen. Ihre genaue Funktion war bisher jedoch nicht bekannt“, sagt Professor Christoph Kleinschnitz, Leiter der Schlaganfallstation der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg.

Faktor aus Blutplättchen wirkt schädlich

Diese Wissenslücke konnten die Würzburger Forscher nun mit Kollegen aus Tübingen und Belgien schließen. Das Besondere dabei: Sie fanden heraus, dass Blutplättchen in verschiedenen Stadien des Schlaganfalls schädlich sind.

In der frühen Phase setzen die Blutplättchen ein spezielles Gerinnungsprotein frei, den von-Willebrand-Faktor.

Dieser fördert die Gerinnselbildung im Gehirn und verschlimmert die Hirnschädigung nach einem Schlaganfall, wie die Wissenschaftler in der renommierten Fachzeitschrift „Blood“ berichten.

Blutplättchen können Apoptose auslösen

Blutplättchen sind aber auch in der späteren Phase eines Schlaganfalls bedeutsam. In einer weiteren Arbeit in „Blood“ zeigt das Forschungsteam, dass die Blutplättchen dann aus den Gefäßen in das Gehirngewebe wandern und dort die Nervenzellen direkt schädigen können.

„Der Mechanismus, der dabei zum Tragen kommt, heißt Apoptose“, so Dr. Peter Kraft, Oberarzt an der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg. Dabei handelt es sich um eine Art Selbstmordprogramm der Nervenzellen. Dieses wird aktiviert, sobald die Blutplättchen mit den Nervenzellen in Kontakt treten. Die Forscher konnten zum ersten Mal überhaupt belegen, dass Blutplättchen in der Lage sind, die Apoptose im Gehirn auszulösen.

Viel versprechende Antikörper für die Therapie

„Zu entschlüsseln, wie sich Blutplättchen in den unterschiedlichen Stadien eines Schlaganfalls verhalten, ist für die Entwicklung neuer Therapieansätze sehr wichtig“, erläutert Professor Kleinschnitz. „Große Hoffnungen setzen wir dabei auf neuartige Antikörper, die die schädigende Funktion der Blutplättchen unterdrücken können.“ Im Tiermodell wirken diese Antikörper sogar dann noch, wenn sie erst eine Stunde nach dem Schlaganfall verabreicht werden.

Die Antikörper können außerdem die nervenschädigende Wirkung des von-Willebrand-Faktors mildern. Zudem führen sie dazu, dass die Nervenzellen seltener in den Selbstmordmodus gehen. „Damit könnten die Antikörper an verschiedenen Ursachen des Schlaganfalls angreifen und bei vielen Patienten eingesetzt werden“, sagt Kleinschnitz. Bis es soweit ist, seien jedoch noch weitere Untersuchungen und Sicherheitstest nötig.

Diese Arbeiten wurden im Würzburger Sonderforschungsbereich (SFB) 688 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell gefördert.

Zwei Publikationen in “Blood”

“Platelets induce apoptosis via membrane-bound FasL”, Rebecca I. Schleicher, Frank Reichenbach, Peter Kraft, Anil Kumar, Mario Lescan, Franziska Todt, Kerstin Göbel, Tobias Geisler, Axel Bauer, Marcus Olbrich, Martin Schaller, Sebastian Wesselborg, Lorraine O’Reilly, Sven G. Meuth, Klaus Schulze-Osthoff, Meinrad Gawaz, Xuri Li, Christoph Kleinschnitz, Frank Edlich, and Harald F. Langer, Blood, 31. Juli 2015, DOI: http://dx.doi.org/10.1182/blood-2013-12-544445

“While not essential for normal thrombosis and hemostasis, platelet-derived von Willebrand factor fosters cerebral ischemia reperfusion injury in mice”, Sebastien Verhenne, Frederik Denorme, Sarah Libbrecht, Aline Vandenbulcke, Inge Pareyn, Hans Deckmyn, Antoon Lambrecht, Bernhard Nieswandt, Christoph Kleinschnitz, Karen Vanhoorelbeke, Simon F. De Meyer, Blood, 24. Juli 2015, DOI: http://dx.doi.org/10.1182/blood-2015-03-632901

