Vorhofflimmern: Mangelhafte Antikoagulationskontrolle und erhöhte Mortalitäts- und Schlaganfallraten

Medizin am Abend Fazit:  

 

Daten aus dem globalen Register zur Behandlung von Vorhofflimmern zeigen eine mangelhafte Antikoagulationskontrolle und erhöhte Mortalitäts- und Schlaganfallraten

 

Einjahresergebnisse des GARFIELD-AF-Registers zeigen eine mangelhafte VKA-Kontrolle und erhöhte Mortalitäts- und Schlaganfallraten bei Patienten mit neudiagnostiziertem Vorhofflimmern (VF) --

Praxis-Daten von nahezu 17.200 im weltweiten Antikoagulationsregister im Bereich Vorhofflimmern (Global Anticoagulant Registry in the Field - Atrial Fibrillation, GARFIELD-AF) erfassten Patienten bestätigen, dass eine unzureichende Antikoagulationstherapie mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) sowie ein hoher Risikoscore mit einem gesteigerten Mortalitäts- und Schlaganfallrisiko bei Patienten mit nicht-vaskulärem VF in Zusammenhang stehen.

Diese Erkenntnisse werden heute in zwei Vorträgen beim Kongress der International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH) 2015 vorgestellt.

"Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern, die im GARFIELD-AF-Register erfasst sind, tragen im ersten Jahr nach der Diagnosestellung eine schwere Last an der Krankheit", erklärte Professor Ajay Kakkar, Professor of Surgery am University College London und Direktor des Thrombosis Research Institute. "Die kürzlich im Rahmen der GARFIELD-AF-Studie vorgelegten Daten unterstreichen den Nutzen einer effektiven Antikoagulationstherapie bei geeigneten Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern."

Die Präsentationen auf dem ISTH-Kongress behandelten die folgenden Themen:

Risikoprofile und Einjahresergebnisse von Patienten mit frisch diagnostiziertem Vorhofflimmern: Ergebnisse aus GARFIELD-AF
Das Auftreten von Schlaganfällen/systemischen Embolien, Todesfällen und schweren Blutungen im ersten Jahr nach der Erstdiagnose eines nicht-valvulären Vorhofflimmerns wurde im Hinblick auf die patientenspezifischen Basischarakteristika und die antithrombotische Behandlung nach der Diagnose analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass: 

- Mortalität die schwerwiegendste Krankheitsbelastung im ersten Jahr nach einer VF-Diagnose ist. - höhere Risikoscores (CHA2DS2-VASc und HAS-BLED) mit einem erhöhten Risiko für Todesfälle, Schlaganfall/Systemische Embolie (SE) und grössere Blutungen einhergehen. - Rauchen, ein Lebensalter von 75 Jahren oder älter, fehlende Antikoagulationstherapie und Nierenkrankheit ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Todesfälle, Schlaganfall/Systemische Embolie (SE) und grössere Blutungen in Zusammenhang stehen. - Herzinsuffizienz bei Studienbeginn mit einem erhöhten Sterberisiko einhergeht, Bluthochdruck zu Studienbeginn jedoch das Sterberisiko reduziert. 

 

Qualität der Vitamin-K-Antagonisten-Kontrolle und Einjahresergebnisse: eine globale Sicht auf das GARFIELD-AF-Register

Die Studie analysierte die Zeit im therapeutischen Bereich (Time in Therapeutic Range, TTR) und die optimale internationale normalisierte Ratio (unter Anwendung eines INR-Bereichs von 2,0 bis 3,0) bei Patienten mit neu diagnostiziertem nicht-vaskulärem Vorhofflimmern in Bezug zu Demographie, Behandlungssituation und Einjahresergebnissen. TTR ist ein Indikator für die Qualität der VKA-Kontrolle und kann auch als Ergebnisindikator herangezogen werden. Die europäischen Leitlinien zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfehlen einen TTR von bis zu 70 %[1]. Die Ergebnisse zeigen, dass: 

- eine mangelhafte VKA-Kontrolle mit einem erhöhten Mortalitäts- und Schlaganfall-/SE-Risiko in Verbindung steht. - eine Erhöhung des TTR von 60 % auf 70 % das Schlaganfall-/SE-Risiko reduzieren kann. - Patienten, die in einem Krankenhaus diagnostiziert wurden, seltener eine gute Kontrolle aufweisen als Patienten, die in Antikoagulantien-Kliniken/Thrombosezentren oder entsprechenden Praxen diagnostiziert wurden. - starker Alkoholkonsum bei Patienten mit einer mangelhaften Kontrolle häufiger vorkommt. - eine gute VKA-Kontrolle allgemein von grosser klinischer Bedeutung ist. 

