360° TOP-MFA-Thema: Überlebenschancen für unterkühlte Unfallopfer

Medizin am Abend Fazit: Bessere Überlebenschancen für unterkühlte Unfallopfer

Forscherteam schafft Grundlage für neue Wiederbelebungsrichtlinien bei schwer Unterkühlten mit Herzstillstand

Bei Unfallopfern mit Herzstillstand gilt allgemein die Regel, dass die begonnenen Wiederbelebungsmaßnahmen nicht unterbrochen werden dürfen bis der Patient wieder Lebenszeichen aufweist oder der Tod festgestellt wird. Eine neue Studie zeigt, dass im spezifischen Fall von stark unterkühlten Unfallopfern (Körperkerntemperatur unter 28°C) die Herzdruckmassage für den Transport im Gebirge immer wieder kurz unterbrochen werden kann, ohne das Überleben zu gefährden. 

 
In ausgesetztem Gelände stehen Bergretter bei der Behandlung von Patienten im Herzkreislaufstillstand oft vor dem Dilemma, dass eine lückenlose Wiederbelebung während des Transportes in ein Krankenhaus nicht möglich ist.

In den Alpen gab es in den vergangenen Jahren einige Fälle von stark unterkühlten Unfallopfern mit Herzstillstand, die trotz mehrmals unterbrochener Herzdruckmassage ohne bleibende Schäden überlebt haben. Rettungsdienste drängen seit Längerem auf eine Klärung des Sachverhaltes speziell für Unterkühlungsopfer im Herzstillstand, da die derzeitige Regelung ausnahmslos eine lückenlose Wiederbelebung vorschreibt.

Mediziner der britischen Cumbrian Mountain Rescue doctors, des Glenfield Hospital, des Südtiroler Forschungszentrums EURAC, der Medizinischen Universität Innsbruck und der Stanford Universität Kalifornien (USA) haben eine Studie dazu durchgeführt. Dort kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass bei der Wiederbelebung von stark unterkühlten Patienten kurze Pausen bei der Herzdruckmassage zugunsten des Transports gemacht werden können, ohne dass das Überleben dadurch in Gefahr gebracht wird oder mehr Hirnschäden auftreten. Kälte konserviert nämlich, und deshalb toleriert der Körper bei tiefen Körpertemperaturen einen Herzstillstand wesentlich länger als bei normaler Körpertemperatur.

Das neue Konzept übernahmen die Forscher von der Herz- und Gefäßchirurgie.

Dort werden Patienten in manchen Fällen absichtlich auf eine tiefe Körpertemperatur abgekühlt. Dann nämlich können die Chirurgen den Kreislauf für kurze Zeit unterbrechen, um die Eingriffe am Herzen oder an den großen herznahen Gefäßen durchführen zu können, ohne dass bleibende Hirnschäden befürchtet werden müssen. „Wir haben in unserer Studie zum einen umfassende Fallanalysen durchgeführt, zum anderen aber auch von der Herzchirurgie gelernt.

Wir schlagen daher vor, dass Retter und Notärzte bei schwer unterkühlten Patienten die Herzdruckmassage zur Wiederbelebung kurzzeitig unterbrechen, um den Patienten zu transportieren“, erklären Les Gordon von den Cumbrian Mountain Rescue doctors, Hermann Brugger von der EURAC in Bozen und Peter Paal von der Medizinischen Universität Innsbruck. „In der Praxis heißt das: Wenn schwer unterkühlte Patienten – bei einer Körperkerntemperatur unter 28°C - mit Herzstillstand aus unwegsamem Gelände evakuiert werden müssen und eine kontinuierliche Wiederbelebung nicht möglich ist, kann man abwechselnd fünf Minuten reanimieren, fünf Minuten transportieren und dies solange im Wechsel bis wieder eine kontinuierliche Herzdruckmassage möglich ist. Somit können Patienten aus entlegenen Gebieten unter Wiederbelebung zur Wiedererwärmung in ein Krankenhaus mit Herzlungenmaschine gebracht werden und müssen nicht aufgegeben werden“, so die Forschergruppe.

Das Ergebnis der Studie, das im internationalen Fachmagazin Resuscitation kürzlich publiziert wurde, schafft die Grundlage für einen Paradigmenwechsel innerhalb der bislang gültigen Rettungsrichtlinien. Im Laufe dieses Jahres sollen die Erkenntnisse in die Richtlinien der Internationalen Kommission für Alpine Notfallmedizin (ICAR Medcom) und des Europäischen Rates für Wiederbelebung (European Resuscitation Council, ERC) aufgenommen werden.

