Pionier der Zöliakieforschung

Medizin am Abend Fazit:  Univ.-Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan mit internationalem Preis für Zöliakie ausgezeichnet

Direktor des Instituts für Translationale Immunologie der Universitätsmedizin Mainz als Pionier der Zöliakieforschung gewürdigt 

Univ.-Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan hat den „Maki Celiac Disease“-Tampere Preis erhalten
Univ.-Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan hat den „Maki Celiac Disease“-Tampere Preis erhalten Peter Pulkowski, Universitätsmedizin Mainz
 
Univ.-Prof. Dr. Dr. Detlef Schuppan hat den erstmals von der Universität Tampere in Finnland vergebenen „Maki Celiac Disease“-Tampere Preis erhalten. Dem in Essen geborenen Gastroenterologen sei 1997 der Durchbruch in der Zöliakieforschung gelungen, begründete die Jury ihre Entscheidung.
Professor Schuppan hatte 1997 mit seiner damaligen Arbeitsgruppe an der Freien Universität Berlin die Gewebetransglutaminase (TG2) als letzten großen Meilenstein in der Pathogenese, Diagnose und Behandlung der Zöliakie identifiziert.


Die Zöliakie ist eine entzündliche Erkrankung des Dünndarms, die durch Glutenproteine in Weizen, Roggen und Gerste ausgelöst wird und unbehandelt zu schweren Mangelerscheinungen, einigen sonst seltenen Tumorerkrankungen und einer Reihe von Autoimmunerkrankungen führen kann.

In Deutschland leiden cirka 0,9 Prozent der Bevölkerung an einer meist unerkannten Zöliakie.

Die Basistherapie ist eine strikt glutenfreie Diät, die schwer einzuhalten ist, da sich Gluten in fast allen verfeinerten Nahrungsmitteln findet.

Als die anderen beiden Meilensteine gelten die Entdeckung von Gluten als Auslöser der Zöliakie durch den holländischen Pädiater Willem Dicke in den 1940er Jahren und des HLA Gewebetyps DQ2 oder DQ8 (HLA meint Humanes Leukozytenantigen und bezeichnet eine Gruppe menschlicher Gene, die zentral ist für die Funktion des Immunsystems) in den 1970er Jahren. HLA gilt seitdem als bedeutende genetische Veranlagung für die Entwicklung einer Zöliakie.

Die Erkenntnis von Professor Schuppan, dass TG2 das Autoantigen der Zöliakie ist, hat zu einem Paradigmenwechsel in der Immunologie geführt. Denn er fand heraus, dass das körpereigene Enzym aufgenommenes Gluten enzymatisch so verändert, dass es besser an die HLA-Moleküle DQ2 oder DQ8 der Zöliakie-Patienten bindet und damit eine stärkere Immunreaktion im Darm auslöst.

Damit gilt die Zöliakie als am besten charakterisierte Autoimmunerkrankung, bei der ein definierter äußerer Auslöser (Gluten aus der Nahrung) durch ein körpereigenes Enzym und auf der Basis einer genetischen Veranlagung eine chronische Entzündung auslöst. Ähnliche Mechanismen werden bei anderen Autoimmunerkrankungen vermutet, sind aber bisher noch nicht eindeutig identifiziert worden.

Die Jury der Universität Tampere nahm diese Entdeckung zum Anlass, den mit 15.000 Euro dotierten Preis an den Mainzer Gastroenterologen zu verleihen. Der Preis wurde im Rahmen einer Festveranstaltung zur Verabschiedung von Prof. Markku Mäki, einem der weltweit renommiertesten Forscher auf dem Gebiet der Zöliakie, von der Universität Tampere vergeben.

Prof. Schuppan ist Leiter des Instituts für Translationale Immunologie der Universitätsmedizin Mainz und Professor an der Harvard Medical School in Boston, USA. Seine Publikationen wurden mehr als 18.000mal zitiert. Er ist einer der führenden deutschen Wissenschaftler in der Gastroenterologie, der unter anderem für seine Forschungsarbeiten bezogen auf die Zöliakie, die Weizensensitivität und Nahrungsmittelallergien bekannt ist.

Hier betreut er auch, deutschlandweit einmalig, Patienten mit diesen oft komplexen Krankheitsbildern. Außerdem beschäftigt er sich mit der Immunologie und Molekularbiologie von chronischen Lebererkrankungen, Leber- und anderen Organfibrosen, Autoimmunerkrankungen und soliden Tumoren.

