360° TOP-Thema: Arteriosklerotische Engstellen in den beiden kleineren Hirnarterien

Medizin am Abend Fazit:  

Schlaganfall durch Verschluss der Wirbelsäulenarterien: Stent oder Medikation?

Arteriosklerotische Engstellen in den beiden kleineren Hirnarterien rechts und links der Wirbelsäule sind bisweilen Auslöser von Schlaganfällen in hinteren Gehirnregionen. Solche Vertebralisstenosen können zwar von Neuroradiologen durch das Setzen von Stents behandelt und die Arterien damit für den Blutfluss ins Gehirn offengehalten werden. Allerdings musste jüngst eine niederländische Studie vorzeitig abgebrochen werden, weil sich bald zeigte, dass diese interventionelle Therapie keine Vorteile gegenüber einer optimalen konservativen Therapie mit Medikamenten besitzt. Die Arbeit sorgt für Diskussionsstoff: 

Bei näherer Betrachtung zeigen sich aber deutliche Mängel im Studiendesign. 
 
Zahlreiche Fragen bleiben offen, die in weiteren Studien geklärt werden müssen, erklären die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR).

Trotz des negativen Ausgangs ist diese Form der endovaskulären Therapie nicht abgeschrieben. Experten diskutieren, warum sie eine Behandlungsoption bleibt.

Das Blut gelangt nicht allein über die beiden großkalibrigen Halsschlagadern ins Gehirn. Zwei kleinere Arterien (A. vertebralis), die beiderseits der Wirbelsäule verlaufen, versorgen wichtige hintere Abschnitte des Gehirns wie das Kleinhirn, den Hirnstamm, das Zwischenhirn und das zentrale Sehzentrum. 

Ist eine Arteria vertebralis verengt oder blockiert, kann dies einen Schlaganfall auslösen. Seit einigen Jahren ist es möglich, diese Engstellen durch einen Stent zu beseitigen, der entweder von der Leiste aus oder über eine Arterie des Arms bis in die Wirbelarterie vorgeschoben wird.

Die verbesserte Durchblutung und die Abdeckung der Arteriosklerose durch den Stent sollen die Patienten vor einem erneuten Schlaganfall schützen.

Deutlich höheres Risiko durch Stents im Vergleich zur medikamentösen Therapie:

Diese Behandlung ist für die Betroffenen nicht ohne Risiken, wie die jetzt in der Fachzeitschrift Lancet Neurology veröffentlichte Studie Vertebral Artery Stenting Trial (VAST) zeigt:

Bei drei der insgesamt etwa 50 mit einem Stent versorgten Patienten kam es innerhalb von 30 Tagen zu einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einer tödlichen Gefäßerkrankung (Komplikationsrate: 5 Prozent). Bei zwei dieser drei Patienten handelte es sich allerdings um intrakranielle Stenosen, also Gefäßverengung in unmittelbarer Nähe des Gehirns, bei denen bereits aus anderen Studien ein erhöhtes Behandlungsrisiko bekannt ist.

In der Vergleichsgruppe gab es lediglich ein einziges Ereignis (1 Prozent). Die Vergleichsgruppe erhielt keine Gefäßstütze, aber eine optimale medikamentöse Therapie.

Das niederländische Forscherteam hatte Patienten mit einem leichten Schlaganfall oder der Vorstufe TIA (Transitorische ischämische Attacke) untersucht. Die Beschwerden gingen bei allen Patienten auf eine Verengung in einer Wirbelarterie zurück.

„Ein gewisses Risiko durch die Katheterbehandlung war bekannt“, sagt Professor Dr. med. Joachim Röther, Chefarzt der Neurologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona in Hamburg und Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG): „Dieses Risiko sollte jedoch durch einen späteren Schutz vor weiteren Schlaganfällen wieder wettgemacht werden.“ Doch hierfür liefert die Studie keine Anzeichen. In den ersten drei Jahren nach der Stent-Behandlung erlitten sieben Patienten (12 Prozent) erneut einen Schlaganfall. In der Kontrollgruppe waren es nur vier Patienten (7 Prozent).

Studienlage zur Schlaganfalltherapie mit Stents:

Zweifel an dem Nutzen der Stent-Behandlung kamen bereits vor vier Jahren auf, als es in einer US-Amerikanischen Studie (SAMMPRIS) nach dem Stenting von intrakraniellen Stenosen zu vermehrten Schlaganfällen kam und eine Vorbeugung künftiger Schlaganfälle nicht erkennbar war.

„In SAMMPRIS war die Behandlung nicht auf die Beseitigung von Stenosen in der Arteria vertebralis beschränkt.