Medizin am Abend DirektKontakt

Viale Druso/Drususallee 1
39100 Bolzano/Bozen
Italien

Laura Defranceschi

Telefon: ++39 (0)471 055037
Fax: ++39 (0)471 055039
E-Mail-Adresse: laura.defranceschi@eurac.edu

Stefanie Gius

Telefon: +39 (0) 0471 055 - 034
Fax: +39 (0) 0471 055 - 099
E-Mail-Adresse: stefanie.gius@eurac.edu

Laura Defranceschi Europäische Akademie Bozen - European Academy Bozen/Bolzano

360° TOP-MFA-Thema: Die ärztliche Schweigepflicht http://www.dgaum.de

Medizin am Abend Fazit: Arbeitsmediziner: Die ärztliche Schweigepflicht ist eine unverzichtbare Basis jeder med. Tätigkeit

Stellungnahme des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), Professor Dr.med. Hans Drexler, Erlangen

Das schreckliche Ereignis des Germanwings-Flugzeugabsturzes hat nach Ansicht des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), Professor Dr. med. Hans Drexler, Erlangen, aktuell eine wenig qualifizierte bis hin sogar schädliche öffentliche Diskussion über die ärztlichen Schweigepflicht gegenüber Arbeitgebern ausgelöst. 

 
Für Drexler ist die erste und wichtigste Frage, ob durch eine gelockerte ärztliche Schweigepflicht dieser Absturz hätte verhindert werden können. Nach Ansicht der meisten Fachleute sei dies nicht der Fall. Wenn man alle Menschen mit depressiven Episoden oder Suizidgedanken als nicht geeignet für Berufe mit potentieller Drittgefährdung betrachten wollte – und das seien bei weitem nicht nur die Piloten von Flugzeugen – dann wäre eine moderne Gesellschaft nicht mehr arbeits- und handlungsfähig. Darüber hinaus seien Aussagen zur Prognose immer unsicher. Ein unauffälliger Untersuchungsbefund heute garantiert für Hans Drexler noch lange keine körperliche oder seelische Gesundheit zu einem späteren Zeitpunkt.

Die zweite Frage geht für den DGAUM-Präsidenten in Richtung der Folgen einer gelockerten ärztlichen Schweigepflicht gegenüber Arbeitgebern. Wenn sich ein Mensch mit gesundheitlichen Problemen nicht mehr auf die absolute Verschwie-genheit des Arbeitsmediziners gegenüber Dritten verlassen könne, werde dieser, nach Ansicht Drexlers, seinem Arzt wohl kaum noch Informationen anvertrauen, die seine berufliche Beschäftigung gefährden könnten. Es sei eine Illusion zu glauben, ein Arzt könne ohne Mitwirkung des betroffenen Menschen sicher und verlässlich körperliche oder seelische Erkrankungen erkennen. „Wenn durch eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Klient gestört wird, ergibt sich mit Gewissheit eine geringere Sicherheit für die Unver-sehrtheit von Dritten“, so DGAUM-Präsident Hans Drexler. Der Arzt könnte nämlich die Indikation für Hilfsangebote, Therapien, kürzere Beratungs- und Untersuch-ungsfristen, Änderungen der Arbeitsverhältnisse u.v.a., die Schaden und Gefahr abwenden können, nicht mehr erkennen. Deshalb warnt der Präsident der DGAUM mit Nachdruck davor, das hohe Rechtsgut des Vertrauensverhältnisses von Arzt und Klient durch eine wenig differenzierte Diskussion um eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht gegenüber Arbeitgebern zu gefährden.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Professor Dr. med. Hans Drexler
Präsident DGAUM
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Schillerstraße 25/29
91054 Erlangen
Tel.: +49 (0) 9131 / 85 22 31 2
E-Mail: Hans.Drexler@ipasum.uni-erlangen.de ,
Dr. Thomas Nesseler
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Einladung zur Studie: Einzelkinder

Medizin am Abend Fazit: Entwicklungspsychologen suchen Einzelkinder für Studie

Wie Kinder lernen, die Wünsche anderer Personen zu verstehen, untersucht die Forschungsgruppe um die Entwicklungspsychologin Professorin Gisa Aschersleben. In einer aktuellen Studie wollen die Wissenschaftlerinnen herausfinden, ob Einzelkinder anders lernen, die Wünsche anderer Personen zu verstehen, als Kinder mit Geschwistern. Hierfür suchen die Forscherinnen der Saar-Uni Eltern mit Einzelkindern im Alter von fünf bis elf Jahren.