 

Diese neuen GARFIELD-AF-Analysen basieren auf Daten aus den Kohorten 1 und 2, die 17.168 zwischen 2010 und 2013 rekrutierte Patienten umfassen.
GARFIELD-AF ist eine unabhängige akademische Forschungsinitiative und wird von einem internationalen Lenkungsausschuss unter der Schirmherrschaft des Thrombosis Research Institute (TRI) in London, Vereinigtes Königreich, geführt. Bislang konnte GARFIELD-AF mehr als 40.000 Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern aus 35 Ländern anwerben; somit ist es eine der grössten Beobachtungsstudien in diesem Behandlungsbereich. Die Anwerbephase für die 5. Kohorte beginnt demnächst, und das Register wird schliesslich bis zu 57.000 Patienten umfassen.

Über das GARFIELD-AF-Register 

GARFIELD-AF ist eine beobachtende, multizentrische internationale Prospektivstudie über Patienten mit neu diagnostiziertem VF. Es ist darauf ausgerichtet, bis zu 57.000 Patienten in mindestens 1.000 Zentren in 35 Ländern in den Regionen Amerikanischer Doppelkontinent, Ost- und Westeuropa, Asien, Afrika und Australien prospektiv zu beobachten. Die Gründung des Registers fiel zusammen mit dem Beginn der Ära der VF-Therapien mit neuen oralen Antikoagulantien (NOAK, nicht Vitamin-K-Antagonisten).

Das heutige Verständnis von VF basiert auf den bei kontrollierten klinischen Studien gesammelten Daten. Diese Studien sind wesentlich für die Bewertung und Sicherheit neuer Behandlungsmethoden, sind aber in Bezug auf die klinische Praxis nicht repräsentativ, und folglich herrscht weiterhin Unsicherheit über die Belastung im wirklichen Leben und den Umgang mit dieser Krankheit. GARFIELD-AF zielt darauf ab, Einblicke in die Wirkung der Antikoagulantientherapie hinsichtlich thromboembolischer Komplikationen und Blutungskomplikationen zu liefern, die bei dieser Patientenpopulation beobachtet wurden. Es sorgt für ein tieferes Verständnis in Bezug auf Verbesserungsmöglichkeiten der behandlungstechnischen und klinischen Ergebnisse unter einer repräsentativen und gemischten Patientengruppe und über unterschiedliche Populationen hinweg. Damit sollten Ärzte und Gesundheitssysteme in die Lage versetzt werden, Innovationen angemessen zu nutzen, um die besten Ergebnisse für Patienten und Populationen sicherzustellen.

360° TOP-Thema: Antidiabetika Diabetes-Wirkstoff senkt das Risiko einer Demenz - Pioglitazon / Metformin

Medizin am Abend Fazit:  Analyse von Krankenkassen-Daten deutet auf vorbeugende Wirkung hin

https://www.soscisurvey.de/panel/ Zusatzlink von Medizin am Abend


Eine Behandlung mit Antidiabetika verringert bei Menschen mit Typ-2-Diabetes – auch „Altersdiabetes“ genannt – das Risiko für Alzheimer und andere Demenzerkrankungen. Am deutlichsten sinkt das Risiko durch den Wirkstoff Pioglitazon. Zu diesem Schluss kommen Bonner Forscherinnen und Forscher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) aufgrund der Analyse von Krankenkassen-Daten. Sie berichten darüber im Fachjournal „Annals of Neurology“. 

 
Bei einem Diabetes Typ 2 ist der Zuckerstoffwechsel gestört, weil das dafür entscheidende Hormon Insulin seine Wirkung nicht richtig entfaltet. 

