Psychologische Hilfe für Flüchtlinge und Asylbewerber

Medizin am Abend Fazit: Psychologische Hilfe für Flüchtlinge

 

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/046/1804622.pdf


Flüchtlinge können in Deutschland auch Anspruch auf eine
psychotherapeutische Behandlung geltend machen.

So seien mit dem zum 1. März 2015 geänderten Asylbewerberleistungsgesetz grundsätzliche Verbesserungen verbunden, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke zur psychosozialen Betreuung und Behandlung von traumatisierten Flüchtlingen.

In der Gesundheitsversorgung der Asylbewerber seien die Grundleistungen nach der Reform auf 15 Monate beschränkt, während es zuvor 48 Monate waren. 

In diesen ersten 15 Monaten bekämen Flüchtlinge nur eine Akut- und Schmerzversorgung.

Anschließend hätten die Berechtigten Anspruch auf Gesundheitsleistungen auf dem Niveau der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). 

Die Leistungsbezieher erhielten somit wie Versicherte der GKV „notwendige und angemessene psychotherapeutische und andere Leistungen zur Krankenbehandlung“. Die Behandlung werde von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Ein Dolmetscher für die Verständigung zwischen Therapeut und Patient sei hingegen „nicht vom Leistungsanspruch der GKV-Versicherten umfasst“.

Das Bundessozialgericht (BSG) habe darauf hingewiesen, „dass die Verständigung aller in der GKV Versicherten mit den an der vertragsärztlichen Versorgung beteiligten Leistungserbringern auch in ihrer jeweiligen Muttersprache nicht zum Leistungsumfang einer ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Versorgung gehört“.

Allerdings gebe es zunehmend Ärzte und Psychotherapeuten, die auch eine Fremdsprache beherrschten. Berufsverbände und Kassenärztliche Vereinigungen böten zudem Suchportale an, die bei der Arztsuche nach Sprachkenntnissen differenzierten.


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Verschobene Rache - oder zielorientiertes Verhalten?

Medizin am Abend Fazit: Rache kann süß sein! Warum auch die Rache gegen Unbeteiligte Genugtuung verschaffen kann

Psychologen der Universität Marburg zeigen: Rache kann selbst dann „süß“ sein, wenn sie gegen eine unbeteiligte Person gerichtet ist – allerdings nur, wenn diese Person und der ursprüngliche „Täter“ einer gemeinsamen Gruppe angehören. In drei Untersuchungen mit mehr als 300 Teilnehmern untersuchten die Forscher Rachehandlungen an Tätern und Stellvertretern. Die Ergebnisse der Studien wurden im „Journal of Experimental Social Psychology“ veröffentlicht. 
 
Wenn man sich für erlittenes Unrecht nicht an der Person rächt, die einem das Unrecht zugefügt hat, sondern an einer unbeteiligten Person, spricht man von „verschobener Rache“.

Ein besonders erschütternder Fall dieses Phänomens war die Ermordung des britischen Soldaten Lee Rigby in London im Mai 2013 durch zwei islamistische Fundamentalisten. Die Täter verkündeten damals, dass dieser Mord die Rache für die „tägliche Tötung von Muslime durch britische Soldaten“ sei.

Die bisherige Forschung erbrachte, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Tat steigt, wenn der ursprüngliche Täter und die unbeteiligte Person, an der die Rache verübt wird, aus einer gemeinsamen Gruppe stammen und die Gruppenmitglieder als einander ähnlich wahrgenommen werden.

Unbekannt war jedoch, ob es sich bei der „verschobenen Rache“ um ein zielorientiertes Verhalten handelt. „Bislang wussten wir nicht, ob die Rächer ihre Tat hinterher bereuen oder ob verschobene Rache nicht sogar befriedigend sein kann“, sagt der Marburger Sozialpsychologe Mario Gollwitzer. Gemeinsam mit Arne Sjöström untersuchte er das Phänomen in drei Studien.

Rache - und dann?

