Tb- Erreger - Tuberkulose - optimale Behandlung - Einladung Land Berlin gebaute Röntgenmobil

Medizin am Abend Fazit:  Durchbruch in der Tuberkuloseforschung: Erbgut des Erregers als Schlüssel für optimale Behandlung

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungszentrums Borstel, des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, des Oxford Biomedical Research Centre und des South African National Institute for Communicable Diseases haben eine neue genetische Methode entwickelt, mit der sie nicht nur voraussagen können, gegen welche Antibiotika Resistenzen bestehen, sondern auch welche Präparate gegen den jeweiligen Tuberkulose (Tb-)-Erreger wirksam sind. Die Ergebnisse sind am 24. Juni in der Onlineausgabe der internationalen Fachzeitschrift The Lancet Infectious Diseases veröffentlicht worden.

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Thomas Kohl vom FZB bei der Vorbereitung für die Genomsequenzierung.
Foto/Copyright: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung/scienceRELATIONS
 
Der Nachweis von Tb-Erregern und die genaue Ermittlung von Antibiotikaresistenzen erfolgt bisher in Kulturverfahren. 

Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales

Einladung Fototermin: Neuer Röntgenbus zur TBC-Untersuchung der Flüchtlinge im Einsatz

Seit dem 1. Juli 2015 ist das eigens für das Land Berlin gebaute Röntgenmobil im Einsatz. Mit dem Mobil gibt es nun den zweiten Röntgenstandort des Zentrums für tuberkulosekranke und –gefährdete Menschen in Lichtenberg. Es steht auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales. Es können nun deutlich mehr der in Berlin aufgenommenen Flüchtlinge direkt beim LAGeSo auf TBC untersucht werden und das Zentrum in Lichtenberg wird entlastet.

Die mobile neue Röntgeneinrichtung möchten wir Ihnen im Rahmen eines Presse- und Fototermins vorstellen. Daran werden Senator Mario Czaja und die Gesundheitsstadträtin des Bezirks Lichtenberg Dr. Sandra Obermeyer teilnehmen.

Zeit:
Donnerstag, 9. Juli 2015
11:30 Uhr

Ort:
Landesamt für Gesundheit und Soziales, gegenüber Haus A
Turmstr. 21, 10559 Berlin.

Rückfragen: Telefon: (030) 9028-1135

Diese Methode benötigt bis zu sechs Wochen, bis ein Ergebnis vorliegt. 

Wertvolle Zeit, die häufig eine effektive Behandlung verzögert. Zudem sind die Kulturverfahren relativ fehleranfällig. Sie müssen sehr präzise sein, um verlässliche und vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. Solche optimalen Laborbedingungen sind jedoch insbesondere in Ländern mit hohen Tuberkuloseraten oft nicht vorhanden.

Auch die in den letzten 20 Jahren eingesetzten molekulardiagnostischen Schnelltests können lediglich eine Aussage über eine begrenzte Anzahl von Mutationen und die daraus resultierenden Resistenzen treffen.

„Wir wollten einen Schritt weitergehen und therapeutische Hinweise geben, welche Kombination von Antibiotika sich zur Behandlung eines bestimmten Erregers eignen“, fasst Professor Stefan Niemann, Leiter der Forschungsgruppe Molekulare Mykobakteriologie am Forschungszentrum Borstel und Mitglied des Exzellenzclusters Entzündungsforschung, den Forschungsansatz zusammen.

„Wir bewegen uns dazu von 130 Jahren Tb-Kultivierung zu einer neuen, digitalen Ära in der Mikrobiologie.“

Dazu untersuchte das Team mittels Gesamtgenomsequenzierung das Erbgut von rund 3500 Tb-Stämmen. Die Forscherinnen und Forscher konzentrierten sich dabei auf Veränderungen im Erbgut, die sie mit Antibiotikaresistenzen und -Empfindlichkeit in Verbindung bringen können. „Wir haben eine Art Lexikon für Mutationen im Erbgut der Tb-Erreger ermittelt“, erklärt Niemann.