Im fortgeschrittenen Stadium stellt der Körper die Produktion von Insulin dann sogar ein, weshalb es extern zugeführt werden muss. Von dieser Erkrankung, die vorwiegend im späteren Erwachsenenalter auftritt, ist schon länger bekannt, dass sie sich auf die geistige Gesundheit auswirken kann:

Die Patienten sind stärker gefährdet, eine Demenz zu entwickeln, als Nicht-Diabetiker. Doch wie beeinflussen Antidiabetika dieses Risiko? Diese Frage behandelten der Neurologe Michael Heneka und die Demografieforscherinnen Anne Fink und Gabriele Doblhammer in der aktuellen Studie. Ihre Arbeitsgrundlage waren Daten der Krankenkasse AOK aus den Jahren 2004 bis 2010. Die Datensätze beinhalteten Angaben über Erkrankungen und Medikationen von mehr als 145.000 Männer und Frauen im Alter ab 60 Jahren.

Langzeitbehandlung verringerte Demenz-Risiko

Die Analyse bestätigte bisherige Befunde für ein erhöhtes Demenzrisiko von Diabetikern. Doch es zeigte sich außerdem, dass Pioglitazon dieses Gefahrenpotenzial maßgeblich beeinflussen kann. Der Wirkstoff wird in Tablettenform eingenommen.

Er wird sowohl vorübergehend als auch zur Langzeit-Therapie von Diabetes eingesetzt nämlich solange der Körper noch eigenes Insulin herstellt.

„Die Behandlung mit Pioglitazon zeigte einen bemerkenswerten positiven Nebeneffekt. Sie konnte das Risiko einer Demenz wesentlich verringern“, so Doblhammer. „Je länger die Behandlung, umso geringer das Risiko.“  

Am deutlichsten sank das Risiko, wenn der Wirkstoff mindestens zwei Jahre verabreicht wurde. Die so behandelten Diabetiker erkrankten weniger häufig an Demenz als Menschen ohne Diabetes. 

Doblhammer: 

„Das Erkrankungsrisiko war um 47 Prozent geringer als bei Nicht-Diabetikern, also etwa nur halb so groß.“

Auch Metformin – ein weiteres, ebenfalls häufig verschriebenes Antidiabetikum – senkte das Risiko für eine Demenz. Seine Wirkung war jedoch geringer als die von Pioglitazon.

Schutz vor Nervenzellschäden

Pioglitazon verbessert die Wirkung des körpereigenen Insulins. Aus Laboruntersuchungen gibt es aber seit längerem Hinweise dafür, dass es auch die Nervenzellen schützt.

Für den Neurowissenschaftler Michael Heneka sind die aktuellen Ergebnisse daher keine Überraschung: „Pioglitazon ist entzündungshemmend und hemmt auch die Ablagerung schädigender Eiweiße im Gehirn“, sagt er.

Allerdings seien die genauen Zusammenhänge noch nicht verstanden, betont Heneka: „Unsere Untersuchung deutet darauf hin, dass Pioglitazon eine vorbeugende Wirkung hat. Dieser Effekt tritt auf, wenn der Wirkstoff eingenommen wird, noch bevor sich die Symptome einer Demenz bemerkbar machen. 

Demnach schützt Pioglitazon insbesondere vor Alzheimer, der häufigsten Form einer Demenz-Erkrankung. 

Die Ursachen dafür, ob der protektive Effekt nur für Diabetiker gilt oder auch bei Nicht-Diabetikern auftreten würde – das alles sind noch offene Fragen. Der nächste logische Schritt wären daher klinische Studien, die die Wirkung von Pioglitazon und die anderer Antidiabetika in Hinblick auf eine Demenz gezielt untersuchen.“

Originalveröffentlichung
„Effect of pioglitazone medication on the incidence of dementia”, Michael T. Heneka, Anne Fink, Gabriele Doblhammer, Annals of Neurology 2015, doi: 10.1002/ana.24439


Medizin am Abend DirektKontakt 

Dr. Marcus Neitzert 
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)

Holbeinstr. 13-15
53175 Bonn
Deutschland
Nordrhein-Westfalen


Dr. Dirk Förger
Telefon: 0228-43302-260
E-Mail-Adresse: dirk.foerger@dzne.de


Sonja Jülich-Abbas
Telefon: 0228 / 43302-260
Fax: 0228 / 43302-279
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Dr. Marcus Neitzert
Telefon: 0228 43302 271
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Resistenz gegen Leukämie-Medikamente

Medizin am Abend Fazit:  Krebstherapien nach Maß verlängern Leben

Marburger Krebsforscherinnen und -forscher haben aufgeklärt, welche molekularen Ursachen für Resistenzen gegen verschiedene Leukämie-medikamente verantwortlich sind. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des „Marburger Carreras Leukämie-Centrum“ belegen in mehreren Veröffentlichungen, wie sich die Prognosen für Krebspatienten verbessern lassen, wenn Molekularmedizin und Krankenversorgung eng ineinandergreifen. 