Wer mit seinem Kind an der Studie teilnehmen möchte, meldet sich bitte bei Marion Klein per E-Mail an m.klein(at)mx.uni-saarland.de oder per Telefon unter 0681 302-3877. 

 
Sind Einzelkinder besonders gut in der Lage, die Wünsche anderer Personen zu verstehen? Entwickeln Einzelkinder früher ein Verständnis dafür, dass andere Menschen etwas anderes denken oder fühlen als sie selbst? Welchen Einfluss haben Geschwister auf die Entwicklung von sozialen Fähigkeiten? Fragen wie diesen gehen Entwicklungspsychologinnen der Saar-Uni in einer aktuellen Studie auf den Grund. Daraus können die Wissenschaftler ableiten, wie sich die Fähigkeit, sich in andere Personen hineinzuversetzen im Kindesalter entwickelt, welchen Einfluss Geschwister auf diese Entwicklung haben und welche Vorteile Einzelkinder in der Entwicklung von sozial-kognitiven Fähigkeiten haben könnten.

Die Sitzungen zur Studie finden auf dem Saarbrücker Campus statt und dauern etwa 30 bis 45 Minuten. Für die Fahrtkosten wird eine Aufwandsentschädigung von 7,50 Euro gezahlt. Die Kinder erhalten für die Teilnahme ein kleines Geschenk. Die Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.

Medizin am Abend DirektKontakt und Fragen beantwortet:

Dipl.-Psychologin Corina Möller
Entwicklungspsychologie
Tel.: 0681 302-3678
E-Mail: c.moeller(at)mx.uni-saarland.de
Melanie Löw Universität des Saarlandes

Einladung zur Studie: Tourette-Syndorm

Medizin am Abend Fazit: Tourette-Syndrom: Dresdner Uniklinikum vergleicht Einsatz von Medikamenten und Verhaltenstherapie

Für die Therapie von Tic-Erkrankungen wie dem Tourette-Syndrom kommen derzeit im Wesentlichen zwei Ansätze zum Tragen: ein medikamentöser und ein verhaltenstherapeutischer. Die Wissenschaftler um Prof. Christian Beste und Prof. Veit Roessner von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden wollen jetzt gemeinsam mit Kollegen der Universität Lübeck in einer Studie die genauen Mechanismen ermitteln, die jeweils bei den verschiedenen Ansätzen zu einer positiven Beeinflussung der Symptomatik bei den Patienten führen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt das Vorhaben über die kommenden zwei Jahre mit 300.000 Euro. 
 
Sowohl bei den Tourette-Patienten, die mit einer Verhaltenstherapie behandelt werden, als auch bei den medikamentös behandelten Betroffenen, werden die Forscher die Veränderungen bei den sogenannten TICS als auch auf der kognitiven Ebene genau festhalten. Dazu zählt ein Erfassen der Handlungskontrolle, also zum Beispiel der richtigen Reaktion unter Ablenkung, mittels neurophysiologischen Verfahren, wie dem Elektroenzephalogramm (EEG) und verwandter Techniken.

Die Entscheidung zur Teilnahme in der jeweiligen Studien-Gruppe treffen die Patienten und deren Eltern. Dafür suchen die Wissenschaftler in den kommenden Monaten jeweils 60 interessierte Patienten im Alter zwischen zehn und siebzehn Jahren. Im Anschluss an die mehrwöchige Therapie erfolgt dann eine eingehende neurophysiologische Untersuchung. Bei dieser Untersuchung wird das EEG aufgezeichnet, währen die Studienteilnehmer einfache Reaktionsaufgaben an einem Computer bearbeiten. Die Aufgaben erfassen unterschiedliche Aspekte der Handlungskontrolle. Mit dem EEG ist es möglich sehr zeitgenau die Hirnprozesse zu erfassen, die durch die einzelnen Therapieformen verändert werden und die Krankheitssymptomatik reduzieren.

„Wir wollen die Wirkweise einer Verhaltenstherapie relativ zu der Wirkweise einer medikamentösen Therapie ermitteln“, erklärt Christian Beste, Professor für Kognitive Neurophysiologie. „Wie genau funktioniert der Mechanismus, der zu einer positiven Beeinflussung führt; und unterscheiden sich die beiden Therapieformen darin?“ Denn das ist bisher nicht immer bekannt.


