Charité - Universitätsmedizin Berlin: Eröffnung der Interdisziplinären Onkologischen Portalambulanz http://opa.charite.de/

Medizin am Abend Fazit:  Charité bündelt Krebs-Expertise


Die Charité – Universitätsmedizin Berlin eröffnet jetzt am Campus Charité Mitte die Interdisziplinäre Onkologische Portalambulanz. Mit dieser zentralen Anlaufstelle für ambulante Krebspatienten bündelt die Uniklinik ihre Expertise in der Krebsmedizin noch stärker. Ziel ist es, die fächerübergreife Behandlung auch im ambulanten Bereich noch weiter zu verbessern. In der Portalambulanz werden alle hämatologischen und onkologischen Krankheitsbilder diagnostiziert und behandelt.

Für eine optimale Therapie braucht es die Expertise aller diagnostischen und therapeutischen Fächer. In interdisziplinären Tumorkonferenzen besprechen die Experten die optimale Therapie für die einzelnen Patienten.

Für die Betroffenen werden sich auch die Wege verkürzen. 

„Alle Spezialsprechstunden befinden sich jetzt an einem Ort.

So erleichtern wir die fächerübergreifende Zusammenarbeit für alle Beteiligten: Beispielsweise wird ein Patient mit Darmkrebs nach entsprechend spezialisierter Diagnostik durch die Gastroenterologen, Radiologen und Pathologen von den Experten der Chirurgie, der internistischen Onkologie und eventuell auch der Strahlentherapie gemeinsam behandelt.

In der Portalambulanz planen und koordinieren wir die bestmögliche ganzheitliche und auch leitliniengerechte Therapie der Patienten“, sagt Dr. Bert Hildebrandt, Leiter der Interdisziplinären Onkologischen Portalambulanz. Zudem erhalten die Betroffenen und deren Angehörige psychologische Beratung sowie weitere unterstützende Angebote.

Für Patienten anderer Kliniken oder Praxen bietet die Ambulanz die zeitnahe Einholung einer ärztlichen Zweitmeinung an.

Die Interdisziplinäre Onkologische Portalambulanz wird im Rahmen eines Symposiums am Mittwoch, den 17. Juni von 16 bis 18.30 Uhr am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 (Geländeadresse: Virchowweg 6) in 10117 Berlin feierlich eröffnet.

Die Veranstaltung ist für Fach- und Laienpublikum geeignet.

Medizin am Abend DirektKontakt:   http://opa.charite.de/

Dr. med. Bert Hildebrandt
Leiter der Interdisziplinären Onkologischen Portalambulanz
Charité Comprehensive Cancer Center
Medizinische Klinik und Poliklinik mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie
Campus Charité Mitte
t: +49 30 450 513 102

Frage: Thymische B-Zellen - na gibts denn so etwas?

Medizin am Abend Fazit:  Immunologie - Neue Funktion von B-Zellen entdeckt

 

360° Medizin am Abend SpezialLink: GKV-Versorgungsstärkungsgesetz 

 

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/040/1804095.pdf 

 

Die klassische Funktion von B-Zellen ist die Antikörper-Produktion. LMU-Forscher haben nun eine bislang unbekannte Rolle dieser Immunzellen nachgewiesen: In der Thymusdrüse treiben sie unerwünschte T-Zellen in den Zelltod und verhindern damit Autoimmunerkrankungen. 
 
B- und T-Zellen sind die Soldaten des Immunsystems. Während B-Zellen Antikörper gegen Krankheitserreger produzieren, können T-Zellen Angreifer oder infizierte Zellen vernichten. Ein Team um den LMU-Immunologen Professor Ludger Klein hat jetzt eine neue Funktion der B-Zellen entdeckt: Sie setzen in der Thymusdrüse potenziell gefährliche T-Zellen außer Gefecht, damit diese nicht körpereigene Strukturen angreifen. Darüber berichten die Forscher aktuell in der Fachzeitschrift Immunity.