Patientenversorgung und molekulargenetische Grundlagenforschung gehen am „Marburger Carreras Leukämie-Centrum“ Hand in Hand.
Patientenversorgung und molekulargenetische Grundlagenforschung gehen am „Marburger Carreras Leukämie-Centrum“ Hand in Hand.
(Foto: Anna Schroll für „Hessen schafft Wissen“)


In naher Zukunft könnte Krebs die Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache Nummer eins ablösen, wie es sich bereits in den Vereinigten Staaten und in China abzeichnet. 

 „Akute Leukämien gehören zu den aggressivsten Tumorerkrankungen, die man beim Menschen kennt“, erklärt Professor Dr. Andreas Neubauer, Leiter des Schwerpunkts Hämatologie, Onkologie und Immunologie an der Philipps-Universität Marburg.  

Ohne Therapie verlaufen diese Erkrankungen häufig innerhalb von zwei bis vier Wochen tödlich.

„Eines der größten Probleme bei Krebs sind Resistenzen gegenüber Chemotherapeutika“, führt der Onkologe aus. Der Behandlungserfolg bei Leukämie steigt, wenn der genetische Hintergrund der einzelnen Patienten berücksichtigt wird. „Wir träumen davon, dass jeder Patient seine individuell zugeschnittene Therapie bekommt.“

Wie Neubauer hervorhebt, gehen Patientenversorgung und molekulargenetische Grundlagenforschung am „Marburger Carreras Leukämie-Centrum“ Hand in Hand: So fließen die klinischen Befunde direkt in die Laborarbeit ein, deren Ergebnisse umgekehrt unmittelbar den Kranken zugute kommen können.

In den jüngsten Publikationen klärt Neubauers Team auf, welche Gene an verschiedenen Medikamentenresistenzen beteiligt sind und wie sie wirken. Die Erkenntnisse eröffnen neue Therapieoptionen.

Die aktuellen Veröffentlichungen gehen aus einer Klinischen Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Philipps-Universität hervor, die sich mit Resistenzen gegenüber Krebsmedikamenten befasst (KFO 210). Die zugrundeliegende wissenschaftliche Arbeit wurde außerdem durch die „Von Behring-Röntgen-Stiftung“, die „Deutsche José-Carreras Leukämiestiftung“, das Bundesforschungsministerium und die „Deutsche Krebshilfe“ finanziell gefördert.

Die aktuellen Veröffentlichungen im Einzelnen:

Neues Therapieziel bei Leukämie

•Stephan Metzelder, Christian Michel & al.: NFATc1 as a therapeutic target in FLT3-ITD-positive AML, Leukemia 2015, doi: 10.1038/leu.2015.95

Das Gen NFATc1 ist verantwortlich für Resistenzen gegen das Krebsmedikament Sorafenib; eine Behandlung mit Cyclosporin A erhöht die Überlebenschancen für betroffene Leukämiepatienten.

Eine Mutation (ITD) im Gen FLT3 verschlechtert die Überlebensaussichten bei akuter myeloischer Leukämie. Das Medikament Sorafenib hemmt FLT3, doch kommt es auf längere Sicht häufig zu Rückfällen. Woran liegt das? Die beiden Erstautoren Dr. Stephan Metzelder und Christian Michel aus der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Andreas Burchert identifizierten das Genprodukt NFATc1, das in betroffenen Zellen im Übermaß vorkommt.

Inaktiviert man NFATc1, so durchlaufen die Zellen ein Programm, das zum Zelltod führt – die Krebszellen werden somit unschädlich. Schaltet man NFATc1 hingegen ununterbrochen an, so bleibt Sorafenib ohne Wirkung. Patienten, die ein Mittel gegen NFATc1 erhalten, zum Beispiel Cyclosporin A, haben verbesserte Überlebenschancen.
Neben dem Marburger Team sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Dresden, Gießen und Göttingen an der Publikation beteiligt.