Christian Beste, Professor für Kognitive Neurophysiologie an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.
Christian Beste, Professor für Kognitive Neurophysiologie an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.
Foto: Technische Universität Dresden / Stephan Wiegand

Mit diesen Erkenntnissen sollen die Therapieleitlinien für die Behandlung des Tourette-Syndroms konkretisiert werden. Die Therapeuten sollen also anhand bestimmter Parameter zuverlässiger ermitteln können, welcher Ansatz – verhaltenstherapeutisch oder medikamentös – bei dem jeweiligen Patienten zum Einsatz kommen sollte.

Dazu soll im Anschluss an diese erste Untersuchung eine weitere multizentrische, randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie folgen.

Patienten mit Tourette-Syndrom im Alter von zehn bis 17 Jahren, die Interesse an der derzeitigen Studie haben, können sich gern direkt bei der Klinik melden:



Medizin am Abend DirektKontakt

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie
Claudia Seifert
E-Mail :Claudia.Seifert3@uniklinikum-dresden.de
Tel. +49 (0)351 458-5435
Fax +49 (0)351 458-5875
Konrad Kästner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.kjp-dresden.de

Veröffentlichung medizinischer Details des A320-Copiloten

Medizin am Abend Fazit: "NDR aktuell": Medizinrechtler kritisiert Veröffentlichung medizinischer Details des A320-Copiloten

"NDR aktuell": Medizinrechtler kritisiert Ärzte für Weitergabe medizinischer Details zum A320-Copiloten

Prof. Gunnar Duttge, Leiter der Abteilung für strafrechtliches Medizin- und Biorecht der Universität Göttingen, hat am 31. März in der Nachrichtensendung "NDR aktuell" des NDR Fernsehens kritisiert, dass die Ärzte medizinische Details des Copiloten Andreas L. weitergegeben hätten. Er räumt zwar ein, dass es Fälle gebe, in der die ärztliche Schweigepflicht nachrangig sei, etwa wenn es um die Abwehr erheblicher Gefahren gehe. Zum Beispiel, wenn der Patient Anzeichen zeigte, dass er künftig eine gravierende Straftat begehen könnte, gäbe es laut Duttge nicht nur ein Recht darauf, die Schweigepflicht zu brechen. Es bestehe dann sogar die Pflicht dazu, Informationen weiterzugeben.

In dem Fall des Copiloten Andreas L. gehe es aber nicht um die Abwehr einer Straftat, sondern um Strafverfolgung, so Duttge zu "NDR aktuell". Das Arzt-Patienten-Verhältnis sei rechtlich höher zu bewerten als die Belange der Aufklärung. Duttge hält zum Zweck der Gefahrenabwehr eine Änderung der Informationspflichten im Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis für möglich. "Ich halte es aber für keine gut Idee, jetzt zum Zwecke der Strafverfolgung das Arzt-Patienten-Verhältnis zu torpedieren. Und ich halte es nicht für richtig, dass Ärztinnen und Ärzte sich künftig als Erfüllungsgehilfen für die Staatsanwaltschaft empfehlen."

Medizin am Abend DirektKontakt:

Professor Dr. Gunnar Duttge
Tel. +49 (0)551 / 39-21620


Prof. Duttge 

Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozeßrecht
Postanschrift: Platz der Göttinger Sieben 6, 37073 Göttingen
Besucheranschrift: Platz der Göttinger Sieben 5 (Blauer Turm, MZG), 3. OG, 37073 Göttingen
Tel. +49 (0)551 / 39-21620
Fax +49 (0)551 / 39-21622
lduttge@gwdg.de

Norddeutscher Rundfunk Ralph Coleman Tel: 040-4156-2302

Ihr Ostern 2015 - Wirkliche Freilandhaltung oder tatsächliche Bodenhaltung Ihrer Hühner?

Medizin am Abend Fazit: "Panorama 3": Eier aus Freilandhaltung - häufig eine Mogelpackung

360° MFA - Zusatz-Information für Ihr Osterfest 2015 

 

http://www.praxisvita.de/lebensmittel-die-herzrhythmusstoerungen-vorbeugen# 

 

Eier, die unter dem Etikett "Freilandhaltung" verkauft werden, kommen mehrheitlich von Hühnern, die sich nicht im Freien aufhalten. Damit unterscheiden sich diese Eier sehr oft nicht von den preisgünstigeren Eiern aus Bodenhaltung. Das haben Recherchen des NDR Politikmagazins "Panorama 3" ergeben. Die Güteklasse "Eier aus Freilandhaltung" ist demnach häufig eine Mogelpackung.

