CSD 2015 in Berlin: Immer weniger HIV-Infizierte benutzen Kondome

Medizin am Abend Fazit:  Immer weniger HIV-Infizierte benutzen Kondome

 

 

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Erstmals haben Forschende unter der Leitung der Universität Zürich den Gebrauch von Kondomen bei HIV-Infizierten in der Schweiz in einer Langzeitstudie untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Gebrauch zwischen 2000 und 2009 relativ konstant war und seit 2009 kontinuierlich sinkt. Als Hauptgrund vermuten die Wissenschaftler das teilweise falsch interpretierte Statement der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen von 2008. Dieses besagt, dass erfolgreich behandelte HIV-Infizierte mit festem Partner auf Kondome verzichten können. 

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Grafik: Kondom-Verwendung bei HIV-Infizierten von 2000 bis 2013
 
Mit jährlich eineinhalb Millionen Toten zählt Aids nach wie vor zu den gefährlichsten sexuell übertragbaren Krankheiten der Welt.

Verursacht wird die Krankheit durch eine HIV-Infektion, die über den Kontakt mit Körperflüssigkeiten, wie beispielsweise Sperma und Blut, übertragen wird. In der Schweiz leben zwischen 15'000 und 25'000 Menschen mit HIV und Aids. Seit 1988 erfasst und erforscht die Schweizerische HIV-Kohortenstudie (SHKS) verschiedene Daten von HIV-Infizierten in der Schweiz.

Innerhalb dieser Studie haben nun Schweizer Forschende die erfassten Daten bezüglich der Kondomverwendung zwischen 2000 und 2013 ausgewertet. Geleitet wurde die Studie von Huldrych Günthard, leitender Arzt in der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des UniversitätsSpitals Zürich und Professor am Institut für medizinische Virologie der Universität Zürich und Dr. Roger Kouyos, Forschungsgruppenleiter an den selben Instituten.

Verzicht auf Kondom beim Sex mit Gelegenheitspartner verdreifachte sich bei HIV-infizierten homosexuellen Männern

Die Studie basiert auf einer halbjährlichen Befragung aller an der SHKS teilnehmenden Menschen zwischen 2000 und 2013. Insgesamt wurden über 12'000 HIV-Infizierte befragt.

Vier Kategorien wurden unterschieden: 

«Sex ohne Kondom mit festem Partner bei homosexuellen Männern»,

«Sex ohne Kondom mit Gelegenheitspartnern bei homosexuellen Männern»

«Sex ohne Kondom mit festem Partner bei heterosexuellen Männern und Frauen»

«Sex ohne Kondom mit Gelegenheitspartnern bei heterosexuellen Männern und Frauen».

Die Auswertungen zeigen, dass die Kondom-Verwendung bei allen vier Kategorien zwischen 2000 und 2009 relativ konstant blieb und zwischen 2009 und 2013 in drei von vier Gruppen markant abnahm.


Haben 2009 zum Beispiel nur circa fünf Prozent der Homosexuellen angegeben, mit Gelegenheitspartnern nicht immer ein Kondom zu benutzen, waren es 2013 fast dreimal so viele.

Am wenigsten griffen heterosexuelle HIV-Infizierte beim Sex mit festem Partner zum Kondom.

Knapp 30 Prozent (2009: 20 Prozent) verzichteten 2013 auf den Schutz aus Gummi. 

Vorreiter in der Benutzung von Kondomen sind Heterosexuelle beim Sex mit Gelegenheitspartnern, von denen 2013 trotz Abnahme seit 2009 noch über 97 Prozent immer Kondome verwendeten.

«Swiss Statement» als wichtiger Grund für den Rückgang vermutet

Als wichtigen Grund für den starken Rückgang sehen die Forschenden das sogenannte Swiss Statement der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen (EKAF).  

Am 30. Januar 2008 hat die EKAF vermeldet, dass HIV-Infizierte, die erfolgreich mit antiretroviraler Therapie behandelt werden und in einer stabilen Beziehung leben, nicht infektiös sind und deshalb auf Kondome verzichten können. 

