360° TOP-Thema: Nutzen und Schaden des Mammografie-Screenings

Medizin am Abend Fazit: Frauen verständlich über Nutzen und Schaden des Mammografie-Screenings informieren

IQWiG publiziert Entwürfe für künftiges Einladungsschreiben und Merkblatt
Seit 2009 ist die Früherkennungsuntersuchung für Brustkrebs in Deutschland flächendeckend umgesetzt. Alle zwei Jahre bekommen Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren eine Einladung zu einer Mammografie sowie ein Merkblatt in Form einer Broschüre. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G- BA) hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt, ein einheitliches Einladungsschreiben und eine Entscheidungshilfe zu erstellen.

Als Zwischenschritt sollte die bisherige Broschüre zügig überarbeitet werden. Sein Ergebnis hat das Institut am 20. April veröffentlicht. Der Bericht enthält zum einen die Textentwürfe zu einem Einladungsschreiben und zur überarbeiteten Broschüre. Zum anderen erläutern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausführlich, wie sie die darin enthaltenen Informationen erarbeitet haben.

Nutzerinnen-Testung mit über 1000 Frauen

Primäres Ziel war dabei, Nutzen und Schaden für eine möglichst breite Gruppe verständlicher darzustellen und deutlicher zu betonen, dass die Teilnahme an der Mammografie freiwillig ist. Zunächst hat das IQWiG die Informationsbedürfnisse und Einstellungen von Frauen zum Thema Mammografie aus qualitativen Studien und Surveys, also Umfragen, ermittelt.

Eine eigene Nutzenbewertung der Mammografie hat das Institut nicht vorgenommen. Vielmehr stützt es sich auf publizierte systematische Übersichtsarbeiten. Denn die grundlegenden Studien zu Nutzen und Schaden des Brustkrebs-Screenings sind seit Jahren bekannt und wurden schon von mehreren Wissenschaftlergruppen systematisch ausgewertet.

Die daraus gewonnenen Ergebnisse flossen in Textentwürfe ein, die abschließend einer Nutzerinnen-Testung mit 1000 Frauen im Alter zwischen 45 und 70 unterzogen wurden. In einer Online-Befragung wurden die Teilnehmerinnen unter anderem zu Verständlichkeit und Akzeptanz befragt. Die Mehrzahl der Frauen verstand, dass die Materialien auf eine informierte, freiwillige Entscheidung zielen, und empfand sie als verständlich und informativ.

Zahlenangaben zu Brustkrebssterblichkeit und Überdiagnosen

Die Anforderung, verständliche Materialien für eine breite Zielgruppe zu erstellen, erforderte eine Reihe von Vereinfachungen, vor allem im Umgang mit Unsicherheiten. „Sichere Zahlen gibt es nicht“, sagt IQWiG-Ressortleiter Klaus Koch. „Um die Unsicherheit schon in den Zahlenangaben selbst auszudrücken, haben wir sie als Spannen formuliert.“

Demnach können von 1000 Frauen, die 10 Jahre lang am Screening teilnehmen, ein bis zwei Frauen vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden. Dem stehen als wesentlicher Schaden sogenannte Überdiagnosen gegenüber: Bei der Mammografie werden gelegentlich bösartige Veränderungen gefunden, die ohne Früherkennung nie aufgefallen wären oder Beschwerden bereitet hätten. Die Diagnose zieht aber für die Frauen und ihre Angehörigen Konsequenzen nach sich. 

Etwa 5 bis 7 von 1000 Frauen müssen mit einer solchen Überdiagnose rechnen.

Genaues Ausmaß von Nutzen und Schaden sind umstritten

Das IQWiG rechnet damit, dass die Zahlen Widerspruch auslösen. Denn es gibt einen seit Jahren zum Teil erbittert geführten Expertenstreit darum, ob es nun 0,5, 1 oder 5 von 1000 Frauen sind, die einen Nutzen haben, und 5, 10 oder 12 von 1000, die eine Überdiagnose erhalten.