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt 


Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Neurologische Universitätsklinik Würzburg, T (0931) 201-23756, christoph.kleinschnitz@uni-wuerzburg.de
Robert Emmerich Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Athrose - Neue Methoden ermöglichen eine Früherkennung

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:   Arthrose beginnt schleichend

Häufig wird Arthrose erst bis zu zehn Jahre später erkannt, wenn der Verschleiß der Gelenke bereits fortgeschritten ist. Denn der Knorpelabbau verursacht zunächst keine Schmerzen und eine Diagnose im Anfangsstadion ist derzeit noch nicht möglich. Zwei noch junge bildgebende Verfahren versprechen jetzt, Knorpelschäden bereits in einer frühen Phase – der Präarthrose – zu erkennen. Zu diesem Zeitpunkt können Rheumatologen die Entstehung dieser Gelenkerkrankung noch aufhalten. 
 
Über den aktuellen Stand der Forschung und wie Patienten mit unklaren Rücken- oder Knieschmerzen davon profitieren könnten, berichten Experten auf einer Pressekonferenz in Berlin im Vorfeld des 43. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh).

Kommen Patienten mit Knie-, Rücken- oder Gelenkschmerzen zum Orthopäden, stellt dieser eine bestehende Arthrose meist nur anhand einer Röntgenaufnahme fest. 

Das Röntgenbild weist in diesem Fall einen kleineren Gelenkspalt zwischen zwei Knochen auf als üblich. „Die Knorpelschicht ist zu diesem Zeitpunkt bereits abgebaut und kann nicht wieder hergestellt werden“, so Dr. med. Ingo Arnold, Tagungspräsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). Für eine präventive Therapie sei es daher zum Zeitpunkt der Diagnose schon zu spät.

„Dabei kündigt sich die Arthrose zumindest auf molekularer Ebene in Form einer abnormalen Knorpelzellorganisation bereits sehr viel früher an, noch bevor der Patient aufgrund von Schmerzen zum Arzt geht“, so der Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und operative Rheumatologie im Rotes Kreuz Krankenhaus, Bremen. Diese beschädigten Areale, die in einer Röntgenaufnahme als gesund eingestuft werden, kann die Nah-Infrarot-Spektroskopie (Near Infra Red/NIR) als Präarthrose entlarven, so Arnold. „Zu diesem frühen Zeitpunkt können wir noch verhindern, dass es überhaupt zu einem Gelenkverschleiß kommt.“ Wie diese Methode helfen könnte, die Ursache unklarer Knie- und Rückenschmerzen zu finden, berichtet der Experte im Vorfeld des DGRh-Kongresses.

Eine weitere vielversprechende Methode, ist eine spezielle Form der Magnetresonanztomografie (MRT), mit der Rheumatologen die biochemische Zusammensetzung des Knorpels untersuchen. „Denn der Knorpel zeigt in der frühen Arthrose-Phase typische Veränderungen, die den Abbau ankündigen“, erklärt Arnold. Es kommt unter anderem zum Verlust von sogenannten Glykosaminoglykanen (GAG), die als Biomarker dienen. Seit mehreren Jahren steht eine MRT-Technik zur Verfügung, die anhand des GAG-Gehalts eine Präarthrose erkennt: dGEMRIC (delayed gadolinium-enhanced MRI of cartilage). Derzeit ist die dGEMRIC-Technik noch sehr teuer und wird noch nicht im Routinebetrieb angewendet. „Wir gehen aber davon aus, dass diese neuen Verfahren den Patienten schon in zwei bis drei Jahren zur Verfügung stehen könnten“, schätzt Arnold.

Rund sechs Millionen Menschen leiden in Deutschland an einer Kniegelenksarthrose und vier Millionen an einer Polyarthrose in den Händen. Wie der Verlust des Knorpels schon früh erkannt und die Entstehung einer Arthrose verhindert werden kann, berichten Experten der DGORh auf der Vorab-Pressekonferenz am 26. August 2015 in Berlin.

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