 «Obwohl diese Aussage nur für Patienten in festen Beziehungen galt, haben sich anscheinend auch HIV-Infizierte angesprochen gefühlt, welche nicht in festen Partnerschaften leben und seither öfter auf Kondome verzichtet», erklärt Prof. Huldrych Günthard.

Ein weiterer Grund könnte laut dem Professor die geringere Angst der Bevölkerung in Bezug auf HIV sein, da in den westlichen Ländern viel weniger Todesfälle aufgrund der neuen äusserst erfolgreichen Therapiemöglichkeiten verzeichnet werden. Zudem sei die Verhütung mit Kondomen früher auch mehr im Fokus der präventiven Aids-Kampagnen gestanden als heute. Dies könne ebenfalls ein möglicher Grund für den Rückgang sein.

Die geringere Kondom-Verwendung könne zudem dazu beigetragen haben, dass die Anzahl der HIV-Neuinfizierten trotz der zahlreichen Präventionsmassnahmen nur langsam zurückgeht.
Gleichzeitig stieg die Anzahl der Neu-Diagnosen bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, wie beispielsweise Syphilis, Gonorrhö und Chlamydien, zwischen 2009 und 2013, was laut den Forschern ebenfalls mit der geringeren Verwendung von Kondomen zusammenhängen könnt.

Schweizerische HIV-Kohortenstudie

Die SHKS erfasst seit 1988 prospektiv epidemiologische, klinische und labormässige Daten in anonymisierter Form von HIV-infizierten Frauen, Männern und Kindern in der Schweiz. Gesamtschweizerisch wurden bisher über 19'000 Patienten eingeschlossen; pro Jahr kommen ca. 500-600 neue Teilnehmende hinzu. Die Studie ist repräsentativ für die Schweiz, denn circa 70% der dem Bundesamt für Gesundheit gemeldeten Aids-Fälle sind auch in der SHKS dokumentiert. Die SHKS wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.



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360° TOP-Thema: Behandlungsstrategie, Sterblichkeit und Folgekosten von Hepatitis C (Gelbsucht)

Medizin am Abend Fazit:  Forscher fordern früheres Eingreifen gegen Hepatitis C

 

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Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Sterblichkeit und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. 

Ihr Befund: Mit einem früheren Eingreifen und der Durchführung von Screenings liesse sich die Mortalität um 90 Prozent senken und die langfristige Entwicklung der Gesundheitskosten positiv beeinflussen. 

Vier Szenarien mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Anzahl Todesfälle: Keine Behandlung (rot), Weiterführung des Status Quo (grau), unterschiedlich offensive Behandlung (grün und blau).
Vier Szenarien mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Anzahl Todesfälle: Keine Behandlung (rot), Weiterführung des Status Quo (grau), unterschiedlich offensive Behandlung (grün und blau).


In der Schweiz sind schätzungsweise 80'000 Patienten, also etwa jede 100. Person, mit Hepatitis C infiziert.  

Die Infektionskrankheit wird durch das Blut übertragen – durch unsaubere Spritzen, infizierte Tätowierungsinstrumente oder durch verseuchte Akupunktur-Nadeln.

Die im Volksmund «Gelbsucht» genannte Krankheit kann zu einer Leberentzündung führen, die sich durch eine Gelbfärbung der Haut oder durch einen Gelbstich im Weiss der Augen zeigt.

Rund die Hälfte dieser Menschen weiss nichts von ihrer Krankheit, da diese jahrelang ohne Symptome verläuft, auch wenn bereits Leberschäden vorhanden sind. 

Deshalb wird die Hepatitis C immer wieder zu spät erkannt, wenn ein lebensbedrohlicher Verlauf der Krankheit unabwendbar ist.