Die meisten Stents wurden in intrakraniellen Ästen der Halsschlagader platziert“, erläutert Professor Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Essen und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Außerdem sei ein Stent verwendet worden, der aus heutiger Sicht veraltet ist.

Die aktuelle Studie VAST konnte wegen eines anderen Studiendesigns und der Anwendung moderner Stents durchgeführt werden. Als es dann aber zu einem Todesfall nach einer Stent-Behandlung kam, musste sie doch vorzeitig abgebrochen werden.

Die Reaktion der niederländischen Kollegen sei verständlich, so Professor Diener. Das vorzeitige Ende der Studie habe jedoch dazu geführt, dass die Frage nach einem Nutzen der Therapie nicht abschließend geklärt werden konnte.

Die Indikation für einen Stent liegt danach nur noch bei Patienten mit distalen hochgradigen Stenosen der Arteria vertebralis vor, bei denen trotz optimaler medikamentöser Therapie TIAs auftreten, weil der Blutfluss zum Gehirn eingeschränkt ist, so Professor Diener.

Dies ist der Fall, wenn von Geburt an die zweite Arteria vertebralis nicht richtig angelegt oder bereits verschlossen ist.

TIAs treten bei einer hochgradigen Einengung der verbliebenen Arterie und Blutdruckabfall auf.

Zahlreiche mögliche Gründe für das schlechte Ergebnis – weitere Studien notwendig:

Die Gründe für diese ungünstigen Ergebnisse vermutet Professor Dr. med. Christoph Groden, Leiter der Abteilung für Neuroradiologie des Universitätsklinikums Mannheim, in der Auswahl der Patienten:

„Eine Katheterbehandlung ist nur bei Patienten mit einem hohen Schlaganfallrisiko sinnvoll, bei hochgradigen Stenosen und insbesondere wenn die andere Arteria vertebralis auch betroffen ist“, erläutert der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR).

„Eine Behandlung sollte dann erwogen werde, wenn der Stenosegrad über 70 Prozent liegt, ähnlich wie bei Stenosen der vorderen Halsschlagader. 

In der Studie war aber nur eine 50-prozentige Stenose gefordert. Außerdem sollte man zwischen einer Stenose im Anfangsabschnitt der Wirbelarterie außerhalb des Gehirns und einer intrakraniellen Stenose – die direkt am Gehirn liegt – unterscheiden.

Diese intrakraniellen Stenosen haben beim Stenting ein erhöhtes Komplikationsrisiko. Solche Stenosen wurden aber in die Studie auch mit eingeschlossen und waren für zwei der drei Komplikationen verantwortlich. Die Hälfte der Patienten hatte nur eine TIA, aber keinen Schlaganfall erlitten. Ein Nachteil war aus Sicht von Professor Groden auch die lange Wartezeit.

Nur 28 Prozent der Patienten wurden innerhalb von 14 Tagen nach einem zerebrovaskulären Ereignis mit Stents behandelt.

Alle drei Experten hoffen auf weitere Studien, in denen moderne Stents eingesetzt werden. Im Bereich dieser endovaskulären Therapien habe es in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gegeben, wie in jüngerer Zeit das Beispiel der Thrombektomie verdeutlicht hat. Daher müssen einige neuere Methoden einer gründlichen Neubewertung unterzogen werden.

Literatur:
A. Compter, H. B. van der Worp, W. J. Schonewille, J. A. Vos, J. Boiten, P. J. Nederkoorn, M. Uyttenboogaart, R. T. Lo, A. Algra, L. J. Kappelle; VAST investigators. Lancet Neurology 2015; 14(6): 606-14. doi 10.1016/S1474-4422(15)00017-4. Abstract

Medizin am Abend DirektKontakt 

Prof. Dr. med. Joachim Röther
Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Chefarzt Neurologische Abteilung, Asklepios Klinik Altona, Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg
Tel.: +49 (0)40-181881-1401, E-Mail: j.roether@asklepios.com

Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener
Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Essen, Hufelandstr. 55, 45122 Essen
Tel.: +49 (0)201-7232460, E-Mail: h.diener@uni-essen.de

Prof. Dr. med. Christoph Groden
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR)
Direktor der Abteilung für Neuroradiologie Universitätsklinikum Mannheim, Theodor-Kutzer-Ufer 1-3, 68167 Mannheim
Tel.: +49 (0)621 383-2443, E-Mail: christoph.groden@umm.de

Medizin Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften


Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-380
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
Internet: http://www.dsg-info.de

Arbeitszeitregelung und Stempelzeiten - Schutz von Mitarbeitern und Auszubildenden

Medizin am Abend Fazit:

VAPIANO will Vorwürfe schonungslos aufklären und beauftragt unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

VAPIANO reagiert sehr betroffen auf die in einem aktuellen Artikel der Welt am Sonntag geschilderten Vorfälle, nimmt diese sehr ernst und kündigt eine rückhaltlose Aufklärung durch die unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers an.

