Schwere Herzinfarkte: Anteil jüngerer Frauen nimmt zu

Medizin am Abend Fazit: Schwere Herzinfarkte: Anteil jüngerer Frauen nimmt zu

Vom 8. – 11. April 2015 findet in Mannheim die 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt. 
 
Von einem schweren Herzinfarkt (STEMI) sind deutlich mehr jüngere Frauen betroffen als noch vor 15 Jahren, zeigt eine aktuelle Auswertung des Berliner Herzinfarktregisters. Waren um die Jahrtausendwende nur zehn Prozent der Frauen mit einem STEMI (ST-elevation myocardial infarction) jünger als 55 Jahre, sind es heute bereits 17 Prozent. „Die prozentuale Verteilung der Altersgruppen hat sich seit 1999 über die Zeit vor allem bei Frauen hin zu jüngeren Altersgruppen verschoben“, so der Dr. Jens-Uwe Röhnisch, Leitender Oberarzt am Vivantes Klinikum Hellersdorf, Berlin, auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, bei der vom 8. bis 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen.

„Das Rauchen hat vor allem bei jüngeren Altersgruppen zugenommen und liegt bei den Unter-55-Jährigen mit STEMI auf einem sehr hohen Niveau von 80 Prozent“, benennt Dr. Röhnisch eine we-sentliche Ursache dieser Entwicklung. Rauchten 1999 noch 47 Prozent der STEMI-Patientinnen der Altersgruppe 55-64, sind es heute bereits 62 Prozent. „Auch Adipositas hat insbesondere bei jüngeren Frauen zugenommen“, so Dr. Röhnisch.

Die Behandlung des ST-Hebungsinfarktes (STEMI) ist im Verlauf der letzten 15 Jahre zunehmend erfolgreicher geworden. Der immer häufigere Einsatz des Herzkatheters sowie der evidenzbasierten medikamentösen Therapie unabhängig von Alter und Geschlecht haben zu einer eindrucksvollen Reduktion der Krankenhaussterblichkeit geführt. Jetzt sei es wichtig, „sich aktuell auf die Primärprävention insbesondere bei jüngeren Frauen zu konzentrieren“, empfiehlt Dr. Röhnisch.

Im Berliner Register werden seit 1999 prospektiv Daten zur stationären Therapie von Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) erhoben. In die Untersuchung wurden alle 15.436 STEMI-Patienten aus bis zu 25 Kliniken eingeschlossen. Analysiert wurden Altersverteilung und Risikoprofil für Männer und Frauen in verschiedenen Altersgruppen über die Zeit (1999-03, 2004-08 und 2009-13).

Quelle: DGK-Abstract V1631. 15 Jahres- Daten eines Herzinfarktregisters – Gibt es einen Wandel im Risi-koprofil bei STEMI-Patienten? J.-U. Röhnisch, B. Maier, S. Behrens, R. Schoeller, H. Schühlen, H. Theres

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Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

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Das Depersonalisations-Derealisationssyndrom - mein Film?

Medizin am Abend Fazit: Wenn das eigene Leben wie ein Film vorbeizieht - Das Depersonalisations-Derealisationssyndrom


Von dem Depersonalisations-Derealisationssyndrom Betroffene befinden sich über Monate oder gar Jahre in einem veränderten Bewusstseinszustand, so als ob alles unwirklich und „wie in einem Film“ sei. Von ihren eigenen Empfindungen und der Außenwelt fühlen sie sich wie abgetrennt. Obwohl das Syndrom seit Jahrzehnten als psychische Störung bekannt ist, wird die Diagnose nur extrem selten gestellt. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften in einer gemeinsamen Leitlinie hin. 
 
Allgemeinmediziner, aber auch Fachärzte für psychische Erkrankungen, kennen das Syndrom häufig nicht. Patienten müssen mitunter Jahre ohne angemessene Behandlung auskommen, erklärt die Fachgesellschaft. Das Depersonalisations-Derealisationssyndrom ist seit Jahrzehnten in den maßgeblichen diagnostischen Klassifikationssystemen eindeutig definiert.

Trotzdem wird es nur extrem selten diagnostiziert und daher häufig falsch behandelt. Dabei leidet rund ein Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an dem Syndrom.

Typischerweise vermuten Patienten zu Beginn der Erkrankung eine organische Ursache, weshalb sie zuerst ihren Hausarzt, Neurologen oder auch Augenarzt aufsuchen. Die befremdlichen Symptome machen den Betroffenen häufig Angst, sie befürchten „verrückt“ zu werden oder die Kontrolle über sich zu verlieren, weshalb sie ihr Leben immer weiter einschränken. „Dass ein emotionales Problem Ursache für ihr Leiden ist, ziehen viele nicht in Betracht“, sagt Dr. Matthias Michal, Stellvertreter des Direktors der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz.

Obwohl das Depersonalisations-Derealisationssyndrom sich eindeutig von psychotischen Erkrankungen wie der Schizophrenie abgrenzen lässt, werden die Patienten nicht selten mit Antipsychotika behandelt. „Es gibt aber bisher kein Medikament, das zur Behandlung des Syndroms zugelassen ist. Die Therapie der Wahl ist eindeutig eine Psychotherapie“, erklärt Michal.

„Im ersten Schritt ist es für Betroffene schon hilfreich, wenn das Gegenüber ihre Leiden ernst nimmt und eine Erklärung bieten kann. Mittels einer Psychotherapie kann dann gemeinsam mit dem Patienten nach den Ursachen für die Erkrankung geforscht werden“, ergänzt Professor Dr. med. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm und Mediensprecher der DGPM. Von der neuen Leitlinie erhofft sich die Fachgesellschaft, dass das Depersonalisations-Derealisationssyndrom von Ärzten aller Fächer schneller erkannt wird, die Behandlung evidenzbasiert erfolgt und den Patienten damit ein langer Leidensweg erspart wird.

Hier finden Interessierte die aktuelle Leitlinie zum Depersonalisations-Derealisationssyndrom: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-030.html



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