Findet man Veränderungen im genetischen Code eines Erregers, sind bestimmte Medikamente nicht mehr wirksam und sollten daher nicht für die Therapie verwendet werden.

Das ist ein enormer Fortschritt, insbesondere für die Behandlung von multiresistenten Erregern!“

Bis die Methode im praktischen Arbeitsalltag von Medizinerinnen und Medizinern angewendet werden kann, dauert es aber noch etwas. Dennoch habe die Methode großes Potential, glaubt Dr. Thomas Kohl, Zweitautor der Publikation:

„Auf längere Sicht ist die Genomanalyse erheblich einfacher durchzuführen und kostengünstiger als konventionelle Verfahren. Vor allem im Hinblick auf die EndTB-Strategie der WHO, die vorsieht, dass die Tuberkulose bis zum Jahr 2035 erfolgreich eliminiert werden soll, sind diese neuen diagnostischen Ansätze von großer Bedeutung.“

Tuberkulose (Tb) ist die weltweit häufigste tödliche Infektionskrankheit. 

Vermutlich ist etwa ein Drittel der Menschen weltweit mit dem Erreger infiziert. Bei den meisten Betroffenen bricht die Tuberkulose aber nie aus.  

Pro Jahr erkranken 9 Millionen Menschen an Tb – ca. 1,5 Millionen sterben an den Folgen dieser Krankheit. Insbesondere die stark zunehmenden Antibiotikaresistenzen der Erreger sind dabei ein immenses Problem. 

Diese verlängern die Behandlungsdauer erheblich und verursachen hohe Kosten.

Originalarbeit:

Walker, TM, Kohl, TA, Omar, SV, Hedge, J, Elias, CDO, Bradley, P, Iqbal, Z, Feuerriegel, S, Niehaus, KE, Wilson, DJ, Clifton, DA, Kapatai, G, Ip, C, Bowden, R, Drobniewski, FA, Allix-Béguec, C, Gaudin, C, Parkhill, J, Diel, R, Supply, P, Crook, DW, Smith, EG, Walker, AS, Ismail, N, Niemann, S, Peto, TEA und Modernizing Medical Microbiology (MMM) Informatics Group (2015): Whole-genome sequencing for prediction of Mycobacterium
tuberculosis drug susceptibility and resistance: a retrospective cohort study. The Lancet Infectious Diseases, http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(15)00062-6 (ab 24. Juni, 1:00 Uhr MESZ)

Medizin am Abend DirektKontakt

Professor Dr. Stefan Niemann
Forschungszentrum Borstel/ Exzellenzcluster Entzündungsforschung
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung
Tel.: 04537/ 188-7620
E-Mail: sniemann@fz-borstel.de

Dr. Tebke Böschen
Telefon: (0431) 880-4682, E-Mail: tboeschen@uv.uni-kiel.de
Internet: www.inflammation-at-interfaces.de

Britta Weller
Telefon: (04537)188-2890, Email: bweller@fz-borstel.de
Internet: www.fz-borstel.de

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch rele vante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.
Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi - , mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam.

Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.

Der Exzellenzcluster „Inflammation at Interfaces/Entzündungsforschung“ wird seit 2007 durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder mit einem Gesamtbudget von 68 Millionen Euro gefördert; derzeit befindet er sich in der zweiten Förderphase. Die rund 300 Clustermitglieder an den insgesamt vier Standorten: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Lübeck (Universität zu Lübeck, UKSH), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften) forschen in einem innovativen, systemischen Ansatz an dem Phänomen Entzündung, das alle Barriereorgane wie Darm, Lunge und Haut befallen kann.