Der Name des „Maki Celiac Disease Tampere Prize“ leitet sich neben der Identität des Namensgebers von “multiple approach as key in celiac disease“ ab und wurde am 17. April 2015 das erste Mal vergeben. In Zukunft wird der Preis in Tampere alle zwei Jahre auf einem internationalen Symposium für Zöliakie verliehen werden. Dieses Symposium organisieren die Universität Tampere und die finnische Zöliakiegesellschaft.


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Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

360° Mittwochmorgen: Langschläfer werden häufiger betrogen

Medizin am Abend Fazit:  Tagesrhythmus beeinflusst Vaterschaften

Spätes Aufstehen ist gemütlicher, aber es verringert auch den Fortpflanzungserfolg – zumindest wenn man eine Kohlmeise ist. Forscher vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen und Radolfzell haben zusammen mit Kollegen aus den Vereinigten Staaten nämlich herausgefunden, dass Kohlmeisen, die später als ihre Artgenossen aufstehen, öfter von ihren Weibchen betrogen werden. Die Ergebnisse bringen neue Erkenntnisse für das Verständnis der Evolution der inneren Uhr. 

Kohlmeise mit Sender. Kohlmeise mit Sender. Timothy Greives
 
Fast alle Lebewesen, von einfachen Mikroben bis zu Menschen, haben einen Tagesrhythmus, der von einer inneren Uhr gesteuert wird.

Diese sogenannten circadianen Rhythmen sind ungefähr 24 Stunden lang und helfen den Organismen, sich auf regelmäßige Änderungen ihrer Umgebung, wie beispielsweise den Sonnenuntergang, vorzubereiten. 

Diese Tagesrhythmen könnten auch einen Einfluss auf das Überleben und den Fortpflanzungserfolg haben.

Trotzdem weiß man erstaunlich wenig, wie sich die Änderungen im Verhalten und der Physiologie auf die Fitness auswirken.

Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und Seewiesen haben nun zusammen mit Kollegen der North Dakota State University bei Kohlmeisen (Parus major) den Einfluss der inneren Uhr auf den Fortpflanzungserfolg untersucht. Diese Art lässt sich gut untersuchen, da sie in Nistkästen brüten. Um festzustellen, wann die Tiere morgens aufwachen, versahen die Forscher die männlichen Tiere mit Minisendern und schoben ihnen ein kleines Implantat unter die Haut. Ein Teil der Implantate enthielt Melatonin, ein Hormon, das wichtig für die Regulierung der inneren Uhr ist. Nach dem Schlupf der Jungen nahmen die Forscher eine Blutprobe, um die Vaterschaften zu bestimmen.

Vögel, die ein Melatonin-Implantat erhalten hatten, wachten etwas später auf. Sie wurden öfter von ihrem Weibchen betrogen, so dass viele Jungen in ihrem Nest von anderen Männchen gezeugt wurden.

Anstatt also früh wach zu sein und das Weibchen gegen Konkurrenten zu verteidigen, schliefen sie noch tief und fest.

“Diese Ergebnisse zeigen, dass verzögerte morgendliche Aktivität die biologische Fitness eines Singvogel-Männchens reduzieren kann, da sie öfter betrogen werden.

Somit kann die sexuelle Selektion, zusätzlich zur natürlichen Selektion, die Tagesrhythmik bei freilebenden Tieren beeinflussen“, sagt Timothy Greives, Erstautor der Studie.


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Dr. Stefan Leitner Max-Planck-Institut für Ornithologie


Weitere Informationen:
http://orn.iwww.mpg.de/3574832/news_publication_9259165?c=2162

360° TOP-Thema: Neue Erkenntnisse zu Todesrezeptoren bei Krebszellen / Bauchspeicheldrüsenkrebs

Medizin am Abend Fazit:  Versteckter Sicherheitsschalter: 

Neue Erkenntnisse zu Todesrezeptoren bei Krebszellen

Ein besseres molekulares Verständnis der Rolle von sogenannten Todesrezeptoren in der Krebsentstehung, die insbesondere Bauchspeicheldrüsenkrebs besonders aggressiv und fast immer tödlich verlaufen lassen – das ist das Ziel von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Institut für Experimentelle Tumorforschung an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). 