T-Zellen tragen Rezeptoren auf ihrer Oberfläche, mit denen sie Strukturen von Fremdkörpern erkennen. Mit diesen individuellen Rezeptoren werden sie quasi per Zufallsprinzip ausgestattet, wenn sie in der Thymusdrüse heranreifen. Dank dieser Vielfalt kann das Immunsystem auf nahezu jeden Krankheitserreger reagieren.  

Haben T-Zellen aber einen Rezeptor bekommen, mit dem sie körpereigene Strukturen erkennen, besteht die Gefahr, dass sie sich gegen den eigenen Körper richten und Autoimmunerkrankungen auslösen wie Multiple Sklerose oder Typ 1 Diabetes. Damit das nicht passiert, müssen solche autoreaktiven T-Zellen vernichtet werden, bevor sie die Thymusdrüse verlassen.

T-Zellen erkennen körpereigene und -fremde Strukturen nicht direkt, sondern über den Umweg von sogenannten antigen-präsentierenden Zellen.

In der Thymusdrüse gibt es antigen-präsentierende Zellen, die darauf spezialisiert sind, körpereigene Strukturen für T-Zellen sichtbar zu machen und sie so in den Zelltod zu treiben.

 „Wir konnten bereits in früheren Untersuchungen zeigen, dass dafür ein spezialisierter Zelltyp eine wichtige Rolle spielt: die medullären Epithelzellen. Sie produzieren sämtliche körpereigenen Strukturen und präsentieren diese den T-Zellen. Gesteuert wird dieses Phänomen durch ein Gen, das Autoimmune Regulator (Aire)Gen“, sagt Ludger Klein. Auf diese Weise wird praktisch ein Spiegelbild aller Proteine des gesamten Körpers in den Thymus hineinprojiziert, sodass gefährliche T Zellen noch während ihrer „Ausbildung“ im Thymus entschärft werden.

Thymische B-Zellen haben besondere Eigenschaften

In der neuen Studie haben die Forscher um den LMU-Immunologen nun entdeckt, dass auch B-Zellen im Thymus das Aire-Gen exprimieren. „Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass B-Zellen möglicherweise ebenso wichtig sind wie medulläre Epithelzellen, um autoreaktive T-Zellen zu eliminieren“, sagt Klein. Ihr Ergebnis widerlegt die bisherige Annahme, dass ausschließlich medulläre Epithelzellen und dendritische Zellen wichtige antigen-präsentierende Zellen im Thymus sind.

Wie die Forscher herausfanden, unterscheiden sich B-Zellen in der Thymusdrüse in mehrerer Hinsicht von B-Zellen in Blut, Milz und Lymphknoten, wo sie sich üblicherweise aufhalten. 

„Thymische B-Zellen zeigen mehrere Eigenschaften, die ansonsten nur für hochspezialisierte antigen-präsentierende Zellen charakteristisch sind“, sagt Klein. Diese Eigenschaften sind das Resultat eines „Umerziehungsprozesses“, den aus dem Blutstrom eingewanderte B Zellen durchlaufen, wenn sie mit T-Zellen im Thymus interagieren.

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher untersuchen, ob eine erblich bedingte verminderte B-Zellfunktion, die bislang nur mit einer verminderten Immunantwort in Verbindung gebracht wurde, paradoxerweise auch Auslöser von T-Zell-vermittelten Autoimmunerkrankungen, also einer Überfunktion des Immunsystems, sein kann.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Professor Ludger Klein
Professor für Zelluläre Immunologie an der LMU
Institute for Immunology der LMU
Tel.: 089 / 2180 75696
E-Mail: ludger.klein@med.uni-muenchen.de
Luise Dirscherl Ludwig-Maximilians-Universität München

Publikation:

Tomoyoshi Yamano, Jelena Nedjic, Maria Hinterberger, Madlen Steinert, Sandra Koser, Sheena Pinto, Norbert Gerdes, Esther Lutgens, Naozumi Ishimaru, Meinrad Busslinger, Benedikt Brors, Bruno Kyewski and Ludger Klein:
Thymic B cells undergo licensing to express and present self antigens for central T cell tolerance
In: Immunity

http://www.cell.com/immunity/abstract/S1074-7613(15)00211-3

Teilbrustbestrahlung (APBI) oder verkürzte Bestrahlung der ganzen Brust

Medizin am Abend Fazit:  DEGRO-Experten erläutern Vorteile:

Jedes Jahr erkranken in Deutschland 75 000 Frauen an Brustkrebs. Das Mammakarzinom ist damit die häufigste Krebserkrankung der Frau. Bei mehr als zwei Drittel der Erkrankten ist eine brusterhaltende Operation möglich. Die anschließende Bestrahlung des Gewebes verhindert Rückfälle und dauerte bislang an die sechs Wochen – eine lange Zeit für die Betroffenen. Deshalb setzen Experten die „Radiotherapie“ jetzt noch gezielter ein. Bei welchen Patientinnen eine verkürzte Bestrahlung der ganzen Brust möglich ist, und bei welchen eine Teilbrustbestrahlung der beste Weg ist, diskutieren Experten am 25. Juni 2015 auf der Pressekonferenz der Radioonkologen in Hamburg. 
 
Nahezu alle Frauen mit Brustkrebs erhalten nach einer brusterhaltenden Operation eine Bestrahlung von Brust und Brustwand, um einen Rückfall der Krebserkrankung im Operationsgebiet und in den angrenzenden Lymphknoten zu verhindern.  

Diese Ganzbrustbestrahlung weicht immer mehr neuen, individuell zugeschnittenen Konzepten: „Lange Zeit hatten wir für alle Patientinnen einen Therapiestandard: Die ganze Brust wurde über fünf bis sechs Wochen bestrahlt“, sagt Professor Frederik Wenz, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Mannheim der DEGRO. Die Therapie ist hocheffektiv, aber für die Patientinnen ist die wochenlange Behandlung eine Belastung. „Heute entwickelt sich die Radiotherapie hin zu personalisierten, individualisierten und risikoadaptierten Konzepten“, erklärt der Strahlentherapeut.

Der Radioonkologe berücksichtigt dabei noch stärker als bisher Art, Lage und Größe des Tumors sowie Alter und Belastbarkeit der Patientin.

Mit einer Computertomographie der Brust als Basis erstellt er ein individuelles Patientenmodell. Ein Medizinphysikexperte errechnet die Dosisverteilung.

Dann beginnt die tägliche, fraktionierte Behandlungsserie für die Patientin: 
An jedem Wochentag wird sie in einer fünf bis zehnminütigen Sitzung mit dem Linearbeschleuniger bestrahlt, einem Gerät in dem Elektronen beschleunigt und in therapeutische Röntgenstrahlen mit hoher Energie umgewandelt werden, um dann gezielt auf den Tumor gelenkt zu werden.

„Strahlenbiologische Gesetzmäßigkeiten halfen dabei, eine Strategie zu entwickeln, mit der sich die Behandlungsdauer für die Patientinnen bei gleich gutem Ergebnis verkürzen ließ“, berichtet Professor Dr. med. Cordula Petersen, Tagungspräsidentin der DEGRO.

Die Strahlen erzeugen Brüche im Erbgut der Krebszellen und verhindern so, dass diese sich weiter teilen. Doch ein Teil der Zellen kann sich wieder erholen. „Deren Anteil verringert sich, wenn wir mit höheren Einzeldosen bei gleichzeitig reduzierter Gesamtdosis bestrahlen“, so die Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Studien aus Großbritannien, Kanada und Dänemark zeigen, dass durch diese sogenannte Hypofraktionierung die Behandlungszeit bei gleicher Heilungschance von den herkömmlichen fünf bis sechs Wochen auf drei bis vier Wochen reduziert werden kann

Da sich ein Rückfall in einer behandelten Brust meist am Ort des ursprünglichen Tumors entwickelt, bestrahlen Radioonkologen bei einigen Patientinnen heute nur noch Teile der Brust. Professor Wenz:

 „Das verringert die Belastung für das gesunde Gewebe. Zudem wird auch hier die Therapiezeit wesentlich verkürzt.“ Diese beschleunigte Teilbrustbestrahlung, auch „Accelerated Partial Breast Irradiation“ (APBI) genannt, findet bei manchen Patientinnen schon während der Tumoroperation statt.