Exzellenzcluster Entzündungsforschung
Wissenschaftliche Geschäftsstelle, Leitung: Dr. habil. Susanne Holstein
Postanschrift: Christian-Albrechts-Platz 4, D-24118 Kiel
Telefon: (0431) 880-4850, Telefax: (0431) 880-4894
E-Mail: spetermann@uv.uni-kiel.de

360° TOP-Thema: Hirntumore - navigierte transkranielle magnetzstimulation nTMS

Medizin am Abend Fazit:   Hirntumore: Millimeter um Millimeter zu einer besseren Prognose

Seit einigen Jahren gewinnt eine Methode in der Neurochirurgie immer stärker an Bedeutung: die navigierte transkranielle Magnetstimulation (nTMS). Sie wird unter anderem verwendet, um Gehirntumore vor der Operation bestmöglich zu kartieren und um zu testen, ob wichtige Hirnbereiche zum Beispiel für Bewegung oder Sprache betroffen sind. Mediziner der Technischen Universität München (TUM) zeigten jetzt, dass eine nTMS-Analyse für Bewegungsareale vor der Operation die Prognose von Patienten mit bösartigen Hirntumoren verbesserte. 

 
Mit der nTMS lassen sich auf vier Millimeter genau untersuchen, welche Hirnbereiche Bewegung oder Sprache steuern. „Das ist vor allem deshalb wichtig, damit bei Patienten Tumore möglichst ohne Beeinträchtigung von funktionellen Bereichen operiert, aber gleichzeitig großflächig entfernt werden können.“, erklärt Dr. Sandro Krieg, Arbeitsgruppenleiter an der Neurochirurgischen Klinik am TUM Universitätsklinikum rechts der Isar und Leiter der Studie. Die Kartierung für jeden Patienten ist auch deshalb notwendig, weil durch den Tumor wichtige Hirnareale von ihrem ursprünglichen Ort verdrängt werden können.

Karte für wichtige Bewegungsregionen

Um mit der nTMS-Methode Bewegungsareale zu ermitteln, tastet der Arzt mit einer Magnetspule feste Positionspunkte am Kopf ab. Die Spule erzeugt dabei schmerzlos kurze Stromimpulse, die an diesen Positionen Nervenzellen im Gehirn stimulieren. Aktiviert der Stromstoß an einem bestimmten Punkt Nervenzellen, die Muskelbewegungen auslösen, können die Wissenschaftler die Muskelaktivitäten mit Hilfe von Elektroden an Armen und Beinen des Patienten messen. Diese Position gilt dann als essentieller Punkt für Bewegungsabläufe.

Bis zu 150 einzelne Positionspunkte pro Patient werden dabei analysiert und kartiert. „So können wir rund um den Tumor eine Karte von wichtigen Bewegungsarealen und Nervenbahnen erstellen. Bei der OP liefern uns diese Daten eine sehr gute Orientierungshilfe, wo wir schneiden dürfen und wo nicht“, erklärt Krieg. Seit 2010 wird die Methode am Klinikum rechts der Isar eingesetzt.

nTMS-Untersuchung verbessert Prognose von Patienten

In ihrer aktuellen Studie untersuchten und kartierten Sandro Krieg und sein Team Bewegungsareale bei Patienten mit hochmalignen Gliomen (high-grade gliomas, HGG), die meist eine schlechte Prognose haben. Sie verglichen dabei zwei Personengruppen: 70 Probanden, die vor der Operation eine nTMS-Analyse bekommen hatten und 70 Patienten, die noch zu einer Zeit eine Tumoroperation erhielten, als nTMS in der Klinik nicht standardmäßig eingesetzt wurde.

Die Studienergebnisse zeigten, welche Vorteile die nTMS-Kartierung für die Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe bot: bei den Patienten mit nTMS-Analyse mussten weniger große Schädeleröffnungen durchgeführt werden und es blieben nach dem Eingriff seltener Tumorreste zurück. Zudem war ihr Klinikaufenthalt im Durchschnitt zwei Tage kürzer. Da auch der allgemeine Gesundheitszustand bei den nTMS-behandelten Patienten besser war, konnten anschließend mehr von ihnen eine Radiotherapie erhalten. Vor allem aber lebten die Patienten um einige Monate länger als die Kontrollgruppe.