Gökhan Alp und Prof. Dr. Anna Trauzold bereiten Zellpräparationen für eine Studie vor.
Gökhan Alp und Prof. Dr. Anna Trauzold bereiten Zellpräparationen für eine Studie vor. Christian Urban, CAU
 
Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Professorin Anna Trauzold und Professor Holger Kalthoff beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit diesen Todesrezeptoren, die in fast allen Körperzellen und prinzipiell auch in Krebszellen für das kontrollierte Absterben der Zelle, den programmierten Zelltod, sorgen können.

Dieses Selbstmordprogramm wird typischerweise über Rezeptoren auf der Zellmembran ausgelöst.

Krebszellen haben jedoch vielfältige Mechanismen entwickelt, mit denen sie dieses Programm umgehen können.  

Ein körpereigener Sicherheitsschalter wird so gewissermaßen ausgeschaltet und es entstehen Resistenzen gegenüber Chemotherapeutika oder Bestrahlung.

Die Kieler Arbeitsgruppe konnte jüngst neue Erkenntnisse über die Mechanismen gewinnen, mit denen Todesrezeptoren in Krebszellen zu beschleunigten bösartigen Krankheitsverläufen beitragen: „Wir konnten nachweisen, warum Todesrezeptoren paradoxerweise bei vielen Krebszellen gehäuft vorkommen und wie die Umprogrammierung der Todesrezeptoren in der Zelle bewerkstelligt wird“, erklärt Trauzold die neuesten Erkenntnisse.

Rezeptoren für den programmierten Zelltod sind Oberflächenmoleküle auf der Membran von Krebszellen wie beispielsweise das Molekül CD95 oder die Moleküle der TRAIL-R-Gruppe.

In Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen der Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, konnte die Forschungsgruppe jetzt überzeugend nachweisen, dass Bauchspeicheldrüsenkrebszellen die Signale dieser Rezeptoren umprogrammieren können.  

Statt des erwünschten Zelltodprogramms initiieren sie dann einen alternativen zellbiologischen Mechanismus. Der Schutzschalter der Zelle wird also in seiner eigentlichen Funktion deaktiviert und sorgt stattdessen im Gegenteil für eine aggressive Ausbreitung der Krebserkrankung.

„In der klinischen Krebsforschung gelten die Rezeptoren TRAIL-R1 und TRAIL-R2 eigentlich als vielversprechende Therapieansätze, weil der zugehörige Botenstoff prinzipiell Krebszellen gut abtöten kann und normale Körperzellen nicht schädigt“, sagt Kalthoff.

In diesem Zusammenhang sei die Wirkung des defekten Sicherheitsschalters allerdings besonders fatal, da eine Behandlung mit TRAIL-Liganden dann eine starke gegenteilige Wirkung entfaltet und zur beschleunigten Ausbreitung des Tumors führen kann.

Dazu passt die Beobachtung der Kieler Forschenden, dass Bauchspeicheldrüsenkrebszellen diesen Botenstoff häufig selbst produzieren, sich also selbst stimulieren.

Eine wichtige Rolle in dieser Umprogrammierung der Todesrezeptoren spielt die genaue Verteilung der Todesrezeptoren. 

Analysen der Kieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass diese Moleküle oft nicht auf der Zellmembran positioniert sind, wo sie in normalerweise für die Auslösung des Zelltodes sorgen.

Stattdessen befinden sie sich im Zellkern der Krebszelle und kommen dort gehäuft vor. Dies konnte die Arbeitsgruppe bereits 2014 in der anerkannten internationalen Fachzeitschrift Gastroentorology zeigen.  

Dort bewirken sie dann verschiedene zum Zelltodprogramm alternative Prozesse, deren Ergebnis ein verstärktes Wachstum und eine verstärkte Wanderung der Krebszellen ist.

In einer aktuellen Veröffentlichung im Fachmagazin Cancer Cell im April diesen Jahres konnten die Kieler Forschenden zusammen mit der Arbeitsgruppe von Professor Henning Walczak vom University College in London nun zeigen, dass der TRAIL-Rezeptor bei seinen unerwünschten Aktivitäten Unterstützung von einem seit langem bekannten Krebsgen bekommt: 

Bei vielen bösartigen Tumoren und in fast allen Bauspeicheldrüsenkrebszellen liegt eine Mutation des sogenannten KRAS-Gens vor.

Es kooperiert mit dem Todesrezeptor so, dass dieser sein Programm von der Einleitung des Zelltodes hin zu Wachstum und Ausbreitung von Krebszellen abändert – auch wenn sich der Todesrezeptor an der „richtigen“ Stelle auf der Zellmembran befindet.