Die Unterschiede hängen unter anderem davon ab, welche Altersgruppe man betrachtet und ob man für einen Zeitraum von 10 oder 20 Jahren schätzt.

„Für jede Schätzung gibt es mehr oder weniger gute Argumente. Was richtig und falsch ist, lässt sich hier wissenschaftlich nicht festlegen“, sagt Koch. „Wichtiger ist uns deshalb, dass den Frauen die Größenordnung verständlich vermittelt wird.“  

Denn es gibt zu viele Frauen, die den Nutzen der Mammografie bis zu 100-fach überschätzen und von Überdiagnosen noch nichts gehört haben.


Screening nicht für 20-Jahres-Zeitraum untersucht

In keiner der bisher vorliegenden Studien wurde ein Screening, wie es in Deutschland angeboten wird, über einen Zeitraum von 20 Jahren erprobt. 

Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten. „Man kann unter Annahmen schätzen, was 20 Jahre Mammografie bringen. Oder man kann beschreiben, was man über 10 Jahre weiß. Das IQWiG hat sich in diesem Projekt für letzteren Weg entschieden“, sagt Koch.

G- BA wird über finale Fassung der Texte beschließen

Das IQWiG hat seinen in Form eines Rapid Report erarbeiteten Bericht am 20. März 2015 an den Auftraggeber versandt. Der G- BA nutzt die Entwürfe zur Erstellung seiner Fassungen, die dann die G- BA-Prozesse durchlaufen. Dabei kann es sein, dass die Texte noch verändert werden, bevor sie deutschlandweit verbindliche Grundlage für die Einladung zum Mammografie-Screening werden können.

Die Arbeit des Instituts an den Infomaterialien zur Mammografie ist mit den jetzt vorgelegten Textentwürfen noch nicht beendet. Das IQWiG wird die Broschüre bis zum Herbst in einem zweiten Schritt zu einer Entscheidungshilfe erweitern. Sie wird dabei durch ein Instrument ergänzt, das Frauen helfen soll, sich über ihre Präferenzen und deren Gewichtung klar zu werden.

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Therapie des Knochenmarkkrebses Multiples Myelom

Medizin am Abend Fazit: Therapie des Knochenmarkkrebses Multiples Myelom

Ärzte und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg veröffentlichen Ergebnisse aus einer Studie mit 504 Patienten in „Leukemia“ / Internationaler Experten-Workshop zum Multiplem Myelom am 24. und 25. April 2015 in der Medizinischer Universitätsklinik Heidelberg
 
Zur Behandlung von Patienten mit Multiplem Myelom, einer Krebserkrankung des Knochenmarks, die im weiteren Therapieverlauf noch eine Transplantation mit eigenen Stammzellen erhalten sollen, setzen Onkologen in Deutschland meistens eine von zwei bewährten Medikamentenkombinationen ein. Bislang werden diese als gleichwertig angesehen. Erstmals zeigte nun ein direkter Vergleich in einer großen, multizentrischen Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg: Die eine Wirkstoffkombination ist besonders in Bezug auf die Nebenwirkungen deutlich überlegen. Patienten, die diese Chemotherapie erhalten, leiden seltener unter Nervenschmerzen oder Blutgerinnungsveränderungen. Außerdem müssen sie während der Behandlung seltener stationär aufgenommen werden. An der Studie mit 504 Patienten, der bislang größten Studie dieser Art in Deutschland, beteiligten sich 31 gößtenteils universitäre Zentren und 75 niedergelassene Onkologen. Die Ergebnisse sind nun im Fachmagazin „Leukemia“ erschienen.