Aktuelle Studien zeigen, dass hiervon vor allem Patientinnen über 70 Jahre profitieren, die einen kleinen Tumor haben.

Tagungspräsidentin Petersen bilanziert: „Für unsere Patientinnen sind die neuen Bestrahlungstechniken und die individualisierten Konzepte von Vorteil, denn wir verkürzen die Dauer der Behandlung bei gleichguten Ergebnissen und teilweise sogar noch geringeren Nebenwirkungen.“

Literatur:
Professor Dr. med. Frederik Wenz: Redemanuskript der DEGRO-Pressekonferenz vom 25. Juni 2015


Streitgespräch

S02 - Kontroversen in der Therapie des Mammakarzinoms: Therapie bei axillären Lymphknotenmetastasen, Hypofraktionierung
Vorsitz: W. Budach (Düsseldorf), M.-L. Sautter-Bihl (Karlsruhe)
Termin: Freitag, 26. Juni 2015, 10:45 bis 12:15 Uhr
Ort: CCH – Congress Center Hamburg, Saal 2
Anschrift: Marseiller Straße, 20355 Hamburg

Vortragssitzung
V11 - Mammakarzinom & Gynäkologische Tumoren
Vorsitz: S.U. Pigorsch (München), D. Krug (Heidelberg), F. Würschmidt (Hamburg)
Termin: Sonntag, 28. Juni 2015, 10:00 bis 11:30 Uhr
Ort: CCH – Congress Center Hamburg, Saal 6
Anschrift: Marseiller Straße, 20355 Hamburg

Weitere Informationen zur Tagung und das wissenschaftliche Programm finden Sie im Internet unter http://www.degro.org/degro2015.


Medizin am Abend Direkt: Zur Strahlentherapie:

Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen.

Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.


Medizin am Abend DirektKontakt:

Wolfgang Müller M.A.
Geschäftsführer
Telefon: 0211/312828
Fax: 0211/316819
E-Mail-Adresse: w.mueller@awmf.org

Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V.
Dagmar Arnold / Stefanie Schweigert
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 8931-380/-649
arnold@medizinkommunikation.org
schweigert@medizinkommunikation.org

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
 

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.degro.org/degro2015

360° Freitag-TOP-Thema: Wachkoma häufig falsch diagnostiziert - reaktionslosen Wachheit (SRW)

Medizin am Abend Fazit:

Rund 40 Prozent aller Wachkoma-Patienten sind bei minimalem Bewusstsein, ohne dass Angehörige und Ärzte dies erkennen und werden daher häufig nicht ausreichend therapiert

Derzeit prognostizieren Ärzte den Bewusstseinszustand mithilfe einer komplexen Skala, die unter anderem visuelle und motorische Funktionen erfasst. 

Dieser Goldstandard wird aber noch zu selten angewendet, bemängeln Experten der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN). Zudem könnten neurophysiologische Methoden dieses Verfahren ergänzen, um Patienten mit einem minimalen Bewusstsein sicher zu identifizieren, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. 
 
Zirka 1 500 bis 5 000 Wachkoma Patienten leben in Deutschland. Experten sprechen vom Syndrom der reaktionslosen Wachheit (SRW). Nach einer schweren Hirnschädigung öffnen sie wieder die Augen, lassen aber weder Bewusstsein noch Kontaktfähigkeit erkennen. Zeigen solche Patienten bewusste Wahrnehmungen, zum Beispiel gezielte Augenbewegungen, befinden sie sich nicht mehr im Wachkoma, sondern im sogenannten minimalen Bewusstseinszustand, auch Syndrom des minimalen Bewusstseins (SMB) genannt. In der derzeitigen klinischen Versorgungsrealität sei die Abgrenzung zwischen Wachkoma und SMB jedoch schwierig, sagt der DGKN-Experte Dr. med. Andreas Bender vom Therapiezentrum Burgau.