In der ersten Online-Studie sollten 169 Probanden im Alter von 18 bis 56 Jahren eine Geschichte lesen und sich in den Protagonisten hineinversetzen: Der Protagonist wird von einer anderen Person ungerecht behandelt und rächt sich danach – entweder am Übeltäter selbst oder an einem unbeteiligten Stellvertreter. Zusätzlich erfahren die Probanden, dass die Gruppe, der beide (Übeltäter und Stellvertreter) angehören, entweder sehr eng zusammengehört oder nur lose verbunden ist.

In der zweiten Online-Studie sollten sich die 89 Probanden im Alter von 19 bis 36 Jahren an eine Situation erinnern, in der sie selbst Opfer eines Unrechts waren, sich aber nicht gerächt hatten. Anschließend sollten sie sich vorstellen, sie würden sich nun doch rächen, und zwar wiederum entweder am Übeltäter selbst oder an einem Stellvertreter. Wieder gehörten beide, Übeltäter und Stellvertreter, der gleichen Gruppe an, die entweder eng oder nur locker verbunden war.

Befriedigung durch „verschobene Rache“

Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass die Probanden nach direkter Rache am Übeltäter zufriedener waren und weniger Schuldgefühle hatten als nach „verschobener Rache“ am Stellvertreter.

Die Zufriedenheit nach „verschobener Rache“ war jedoch dann hoch, wenn der Stellvertreter und der Täter einer engen gemeinsamen Gruppe angehörten. Die Zufriedenheit war hingegen deutlich niedriger, wenn die „verschobene Rache“ an einer Person geübt wurde, die weniger eng mit dem Täter verbunden war.

Eine weitere Studie unter Laborbedingungen mit 72 Teilnehmern im Alter von 18 bis 30 Jahren zeigte: Personen fühlen sich nach „verschobener Rache“ besonders befriedigt, wenn der ursprüngliche Übeltäter und die Person, die ihre Rache abbekommen hat, sich sowohl äußerlich als auch in ihrem Verhalten sehr ähnlich sind.

„Verschobene Rache“ als zielorientierte Handlung

Insgesamt erweist sich „verschobene Rache“ daher nicht einfach als ein irrationaler Impuls oder als willkürliches Ausleben der eigenen Frustration an irgendeiner anderen Person.

„Sie stellt vielmehr eine zielorientierte Handlung dar, die unter der Bedingung, dass der Täter und die Zielperson der Rache aus einer eng zusammengehörigen Gruppe stammen, dem Rächer Genugtuung verschaffen kann. Auch ‚verschobene Rache‘ kann also in der Tat ‚süß‘ sein“, sagt Arne Sjöström.

 „Möglicherweise hält man aufgrund einer hohen Ähnlichkeit mit dem Täter auch die Zielperson für schuldig an dem Ereignis, das den Rachewunsch ausgelöst hat“ erläutert Mario Gollwitzer.

Ein Fall von „Sippenhaft“?

Die Originalstudie finden Sie hier:

Sjöström, A., & Gollwitzer, M. (2015). Displaced revenge: Can revenge taste “sweet” if it aims at a different target? Journal of Experimental Social Psychology, 56, 191-202.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Mario Gollwitzer
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich 04 - Psychologie
AG Psychologische Methodenlehre
Gutenbergstraße 18
35032 Marburg
Tel.: 06421 2823669
E-Mail: mario.gollwitzer@uni-marburg.de
http://www.uni-marburg.de/fb04/ag-meth

DGPs:
Dr. Anne Klostermann
Marienstr. 30
10117 Berlin
Tel.: 030 28047718

Über die DGPs:

Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 3500 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Gehirnaktivität mit psychischen Erkrankungen: abgeschwächte Oxzillationen

Medizin am Abend Fazit: Genetische Grundlage für psychische Erkrankungen

Mit ihrer Studie hoffen Forscher, die Entwicklung von neuen Medikamenten und Therapien zu ermöglichen 

Institut für Phsychologie I
 
 Institut für Phsychologie I

Wie hängt verminderte Gehirnaktivität mit psychischen Erkrankungen zusammen? Die Freiburger Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Marlene Bartos und die Molekularmediziner Dr. Jonas-Frederic Sauer und Dr. Michael Strüber haben herausgefunden, dass das Gen „Disrupted-in-schizophrenia 1“ (DISC1) den Informationsaustausch zwischen Nervenzellen schwächt.