„Wir müssen die Ergebnisse sicherlich mit größeren Patientengruppen bestätigen, aber ein wichtiger Punkt zeigt sich deutlich: Eine Kartierung des Tumors vor der Operation beeinflusst viele Aspekte des Eingriffs positiv“, kommentiert Krieg die Ergebnisse und ergänzt: „Manche Tumore, die sonst als inoperabel gelten, können durch diese Methodik doch entfernt werden.“

Protokolle für nTMS weiterentwickeln

Für die Zukunft ist das Ziel der Wissenschaftler, die Standardprotokolle für nTMS zu verbessern und zum Beispiel die Kartierung von Sprachregionen weiterzuentwickeln. In einer aktuellen Studie zeigten die Forscher bereits, dass ein Test mit Benennung von Objekten für die Analyse von Sprachzentren im Gehirn die zuverlässigste Methode ist. „Auch Sprachregionen lassen sich mit nTMS bereits kartieren, sind aber es sehr viel komplexer als die Bewegungsareale. Hier wollen wir höhere Standards schaffen, um Patienten mit Tumoren in diesen Regionen bestmöglich zu helfen“, so der Wissenschaftler.


Originalpublikationen

S. M. Krieg, N. Sollman, T. Obermüller, J. Sabih, L. Bulubas, C. Negwer, T. Moser, D. Droese, T. Boeckh-Behrens, F. Ringel, B. Meyer, Changing the clinical course of glioma patients by preoperative motor mapping with navigated transcranial magnetic brain stimulation, BMC Cancer, April 2015.
DOI: 10.1186/s12885-015-1258-1

T. Hauck, N. Tanigawa, M. Probst, A. Wohlschlaeger, S. Ille, N. Sollmann, S. Maurer, C. Zimmer, F. Ringel, B. Meyer, S. M. Krieg, Task Type Affects Location of Language-Positive Cortical Regions by Repetitive Navigated Transcranial Magnetic Stimulation Mapping, PLOSone, April 2015.
DOI: 10.1371/journal.pone.0125298


Medizin am Abend DirektKontakt

PD Dr. Sandro M. Krieg
Neurochirurgische Klinik und Poliklinik
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Tel.: +49 170 - 2039430
sandro.krieg@lrz.tum.de
Dr. Ulrich Marsch Technische Universität München

Lymphome - Lymphdrüsenkrebs: Wie der Tumor Immunangriffe abwehrt

Medizin am Abend Fazit:   Forscher formulieren neue Therapieansätze

Natürliche Killerzellen des Immunsystems können bösartige Zellen beim Lymphdrüsenkrebs in Schach halten und gelten daher als ein vielversprechender Therapieansatz. 

Allerdings verlieren sie in der direkten Umgebung des Tumors ihre Wirkung. 

Bisher war nicht genau bekannt, welche Mechanismen dafür verantwortlich sind. Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben nun untersucht, welche Mechanismen die Killerzellen blockieren und wie man diese aufheben könnte. 
 
Die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) sind Teil des Immunsystems und vermitteln eine angeborene Immunität gegen körperfremde sowie gegen veränderte körpereigene Strukturen. 

Das könnte auch für Tumorzellen gelten, gegen die der Körper dann immun wird wie gegen Krankheitserreger, etwa Viren. 

Tumoren der Lymphdrüsen, sogenannte Lymphome, sind bösartige Neubildungen, die von den B- oder T-Zellen des lymphatischen Systems ausgehen.

Die sogenannten B-Zell-Lymphome sind allerdings nur schwer zu behandeln – daher sind innovative therapeutische Ansätze gefragt.

Frühere Versuche hatten gezeigt, dass NK-Zellen prinzipiell in der Lage sind, B-Lymphomzellen anzugreifen und daher als Ansatz für neue Behandlungsstrategien gelten.

Allerdings zeigte sich im lebenden Organismus die Tumorkontrolle durch NK-Zellen stets deutlich eingeschränkt.

