Suizidalen Krisen bei jungen Menschen

Medizin am Abend Fazit:

Seine Antrittsvorlesung als Honorarprofessor hält Chefarzt Gunter Vulturius am 16. April 2015 ab 17 Uhr im Hörsaal 2 im Hauptgebäude der Hochschule Merseburg. In seinem Vortrag stellt er Grundlagen, neue Erkenntnisse und eine Statistik zu suizidalen Krisen junger Menschen vor und erläutert, ob und wie die Psychiatrie helfen kann. 

Chefarzt Prof. Dr. Gunter Vulturius Chefarzt Prof. Dr. Gunter Vulturius
 
Suizide junger Menschen begegnen uns in den Nachrichten täglich. Der Begriff Selbstmordattentat ist schon so vertraut, daß wir die Geschehnisse nicht mehr weit an uns heranlassen. Die Taten sind Ausdruck großer Aggressionen, aber immer auch der Entscheidung der Täterinnen und Täter, sich selbst zu töten. Privat werden viele von uns damit konfrontiert, dass sich Menschen das Leben nehmen. Bei sehr jungen Menschen gehören Selbsttötungen zu den häufigsten Todesursachen.

Dr. med. Gunter Vulturius ist Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Basedow-Klinikum in Merseburg und seit Oktober 2014 Honorarprofessor an der Hochschule Merseburg. Er führt damit die Zusammenarbeit der beiden Einrichtungen fort, die Klinikgründer Wolfgang Scheffler vor vielen Jahren begonnen hatte. Vulturius ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie und hat darüber hinaus zehn Jahre Berufserfahrung in der Erwachsenenspsychiatrie. Sein Lehrgebiet sind „Psychische Störungen und Erkrankungen in der Lebensspanne“.

Die Antrittsvorlesung ist für alle Interessierten offen. Im Anschluss findet im Foyer ein Empfang statt. Veranstaltungsort ist der Campus der Hochschule Merseburg, Eberhard-Leibnitz-Str. 2. Autofahrer/-innen können den Parkplatz Ulmenweg nutzen.

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Ines Wahl M.A. Hochschule Merseburg

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Den Thrombozyten auf der Spur

Medizin am Abend Fazit: Den Thrombozyten auf der Spur

Dr. Markus Bender ist neuer Leiter einer Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe an der Universität Würzburg. Ausgestattet mit rund 1,2 Millionen Euro kann er in den kommenden fünf Jahren seiner Forschung nachgehen. Bei der dreht sich alles um Thrombozyten und deren Entstehung. 

Markus Bender Markus Bender Foto: Gunnar Bartsch
 
Thrombozyten, landläufig auch Blutplättchen genannt, sind für die Gerinnung von zentraler Bedeutung. Ihre Entstehung ist bislang nur bruchstückhaft verstanden, viele Details in diesem komplexen, biologisch einzigartigen Prozess sind noch ungeklärt. Der Biomediziner Dr. Markus Bender forscht seit etlichen Jahren erfolgreich an diesen Details. Jetzt kann er seine Arbeit intensivieren: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat seinen Antrag auf Einrichtung einer Nachwuchsgruppe im Emmy-Noether-Programm bewilligt. Damit verbunden sind rund 1,2 Millionen Euro, mit denen Bender in den kommenden fünf Jahren die „Rolle von Mikrotubuli- und Aktinfilament-regulierenden Proteinen in der Megakaryo- und Thrombozytopoese“ – so der Name seines Forschungsprojekts – genauer untersuchen kann.

Abschnürungen ins Blutgefäß hinein

Was sich hinter dem komplizierten Titel verbirgt: Thrombozyten werden vom menschlichen Körper ein Leben lang gebildet. Die entscheidenden Prozesse finden dabei im Knochenmark statt. Spezielle Vorläuferzellen, sogenannte Megakaryozyten, siedeln sich in der Nähe von Blutgefäßen an und bilden dann lange, fingerförmige Fortsätze, die in die Gefäße hineinreichen. Abschnürungen dieser Fortsätze gehen ins Blut über und verwandeln sich dort in Thrombozyten. „Dieser gesamte Prozess ist sehr stark vom Skelett der Zelle, dem Zytoskelett, abhängig“, sagt Markus Bender. Mikrotubuli und Aktinfilamente sind die zentralen Bausteine dieses Skeletts. Wie sie miteinander interagieren und welche Proteine ihre Entwicklung steuern: Das alles wird Bender zusammen mit den Mitgliedern seiner neuen Nachwuchsgruppe untersuchen.