Hühner in Freilandhaltung müssen laut gesetzlicher Vorgabe einen Freilauf von mindestens vier Quadratmetern haben. Trotz dieser Freilauffläche verlässt ein Großteil dieser Hühner den Stall nicht. Das gilt insbesondere für Großställe mit mehr als 10.000 Tieren. Das zeigen Luftaufnahmen: Direkt um den Stall herum ist der Boden meist kahl gefressen. Der größte Teil der Fläche dagegen ist grün, weil die Tiere dort nicht im Gras picken. Damit die Hühner die Fläche besser nutzen, müssten die Landwirte Anreize schaffen, also Unterstände für die Hühner errichten und Hecken, Büsche oder Obstbäume pflanzen. Doch solche Maßnahmen verteuern die Pflege der Freilauffläche.

Silvia Ey vom Geflügelwirtschaftsverband Mecklenburg-Vorpommern verweist im NDR Fernsehen darauf, dass Freilandhaltung erst seit wenigen Jahren praktiziert werde. Es sei sehr schwierig, die Hühner über eine große Fläche zu verteilen. Freilandeier seien aber "keine Mogelpackung, sondern ein realistischer Kompromiss zwischen den Wünschen der Verbraucher, ein Freilandei zu kaufen, und der wirtschaftlichen Machbarkeit, Freilandeier zu produzieren in Deutschland".

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bestätigt die Recherchen von "Panorama 3". Wie oft die Hühner ihre Freilauffläche nutzen, hänge "von einer Vielzahl von Faktoren" ab. Es sei aber ausreichend, dass die Verordnung "die Verfügbarkeit des Auslaufs ins Freie regelt". Eine Vorgabe, die festlege, wie viele Hühner in Freilandhaltung "tatsächlich ins Freie gehen, ist nicht praktikabel". Man arbeite mit den Ländern aber an einer Regelung, damit die Freilaufflächen so gestaltet werden, "dass möglichst viele Tiere auch tatsächlich ins Freie gehen".

Dabei nutzen nur 5,4 Prozent der Legehennen in Großställen den Auslauf. Zu diesem Ergebnis kam bereits im Jahr 2004 eine Studie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Damals gab es allerdings noch nicht die Unterscheidung zwischen "Bodenhaltung" und "Freilandhaltung". Heute kostet ein Ei, das unter dem Etikett "Freilandhaltung" verkauft wird, rund fünf Cent mehr als ein Ei, das in der Güteklasse "Bodenhaltung" verkauft wird.

Die Freilandhaltung wird durch die EU-Verordnung 589/2008 geregelt, doch das Bundesministerium könnte jederzeit strengere Vorgaben auf nationaler Ebene anordnen.

Mehr zu "Panorama 3" unter www.NDR.de/panorama3

Medizin am Abend DirektKontakt 

Ich heiße Jan Körner und beschäftige mich bei Panorama 3 mit Fragen der Landwirtschaft und des Tierschutzes. Sie kennen Fälle von Verstößen gegen geltende Tierschutzbestimmungen? Oder wissen von Problemen mit verantwortlichen Behörden in diesem Bereich?

Dann schreiben Sie mir, entweder mithilfe des unten stehenden Formulars oder per Email an: panorama3.recherche@ndr.de Ich bin gespannt!

Norddeutscher Rundfunk http://www.ndr.de

Sarkoidose - Systemerkrankung

Medizin am Abend Fazit: Das Sarkoidosezentrum Würzburg stellt sich vor

Die Sarkoidose ist eine höchst facettenreiche Erkrankung, die sich am besten durch ein multiprofessionelles, erfahrenes Team erkennen und behandeln lässt. Das Sarkoidosezentrum des Uniklinikums Würzburg gibt am Samstag, den 18. April 2015, in einer öffentlichen Vortragsveranstaltung einen Überblick über aktuelle Diagnose- und Therapiemöglichkeiten der seltenen Systemerkrankung. 