Jochen Halfmann, seit zwei Wochen Vorstandsmitglied und künftiger Vorstandsvorsitzender der VAPIANO SE: "Mich machen die geschilderten Fälle der Vergangenheit des Mitarbeiters Patrick S. und der Auszubildenden Selina M. und Stefanie R. sehr betroffen. So etwas darf nicht passieren. Ich habe daher die unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers mit einer schonungslosen und rückhaltlosen Aufklärung der Vorfälle beauftragt. Bei aufgedecktem Fehlverhalten werden wir personelle Konsequenzen ziehen."

Nach dem Bericht der Welt am Sonntag soll es in bis zu neun der insgesamt 66 VAPIANO Restaurants in Deutschland ein Fehlverhalten von Schicht-, Restaurant- oder Bezirksleitern in Bezug auf Arbeitszeitregelungen und Stempelzeiten gegeben haben.

Gregor Gerlach, jetziger Vorstandsvorsitzender der VAPIANO SE: "Für den Vorstand und die Zentrale, für VAPIANO insgesamt hat es höchste Priorität, dass mit unseren Mitarbeitern fair, anständig und gut umgegangen wird. Für uns sind die geschilderten Fälle daher absolut inakzeptabel. So etwas verstößt gegen alle bei uns geltenden Regeln und Vorgaben sowie die gesetzlichen Bestimmungen. 

Auch gerade ein Verstoß gegen Arbeitszeitregelungen für Auszubildende ist für uns in keiner Weise hinnehmbar. Wir führen seitens der Zentrale systematisch und regelmäßig Kontrollen durch, um jedwedes Fehlverhalten seitens einer Restaurantleitung unmöglich zu machen. Es bedarf schon fast krimineller Energie, trotzdem gegen die strengen Regeln zum Schutz von unseren Mitarbeitern und Auszubildenden zu verstoßen." 

Zudem bestünde eigentlich gar kein Grund, Stempelzeiten von Mitarbeitern zu manipulieren.

Gregor Gerlach: "Gemeinsam mit jedem Restaurant wird das Budget für das folgende Jahr mit einem durchschnittlichen Personalkostenanteil in Höhe von 35 Prozent geplant. Das ist ein in der Systemgastronomie sehr hoher Wert, aber von uns so beabsichtigt. Andere Restaurantketten liegen bei nur knapp über 20 Prozent. Wir aber nehmen höhere Personalkosten bewusst in Kauf.

Es gäbe also eigentlich gar keinen Grund für etwaige Tricksereien bei Arbeits- und Stempelzeiten. Und wir gehen daher davon aus, dass es sich um einzelne Restaurants handelt, in denen womöglich gegen Regeln verstoßen worden ist, und nicht um systematisches Vorgehen über die Restaurants hinweg. Dennoch werden wir dies jetzt konsequent aufklären."

PricewaterhouseCoopers soll Vorwürfe rückhaltlos aufklären

VAPIANO hat die unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers PwC mit einer schonungslosen und umfassenden Untersuchung der Vorfälle beauftragt. PwC soll dabei nicht nur die von der Welt am Sonntag geschilderten Fälle der Vergangenheit untersuchen, sondern auch prüfen, inwieweit es in Restaurants aktuell ein Fehlverhalten gibt. Bei aufgedecktem Fehlverhalten will VAPIANO unmittelbar und entschlossen Konsequenzen ziehen. Bereits in der Vergangenheit hatte VAPIANO bei Regelverstößen durch einzelne Führungskräfte unverzüglich Konsequenzen gezogen - bis hin zur Trennung von der betreffenden Kraft. Darüber hinaus kündigt VAPIANO an, noch in diesem Jahr einen klaren Verhaltenskodex zum Umgang mit Mitarbeitern und Auszubildenden einzuführen sowie einen Ombudsmann, also eine unabhängige Vertrauensstelle, einzurichten. Sollte es Beschwerden geben, können sich Mitarbeiter - auch anonym - an diese Vertrauensstelle wenden.

Zudem wird VAPIANO ein neues Zeiterfassungssystem einführen, das unter anderem Änderungen an Stempelzeiten noch nachvollziehbarer dokumentieren soll. Gleichzeitig werden die vorhandenen Kontrollsysteme noch einmal verstärkt.

Medizin am Abend DirektKontakt

http://www.vapiano.com

https://www.facebook.com/Vapiano
 


achtung! GmbH Susanne Mohs Straßenbahnring 3 20251 Hamburg Telefon: +49 40 450210-855 E-Mail: vapiano@achtung.de