 „Studien belegen eine hohe Rate an Fehldiagnosen von bis zu 40 Prozent.“

Für die Therapie könne diese Fehldiagnose schwerwiegende Folgen haben. „Wir vermuten, dass viele SMB-Patienten, die für Wachkoma-Patienten gehalten werden, unter der fehlenden persönlichen Ansprache leiden“, so Bender.

Einige werden daher verfrüht palliativ behandelt. „Die Ärzte versuchen nur noch das Leiden des vermeintlichen Wachkoma-Patienten zu reduzieren, anstatt sämtliche therapeutischen Möglichkeiten auszuschöpfen“, kritisiert der DGKN-Experte.

Mit der aktuellen Metastudie zeigt das Forscherteam um Bender, dass elektrophysiologische Verfahren solche Fehldiagnosen reduzieren können.

Für die Analyse hatten die Neurophysiologen 20 klinische Studien mit 436 Wachkoma- und 470 SMB-Patienten ausgewertet, deren Hirnaktivität unter anderem mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) und quantitativer Elektroenzephalographie (qEEG) gemessen worden war.

Beide Methoden zeigen, ob Patienten sich bestimmte Bewegungen, etwa Tennisspielen, vorstellen können, wenn man sie dazu auffordert. Sowohl in den fMRT- als auch in den EEG-basierten Studien konnten 10 bis 24 Prozent der Wachkoma-Patienten solche Aufgaben befolgen. Diese Patienten wären also nicht als Wachkomapatienten, sondern als SMB-Patienten mit wenigstens partiell erhaltenem Bewusstsein einzustufen und zwar trotz der gründlichen standardisierten Untersuchung.

„Mit dem derzeitigen Goldstandard für die Wachkoma-Diagnose, der sogenannten revidierten Coma Recovery Scale (CRS-R), lassen sich solche Bewegungsvorstellungen nicht nachweisen“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Straube vom Klinikum der Universität München die Ursache der Fehldiagnosen.

Denn die CRS-R erfordert, dass Patienten sich tatsächlich bewegen. Dennoch bleibt diese klinische Einstufung derzeit der Goldstandard der Diagnostik.

„Es gibt aber auch Patienten, die zwar bei Bewusstsein sind, aber keinen Zugriff auf ihr motorisches System haben“, so Bender.

Besser geeignet seien für diese Patienten möglicherweise neurophysiologische Verfahren. „Am genauesten konnte der Bewusstseinszustand mit dem qEEG erkannt werden“, erklärt der DGKN-Experte die aktuellen Ergebnisse.

Um diese Methode korrekt anzuwenden, bedarf es jedoch einer speziellen Ausbildung. 

Die DGKN bietet eine EEG-Fortbildung an, die als Basis für die Anwendung des qEEG gilt Die nächste schriftliche EEG-Prüfung findet am 31. Oktober 2015 statt.


Quelle:
Bender et al. „Wachkoma und minimaler Bewusstseinszustand: Systematisches Review und Metaanalyse zu diagnostischen Verfahren“, Dtsch Arztebl Int 2015; 112(14): 235-42; DOI: 10.3238/arztebl.2015.0235: http://www.aerzteblatt.de/archiv/169015/Wachkoma-und-minimaler-Bewusstseinszusta...

weitere Informationen:

EEG-Prüfung der DGKN: http://www.dgkn.de/aktuelles/termine/
revidierte Coma Recovery Scale (CRS-R):

http://www.coma.ulg.ac.be/medical/chronic.html


Medizin am Abend DirektKontakt 

http://www.dgkn.de/richtlinien/eeg/

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Kathrin Gießelmann
DGKN
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70451 Stuttgart

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