Gen mit paradoxer Wirkung

•Fariba Fouladi & al.: Sorafenib induces paradoxical phosphorylation of the extracellular signal-regulated kinase pathway in acute myeloid leukemia cells lacking FLT3-ITD mutation, LEUKEMIA & LYMPHOMA 2015, DOI: 10.3109/10428194.2014.1003055

Leukämiezellen mit und ohne eine Mutation (ITD) im Gen FLT3 reagieren gegensätzlich auf das Medikament Sorafenib. Dies muss bei der Auswahl von Patienten für künftige klinischen Studien berücksichtigt werden, schreiben die Autorinnen und Autoren im Fachblatt „Leukemia & Lymphoma“.

Seitdem Marburger Krebsforscher um Professor Dr. Andreas Neubauer und Professor Dr. Andreas Burchert die außerordentliche Wirksamkeit des Medikaments Sorafenib entdeckten, wird es erfolgreich bei Leukämiepatienten eingesetzt, die eine Mutation (ITD) im Gen FLT3 tragen; dabei kommt es jedoch immer wieder zu Resistenzen gegen den Wirkstoff.

Ob das Präparat auch bei Patienten ohne die Genmutation anschlägt, ist bislang ungeklärt. Das Team um Institutsleiter Neubauer und Dr. Fariba Fouladi fand heraus, dass Sorafenib die Zellteilung von Krebszellen sowohl hemmen als auch fördern kann, je nachdem, welchen genetischen Hintergrund die betroffenen Patienten aufweisen:

In Zellen mit der Genmutation verhindert Sorafenib die Zellteilung und führt stattdessen zu programmiertem Zelltod, verhindert also eine Vermehrung der Krebszellen. 

Bei Zellen ohne Genmutation hingegen regt das Medikament die Leukämiezellen zur Vermehrung an und stimuliert den zellulären Stoffwechsel.

Krebsgen bereitet Zellreifung vor

•Cornelia Brendel, Sabine Teichler & al.: Oncogenic NRAS Primes Primary Acute Myeloid Leukemia Cells for Differentiation, Plos One 2015, doi: 10.1371/journal.pone.0123181

Eine Mutation im Krebsgen RAS hindert Leukämiezellen daran, sich zu vermehren, wenn sie durch das Medikament Cyarabin zur Reifung angeregt werden. Ein zelleigenes Differenzierungsprogramm einzuleiten, kann daher eine Erfolg versprechende Strategie für die Behandlung von Leukämie sein, vermuten die Autorinnen und Autoren aus Marburg und Dresden.

Wie Neubauer und sein Team schon vor Jahren zeigten, sprechen Leukämie-Patienten besser auf eine Chemotherapie mit hochdosiertem Cytarabin an, wenn sie eine aktivierte Form des krebserregenden Gens RAS tragen. In ihrer aktuellen Veröffentlichung weisen Neubauer, Dr. Cornela Brendel und Dr. Sabine Teichler sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach, dass Krebszellen mit einer Mutation im RAS-Gen reifen (oder differenzieren), statt sich weiter zu teilen. Das Muster der angeschalteten Gene in solchen Zellen ähnelt eher dem einer reifen als einer teilungsfähigen Zelle. Das mutierte RAS-Gen bereitet die Zelle für einen Reifungsprozess vor, der durch Cytarabin ausgelöst werden kann.

Medizin am Abend DirektKontakt

Ansprechpartner: Professor Dr. Andreas Neubauer,
Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Immunologie
Tel.: 06421 58-66272
E-Mail: neubauer@staff.uni-marburg.de
Johannes Scholten Philipps-Universität Marburg

Klinische Forschergruppe „Genetics of drug resistance in cancer“: http://www.imt.uni-marburg.de/kfo210/

360° TOP-Thema: Herzschwäche/ Herzinsuffizienz in Herzmuskelzellen

Medizin am Abend Fazit:  Neue Erkenntnisse zur Herzschwäche

UMG-Herzforscher entwickeln Biosensor zur Darstellung von Herzschwäche in Herzmuskelzellen. Neues Verfahren erlaubt erstmals im In-Vivo-Modell bildliche Darstellung und Messung des Einflusses von Herzschwäche auf Herzmuskelzellen. Veröffentlichung in Nature Communications. 

Mikroskopische Aufnahme einer Herzmuskelzelle mit dem neuen Biosensor. Die vertikalen Streifen zeigen die Lokalisation des Biosensors. Mikroskopische Aufnahme einer Herzmuskelzelle mit dem neuen Biosensor. Die vertikalen Streifen zeigen die Lokalisation des Biosensors. Foto: umg
 
Herzforscher an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) haben neue Erkenntnisse zur Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und deren Behandlungsmöglichkeiten gewonnen. Mit Hilfe eines speziellen Biosensors ist es ihnen erstmals gelungen, Einblicke in die Zellkommunikation und Signalverarbeitung von an Herzschwäche erkrankten Herzmuskelzellen in lebenden Organismen zu erhalten.