Das Team geht davon aus, dass diese verminderte Kommunikation zwischen Nervenzellen ein Auslöser für psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Schizophrenie sein kann. Die Forschungsergebnisse könnten als Grundlage für neue Medikamente und Therapiemöglichkeiten dienen.

Gedanken und Gefühle basieren auf der Interaktion von Nervenzellen, den so genannten Neuronen, innerhalb des Gehirns. Dabei werden chemische Botenstoffe von einer Nervenzelle zur anderen übermittelt und lösen dort elektrische Signale aus. Ein neuronales Netzwerk wie das Gehirn sendet diese Signale von vielen Nervenzellen zeitgleich, was sich in Aktivitätsmustern widerspiegelt. Diese werden auch als Gehirnoszillationen, also als Schwingungen, bezeichnet. Forscherinnen und Forscher haben im Gehirn von manchen Individuen mit Schizophrenie oder schwerer Depression beobachtet, dass die Oszillationen abgeschwächt sind. Frühere Untersuchungen zeigten, dass eine Mutation im Gen DISC1 verantwortlich sein könnte.

Eine mehrere Jahrzehnte andauernde Studie über eine schottische Familie zeigte, dass das verkürzte Gen DISC1 psychische Erkrankungen bei den Familienmitgliedern verursachte. Diese Mutation haben Forscher in Mäusen ausgelöst, um die Folgen des Gendefekts und die Ursachen der Erkrankungen an den Modelltieren zu untersuchen. Das Freiburger Team hat bestätigt, dass die Mutation von DISC1 zu Veränderungen des Verhaltens führt, die einer depressiven Handlungsweise ähneln. Aufgezeichnete Gehirnaktivitäten der DISC1-Mäuse waren deutlich abgeschwächt.

Um den Auslöser für die gehemmten Gehirnoszillationen zu bestimmen, konzentrierten sich die Forscher auf den prälimbischen Kortex, der für Emotionen und motivationsangetriebene Verhalten verantwortlich ist. Die Modelltiere wiesen eine geringere Anzahl eines speziellen Typus hemmender Neurone auf, genannt „fast-spiking Interneurone“.

Diese Nervenzellen verfügen zudem über eine geringere Anzahl von Verbindungen zu Zielzellen und zeigen Schwierigkeiten beim Empfangen und Versenden chemischer Botenstoffe. Dadurch wird ihre Kommunikation mit anderen Neuronen reduziert.

Die Forscher gehen davon aus, dass dies einer der Gründe für die abgeschwächten Gehirnoszillationen ist. Da der prälimbische Kortex die Informationen verschiedener Gehirnareale integriert und motorisches Verhalten kontrolliert, gelte es nun, herauszufinden, wie diese Informationen die Aktivität des prälimbischen Kortex beeinflussen und somit zu depressivem Verhalten beitragen können.

Originalpublikation:

Jonas-Frederic Sauer, Michael Strüber, Marlene Bartos: Impaired fast-spiking interneuron function in a genetic mouse model of depression. eLife 2015. DOI: http://dx.doi.org/10.7554/eLife.04979
http://elifesciences.org/content/early/2015/03/03/eLife.04979

Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Marlene Bartos
Institut für Physiologie I / Systemische und Zelluläre Neurophysiologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-5150
E-Mail: marlene.bartos@physiologie.uni-freiburg.de
Rudolf-Werner Dreier Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

GenderMedizin: Chronischer Schnupfen - Rhinosinusitis: Feuerwehrleute - Flugbegleiter

Medizin am Abend Fazit:  Asthma, Übergewicht und Depressionen: Chronischer Schnupfen begünstigt andere Leiden


Mehr als 10 Prozent der Deutschen leiden unter einer chronischen Rhinosinusitis, einer dauerhaften Entzündung der Nasenschleimhaut. 