NK-Zellen zeigen in Tumornähe verminderte Funktionsfähigkeit

In seinen Versuchen fand das Team um Prof. Dr. Ralph Mocikat, Institut für Molekulare Immunologie am HelmholtzZentrum München, heraus, dass die NK-Zellen in der unmittelbaren Nähe des Tumors eine verminderte Funktion zeigten. Wurden die Zellen in eine normale Umgebung gebracht, konnte ihre Funktion nach wenigen Stunden wieder hergestellt werden. Dies legt nahe, dass die Faktoren, die für die Inaktivierung der NK-Zellen verantwortlich sind, aus dem Tumor selbst stammen.

Entzündungsbotenstoff inaktiviert NK-Zellen – veränderte Oberflächenmoleküle verhindern Immunaktivierung

Tatsächlich konnten die Wissenschaftler in dem Forschungsprojekt zwei wichtige tumorspezifische Faktoren identifizieren, die mit einer NK-Zell-Funktionseinschränkung in Verbindung stehen:

Einerseits ist ein bestimmter Entzündungsbotenstoff (IL-10) an der Inaktivierung von NK-Zellen indirekt beteiligt. Darüber hinaus entwickeln die Tumorzellen Schutzmechanismen vor den Killerzellen. So konnte die Arbeitsgruppe nachweisen, dass bestimmte Oberflächenmoleküle der Tumorzellen (NKG2D-Liganden), an denen die NK-Zellen angreifen, herunterreguliert werden.

Den NK-Zellen fehlt dadurch ein wichtiger Aktivierungsmechanismus und sie sind nicht mehr in der Lage, ihre zelltötende (zytotoxische) Aktivität auszuüben.

Trotz der hemmenden Strategien der Tumorzellen produzieren die NK-Zellen in einem frühen Stadium den Immunbotenstoff Interferon-Gamma (IFN-γ), berichten die Wissenschaftler.

IFN-γ ist essentiell, um weitere Immunreaktionen zu aktivieren, die die Bekämpfung des Tumors unterstützen.

Immuntherapie durch NK-Zellen möglich – mit Optimierungspotenzial

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Transfer von NK-Zellen als mögliche Behandlungsstrategie bei B-Zell-Lymphomen in Frage kommt. Nach unseren Erkenntnissen kann der Therapieansatz optimiert werden, wenn transferierte NK-Zellen vor der Gabe bereits in vitro aktiviert werden, so umginge man das fehlende Aktivierungspotenzial in der Tumorumgebung.  

Eine zusätzliche Gabe von IFN-γ oder von Antikörpern gegen IL-10 könnte die Immunaktivität noch weiter unterstützen“, erklärt Studienleiter Mocikat.

Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden kürzlich in der Fachzeitschrift European Journal of Immunology publiziert.

Die Wilhelm Sander-Stiftung hat dieses Projekt mit rund 85.000 Euro unterstützt und bewertete es nach Abschluss als sehr erfolgreich. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere der Krebsbekämpfung. Mit über 2000 geförderten Projekten und rund 220 Millionen Euro Förderausschüttung seit ihrer Gründung nimmt die Wilhelm Sander-Stiftung heute einen herausragenden Platz in der medizinischen Forschungsförderung in Deutschland ein. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des Unternehmers Wilhelm Sander hervor und feiert im Jahr 2015 ihr 40jähriges Bestehen.

Projektname: Adoptiver Transfer von NK-Zellen: Untersuchung der Antitumor-Aktivität in einem endogenen B-Zell-Lymphom-Modell

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. med. Ralph Mocikat
Institut für Molekulare Immunologie
Helmholtz Zentrum München
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Marchioninistr. 25, D-81377 München
Tel. 49/89/3187-1302
Fax 49/89/3187-1300
mocikat@helmholtz-muenchen.de
www.helmholtz-muenchen.de/imi

Stiftungswirken und Förderung:

Wilhelm Sander Stiftung
Goethestraße 74
80336 München
Telefon +49 (0) 89/544 187-0
Telefax +49 (0) 89/544 187-20
E-Mail: info@sanst.de
Bernhard Knappe Wilhelm Sander-Stiftung

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.helmholtz-muenchen.de/imi
http://www.sanst.de