Link:  Transfusionsmedizin Zusatzthema Medizin am Abend:


Das neue Verfahren liefert wichtige Informationen darüber, welche molekularen Mechanismen bei Herzschwäche in den Herzmuskelzellen wirken und wie die Prozesse die Zellen verändern. 

Ihre Arbeiten im Sonderforschungsbereich 1002 „Modulatorische Einheiten bei Herzinsuffizienz“ (SFB 1002) an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sind durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Forschungsergebnisse helfen, neue Behandlungsstrategien zu erkennen.
Bestehende medikamentöse Therapien könnten optimiert werden. Die Ergebnisse wurden im April 2015 in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.

Originalveröffentlichung: Julia U. Sprenger, Ruwan K. Perera, Julia H. Steinbrecher, Stephan E. Lehnart, Lars S. Maier, Gerd Hasenfuss & Viacheslav O. Nikolaev: In vivo model with targeted cAMP biosensor reveals changes in receptor–microdomain communication in cardiac disease. Nature Communications 6, Article number: 6965 doi:10.1038/ncomms7965.

Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist eine der häufigsten Erkrankungen in Europa.

In den letzten zehn Jahren konnten keine grundlegend neuen Therapieverfahren für die Herzschwäche entwickelt werden. Die Lebenserwartung erkrankter Patienten ist deutlich reduziert. Seit 2012 forschen Göttinger Wissenschaftler im Sonderforschungsbereich 1002 „Modulatorische Einheiten bei Herzinsuffizienz“ (SFB 1002) nach innovativen Verfahren für die Behandlung von Herzschwäche.

Bisher wurden spezielle Biosensoren zur Messung und Darstellung von molekularen Prozessen in einzelnen Herzmuskelzellen nur im Reagenzglas eingesetzt. Ob solche Biosensoren überhaupt in einem sogenannten In-Vivo-Model, d.h. im lebendigen Organismus, eingesetzt werden können, war unklar. Die Göttinger Herzforscher konnten zeigen, dass dies möglich ist.

Damit sind die Auswirkungen von Herzschwäche auf die kleinsten Funktionseinheiten, der Herzmuskelzellen, die sogenannten Mikrodomänen, erstmals im lebendigen Organismus bildlich darstellbar und messbar.

Vorteil des neuen Verfahrens ist, dass die Messungen in direkt entnommenen lebenden Zellen erfolgen können. Für bisherige Verfahren mussten die Zellen über mehrere Tage unter künstlichen Bedingungen im Labor kultiviert werden. Dies hatte bei den Messungen zu unerwünschten Artefakten geführt, Zellen starben oder veränderten sich in ihrer Form und Struktur.

„Bisher konnten wir nicht mit Gewissheit sagen, wie die Zellkommunikation bei Herzschwäche im lebendigen Organismus beeinträchtigt wird. Nun haben wir die Möglichkeit, diese Prozesse genau unter die Lupe zu nehmen. Wenn wir wissen, was defekt ist, dann können wir es auch besser therapieren“, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Sprecher des Sonderforschungsbereiches 1002 „Modulatorische Einheiten bei Herzinsuffizienz“ (SFB 1002) und Vorsitzender des Herzzentrums der UMG.

cAMP SENSIBLER BIOSENSOR ENTWICKELT

Mit ihrem eigens entwickelten, neuartigen „Biosensor“ setzen die Göttinger Herzforscher bei einem wichtigen Botenstoff in den Mikrodomänen der Herzmuskelzellen an:

Der Botenstoff cAMP aktiviert bestimmte Proteine, die die Kontraktion der Herzzellen verstärken. Kommt es hier zu Störungen, führt dies zur verminderten Schlagkraft des Herzens und zu Herzrhythmusstörungen. Beide Phänomene führen zu Problemen für Herzschwächepatienten. Über eine Messung der cAMP-Konzentration in den Herzmuskelzellen sind Rückschlüsse über die molekularen Prozesse in den Zellen möglich.