Experten der DGHNO KHC weisen im Vorfeld ihres 86. Jahreskongresses darauf hin, dass die individuelle Belastung des Patienten häufig über die genannten Symptome hinausgeht: weitere Erkrankungen wie eine Lungenentzündung werden in ihrer Entstehung begünstigt und auch psychische Erkrankungen kommen häufiger vor. In der Ärzteschaft werde die Häufigkeit der chronischen Rhinosinusitis oftmals unterschätzt. Die Therapie der Erkrankung ist daher ein Thema der Pressekonferenz der 86. Jahrestagung der DGHNO KHC am 12. Mai 2015 in Berlin. 
 
„Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis erkranken deutlich häufiger an Lungenerkrankungen, wie Asthma bronchiale und COPD, der sogenannten Raucherlunge. Nach internationalen Daten haben sie aber auch ein erhöhtes Risiko an Schlaganfall, Übergewicht oder einer Depression zu erkranken“, erklärt Privatdozent Dr. med. habil. Achim G. Beule, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Universitätsmedizin Greifswald.

Insgesamt sind dabei Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen. 

Zudem merkt der HNO-Experte an: „Scheinbar sind bestimmte Berufsgruppen wie Feuerwehrleute und Flugbegleiter besonders gefährdet, an einer chronischen Rhinosinusitis zu erkranken.“

Patienten, die dauerhaft an Schnupfen leiden, rät der Experte, einen HNO-Arzt aufzusuchen. Der Facharzt kann durch eine Endoskopie der Nase verschiedene Unterformen der chronischen Rhinosinusitis unterscheiden, den betroffenen Patienten beraten und eine passende, konservative Therapie einleiten. Diese ist häufig erfolgreich. Andernfalls kann eine Nebenhöhlen-Operation Linderung verschaffen. Dabei entfernt ein Arzt beispielsweise Polypen, um enge Nasengänge zu erweitern.

In Deutschland wurden allein im Jahr 2009 mehr als 50 000 Eingriffe an Patienten im Bereich der Nasennebenhöhlen wegen einer chronischen Rhinosinusitis durchgeführt.

Dr. Beule weist darauf hin, dass die chronische Rhinosinusitis international deutlich mehr Aufmerksamkeit als in Deutschland erhält. Für die USA, in denen etwa 12 Prozent der Bevölkerung daran leiden, wurden die direkten Kosten der chronischen Rhinosinusitis bereits 1996 auf 4,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dabei erfolgen dort mehr als 10 Millionen Arztkontakte pro Jahr nur aufgrund dieser Erkrankung. In Asien steigt nach neueren Untersuchungen die Häufigkeit der chronischen Sinusitis. „Auch wenn so ein dramatischer Anstieg teilweise durch Verbesserungen der Untersuchungstechnik erklärt werden kann, sollte er Anlass sein, sich in Deutschland wissenschaftlich mehr mit der chronischen Rhinosinusitis zu beschäftigen“, führt der HNO-Experte aus. Im Rahmen einer großen europäischen Untersuchung berichteten in der Region Duisburg 14,1 Prozent und in Brandenburg 6,9 Prozent der Befragten über Beschwerden, die als typisch für eine chronische Rhinosinusitis gelten. Bei Befragung der Ärzte wurde die Häufigkeit deutlich unterschätzt. „Die Ursachen für die unterschiedliche Häufigkeit der Erkrankung können sowohl in der industriellen Ausrichtung in der Region des Niederrheins und Ruhrgebietes liegen, wie in günstigen Nachwirkungen der deutschen Teilung,“ erläutert Dr. Beule die Ergebnisse.

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Terminhinweis:

86. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-
Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC)
Termin: 13. Mai bis 16. Mai 2015
Ort: Estrel Convention Center Berlin, Sonnenallee 225, 12057 Berlin-Neukölln


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Medizin am Abend DirektKontakt

86. Jahresversammlung DGHNO KHC
Anna Voormann/Stephanie Priester
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-605
Telefax: 0711 8931-167
priester@medizinkommunikation.org
http://www.hno.org/kongress
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften