Betriebliche Gesundheitsförderung

Medizin am Abend Fazit: Neuer Report zeigt: 

Betriebliche Gesundheitsförderung kann krankheitsbedingte Fehlzeiten um ein Viertel senken

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http://www.iga-info.de/fileadmin/Veroeffentlichungen/iga-Reporte_Projektberichte/iga-report-28_Wirksamkeit_Nutzen_Praevention_web.pdf 

 

Seit einem Jahrzehnt steigt die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland fast kontinuierlich an. 

Die Kosten für die ausgefallene Bruttowertschöpfung sind immens (2013: 103 Mrd. EUR). Gleichzeitig gibt es immer weniger Beschäftigte, die sich von ihrem Unternehmen bei der Gesunderhaltung unterstützt fühlen. Dabei kann betriebliche Prävention einen Beitrag zur Gesunderhaltung der Belegschaften leisten und für die Betriebe auch ökonomischen Nutzen erzielen.

Der neue Report der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) gibt dazu einen Überblick - auf Basis von rund 2.400 Studien. Aus Unternehmenssicht besonders erfreulich: Betriebliche Gesundheitsförderung lohnt sich. Die krankheitsbedingten Fehlzeiten sinken um durchschnittlich ein Viertel.

Das Kosten-Nutzen-Verhältnis (Return on Investment; ROI) ist überaus positiv: Mit jedem investierten Euro können im Ergebnis 2,70 Euro durch reduzierte Fehlzeiten eingespart werden. Für Investitionen in den Arbeitsschutz zeigt sich ein vergleichbar positives Kosten-Nutzen-Verhältnis. Und auch die Beschäftigten profitieren. Ein Großteil der Studien belegt eine Verbesserung ihrer körperlichen bzw. psychischen Verfassung. Häufig ist der Nutzen von BGF dann besonders hoch, wenn Programme verschiedene Maßnahmen berücksichtigen, sei es, dass sie die Betroffenen darin unterstützen, ihr Verhalten zu verändern und/oder ein gesundheitsförderndes Umfeld zu schaffen. Besonders deutlich wird dies bei der Prävention psychischer Erkrankungen, aber auch bei Programmen der Bewegungsförderung, der Gewichtsreduktion oder der Nikotinentwöhnung.
Dennoch gibt es für betriebliche Prävention in vielen Unternehmen noch Entwicklungspotenzial.

Der iga.Report 28 bietet belastbare Erkenntnisse, um die Entscheider in Betrieben zu überzeugen. Trotz komplexer Wirkungsweisen gibt es für BGF und Prävention ebenso wie für den Arbeitsschutz wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit bestimmter Maßnahmen.


Initiative Gesundheit und Arbeit In der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) kooperieren gesetzliche Kranken- und Unfallversicherung. Ziel der Initiative ist es, arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren durch Arbeitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung vorzubeugen. Getragen wird iga vom BKK Dachverband e.V., der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), dem AOK-Bundesverband und dem Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek).

www.iga-info.de

Medizin am Abend DirektKontakt

Christine Richter BKK Dachverband e.V. 030/2700406-301 christine.richter@bkk-dv.de 

Stefan Boltz Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung 030/288763-768 presse@dguv.de 

Dr. Kai Behrens AOK Bundesverband 030/34646-2309 presse@bv.aok.de 

Michaela Gottfried Verband der Ersatzkassen e.V. 030/26931-1200 michaela.gottfried@vdek.com

Depressionen mit Gelenkserkrankungen

Medizin am Abend Fazit: Depressionen gehen oft mit Gelenkserkrankungen einher

Wer unter Depressionen leidet, hat auch ein erhöhtes Risiko für körperliche Krankheiten, besonders für die Gelenkserkrankungen Arthrose und Arthritis. Dies berichten Forschende der Universität Basel und der Ruhr-Universität Bochum im Fachmagazin «Frontiers in Public Health», die Daten von rund 14‘300 Personen aus der Schweiz auswerteten. 
 
Depressionen gehören zu den gravierendsten Gesundheitsrisiken und betreffen rund 350 Millionen Menschen weltweit; in der Schweiz leiden jährlich schätzungsweise rund 400’000 Personen daran. In verschiedenen Ländern konnte gezeigt werden, dass Depressionen mit einem erhöhten Risiko für verschiedene körperliche Erkrankungen einhergehen. Für die Schweiz, eines der Länder mit dem höchsten Wohlstand und einem der besten Gesundheitssysteme weltweit, war jedoch nicht bekannt, mit welchen körperlichen Krankheiten depressive Symptome verbunden sind.

Dies hat nun eine Gruppe von Forschenden um Prof. Gunther Meinlschmidt von der Fakultät für Psychologie der Universität Basel und der Fakultät für Medizin der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Sie analysierten dafür die Daten einer repräsentativen Stichprobe aus der Schweiz, bestehend aus 14‘348 Personen im Alter ab 15 Jahren, basierend auf der Schweizerischen Gesundheitsbefragung.

Risiko für Arthrose und Arthritis

Die Psychologen stellten fest, dass bei Depressiven ein höheres Risiko besteht, allgemein unter einer körperlichen Erkrankung zu leiden: Gut ein Drittel der Befragten mit depressiven Symptomen in der Schweiz leben mit mindestens einer körperlichen Erkrankung. Dies zeigte sich im Speziellen für Arthrose und Arthritis, also degenerativen und entzündlichen Erkrankungen der Gelenke.

Der Zusammenhang zwischen Depression und Gelenkskrankheiten muss nun weiter untersucht werden. Denkbar wäre etwa, dass am Anfang Depressionen stehen, die zu Bewegungsmangel führen, was wiederum die Entwicklung von Gelenksbeschwerden fördert, so die Studie.

Es könnte aber auch umgekehrt sein: Personen mit Gelenksproblemen sind in ihren Alltagsaktivitäten so eingeschränkt, dass sich dies negativ auf ihre Stimmung auswirkt, was zu Depressionen führen kann. 

Oder aber: Gelenksbeschwerden liegen oft entzündliche Prozesse zugrunde, was in letzter Zeit auch für manche Formen von Depressionen vermutet wird, sodass es sein könnte, dass ein Entzündungsgeschehen das verbindende Element darstellt.

Wissen für bessere Versorgung

«Ein besseres Verständnis für den Zusammenhang zwischen Depressionen und körperlichen Erkrankungen in der Schweiz bildet die Grundlage für eine bessere Gesundheitsversorgung für Personen, die sowohl psychische als auch körperliche Beschwerden haben», erläutert Gunther Meinlschmidt, Autor der Studie. Dieses Wissen sei aber auch aus gesundheitspolitischer Perspektive wichtig, zum Beispiel um die gesellschaftlichen Belastungen und Kosten besser abschätzen zu können, die mit Depressionen verbunden sind.

Originalbeitrag

Donja Rodic, Andrea Hans Meyer, Gunther Meinlschmidt
The association between depressive symptoms and physical diseases in Switzerland: a cross-sectional general population study
Frontiers in Public Health, 23 March 2015 | doi: 10.3389/fpubh.2015.00047

Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Dr. Gunther Meinlschmidt, Universität Basel, Fakultät für Psychologie, Abteilung für Klinische Psychologie und Epidemiologie, Tel. +41 61 267 02 71, E-Mail: gunther.meinlschmidt@unibas.ch
Olivia PoissonUniversität Basel

Ärztliche Schweigepflicht - Betriebsmedizinischen Dienst - Verkehrstauglichkeit - Verkehrsführer

Medizin am Abend Fazit: Ärztliche Schweigepflicht: Einbeziehung des betriebsmedizinischen Dienstes - Rechtsgüterabwägung

 

Zum Schutz Dritter empfiehlt Professor Dr. Rainer Riedel, Leiter Institut für Medizinökonomie & Medizinische Versorgungsforschung an der Rheinischen Fachhochschule Köln (RFH), eine gesetzliche Regelung, die behandelnde Ärzte berechtigt, eine krankheitsbedingte Verkehrsuntauglichkeit ihrer Patienten dem zuständigen Betriebsarzt mitzuteilen. 

Prof. Dr. Rainer Riedel

Prof. Dr. Rainer Riedel RFH


Der Germanwingsflug wurde nach bisherigen Erkenntnissen in den französischen Alpen vorsätzlich von einem krank geschriebenen Co-Piloten zum Absturz gebracht. Nach den heute vorliegenden Erkenntnissen haben bei diesem Piloten psychosomatische Beschwerden wiederholt zu Krankschreibungen, verbunden mit einer vorübergehenden Fluguntauglichkeit geführt, welche durch die behandelnden Ärzte festgestellt wurde.

Aus nicht geklärten Umständen hat der betroffene Co-Pilot sich selbst nicht aus einer Verantwortlichkeit gegenüber den ihm anvertrauten Fluggästen an diese Krankschreibung gehalten. Warum? In Abhängigkeit des Krankheitsbildes und der Persönlichkeitsstruktur war der betroffene Co-Pilot hierzu gegebenenfalls nur bedingt in der Lage, die Situation adäquat einzuschätzen.

Haus- und Fachärzte behandeln täglich Patienten aus den Berufsgruppen wie Busfahrer, Straßenbahn-, Lokomotivführer, Taxifahrer oder Gefahrguttransporter in ihren Praxen, die aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung nicht arbeitsfähig sind. 

Bei einer Ersterkrankung lässt man sich als erfahrener Arzt eine entsprechende Erklärung von den Patienten unterzeichnen, dass die Patienten nicht am Straßenverkehr oder bei Piloten am Flugverkehr teilnehmen.

Bei wiederholten Erkrankungen von Patienten dieser Berufsgruppen, die sich der Tragweite ihrer Erkrankung nicht bewusst und dementsprechend auch nicht einsichtig sind, dass sie als „Verkehrsführer“ krankheitsbedingt rezidivierend nicht aktiv verkehrstauglich sind, sollte zukünftig eine Regelung im Hinblick auf den Schutz Dritter erfolgen.

Dies könnte dahingehend gelöst werden, dass in diesen Fällen der behandelnde Arzt berechtigt wird, die „Verkehrsuntauglichkeit“ dem zuständigen Betriebsarzt mitzuteilen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass ein verantwortbarer beruflicher Wiedereinsatz erst dann erfolgt, wenn die akute Erkrankung des Patienten abgeklungen und damit auch eine Einsatzplanung als „Verkehrsführer“ sowohl für die Passagiere als auch für das Unternehmen vertretbar ist.

Für die Umsetzung einer solchen Regelung muss eine Güterabwägung zwischen dem hohen Rechtsgut der „ärztlichen Schweigepflicht“ und dem Schutz der einem „Verkehrsführer“ anvertrauten Passagiere erfolgen.



Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Dr. med. Dipl.-Kfm. (FH) Rainer Riedel
Arzt für Nervenheilkunde, Psychotherapie
Institut für Medizinökonomie & Medizin. Versorgungsforschung RFH
Schaevenstr. 1b
50676 Köln
Tel. 0221 20302-30 oder 0174 3425000
E-Mail: riedel@rfh-koeln.de
http://www.rfh-koeln.de
Beatrix Polgar-Stüwe M.A. Rheinische Fachhochschule Köln

Metformin - Nierenfunktionsstörung - leichte Nierenschwäche

Medizin am Abend Fazit: In niedriger Dosierung Diabetesmedikament Metformin jetzt auch bei leichter Nierenschwäche erlaubt

 

Metformin, das bevorzugte Mittel zur Senkung des Blutzuckers beim Typ-2-Diabetes, kann jetzt auch bei Patienten mit mäßiger Nierenfunktionsstörung eingesetzt werden. Die Empfehlung beruht auf Ergebnissen neuer Untersuchungen. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) begrüßt die Ausweitung des Einsatzgebietes, rät behandelnden Ärzten aber vor allem bei älteren Patienten zur Vorsicht. So sollte bei mäßiger Nierenfunktionseinschränkung eine Metformin-Tagesdosis von 1000 Milligramm nicht überschritten und die Nierenfunktion regelmäßig überwacht werden. Sonst könnte das Risiko für eine Laktatazidose steigen, eine gefährliche Blutübersäuerung. 
 
Metformin senkt den Blutzucker, indem es die Neubildung von Glukose in der Leber hemmt. Glukose wird dort vor allem aus Laktat, sprich Milchsäure hergestellt. „Ein Übermaß an Metformin kann dazu führen, dass das Laktat in der Leber keine Verwendung mehr findet und folglich in der Konzentration ansteigt“, erläutert Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG. Damit wiederum droht eine Übersäuerung des Blutes, die Laktatazidose. Eine solche Komplikation ist selten, kann aber tödlich enden.

Da Metformin über die Niere ausgeschieden wird, ist eine Nierenfunktionsstörung ein wichtiger Risikofaktor für die Laktatazidose. Aus diesem Grund war der Einsatz von Metformin bisher schon bei einem mäßigen Rückgang der Nierenleistung untersagt. „Das Verbot galt bereits für Nierenschwäche Stadium 3a“, erläutert DDG-Experte Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Hans-Georg Joost. „Es stellte eine reine Vorsichtsmaßnahme dar, die auf Modellrechnungen zur Metformin-Ausscheidung über die Nieren beruhte.“
Neuere Studien zeigen nun, dass diese Einschätzung offenbar nicht zu halten ist. Darunter eine Untersuchung vom Hersteller eines Originalpräparats: Die Analyse einer Datenbank britischer Hausarztpatienten („Clinical Practice Research Datalink“) hatte ergeben, dass es bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nicht zu vermehrten Komplikationen durch eine Laktatazidose gekommen war. Die Arzneimittelagenturen gaben daraufhin den Einsatz von Metformin auch bei moderater Niereninsuffizienz frei.

Die Regelung gilt nicht nur für das Originalpräparat, sondern auch für andere Metformin-Präparate. So teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) auf Anfrage des Pharmakotherapieausschusses der DDG kürzlich mit, dass „die Änderungen, die sich aus dem … Verfahren ergeben haben, auch für Metformin Generika gelten, unabhängig davon, ob sie in diesem Verfahren einbezogen waren.“ Für viele Menschen mit Typ-2-Diabetes, die aufgrund ihres Alters eine leichte Nierenfunktionsstörung haben, sei dies eine deutliche Erleichterung, betont DDG-Präsident Siegel.
Allerdings rät die DDG zur Vorsicht. „Insbesondere bei älteren Menschen kann es schnell zu einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion kommen, und bei Infektionen oder einer akuten Verschlechterung der Herzleistung droht ein Anstieg des Laktatspiegels“, warnt Siegel. Deshalb sollten Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion die Metformin-Dosierung grundsätzlich reduzieren. Die Fachgesellschaft empfiehlt, zu Beginn der Therapie täglich nur 500 oder 850 mg Metformin einzunehmen und eine maximale Tagesdosis von 1000 mg nicht zu überschreiten. „Zudem muss die Nierenfunktion alle drei bis sechs Monate getestet werden“, betont Siegel.

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Literatur
Richy FF, Sabidó-Espin M, Guedes S, Corvino FA, Gottwald-Hostalek U. Incidence of lactic acidosis in patients with type 2 diabetes with and without renal impairment treated with metformin: a retrospective cohort study. Diabetes Care 2014; 37:2291-5.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24879835

Achtung, Medienpreis zu gewinnen!
Die DDG schreibt auch in diesem Jahr drei Medienpreise aus, die mit insgesamt 6.000 Euro dotiert sind. Eingereicht werden können Artikel (Print und Online) sowie Beiträge aus Hörfunk und Fernsehen, die zwischen dem 1. August 2014 und dem 31. Juli 2015 publiziert wurden. Prämiert werden Arbeiten, denen es gelingt, eine breite Öffentlichkeit über das Krankheitsbild Diabetes mellitus aufzuklären und ein Bewusstsein für diese Krankheit und ihre Folgeerkrankungen zu schaffen. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2015. Weitere Informationen finden Sie auf der DDG Homepage.

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Medizin am Abend DirektKontakt 

Kerstin Ullrich und Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-641/552, Fax: 0711 8931-167
ullrich@medizinkommunikation.org
voormann@medizinkommunikation.org
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