Bei Null starten muss das Team nicht. Bender hat bereits in den vergangenen Jahren wichtige Details der Thrombozytenentwicklung entschlüsselt. So konnte er beispielsweise zeigen, dass das Protein Profilin-1 für die Stabilisierung des Zellskeletts wichtig ist. Dieses Protein befindet sich in Blutplättchen von Patienten des Wiskott-Aldrich-Syndroms – einer Krankheit, bei der die Blutgerinnung und das Immunsystem der Betroffenen stark gestört sind – an ganz anderen Orten als im Normalfall. Dieser Befund weist darauf hin, dass das Protein an der Entstehung des Syndroms beteiligt ist. Für diese Forschungsleistung erhielt Bender Anfang des Jahres den mit 30.000 Euro dotierten „Bayer Thrombosis Research Award 2015“. Seine Erkenntnisse könnten dazu beitragen, in Zukunft neue Möglichkeiten zur Früherkennung und Behandlung dieser schweren Erkrankung zu entwickeln, schreibt der Stifter des Preises, die Bayer Science & Education Foundation.

Lebenslauf des Preisträgers

Die Kombination aus Grundlagenforschung und Nähe zur Anwendung in der Klinik ist es, was Bender an seiner Forschung fasziniert. Bereits als Schüler habe er sich für Medizin interessiert – allerdings auch damals schon mehr für die Seite der Forschung und weniger für die Behandlung von Patienten. Aus diesem Grund habe er sich an der Universität Würzburg für den Studiengang „Biomedizin“ eingeschrieben. „Der ist sehr nah an der Praxis, man arbeitet früh im Labor und kommt schnell mit Forschern in Kontakt“, sagt Bender.

Nach seinem Studium hat der heute 35-Jährige an der Würzburger Graduate School of Life Sciences promoviert. Auch in seiner Doktorarbeit untersuchte er die Dynamik des Zellskeletts und die Rezeptorregulation in Blutplättchen. „Ich habe das Glück gehabt, frühzeitig mein Thema gefunden zu haben“, sagt er heute. Was ihn an dieser Arbeit – neben den zahlreichen ungelösten Fragen – besonders fasziniert: „Man kommt sehr gut an das notwendige Material, sprich: Blut“. Und dank der Entwicklungen der vergangenen Jahre ließen sich sehr schnell Ergebnisse erzielen.

2012 erhielt Bender ein Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Er absolvierte es bei Professor John H. Hartwig am Brigham and Women’s Hospital der Harvard Medical School in Boston (USA). Dort erforschte Bender ebenfalls die Rolle des Zellskeletts bei der Bildung von Blutzellen. Unter anderem war er dort an der Entwicklung einer Technik beteiligt, die es ermöglicht, den Abschnürprozess der Megakaryozyten live unter dem Mikroskop zu steuern und zu beobachten.

Seit 2014 führt Bender ähnliche Arbeiten am Würzburger Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin fort. Bis zum Start seiner neuen Aufgabe als Nachwuchsgruppenleiter wurde er dabei mit einem Rückkehrstipendium der DFG gefördert. Für die Rückkehr an die Universität, an der er schon studiert und promoviert hat, sprechen nach Benders Worten mehrere Gründe: „Der Standort ist top, hier gibt es die besten Voraussetzungen für das Gebiet, das ich bearbeite.“ Das gelte sowohl für die technische Ausstattung als auch für das Team am Lehrstuhl. „In dieser Kombination und Fülle gibt es das sonst nirgends“, so Bender.

Das Emmy-Noether-Programm

Im Emmy-Noether-Programm fördert die DFG herausragende promovierte Wissenschaftler, die internationale Erfahrungen in der Forschung vorweisen können. Benannt ist das Programm nach der deutschen Mathematikerin Emmy Noether (1882-1935). Mit diesem Programm will die DFG herausragenden Nachwuchswissenschaftlern einen Weg zu früher wissenschaftlicher Selbstständigkeit eröffnen.

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Dr. Markus Bender, Lehrstuhl für Experimentelle Biomedizin, Universität / Universitätsklinikum Würzburg, T (0931) 31-85280, Bender_M1@ukw.de
Gunnar Bartsch Julius-Maximilians-Universität Würzburg

360° TOP-Thema: Innere Uhr - Zeitumstellung circadianen Rhythmus

Medizin am Abend Fazit: Neue Einblicke in die innere Uhr: Ras-Protein reguliert circadianen Rhythmus

Biochemiker der Ruhr-Universität Bochum haben neue Einblicke in die Entstehung des circadianen Rhythmus gewonnen. Sie zeigten, dass das Ras-Protein wichtig ist, um die innere Uhr zu stellen. Die Aktivität des Proteins bestimmt die Periodenlänge des circadianen Rhythmus. Ras ist auch daran beteiligt, die Periode als Antwort auf externe Zeitgeberreize wie Licht zu verschieben. Das Team um Prof. Dr. Rolf Heumann berichtet in der Zeitschrift „Molecular Neurobiology“. 
 