Beim Internationalen Myeloma Workshop am 24. und 25. April 2015 am Universitätsklinikum Heidelberg präsentieren die international führenden Myelom-Experten aus Europa und den USA weitere Forschungsergebnisse, den aktuellen Stand in Therapie und Diagnostik sowie neue Behandlungsmethoden und Medikamente. Veranstalter ist das Myelomzentrum der Medizinischen Universitätsklinik und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, Leiter Prof. Dr. Hartmut Goldschmidt. Die Vortragssprache ist Englisch. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.myelomaworkshop.de

Rund 5.800 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu am Multiplen Myelom, einer bislang meist unheilbaren Krebserkrankung des blutbildenden Knochenmarks. Eine Hochdosis-Chemotherapie gefolgt von einer Transplantation mit eigenen Stammzellen aus dem Knochenmark ist heute die wirksamste Behandlungsform für jüngere Patienten und bietet die Chance auf langfristige Krankheitskontrolle. Neue Medikamente in Kombination mit der Stammzelltransplantation haben den krankheitsfreien Zeitraum und das Gesamtüberleben bei Patienten im Alter bis zu 70 Jahren inzwischen auf über zehn Jahre verlängert.

Weniger Nebenwirkungen und Krankenhausaufenthalte

Um bei der Blutstammzelltransplantation vor der Entnahme der gesunden Stammzellen die Krebszellen möglichst weit zu reduzieren, werden Myelompatienten in der Regel mit drei bis vier Zyklen einer Kombinationschemotherapie behandelt. Hämatoonkologen stehen dazu mehrere bewährte Wirkstoffkombinationen zur Verfügung, die meist das Krebsmedikament Bortezomib enthalten. Bei diesen Kombinationen kommt in Deutschland zu Bortezomib noch Cortison sowie oft entweder das Medikament Cyclophosphamid oder Doxorubicin hinzu.

Der Anteil der Patienten, die sehr gut auf die Behandlung ansprechen, ist bei beiden Kombinations-Chemotherapien (Cyclophosphamid oder Doxorubicin) vergleichbar und liegt bei rund einem Drittel. Relevante Unterschiede zeigten sich jedoch bei der Anzahl an Patienten, die gar nicht auf die Behandlung ansprachen: Dies waren in der Cyclophosphamid-Gruppe nur ein Patient (0,4 Prozent), in der Doxorubicin-Gruppe 12 Patienten (4,8 Prozent). Auch bei den Nebenwirkungen zeigten sich deutliche Unterschiede: In der Cyclophosphamid-Gruppe musste sich nur etwa ein Viertel (24 Prozent) der Patienten wegen schwerer Nebenwirkungen wie Infektionen, oder Blutgerinnungsveränderungen stationär behandeln lassen, in der Doxorubicin-Gruppe waren es dagegen ein Drittel (32,7 Prozent).

 „Ausgehend von diesen eindeutigen Ergebnissen empfehlen wir, falls keine medizinischen Gründe dagegen sprechen, die Wirkstoffkombination mit Cyclophosphamid vorzuziehen“, sagt Erstautor Dr. Elias Mai vom Heidelberger Myelomzentrum. „Bei diesem Nebenwirkungsprofil sind sogar vier Zyklen Chemotherapie vor der Stammzellentnahme sinnvoll. Das kann den anschließenden Behandlungserfolg verbessern.“

Erfolgsrezept: Hohe Qualität in Therapie und Begleitforschung

Das Heidelberger Myelomzentrum der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie der Medizinischen Universitätsklinik und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) ist weltweit das drittgrößte Therapiezentrum dieser Art; hier werden mehr als 1.400 Patienten pro Jahr aus ganz Deutschland und dem Ausland untersucht und überwiegend in Studien behandelt. „Bei der Teilnahme an klinischen Studien profitieren die Patienten von einer sehr engmaschigen Betreuung sowie Therapien auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Ich empfehle daher, sich in Zentren oder bei Ärzten behandeln zu lassen, die Studien anbieten“, so Professor Dr. Hartmut Goldschmidt. Damit möglichst viele Patienten heimatnah in Studien behandelt werden können, haben sich deutschlandweit 40 Zentren für Stammzell-Transplantation, 100 weitere Kliniken sowie niedergelassene Onkologen zu einem Studien-Netzwerk, der „German Speaking Myeloma Multicenter Group (GMMG)“, zusammengeschlossen. Aktuelle Ergebnisse und neue Studien der GMMG werden ebenfalls beim Internationalen Myeloma Workshop vorgestellt.