Die Sarkoidose kann auch das Herz betreffen. Häufig finden sich dann knotige Vernarbungen (Pfeil) im Herzmuskel, die mit Hilfe einer MRT-Untersuchung nachgewiesen werden können.
Die Sarkoidose kann auch das Herz betreffen. Häufig finden sich dann knotige Vernarbungen (Pfeil) im Herzmuskel, die mit Hilfe einer MRT-Untersuchung nachgewiesen werden können. Bild: Uniklinikum Würzburg
 
Bei der Sarkoidose bilden sich – oftmals zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr aus noch ungeklärter Ursache mikroskopisch kleine Bindegewebsknötchen. Diese Granulome können überall im Körper auftreten und bei zunehmender Größe und Anzahl zu Störungen der jeweiligen Organfunktionen führen. Die seltene Erkrankung manifestiert sich häufig in der Lunge, aber auch das Nervensystem, das Herz, die Gelenke, die Haut und die Augen können betroffen sein. „Die klinischen Symptome der Sarkoidose sind von Patient zu Patient oftmals sehr unterschiedlich. Aufgrund der Vielfalt ihres Erscheinungsbilds kann die Sarkoidose andere, häufige Erkrankungen imitieren“, sagt Privatdozent Dr. Theo Pelzer von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Der Herz- und Lungenspezialist fährt fort: „Für eine schnelle und sichere Diagnosestellung ohne Umwege sowie eine auf die Patientenbedürfnisse maßgeschneiderte Therapie müssen verschiedene medizinische Fachdisziplinen möglichst eng zusammenarbeiten.“

Teil des Zentrums für seltene Erkrankungen

Die dafür nötige organisatorische Struktur findet sich am Sarkoidosezentrum Würzburg. Die Einrichtung ist Teil des im vergangenen Dezember am UKW gegründeten Zentrums für seltene Erkrankungen (ZESE). „Das Würzburger Uniklinikum ist mit jährlich rund 700 behandelten Sarkoidose-Patienten ein bundesweiter Leistungsträger und Vorreiter“, unterstreicht Prof. Helge Hebestreit, der Sprecher des ZESE. Nach seinen Angaben verfügt das unterfränkische Krankenhaus der Maximalversorgung mit seinen Kliniken und Fachabteilungen nicht nur über die neuesten Methoden zur Diagnostik und Behandlung aller Formen der Sarkoidose, sondern auch über die erforderlichen Spezialisten, die sich seit vielen Jahren intensiv mit den Erscheinungsbildern der Krankheit auseinandersetzen.

Professionelle Hilfe bei Herzsarkoidose

Beispiel Herzbeteiligung: „Der granulomatöse Befall des Herzmuskels oder Granulome im Bereich des elektrischen Reizleitungssystems können eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen verursachen“, berichtet Dr. Pelzer. „Die Diagnose der Herzsarkoidose ist schwierig, die Granulome im Herzmuskel können jedoch von erfahrenen Untersuchern mit Hilfe spezieller radiologischer und nuklearmedizinischer Techniken, wie der Kernspintomographie oder der PET-CT sichtbar gemacht werden.“ Dabei sind die möglichen Auswirkungen der Herzsarkoidose nicht zu unterschätzen, schließlich kann sie zum plötzlichen Herztod und chronischem Herzversagen führen. Die Patienten des Sarkoidosezentrums Würzburg profitieren hier von der Expertise des am UKW angesiedelten Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI). „Mit Hilfe der dortigen Experten werden die Hochrisikopatienten zuverlässig identifiziert. Diesen können wir, neben der medikamentösen Behandlung der Grunderkrankung, zum Beispiel die Implantation eines oftmals lebensrettenden Kardioverter-Defibrillators anbieten“, schildert Dr. Pelzer.

13 Referenten in drei Stunden
Diese und viele weitere Leistungen des Sarkoidosezentrums Würzburg sind Thema einer öffentlichen, kostenlos zu besuchenden Informationsveranstaltung im Zentrum für Operative Medizin des Uniklinikums Würzburg. Am Samstag, den 18. April 2015, referieren 13 Experten zwischen 10:00 und 13:00 Uhr in Kurzvorträgen laienverständlich über die Eigenschaften und Therapiemöglichkeiten der auch als „Chamäleon der Inneren Medizin“ bezeichneten Krankheit. Anschließend haben die Zuhörerinnen und Zuhörer die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit den Referenten sowie zum Besuch einer begleitenden Ausstellung von Selbsthilfegruppen.

Das detaillierte Programm des Infotags kann im Internet abgerufen werden unter www.zese.ukw.de, Rubrik „Veranstaltungskalender“.

Medizin am Abend DirektKontakt

Susanne Just
Telefon: 0931/201-59447
Fax: 0931/201-60 59447
E-Mail-Adresse: just_s@ukw.de