Ras-Aktivität variiert über den Tag hinweg

Die circadiane Uhr „tickt“ in jeder Körperzelle; der zentrale Taktgeber sitzt jedoch im Gehirn, im stammesgeschichtlich alten Nucleus suprachiasmaticus des Hypothalamus. Seine Aktivität gibt die Periodenlänge des Zyklus vor. Die innere Uhr ist nicht automatisch auf einen 24-Stunden-Rhythmus eingestellt; durch äußere Signale wie Licht, Bewegung oder Nahrungsaufnahme wird sie ständig nachjustiert. An dieser Regulation sind viele Proteine beteiligt, die in Signalkaskaden zusammenwirken. Ein zentraler Schalter solcher Signalkaskaden ist das Ras-Protein, das in einem aktiven und in einem inaktiven Zustand vorliegen kann. Die Bochumer Arbeitsgruppe zeigte an Mäusen, dass die Ras-Aktivität im Nucleus suprachiasmaticus während des Tages hoch ist und während der Nacht niedrig. Eine kurze Lichteinwirkung während der Nacht erhöhte die Ras-Aktivität.

Künstlich erhöhte Ras-Aktivität verändert circadianen Rhythmus

In Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Team um Prof. Dr. Jörg Stehle untersuchten die Bochumer Forscher das Phänomen auch an genetisch veränderten Mäusen, deren Ras-Aktivität in den Nervenzellen des Gehirns erhöht war. In Folge schwankte die Aktivität im Nucleus suprachiasmaticus mit einer kürzeren Periode als normalerweise – ein weiterer Beleg für die Rolle des Ras-Proteins für den circadianen Rhythmus.

Zusammenspiel mit Enzym GSK3ß

Die Aktivität des Ras-Proteins hängt zusammen mit der Aktivität eines Enzyms aus dem Glykogen-Stoffwechsels, GSK3ß genannt. Es ist über Ras an der Regulation der inneren Uhr beteiligt. „Unsere Ergebnisse sind in einem größeren Kontext interessant“, sagt Rolf Heumann. „Andere Studien haben gezeigt, dass eine Fehlregulation des Enzyms GSK3ß zu Rhythmusstörungen führt und mit dem Krankheitsbild der bipolaren Störungen gekoppelt ist.“

Titelaufnahme

T. Serchov, A. Jilg, C.T. Wolf, I. Radtke, J.H. Stehle, R. Heumann (2015): Ras activity oscillates in the mouse suprachiasmatic nucleus and modulates circadian clock dynamics, Molecular Neurobiology, DOI 10.1007/s12035-015-9135-0

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Prof. Dr. Rolf Heumann, AG Molekulare Neurobiochemie, Fakultät für Chemie und Biochemie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24230,  rolf.heumann@rub.de
Dr. Julia Weiler Ruhr-Universität Bochum

360° Osterhase - Buch-Empfehlung: "Die Männerlüge" – die Wahrheit über Testosteron

Medizin am Abend Fazit: "Die Männerlüge" – die Wahrheit über Testosteron

Das berühmte Männerhormon Testosteron ist immer dabei, wenn es um die ganz großen Themen unserer Zeit geht. Überschießendes Testosteron stürzt die Weltwirtschaft in die Krise, sinkendes Testosteron zwingt alternde Männer in die Knie, und künstliches Testosteron rettet das männliche Geschlecht vorm Aussterben. Prof. Dr. habil. Robin Haring, der im vergangenen Herbst seine Professur für vergleichende Gesundheitswissenschaften an der Europäischen Fachhochschule (EUFH) in Rostock antrat, hat zu diesem hochaktuellen Thema ein Buch mit dem Titel "Die Männerlüge" geschrieben, das pünktlich zur Leipziger Buchmesse erschienen ist. 
 
"Die Männerlüge" rechnet nun endlich mit populären Testosteronmythen ab. Unterhaltsam und anschaulich erklärt der Demograf und Epidemiologe Prof. Dr. habil. Robin Haring, was Testosteron kann (und nicht kann). Damit zeigt der EUFH-Professor erneut, dass Wissenschaft nicht trocken daherkommen muss, sondern ein spannender Teil des ganz normalen Lebens ist. Die längst überfällige Aufklärung basiert dabei auf neuesten Erkenntnissen aus Medizin, Psychologie und Verhaltensforschung.

Am Ende der Betrachtungen rund um Testosteron als soziales Verhaltenshormon, als Biomarker für Männergesundheit, als Maß für Lebensqualität im Alter und als Sündenbock gängiger Geschlechterklischees, steht die Erkenntnis, dass Mann mehr ist als sein Testosteronspiegel.

Prof. Dr. Robin Haring hat in Rostock ein Diplomstudium der Demografie absolviert und wandte sich danach verstärkt dem Thema Gesundheitsforschung und Public Health zu. Später konzentrierte er sich auf epidemiologische Themen und promovierte 2010 an der Universitätsmedizin Greifswald. Danach forschte er an der renommierten Boston University und habilitierte schließlich im Jahr 2013 wiederum in Greifswald, wo er bis zum September 2014 die Integrated Research Biobank (IRB) der Universitätsmedizin leitete, bevor er im WinterSemester 2014/15 zur EUFH wechselte.

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Renate KraftTelefon: 02232/5673410
Fax: 02232/567349
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