Teure Spätfolgen

Zwar nimmt die Zahl der jährlichen Neuansteckungen in der Schweiz kontinuierlich ab, weil Bluttransfusionen, Tätowierungen und Akupunkturnadeln hierzulande heute grundsätzlich sicher sind.

Zudem sinkt die Zahl der Drogenkonsumenten, die sich Drogen intravenös verabreichen und sie verwenden vermehrt Einwegspritzen.

Die Spätfolgen der Krankheit treten aber erst 20 bis 30 Jahre nach der Ansteckung ein. Da die Zahl der Neuansteckungen 2003 ihren Höhepunkt erreichte, werden Mortalität und Kosten bei schweren Hepatitis C-Fällen bis 2030 zunehmen. Rund 75 Prozent dieser Patienten sind zwischen 1945 und 1965 geboren.

Die jüngsten, hoch wirksamen und besser verträglichen Medikamente gegen Hepatitis C sind sehr teuer – eine Behandlung kostet derzeit 60'000–120'000 Franken. Heute übernehmen die Krankenversicherer die Behandlung erst dann, wenn die Patienten bereits eine fortgeschrittene Lebervernarbung aufweisen.

Frühzeitiges Eingreifen senkt Sterblichkeit und Kosten

Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Mortalität und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. Studienleiter und Leberspezialist Prof. Beat Müllhaupt vom Schweizer Zentrum für Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Gallenwege (Swiss HPB-Center) am UniversitätsSpital Zürich (USZ), plädiert auf Grund der Resultate für ein früheres medikamentöses Eingreifen und die Durchführung von Screenings, statt der heute in der Schweiz praktizierten konservativen Behandlungs- und Teststrategien.

«Mit einer frühzeitigen Hepatitis C-Therapie kann die Sterblichkeit um 90 Prozent gesenkt und die langfristige Entwicklung der Krankheitskosten positiv beeinflusst werden», sagt Beat Müllhaupt.

Der Grund: Frühe Behandlungen können so die schweren Hepatitis-Folgeschäden und die entsprechenden Folgekosten reduzieren. Prof. Beat

Müllhaupt findet es schade, dass die Preisdiskussion um die neuste Generation der Hepatitis C-Medikamente diese gewünschte Behandlung blockiert: «Ich wünsche mir, dass Politik, Industrie und Krankenkassen Lösungen erarbeiten, die den betroffenen Patienten zu Gute kommen.»



Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Beat Müllhaupt, UniversitätsSpital Zürich
Tel.: 044 255 25 53; E-Mail: beat.muellhaupt@usz.ch
Janine Kuhn UniversitätsSpital Zürich

Studie:

http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0125214

Beat Müllhaupt, Philip Bruggmann, Florian Bihl, Sarah Blach, Daniel Lavanchy, Homie Razavi, David Semela, Francesco Negro
Research Article | published 24 Jun 2015 | PLOS ONE 10.1371/journal.pone.0125214

Tages - Straßenumzüge-Feste: Stoffwechselvorgänge http://www.diet-body-brain.de/

Medizin am Abend Fazit:  Protein-Export aus den Zellkraftwerken

 

http://www.radiobremen.de/wissen/themen/apnoetauchen102.html

 

http://www.neurodegenerationresearch.eu/

Warschauer und Freiburger Forscher haben gezeigt, wie der Rücktransport von Proteinen aus Mitochondrien abläuft 

Ein Modell des TOM-Kanals.
Ein Modell des TOM-Kanals. Modifizierte Abbildung aus Bragoszewski et al.
 
Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen und enthalten mehr als 1.000 Eiweißmoleküle, die wichtige Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper steuern.

Ein Großteil dieser Proteine ist nötig, um die Energie aus Nahrungsmitteln in den Reaktionen der Zellatmung für den Körper nutzbar zu machen. Ein Team von Prof. Dr. Agnieszka Chacinska vom International Institute of Molecular and Cell Biology in Warschau/Polen hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe des Freiburger Privatdozenten Dr. Nils Wiedemann entdeckt:

Es gibt nicht nur einen Import von Proteinen in die Mitochondrien, sondern auch einen Export. Um beispielsweise die Zellatmung zu regulieren, transportiert ein Kanal in der Außenmembran der Mitochondrien Proteine bei Bedarf wieder aus den Kraftwerken der Zelle hinaus, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Online-Vorabveröffentlichung der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) gezeigt haben.

