Autologer Serumaugentropfen

Medizin am Abend Fazit: Therapie des schwer trockenen Auges

Im März 2013 – also vor genau zwei Jahren – startete die Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz Die aus Eigenblut gewonnenen Serumaugentropfen dienen der Therapie des schwer trockenen Auges zum Beispiel nach Verbrennungen oder Verätzungen. Gegenwärtig werden in Deutschland jährlich insgesamt rund 53.000 Einzeldosis-Ophtiolen hergestellt. Davon produziert die Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz gegenwärtig mit circa 14.000 Einzeldosis-Ophtiolen mehr als ein Viertel. Mittlerweile beziehen Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet autologe Serumaugentropfen von der Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz. 

Circa 14.000 Einzeldosis-Ophtiolen produziert die Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz gegenwärtig pro Jahr

Circa 14.000 Einzeldosis-Ophtiolen produziert die Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz gegenwärtig pro Jahr, Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz

Augentropfen aus eigenem Blut wirken bei starker Trockenheit besser als handelsübliche Produkte. Sie regenerieren und pflegen die Hornhaut besonders effektiv auf Basis der körpereigenen Substanzen. Damit tragen sie zu einer beschleunigten Abheilung von Defekten an der Augenoberfläche bei“, unterstreicht der Direktor der Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Walter Hitzler. „Für zahlreiche Patienten stellen autologe Serumaugentropfen die einzig wirksame Behandlung dar, und wir freuen uns, dass wir seit zwei Jahren das Know How haben, um diesen Menschen helfen zu können“, so Prof. Hitzler.

Seit März 2013 stellt die Transfusionszentrale autologe Serumaugentropfen in Zusammenarbeit mit der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz für Patienten der Universitätsmedizin Mainz sowie auswärtiger Krankenhäuser und niedergelassener Ärzte her. Sie finden in der Therapie des schwer trockenen Auges Anwendung – beispielsweise nach Verbrennungen oder Verätzungen – ebenso wie bei der Therapie der superioren limbalen Keratokonjunktivitis (SLK) oder der Graft-versus-host-Erkrankung. Sie stellen hier oft die einzig wirksame Behandlung dar. Die Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz gehört zu den wenigen Zentren in Deutschland, die eine Herstellungserlaubnis für autologe Serumaugentropfen besitzen. Autologe Serumaugentropfen wer¬den aus Eigenblut hergestellt und enthalten keine weiteren Zusätze.
Serumaugentropfen sind Arzneimittel und bedürfen einer Herstellungserlaubnis nach dem Arzneimittelgesetz. Es handelt sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament. Die Herstellung der Serumaugentropfen erfolgt auf der Grundlage strenger gesetzlicher Bestimmungen. So erfolgt die Blutentnahme in einem geschlossenen sterilen Blutbeutelsystem. Gleiches gilt für die Weiterverarbeitung und den Prozess bis zur Bereitstellung der Einzeldosis-Ophtiolen. Bei der Weiterverarbeitung werden die Serumaugentropfen tiefgefroren und sind tiefgekühlt gelagert 16 Wochen haltbar. Pro Blutentnahme lassen sich bis zu 120 Einzeldosis-Ophtiolen herstellen.

„Im Vergleich zu herkömmlichen Augentropfen aus der Apotheke, gilt es beim Verpacken und beim Transport der autologen Serumaugentropfen einiges zu beachten: Beides erfolgt tiefgekühlt mit Trockeneis in einer Styroporbox“, sagt Prof. Hitzler. Auch die Lagerung unterliegt bestimmten Anforderungen. Die autologen Serumaugentropfen sollen vom Patienten bei -20 Grad Celsius zuhause in einem Tiefkühlfach gelagert werden.

Was die autologen Serumaugentropfen unter medizinischen Gesichtspunkten so wertvoll macht, ist die Tatsache, dass einige darin enthaltene Eiweißstoffe (Proteine) auch Bestandteil der Tränenflüssigkeit sind. „Ein paar dieser Proteine wie beispielsweise Immunglobuline, Albumin, Fibronektin und Wachstumsfaktoren spielen bei dem Heilungsprozess der genannten Erkrankungen eine entscheidende Rolle. Sie begünstigen die Proliferation, Migration und Differenzierung der Epithelzellen von Horn- und Bindehaut und fördern so den Heilungsprozess“, weiß der Direktor der Transfusionszentrale.
Patienten aus nahezu allen Bundesländern beziehen inzwischen von der Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz autologe Serumaugentropfen. Die Zuweisung der Patienten erfolgt durch die behandelnden Augenärzte.

Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Dr. Walter Hitzler
Direktor der Transfusionszentrale der Universitätsmedizin Mainz,
Tel 06131 17-3211
Fax 06131 17-6651
E-Mail: hitzler@uni-mainz.de

Oliver KreftTelefon 06131 17-7424, Fax 06131 17-3496,

Immuntheerapie bei Harnblasentumoren

Medizin am Abend Fazit: Weltweit erste Klinik: UKJ-Urologie prüft Immuntherapie bei Harnblasentumoren

Erste Patienten werden im Rahmen einer klinischen Prüfung behandelt / Alle 14 Tage eine Infusion / Prof. Grimm leitet Studie in Deutschland 
 
Im Kampf gegen Krebserkrankungen werden aktuell große Hoffnungen auf eine neuartige Therapie mit Antikörpern gesetzt. Die Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Jena (UKJ) ist nun die weltweit erste Klinik, die die Immuntherapie im Rahmen einer klinischen Prüfung bei Patienten mit Harnblasenkrebs einsetzt. Die ersten Patienten wurden in eine Studie aufgenommen und können jetzt mit dem neuen Therapieverfahren behandelt werden.
 Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Jena.
Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Jena. Foto: UKJ/Szabo

Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm, Direktor der Klinik am UKJ, betont: „Wir stehen am Anfang der klinischen Prüfung, die nach sehr strengen Maßstäben erfolgt. Im Kern geht es bei der Immuntherapie um folgenden Ansatz: Die Patienten bekommen eine spezielle Substanz, einen Antikörper, per Infusion verabreicht. Dadurch soll das Immunsystem der Patienten wieder in die Lage versetzt werden, die Krebszellen zu zerstören. Denn durch spezielle Eiweiße wird dieser Vorgang bei einer Tumorerkrankung bislang außer Kraft gesetzt.“ An der klinischen Prüfung für das Harnblasenkarzinom sollen weltweit 230 Patienten teilnehmen. Für die Bundesrepublik ist Prof. Grimm Leiter der klinischen Prüfung.

Die Reaktivierung des Immunsystems durch Antikörper, so genannte Immun-Checkpoint-Inhibitoren, ist ein neues, viel versprechendes Wirkprinzip in der Krebsbehandlung. Derzeit wird dieser Behandlungsansatz bei zahlreichen Tumorarten geprüft. Beim schwarzen Hautkrebs und beim Lungenkrebs konnte der Erfolg der Immuntherapie bereits nachgewiesen werden.

„Wir sind optimistisch, dass wir für den Harnblasenkrebs ähnliche Ergebnisse im Rahmen der klinischen Prüfung vorweisen können, aber hier gilt es nun die ersten Ergebnisse abzuwarten.“ Patienten, die an der klinischen Prüfung teilnehmen, bekommen alle 14 Tage eine Infusion verabreicht und werden alle acht Wochen zur Untersuchung einbestellt. Auch bei Prostatakrebs und Nierenkrebs werden in der Jenaer Urologie Studien mit diesen Antikörpern durchgeführt.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Klinik und Poliklinik für Urologie
Universitätsklinikum Jena
Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm
Lessingstrasse 1
07743 Jena
Tel. 03641/ 9 35 206
Fax: 03641/ 9 35 003
E-Mail: marc-oliver.grimm@med.uni-jena.de
Stefan Dreising Universitätsklinikum Jena

Start der Sommerzeit - Umstellung - Wohlbefinden

Medizin am Abend Fazit: Sommerzeit: Wenn die Uhren vorgestellt werden, sinkt die Lebenszufriedenheit

Bitte beachten Sie, dass in der Nacht vom Samstag auf Sonntag, 28. auf den 29. März, die Uhren eine Stunde vorgestellt werden (Mitteleuropäische Sommerzeit).

Wenn die Uhren beim Übergang auf die Sommerzeit um eine Stunde vorgestellt werden, sinkt die Lebenszufriedenheit der Menschen in der ersten Woche nach der Umstellung. Das belegt eine Studie, die kürzlich Ökonomen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auf Basis von Daten der Längsschnittbefragung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) sowie einer britischen Langzeitstudie erstellt haben. „Vor allem das Wohlbefinden von Eltern kleiner Kinder leidet unter der alljährlichen Umstellung auf die Sommerzeit“, sagt Daniel Kühnle, einer der Autoren. 
 
Werden die Uhren im Herbst wieder zurückgestellt, habe das hingegen keine messbaren Auswirkungen auf die Zufriedenheit. Die Studie wurde jetzt als SOEPpaper 744 veröffentlicht.

Die Umstellung der Zeit wurde 1916 erstmals eingeführt. "Diese großartige Reform erhöht für Millionen Menschen in diesem Land die Chancen für ein gesundes und glückliches Leben “, sagte Winston Churchill später in einer Lobesrede auf William Willett, der in Großbritannien die Idee der Zeitumstellung aufgebracht hatte.