Literatur: Mai, E.K., Bertsch, U., Dürig, J., Kunz, C., Haenel, M., Blau, I.W., Munder, M., Jauch, A., Schurich, B., Hielscher, T., Merz, M., Huegle-Doerr, B., Seckinger, A., Hose, D, Hillengass, J., Raab, M.S., Neben, K, Lindemann, H.W., Zeis, M., Gerecke, C., Schmidt-Wolf, I.G., Weisel, K., Scheid, C., Salwender, H., Goldschmidt H. Phase III trial of bortezomib, cyclophosphamide, dexamethasone (VCD) versus bortezomib, doxorubicin, dexamethasone (PAd) in newly-diagnosed myeloma. Leukemia. 2015 Mar 19. doi: 10.1038/leu.2015.80. [Epub ahead of print]

Medizin am Abend DirektKontakt

Dr. Annemarie Angerer
Sektion Multiples Myelom
Med. Klinik V
Universitätsklinikum Heidelberg und
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg
Tel.: 06221 56-5429
E-Mail: annemarie.angerer@med.uni-heidelberg.de 
Julia Bird Universitätsklinikum Heidelberg


Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteilige:
http://www.myelomaworkshop.de/index.html Weitere Informationen zum Myeloma Workshop und Programm

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Multiples-Myelom.131686.0.html Multiples Myelom, Klinik für Hämatologie, Onkologie, Rheumatologie, Universitätsklinikum Heidelberg

Metastasen - Blutplättchenhemmung

Medizin am Abend Fazit: Wie entstehen Metastasen?

Sind Menschen an einem bösartigen Tumor erkrankt, können sich überall in ihrem Körper Metastasen bilden, die die Heilungschancen häufig erheblich verschlechtern. Wie die Absiedlungen der ursprünglichen Geschwulst genau entstehen, untersuchten Wissenschaftler des Instituts für Molekularbiologie und Dr. Alexander Carpinteiro, Oberarzt der Klinik für Hämatologie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) und berichten darüber im Fachmagazin Embo Molecular Medicine. 

Dr. Alexander Carpinteiro (Foto: UK Essen)
Dr. Alexander Carpinteiro (Foto: UK Essen)
 
Die Forscher analysierten in einer vorklinischen Studie, wie sich die Zellen des Primärtumors in anderen Geweben ansiedeln und eine Metastase bilden. „Wir konnten nachweisen, dass bei diesem Prozess die Blutplättchen eine sehr wichtige und bisher unbekannte Rolle spielen“, erklärt Dr. Alexander Carpinteiro.

Zirkulierende Tumorzellen sind demnach zunächst kaum in der Lage, Metastasen zu bilden. Sie verteilen sich über die Blutbahnen im Körper und interagieren dabei mit den Blutplättchen. Diese werden dadurch angeregt, ein bestimmtes Eiweiß – das Enzym Saure Sphingomyelinase – abzusondern. Das bewirkt wiederum auf der Membran der Tumorzellen die Bildung sogenannter Ceramid-Plattformen.

Darin können sich dann Eiweißmoleküle, sogenannte Integrine, einlagern, die dabei gleichzeitig aktiviert werden. Dr. Carpinteiro: „Erst wenn all dies geschehen ist, können sich die zirkulierenden Tumorzellen an spezialisierte, flache Zellen in den Innenseiten der Blutgefäße anheften, den sogenannten Endothelzellen, und in ein anderes Gewebe auswandern, um dort schließlich Metastasen zu bilden.“

Die Wissenschaftler hoffen, diesen Mechanismus möglicherweise therapeutisch nutzen zu können.

Denkbar wäre es, das Zusammenspiel von Tumorzellen und Blutplättchen medikamentös zu unterdrücken oder das Enzym Saure Sphingomyelinase zu hemmen, um die Metastasenbildung zu unterbinden.