Die Mitochondrien des Menschen stellen nur 13 der Proteine, die sie enthalten, in ihrem Inneren her. 99 Prozent der Eiweißmoleküle gelangen aus dem Cytosol, dem Zellwasser, in die Mitochondrien.

Die Translokase der äußeren Membran (TOM) transportiert die Proteine in den mitochondrialen Innenraum, wo sie durch andere Proteine an ihrem Arbeitsort gefaltet werden.

Kleine lösliche Proteine werden mit Schwefel-Schwefel-Bindungen stabil fixiert.

Nachdem die Wissenschaftler diese Bindungen in den Mitochondrien lösten, fand ein Export der Eiweißmoleküle zurück in das Cytosol statt. Zudem ließen die Forscherinnen und Forscher veränderte Proteine, die keine Schwefel-Bindungen ausbilden konnten, in die Mitochondrien importieren.

Obwohl diese Proteine nachweislich in die Mitochondrien transportiert worden waren, fanden die Wissenschaftler sie anschließend nur im Cytosol. 

Um zu analysieren, ob die Proteine jeweils durch den TOM-Kanal zurückgelangen, blockierten die Forscher den Kanal. Dadurch verhinderten sie den Export der Proteine ins Cytosol.

Warum machen sich die Zellen die Arbeit, die Proteine erst in die Mitochondrien zu importieren, um sie danach wieder zu exportieren? „Dieser Mechanismus ermöglicht es der Zelle, sich schnell auf veränderte Bedingungen einzustellen“, sagt Wiedemann.

Auf diese Weise kann der Körper die Zellatmung innerhalb weniger Minuten abschalten. Andernfalls würden sich in den Mitochondrien giftige Sauerstoffverbindungen bilden, die Zellschäden hervorrufen. 

Wiedemanns Fazit: „Wenn gerade niemand hereinkommt, kann der Eingang einfach als Ausgang benutzen werden.“ Wie im echten Leben gelte dies auch für die Zellkraftwerke.

Privatdozent Dr. Nils Wiedemann arbeitet am Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Freiburg und ist assoziiertes Mitglied des Exzellenzcluster BIOSS Centre for Biological Signalling Studies sowie Principal Investigator bei der Spemann Graduate School of Biology and Medicine der Albert-Ludwigs-Universität.

Originalpublikation:
Piotr Bragoszewski, Michal Wasilewski, Paulina Sakowska, Agnieszka Gornicka, Lena Böttinger, Jian Qiu, Nils Wiedemann, and Agnieszka Chacinska (2015). Retro-translocation of mitochondrial intermembrane space proteins. In: PNAS. Published online before print June 8, 2015, doi:10.1073/pnas.1504615112
www.pnas.org/content/early/2015/06/04/1504615112.abstract

Medizin am Abend DirektKontakt:

PD Dr. Nils Wiedemann
Institut für Biochemie und Molekularbiologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-5280
E-Mail: nils.wiedemann@biochemie.uni-freiburg.de
Rudolf-Werner Dreier
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Notfallambulanz: Health Literacy, also Gesundheitsbildung http://youtu.be/bcjak6ewWq0

Medizin am Abend Fazit:  „In Zukunft werden Menschen ihre eigene Gesundheit managen müssen“


Professorin für Gesundheitswissenschaften im Interview mit „research_tv“

Wer krank ist und sich im Gesundheitssystem nicht zurechtfindet, geht zuerst in die Notfallambulanz. Das allerdings, sagt Doris Schaeffer, ist der teuerste Zugang zum Gesundheitssystem. Und der werde nur genutzt, weil Betroffene keinen anderen Weg kennen.