Der neu entwickelte Biosensor ist ein genetisches Konstrukt, das aus zwei Leuchtproteinen mit einer cAMP-Bindestelle in der Mitte besteht. Erhöht sich die cAMP-Konzentration in den Zellen, setzen sich die cAMP-Moleküle an die Bindestelle des Biosensors. Dadurch ändern sich Struktur und Fluoreszenzeigenschaften des Biosensors. Mithilfe von Mikroskopie in hoher subzellularer Auflösung konnten die Wissenschaftler die Mikrodomänen der Herzmuskelzellen erkennen und die Veränderungen in den Zellen messen.  

Dabei fanden sie heraus, dass bei einer Herzschwäche die Signalleitung in den Herzmuskelzellen von den ß1-Rezeptoren in den Membranen hin zu den Mikrodomänen durch das Enzym Phosphodiesterase (PDE) gestört ist.

Anders als in gesunden Herzzellen werden die Signale nicht mehr gerichtet zu den mit Calciumpumpen des sarcoplasmatischen Reticulums assoziierten Mikrodomänen transportiert, sondern sie verlaufen deutlich diffuser.

NEUE THERAPIETARGETS BEI HERZSCHWÄCHE

Bei Herzschwäche ist die Kommunikation zwischen Mikrodomänen und Membranrezeptoren gestört. Um die Herzschwäche zu behandeln, muss die Zellkommunikation wieder hergestellt werden. Das neue Verfahren ermöglicht Einblicke in diese Prozesse und hilft diese zu verstehen. Daraus ergeben sich mögliche Verbesserungen für bereits vorhandene Therapien, wie z.B. die Betablockertherapie oder die Therapie mit Phosphodiesterasen-Hemmer-Therapie (PDE-Hemmer-Therapie). Auch potentielle neue Medikamententargets (Wirkstoff-Zielverbindungen) können nun besser ausgelotet werden. Viele Formen der Phosphodiesterase, einem Enzym, das bei der Herzschwäche eine wichtige Rolle spielt, und deren genaue Wirkweise in Zusammenhang mit den cAMP Mikrodomänen sind noch nicht im kleinsten Detail erforscht. Diese wollen die Forscher als Nächstes genauer untersuchen.

Seit 2012 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den Sonderforschungsbereich 1002 „Modulatorische Einheiten bei Herzinsuffizienz“ (SFB 1002) unter der Leitung der Universitätsmedizin Göttingen mit über zehn Millionen Euro für zunächst vier Jahre. Ziel des SFB 1002 ist es, innovative Verfahren für die Therapie der Herzinsuffizienz zu entwickeln. Dazu gehören neue Therapien gegen Pumpschwäche und Arrhythmien. Neue Verfahren sollen durch die Identifizierung von spezifischen lokalisierten Therapietargets ermöglicht werden. Im SFB 1002 arbeiten sieben Einrichtungen der Universitätsmedizin Göttingen und das „Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation“ sowie das „Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie“ zusammen. Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen und des Herzforschungszentrums, ist der Sprecher des SFB 1002.

Gemeinsame  Forschung  an Therapien der Herzschwäche: Vorstände und Teilprojektleiter des Sonderforschungsbereichs 1002.
Gemeinsame Forschung an Therapien der Herzschwäche: Vorstände und Teilprojektleiter des Sonderforschungsbereichs 1002. Foto: umg/Da Silva


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Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Herzzentrum Göttingen
Dr. Julia Sprenger, Telefon 0551 / 39-10965
julia.sprenger@med.uni-goettingen.de
www.herzzentrum-goettingen.de
Stefan Weller Universitätsmedizin Göttingen - Georg-August-Universität

Terminhinweis: Erkrankung Amyloidose -Amyloidose-Zentrum Heidelberg

Medizin am Abend Fazit:  Leben mit der seltenen Erkrankung Amyloidose

Am 5. Juli 2015 veranstaltet das Universitätsklinikum Heidelberg erstmals einen Patiententag zu Amyloidose / Patienten und Angehörige sind herzlich zu informativen Vorträgen, Austausch und Diskussion eingeladen 
 
Bei der seltenen Erkrankung Amyloidose verursachen fehlerhaft geformte Eiweiße schwere Organschäden. Häufig dauert es lange, bis die Erkrankung diagnostiziert wird und die Patienten eine passende Therapie und Beratung erhalten.