Quelle: http://embomolmed.embopress.org/content/early/2015/04/07/emmm.201404571.long





Medizin am Abend DirektKontakt

Christine Harrell, Tel. 0201/723-1615, christine.harrell@uk-essen.de 

Beate Kostka M.A. Universität Duisburg-Essen

ZDF zeigte Politik-Thriller "Dengler: Jetzt 360° MFA danach - MEDIKAMENTENSTUDIEN

Medizin am Abend Fazit: Medikamentenstudien: Mit neuen statistischen Verfahren die optimale Dosis finden

Weniger als 0,02 Prozent der potenziellen Arzneistoffe bestehen die klinischen Tests und schaffen es bis zur Marktreife. Einige Kandidaten könnten jedoch zu Unrecht verworfen werden, vermutet RUB-Mathematiker Prof. Dr. Holger Dette. Er hat mit seinem Team eine neue Rechenmethode entwickelt, mit der sich die klinischen Tests zur Dosisfindung besser planen lassen. Das Wissenschaftsmagazin „RUBIN“ der Ruhr-Universität berichtet.
Wirkung, aber keine Nebenwirkungen




Wenige potenzielle Arzneistoffe schaffen es bis zur Marktreife. Mit neuen statistischen Verfahren für die Planung von Patientenstudien könnte die Zahl der Zulassungen steigen.


Arzneimittel müssen einen bestimmten medizinischen Effekt erzielen, aber dürfen gleichzeitig nicht zu starke Nebenwirkungen verursachen. Ziel der sogenannten Phase 2-Studien ist es, die minimal wirksame Dosis zu ermitteln, die diese Balance erlaubt. Phase 2 umfasst Tests mit ein paar Hundert Teilnehmern. Bislang werden sie in mehrere gleich große Gruppen eingeteilt. Der mögliche Dosisbereich, etwa 0 bis 150 Milligramm, wird ebenfalls gleichmäßig aufgeteilt, so dass jede Gruppe eine bestimmte Dosis verabreicht bekommt. Die erste Gruppe erhält zum Beispiel 0 mg Wirkstoff, die zweite Gruppe 30 mg, die dritte 60 mg usw. Dieses Verfahren ist aus Sicht der Statistiker aber suboptimal.

Methode muss noch in der Praxis ankommen

In Kooperation mit der Biostatistikabteilung von „Novartis“ haben Holger Dette und Doktorandin Kirsten Schorning ein Verfahren entwickelt, mit dem sie berechnen können, wie viele Patienten mit welcher Dosis getestet werden sollten, um die optimale Dosis einer Substanz zu bestimmen. „Es dauert aber, bis sich so eine Methode durchsetzt“, weiß Dette. „Denn es ist nicht leicht, die Klinikerinnen und Kliniker davon zu überzeugen, das Altbewährte aufzugeben.“ Schließlich entscheiden am Ende nicht sie, ob das Medikament auf den Markt kommt, sondern eine Behörde – in den USA die „Federal Drug Administration“, kurz FDA. „Wenn wir Glück haben, nimmt die FDA die Methode eines Tages in ihre Regeln auf“, sagt Holger Dette. Dann könnten Ärzte sie einsetzen, ohne Sorge zu haben, dass die Behörde ihre klinischen Tests nicht akzeptiert.

 


Prof. Dr. Holger Dette entwickelt mit Doktorandin Kirsten Schorning neue statistische Verfahren für Medikamentenstudien.


Ausführlicher Beitrag in „RUBIN“, dem Wissenschaftsmagazin der RUB

Ein ausführlicher Beitrag inklusive Bildmaterial findet sich im Onlinemagazin RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der RUB: http://rubin.rub.de/de/dosis.

Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Dr. Holger Dette, Lehrstuhl für Stochastik, Fakultät für Mathematik der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-28284, E-Mail: holger.dette@rub.de
Dr. Julia Weiler Ruhr-Universität Bochum