Doris Schaeffer erforscht, welche Bevölkerungsgruppen Probleme haben, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und wie deren Situation verbessert werden kann.

Im Interview mit „research_tv“ der Universität Bielefeld erklärt die Professorin für Gesundheitswissenschaften, warum Health Literacy, also Gesundheitsbildung, künftig stärker in den Fokus rücken muss.

Das Gesundheitssystem verändert sich: In der Zukunft, ist Professorin Doris Schaeffer überzeugt, werden Menschen ihre eigene Gesundheit managen müssen, selbst darauf achten, gesund zu bleiben und bei Problemen auch selbst aktiv werden. „Das Versorgungssystem wird uns dabei nur punktuell helfen. Darum ist Health Literacy eine der Herausforderungen der Zukunft“, sagt die Wissenschaftlerin.

Nichtwissen verursacht hohe Kosten: Der Besuch der Notaufnahmen ist teurer als ein Termin beim Hausmediziner. Aus diesem Grund, so Schaeffer, gehöre zur Gesundheitsbildung auch, sich Informationen zu beschaffen, zu verstehen, zu bewerten und schließlich auch zu nutzen. „Diese Fähigkeit ist schwächer ausgeprägt, je größer die Bildungsferne ist oder je schwieriger die Bildungssituation einer Bevölkerungsgruppe ist.“

Wer fremd in Deutschland sei, wisse zum Beispiel oft nicht, wohin man sich mit Gesundheitsproblemen wendet.

Aber auch ältere Menschen sind eine wichtige Gruppe, weil sie durch die alternde Gesellschaft sehr groß ist und durch den demografischen Wandel weiter wachsen wird. Gleichzeitig seien ältere Menschen öfter etwa chronisch krank, bewegungseingeschränkt oder pflegebedürftig. „Gerade diese Gruppe ist darauf angewiesen, dass sie Gesundheitswissen und -kompetenz hat, weil sie mit sehr viel mehr Gesundheitsproblemen umgehen muss“, sagt Schaeffer.

Derzeit erforscht Doris Schaeffer die Gesundheitsbildung in Nordrhein-Westfalen. Ziel der Health Literacy-Studie sei es, genau zu schauen, wie das Niveau bestimmter Bevölkerungsgruppen ist. Mit der Studie will Schaeffer mit ihrem Team die Ausgangsvoraussetzungen ermitteln, um darauf basierend Interventionen zu entwickeln, wie diese Gruppen durch Bildung besser ausgestattet und betreut werden können.

„Man muss sich immer wieder hineinversetzen: Wie kann sich hier jemand zurechtfinden, der eigentlich gar nicht so richtig weiß, worum es geht.“ Bilder statt Schrift – für Doris Schaeffer sind das wirksame Kleinigkeiten bei den möglichen Interventionen. „Dazu gehört, Krankenhäuser so auszustatten, dass Patienten sich darin leicht zurechtfinden können und Schilder nicht nur in Schriftsprache, sondern auch mit Piktogrammen versehen sind.“

Doris Schaeffer ist Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin, seit 1997 lehrt sie an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Bewältigung und Versorgung chronischer Krankheit, Gesundheitserhaltung im Alter und Nutzerfreundliche Versorgungsgestaltung.

Weitere Informationen im Internet:

• Interview mit Prof. Dr. Doris Schaeffer bei research_tv („Health Literacy:

Zurechtfinden im Gesundheitssystem“): https://youtu.be/bcjak6ewWq0

• Homepage des Arbeitskreises Versorgungsforschung und Pflegewissenschaft an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften: www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/

Medizin am Abend DirektKontakt:

Professor Dr. Doris Schaeffer, Universität Bielefeld
Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaft, Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Telefon: 0521 106-3895
E-Mail: doris.schaeffer@uni-bielefeld.de
Sandra Sieraad Universität Bielefeld

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://youtu.be/bcjak6ewWq0