Am 5. Juli 2015 haben Betroffene und ihre Angehörigen beim ersten Patiententag des Amyloidose-Zentrums am Universitätsklinikum Heidelberg ausführlich Gelegenheit, den Experten Fragen zu stellen, Probleme zu diskutieren und sich mit anderen Erkrankten auszutauschen. Im Anschluss an Kurzvorträge zu Entstehung, Diagnostik und Therapie gibt es Diskussionsforen zu den verschiedenen Ausprägungen der Erkrankung. Die Veranstaltung beginnt um 9 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg und endet gegen 15 Uhr. Eine Anmeldung ist bis zum 25. Juni möglich.

„Wir hoffen, mit unserem Patiententag Betroffenen ein Stück weit dabei zu helfen, die Therapie besser zu verstehen und ihren Alltag mit der meist schweren Erkrankung zu meistern“, sagt Privatdozent Dr. Stefan Schönland, Abteilung für Hämatologie und Onkologie (Medizinische Klinik V, Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Anthony D. Ho), der gemeinsam mit Privatdozentin Dr. Ute Hegenbart die Amyloidose-Ambulanz der Klinik leitet. „Zudem ist es uns ein Anliegen, auf diese seltenen Erkrankungen aufmerksam zu machen, die meistens sehr lange nicht erkannt werden und dann in der Regel schwer zu behandeln sind.“


Bei Amyloidosen lagern sich fehlerhaft geformte, körpereigene Proteine als sogenanntes Amyloid in verschiedenen Organen ab und schädigen diese auf Dauer. Herzversagen, ein Funktionsverlust der Nieren, der Leber oder Schäden am Nervensystem sind die häufigsten Folgen.

Selbst wenn es Ärzten gelingt, die Ursache der Erkrankung – das können eine Knochenmarkserkrankung, chronische Entzündungen wie bei Rheuma oder vererbte Proteindefekte in einzelnen Organen, z.B. der Leber, sein – auszuschalten, fehlt es derzeit noch an Möglichkeiten, das bereits vorhandene Amyloid wieder aus den Organen zu lösen.

Da der Körper selbst das Eiweiß nur in geringen Mengen abbaut, können sich Herz und andere Organe nur langsam erholen und bedürfen zusätzlicher unterstützender Therapien.

Medizin am Abend Hinweis: Im Amyloidose-Zentrum Heidelberg werden Patienten aus ganz Deutschland betreut

Im Amyloidose-Zentrum Heidelberg arbeiten Experten von zwölf Fachrichtungen eng zusammen, um gemeinsam eine optimale Diagnostik und Therapie anbieten zu können.

Der Erfolg dieses Konzepts zeigt sich in einer stetig steigenden Anzahl an Patienten aus ganz Deutschland: Mehr als 800 Patienten lassen sich zurzeit in Heidelberg behandeln, jährlich stellen sich rund 400 Patienten neu vor.

Damit ist das Heidelberger Zentrum führend in Deutschland.

Patienten mit der häufigsten Amyloidoseform, der Leichtketten-Amyloidose, die auf eine Knochenmarkerkrankung zurückgeht, profitieren u.a. von der mehr als 25-jährigen Erfahrung der Klinik mit Stammzelltransplantationen. Das Zentrum ist zudem eingegliedert in das Zentrum für Seltene Erkrankungen Heidelberg (Sprecher: Professor Dr. Georg F. Hoffmann). Hauptanlaufpunkt für Patienten ist die Amyloidose-Ambulanz; von hier aus erfolgt die Koordination mit den anderen Fachdisziplinen.

Darüber hinaus nutzen sowohl Patienten als auch Ärzte sehr rege das Beratungsangebot per Telefon und E-Mail.

Der Patiententag zu Amyloidose findet im Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg statt.
Der Patiententag zu Amyloidose findet im Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg statt. Universitätsklinikum Heidelberg



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Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Schönland
Priv.-Doz. Dr. med. Ute Hegenbart
Amyloidose Ambulanz
Medizinische Universitätsklinik V
Universitätsklinikum Heidelberg
Tel.: 06221 56-8009
E-Mail: stefan.schoenland@med.uni-heidelberg.de
E-Mail: ute.hegenbart@med.uni-heidelberg.de
Julia Bird Universitätsklinikum Heidelberg

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen für Medizin am Abend international Beteiligte:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Startseite-Amyloidose-Zentrum.117180.0.htm... Amyloidose-Zentrum Heidelberg

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Zentrum-fuer-Seltene-Erkrankungen.119129.0... Zentrum für Seltene Erkrankungen Universitätsmedizin Heidelberg