Die von Churchill gepriesene Chance hat jedoch auch einen Preis, wie nun eine für die Menschen in Deutschland und Großbritannien repräsentative Studie auf Basis von Daten des SOEP sowie der Britischen Langzeitstudie „Understanding Society“ (zuvor British Household Panel) zeigt. Die Berechnungen der Autoren Daniel Kühnle und Christoph Wunder belegen: In beiden Ländern geht die Zufriedenheit der Befragten in der Woche nach der Zeitumstellung zurück. Besonders stark sinkt die Zufriedenheit von Eltern kleiner Kinder. In der zweiten Woche nach der Zeitumstellung erreicht die Lebenszufriedenheit wieder ihr ursprüngliches Niveau. Umgerechnet bedeutet das für Deutschland: Das Einkommen der Haushalte müsste in der ersten Woche nach der Umstellung auf die Sommerzeit um etwa zehn Prozent steigen, um den geschätzten Rückgang der Zufriedenheit zu kompensieren.

Dass die Zufriedenheit nach der Zeitumstellung vorübergehend zurückgeht, erklären die Wissenschaftler nicht allein durch die körperliche Anpassung an einen neuen Tagesrhythmus. „Menschen erleben es als Belastung, wenn ihre frei verfügbare Zeit beschränkt wird“, erklärt Studien-Autor Daniel Kühnle. „Das gilt besonders für Mütter und Väter, die ohnehin wenig Zeit für sich haben."

Die Forscher plädieren gleichwohl nicht dafür, die Zeitumstellung abzuschaffen. Sie schlagen vielmehr vor, Menschen für die durch die Zeitumstellung verlorene Stunde mit mehr Zeitsouveränität zu „entschädigen“. „Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, in der Woche nach der Zeitumstellung mehr zeitliche Flexibilität am Arbeitsplatz zu ermöglichen“, sagt Daniel Kühnle.

Für ihre für Deutschland und Großbritannien repräsentative Untersuchung hatten die Nürnberger Ökonomen die Daten von 29.653 im SOEP befragten Frauen und Männern ausgewertet, die von 1984 bis 2004 erhoben worden waren. Darüber hinaus analysierten sie die Angaben von 8.950 Teilnehmenden der vergleichbaren Haushaltspanelstudie „Understanding Society“ (gestartet als British Household Panel), die von 2009 bis 2012 erhoben worden waren. In die Studie flossen die Angaben derjenigen Befragten ein, die zwei Wochen vor und nach der Zeitumstellung befragt worden waren.

STICHWORT SOEP

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

ZUFRIEDENHEITSFORSCHUNG MIT SOEP-DATEN

Das SOEP befragt seit seinem Gründungsjahr 1984 jährlich mehr als 10.000 Personen zu ihrer Lebenszufriedenheit. Auf einer Skala von 0 bis 10 geben die Befragten an, wie zufrieden sie derzeit alles in allem mit ihrem Leben sind. Die Zahl null bedeutet „ganz und gar unzufrieden“, zehn hingegen steht für „ganz und gar zufrieden“. Die Zufriedenheitsforschung (in den Medien meist „Glücksforschung“ genannt) hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Forschungsfelder auf der Basis von SOEP-Daten entwickelt. „Daten zur persönlichen Lebenszufriedenheit sind eine wichtige Größe bei der Messung von Lebensqualität“, sagt SOEP-Direktor Jürgen Schupp. „Wer umfassende Aussagen zur Lebensqualität treffen möchte, muss neben den objektiven Lebensbedingungen auch die subjektive Lebenszufriedenheit im Blick haben“.

Die Studie:
Kuehnle, Daniel and Christoph Wunder (2015): Using the life satisfaction approach to value daylight savings time transitions. Evidence from Britain and Germany. SOEPpaper Nr. 744, Berlin


Medizin am Abend DirektKontakt

daniel.kuehnle@wiso.uni-erlangen.de
Monika Wimmer Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)


Weitere Informationen für Medizin am Abend Beteiligte ist:
http://'www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.499075.de/diw_sp0744.pdf - Link zur Studie'

§27 b ersatzlos - Zweitmeinung im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz

Medizin am Abend Fazit: Die Meinung der Patienten stärken, nicht die ärztliche Zweitmeinung

Fachärzte ungleich verteilt: Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ist nach wie vor die ärztliche Versorgung zwischen Stadt und Land im Ungleichgewicht; auch die Bedarfsplanung habe daran nichts geändert. Ländliche Regionen sind immer noch benachteiligt. Praxen von Psychotherapeuten, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Orthopäden, Nervenärzte und Urologen konzentrierten sich in den Städten. Am heutigen Mittwoch befasst sich der Gesundheitsausschuss mit dem Thema.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin: Die Zweitmeinung im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz zu verankern, ist ein Schritt in die falsche Richtung. 
 