„Unsere Ergebnisse bedeuten, dass auch bei konventionellen Krebsbehandlungen mit Chemotherapeutika oder Bestrahlung künftig die Rolle der Todesrezeptoren und ihr Einfluss auf die Ausbreitung von Krebszellen stärker berücksichtigt werden muss“, sagt Trauzold. 

Gleichzeitig zeigen die Untersuchungen der Kieler Forschungsgruppe auch neue Ansätze auf, wie die Therapieresistenz von Krebszellen möglicherweise überwunden werden kann.  

Versuche mit Zellkulturen zeigen, dass ein sehr stark gehäuftes Vorkommen von Todesrezeptoren auf der Zelloberfläche dafür sorgt, dass auch Bauspeicheldrüsenkrebszellen absterben.

Dringenden Forschungsbedarf sehen Trauzold und Kalthoff demnach in der Frage, wie die Rezeptoren zurück an ihre Position an der Zelloberfläche von Krebszellen gebracht werden können, um dort effektiv, zum Beispiel durch Hemmung der unerwünschten Signalwege, aktiviert werden zu können.


Einige der Mitglieder der Experimentellen Tumorforschung an der Medizinischen Fakultät der CAU.


Einige der Mitglieder der Experimentellen Tumorforschung an der Medizinischen Fakultät der CAU. Christian Urban, CAU


Originalarbeiten:

Verena Haselmann, Alexandra Kurz, Uwe Bertsch, Sebastian Hübner, Monika Olempska–Müller, Jürgen Fritsch, Robert Häsler, Andreas Pickl, Hendrik Fritsche, Franka Annewanter, Christine Engler, Barbara Fleig, Alexander Bernt, Christian Röder, Hendrik Schmidt, Christoph Gelhaus, Charlotte Hauser, Jan–Hendrik Egberts, Carola Heneweer, Anna Maria Rohde, Christine Böger, Uwe Knippschild, Christoph Röcken, Dieter Adam, Henning Walczak, Stefan Schütze, Ottmar Janssen, F. Gregory Wulczyn, Harald Wajant, Holger Kalthoff, Anna Trauzold,

Gastroenterology: Nuclear Death Receptor TRAIL-R2 Inhibits Maturation of Let-7 and Promotes Proliferation of Pancreatic and Other Tumor Cells http://dx.doi.org/10.1053/j.gastro.2013.10.009

Silvia von Karstedt, Annalisa Conti, Max Nobis, Antonella Montinaro, Torsten Hartwig, Johannes Lemke, Karen Legler, Franka Annewanter, Andrew D. Campbell, Lucia Taraborrelli, Anne Grosse-Wilde, Johannes F. Coy, Mona A. El-Bahrawy, Frank Bergmann, Ronald Koschny, Jens Werner, Tom M. Ganten, Thomas Schweiger, Konrad Hoetzenecker, Istvan Kenessey, Balazs Hegedüs, Michael Bergmann, Charlotte Hauser, Jan-Hendrik Egberts, Thomas Becker, Christoph Röcken, Holger Kalthoff, Anna Trauzold, Kurt I. Anderson, Owen J. Sansom, Henning Walczak

Cancer Cell: Autonomous TRAIL-R Signaling Promotes KRAS-Driven Cancer Progression, Invasion, and Metastasis http://dx.doi.org/10.1016/j.ccell.2015.02.014


Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Anna Trauzold
Institut für Experimentelle Tumorforschung
Tel.: 0431/597-1962
E-Mail: atrauzold@email.uni-kiel.de
Dr. Boris Pawlowski Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.uni-kiel.de/moloncol/project2n.htm - Website der Arbeitsgruppe Experimentelle Tumorforschung

https://www.ucl.ac.uk/news/news-articles/0415/080415-body-defences-hijacked-canc... - Forschungsmeldung des Cancer Institute am University College London

Erkennung diabetischer Nephropathie - DNP

Medizin am Abend Fazit:  Vorbericht zur Proteomanalyse zur Erkennung diabetischer Nephropathie veröffentlicht

https://www.iqwig.de/download/D13-01_Kurzfassung_Vorbericht_Proteomanalyse.pdf 

Hier gehts ins Detail:



https://www.iqwig.de/download/D13-01_Vorbericht_Proteomanalyse.pdf



Nutzen oder Schaden sowie diagnostische und prognostische Güte bleiben
mangels Studien unklar

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
(IQWiG) untersucht derzeit den Nutzen einer diagnostisch-therapeutischen
Strategie mit Anwendung einer Proteomanalyse zur Erkennung einer
diabetischen Nephropathie bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes
mellitus und arteriellem Hypertonus im Vergleich zur konventionellen
diagnostischen Strategie.