Das im Februar 2013 in Kraft getretene Patientenrechtegesetz soll demnächst erweitert werden. Ein aktueller Referentenentwurf (GKV-Versorgungsstärkungsgesetz) sieht unter anderem vor, einen neuen §27 b in das Sozialgesetzbuch V aufzunehmen.

Der Paragraph besagt, dass Patientinnen und Patienten ein Recht darauf bekommen sollen, vor bestimmten Eingriffen die Meinung einer zweiten Ärztin oder eines Arztes einzuholen. Der Gemeinsame Bundesausschuss soll bestimmen, welche Eingriffe das betrifft. Gedacht hat der Gesetzgeber dabei vor allem an „mengenanfällige Eingriffe“, also an Maßnahmen, die zwar von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden, die aber in konkreten Einzelfällen verzichtbar wären und dann eher dem Wohl des Arztes als dem des Patienten dienen.

Das neue Gesetz möchte zweierlei erreichen: Zum einen sollen sich Versicherte „künftig darauf verlassen können, dass nur solche Eingriffe durchgeführt werden, die auch tatsächlich medizinisch notwendig sind“, wie es im Referentenentwurf heißt. Damit werde eine gesicherte Indikationsstellung gestützt und die Patientensouveränität gestärkt. Zum anderen erhofft sich der Gesetzgeber am Ende eine finanzielle Entlastung: „Den Mehrausgaben für das Zweitmeinungsverfahren stehen erhebliche Einsparungen durch eine Vermeidung medizinisch nicht indizierter operativer Eingriffe gegenüber.“

Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) spricht sich nicht per se gegen eine Zweitmeinung aus. Die Einholung einer ärztlichen Zweitmeinung vor "mengenanfälligen, planbaren Eingriffen" ist jedoch aus Sicht der evidenzbasierten Medizin grundsätzlich zu hinterfragen. Das DNEbM schlägt daher vor, den geplanten §27 b ersatzlos zu streichen.

Das DNEbM ist der Ansicht, dass es für die Evidenzbasierung einer medizinischen Entscheidung keinen Ersatz geben kann, also auch keine Zweitmeinung.
 
Schon die Meinung des behandelnden Arztes, sozusagen die Erstmeinung, sollte eine kompetente Beratung auf der Grundlage der besten wissenschaftlichen Evidenz sicherstellen. Dafür sollen Ärzten wie Patienten ausreichend valide Informationen über Nutzen und Risiken aller Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen. Nach Auffassung des DNEbM muss alle Energie darauf verwendet werden, die Qualität der medizinischen Indikationsstellung und deren Entscheidungsgrundlagen, zum Beispiel eine alltagstaugliche Verfügbarkeit von Studienergebnissen, zu verbessern siehe http://www.ebm-netzwerk.de/wer-wir-sind/vision-mission.

Bereits jetzt schreibt das Patientenrechtegesetz fest, dass in allen Sektoren des Gesundheitswesens Patientinnen und Patienten über alle Behandlungsoptionen sowie deren Erfolgsaussichten, Aufwand und Risiken informiert werden müssen. Eine unverzichtbare Komponente dieser Beratung ist die umfassende, ausgewogene und verständliche, interessenneutrale Information. Die Patientinnen und Patienten müssen im Sinne des Shared Decision Makings in die Entscheidungen mit eingezogen werden. Aus diesem Grund ist nach Ansicht des DNEbM die gesetzliche Verankerung der Zweitmeinung ein Schritt in die falsche Richtung.

Eine neutrale Erstmeinung ist realistischerweise jedoch nur dann zu erreichen, wenn gleichzeitig sichergestellt wird, dass die Fehlanreize für die beratenden Ärztinnen und Ärzte minimiert werden. Schon die erste Beratung darf also nicht von der Sorge der Ärzte getragen werden, „leer auszugehen“, falls sich die Patienten gegen die Behandlung entscheiden.

Das DNEbM möchte jedoch betonen, dass eine Zweitmeinung unter Umständen durchaus sinnvoll sein kann. Schließlich sind selbst bei gründlicher Prüfung der wissenschaftlichen Evidenz verschiedene Meinungen möglich, da die Interpretation klinischer Studien oft Spiel-raum lässt und Unsicherheiten hinsichtlich der besten Handlungsoptionen bestehen bleiben, oder sogar erst entstehen. Dennoch erscheint eine Verankerung des Rechts auf eine Zweitmeinung, wie sie der Referentenentwurf vorsieht, nicht geeignet zu sein, die Folgen der Fehlanreize im Gesundheitswesen zu kompensieren.

Medizin am Abend DirektKontakt 

Prof. Dr. Gabriele Meyer
Dr. Markus Follmann, MPH, MSc
Karsta Sauder
Telefon: 030-30833660
Fax: 030-30833662
E-Mail-Adresse: sauder@ebm-netzwerk.de
Karsta Sauder Geschäftsstelle -Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.