Die vorläufigen Ergebnisse hat das Institut am
8. Juni 2015 veröffentlicht.

Demnach ist der patientenrelevante Nutzen oder Schaden einer
Proteomanalyse in solchen Fällen mangels Studien ebenso unklar wie ihre
diagnostische oder prognostische Güte. Bis zum 06.07.2015 können
interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen zu
diesem Vorbericht abgeben.

Herkömmliche Diagnose anhand der Albuminausscheidung

Die diabetische Nephropathie ist eine chronische Nierenerkrankung, die
durch die chronische Hyperglykämie bei Diabetes mellitus verursacht und
durch einen arteriellen Hypertonus negativ beeinflusst wird. 


Sie kann zu einem dauerhaften Versagen der Nieren (terminale Niereninsuffizienz) führen.

Beim Auftreten eindeutiger Symptome ist die Krankheit bereits weit
fortgeschritten. Daher versucht man sie bei Risikopatienten frühzeitig
durch die Messung der Albumin-Kreatin-Ratio oder des Albuminspiegels im
Urin zu diagnostizieren bzw. zu prognostizieren.


Allerdings kann eine Erhöhung des Albumingehalts im Urin auch andere Ursachen haben als eine beginnende diabetische Nephropathie.

Lässt sich eine drohende diabetische Nephropathie früher erkennen?

Die Proteomanalyse ist eine neue diagnostische Methode, bei der die
Konzentration weiterer Biomarker im Urin massenspektrometrisch ermittelt
wird. 


Der daraus errechnete Wert (Score) soll frühere und präzisere
klinische Aussagen bezüglich einer DNP ermöglichen als die herkömmliche
Diagnostik.


Der Auftrag, den der Gemeinsame Bundesausschuss (G- BA) dem IQWiG erteilt
hat, hatte dementsprechend zwei Ziele: Erstens sollte das Institut den
patientenrelevanten Nutzen oder Schaden einer diagnostisch-therapeutischen
Strategie mit Proteomanalyse im Vergleich zu einer herkömmlichen Strategie
bewerten, und zwar für Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus
und arteriellem Hypertonus. Zweitens sollte die diagnostische und
prognostische Güte der Proteomanalyse bei der Erkennung einer DNP bewertet
werden.

Keine Aussagen zum Nutzen und zur Güte möglich

Es wurden keine abgeschlossenen Studien identifiziert, die für diese
Bewertungen relevant wären.  

Noch bis Ende 2017 läuft die potenziell relevante Studie PRIORITY. Doch sie wird für die vorliegende Fragestellung voraussichtlich eine geringe Aussagekraft haben, da nur eine geringe Anzahl von Patienten mit Hypertonus eingeschlossen sein wird.´

Somit bleiben sowohl der patientenrelevante Nutzen oder Schaden einer
diagnostisch-prognostischen Strategie mit Proteomanalyse zur Erkennung
einer DNP als auch ihre diagnostische und prognostische Güte unklar.


Zum Ablauf der Berichtserstellung

Den vorläufigen Berichtsplan für dieses Projekt hatte das IQWiG im Juli
2013 vorgelegt und um Stellungnahmen gebeten. Diese wurden zusammen mit
einer Würdigung und dem überarbeiteten Berichtsplan im Dezember 2013
publiziert. Stellungnahmen zu dem jetzt veröffentlichten Vorbericht werden
nach Ablauf der Frist gesichtet. Sofern sie Fragen offen lassen, werden
die Stellungnehmenden zu einer mündlichen Erörterung eingeladen.

Einen Überblick über Hintergrund, Vorgehensweise und weitere Ergebnisse
des Vorberichts gibt eine Kurzfassung.

Weitere Informationen finden Sie unter  http://www.iqwig.de

Medizin am Abend DirektKontakt:

Im Mediapark 8
50670 Köln
Deutschland
Nordrhein-Westfalen
E-Mail-Adresse: kontakt@iqwig.de

Dr. Anna-Sabine Ernst
Telefon: 0221 35685 153
Fax: 0221 35685 833
E-Mail-Adresse: anna-sabine.ernst@iqwig.de