Bremer Klinikausschuss

Weser-Kurier: Kommentar von André Fesser zum Bremer Klinikausschuss

Da liegt er nun, der Abschlussbericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der die Pannen am Bremer Klinikneubau unter die Lupe nehmen sollte. Die monatelange Arbeit von unzähligen Personen auf 170 Seiten zusammengefasst - Erkenntnisgewinn: gering. Die Politik, das ist ein zentraler Befund des Berichts, hat die Planungsfehler, Verzögerungen und die schier unfassbare Kostensteigerung jedenfalls nicht zu verantworten. Da fragt man sich: Ja, wer denn sonst? Na gut, vielleicht ist es der schon im Vorfeld viel gescholtene Trockenbauer. Allerdings ist dieser ja auch schon vor Monaten ausgewechselt worden. Ihn zum Hauptschuldigen zu erklären für all die Pannen der vergangenen Jahre, das wäre dann doch ein bisschen zu billig. Vielleicht aber ist es auch der Generalplaner, der die Schuld an der Misere trägt. Wirklich festlegen mag sich da im Moment niemand, und überhaupt: Ihn auszuwechseln würde das gesamte Projekt um viele weitere Jahre verzögern. Zurück auf Los - das kann sich in der jetzigen Phase niemand mehr leisten. Es fehlen schlichtweg Zeit und Geld. Das Ergebnis des Untersuchungsausschusses ist ein Abbild der parteipolitischen Konfliktlinien. Wenige Wochen vor der Wahl zur Bremischen Bürgerschaft ist das zwar nicht verwunderlich, aber doch enttäuschend. Die rot-grüne Fraktion im Ausschuss mag den Senatoren der rot-grünen Regierung keinen Vorwurf machen. Die Opposition von CDU und Linken sieht das naturgemäß anders und wird wohl eigene Berichte vorlegen. Am Ende gibt es also drei Wahrheiten, und damit ist klar, dass die Wirklichkeit in den vergangenen Monaten nicht ans Licht gekommen ist. Was wir daraus lernen, sind zwei Dinge. Erstens: Komplexe Bauvorhaben wie Flughäfen, Konzerthäuser und eben auch Krankenhäuser müssen unbedingt gut durchdacht werden. Zweitens: Untersuchungsausschüsse bringen nicht viel. Beides ahnten wir aber auch schon vorher.

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Adipositas und Tumorleiden = Fettleibigkeit, Krebs, Rauchen

Medizin am Abend Fazit: Zusammenhänge von Adipositas und Tumorleiden: Fettleibigkeit verursacht bald mehr Krebs als Rauchen

Fettleibige Menschen erkranken häufiger an Krebs als Normalgewichtige, belegen neuere Untersuchungen. Übergewicht gilt damit als bedeutender Risikofaktor für eine Turmorerkrankung, warnt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Beteiligt sind daran vor allem Botenstoffe, die Appetit, Gewicht und Blutzucker regulieren und auch Geschlechtshormone. Die Zusammenhänge von Fettleibigkeit und Krebs sind ein Thema der diesjährigen Jahrestagung der DGIM in Mannheim. Der 121. Internistenkongress findet vom 18. bis 21. April in Mannheim im Congress Center Rosengarten statt. 
 
Bringt der menschliche Körper zu viel auf der Waage, belastet das auch die Gesundheit schwer. Mit den Pfunden nimmt nicht jedoch nur das Risiko für Herz- und Kreislaufleiden und Diabetes zu. Forscher der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) haben jüngst ausgerechnet, dass Übergewicht und Fettleibigkeit an der Entstehung von 17 der 22 häufigsten Krebserkrankungen beteiligt sind.

In Großbritannien sind sie gemäß der in Lancet Oncology veröffentlichten Studie für 43 Prozent der Tumore der Gebärmutter und für mindestens 10 Prozent der Tumore in Gallenblase, Niere, Leber und Dickdarm verantwortlich. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Übergewicht physiologische Prozesse im Organismus so maßgeblich beeinflusst, dass in der Folge sogar Zellen entarten“, sagt der Vorsitzende der DGIM, Professor Dr. med. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln.

Die Sorgen der Internisten angesichts einer rasch wachsenden Zahl von Übergewichtigen in Deutschland betrafen bisher vor allem die Folgen für den Fett- und Zuckerstoffwechsel. Geraten diese aus dem Gleichgewicht, entstehen bei den Betroffenen oft Herzkreislauferkrankungen. Bekannt war auch, dass fettleibige Frauen häufiger an Gebärmutter- und Brustkrebs erkranken. Doch die Mechanismen, über die Übergewicht das Krebswachstum fördert, sind wenig erforscht. „Bei Gebärmutter- und Brustkrebs spielen die weiblichen Geschlechtshormone eine wichtige Rolle, weshalb wir etwa beim Brustkrebs deren Signalwirkung medikamentös blockieren“, sagt Dr. med. Sebastian Theurich, Hämatologe und Onkologe an der Uniklinik Köln. Beim Darmkrebs vermuten Forscher Auslöser in der Nahrung, etwa in rotem Fleisch und in der Aufnahme mehrfach gesättigten Fettsäuren.

Aber auch ernährungsbedingte Veränderungen der Darmflora könnten die Entstehung von Darmkrebs fördern.

Warum aber fettleibige Männer häufiger an einem aggressiven Prostatakrebs erkranken und Übergewicht bei Darmkrebs die Heilungschancen vermindert, ist noch wenig erforscht. Es gebe Hinweise, dass auch hier das Zuckerhormon Insulin oder Insulin-ähnliche Hormone eine Rolle spielen könnte, so Theurich: „Denn Insulin ist ein Wachstumsfaktor – auch für Tumore, und Menschen mit Diabetes oder dessen Vorstufen haben deutlich erhöhte Insulinspiegel.“ Zudem produziert das Bauchfett selbst Botenstoffe, die daran beteiligt sind, dass Krebs entstehen kann: Das „Hungerhormon“ Leptin etwa bewirkt, dass Krebsgeschwulste wachsen und weitere Tochtergeschwulste absiedeln. Und: Fettleibigkeit aktiviert das Immunsystem. Die Ausschüttung entzündungsfördernder Proteine aus den Fettzellen könnte ebenfalls die Bildung und das Wachstum von bösartigen Tumoren fördern, vermutet der Experte aus dem Team des 121. Internistenkongresses.

Die neuen Erkenntnisse seien ein Grund mehr für Betroffene, für Gesellschaft, Medizin und Politik, verstärkt und vorbeugend gegen Fettleibigkeit vorzugehen. „Es ist bekannt, dass eine Änderung des Lebensstils einem Typ 2-Diabetes vorbeugen kann, und wir vermuten, dass dies auch für Krebserkrankungen im Alter gilt“, erläutert Professor Hallek im Vorfeld seines Kongresses. Wenn Diäten nicht wirken, bräuchten diese Menschen professionelle Hilfe, um den Risiken ihres zu hohen Körpergewichts zu entkommen.

Quelle: Lancet Oncology; http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045%2814%2971123-4/ab...

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GenderMedizin: 392 Menschen ertrunken - DLRG-Barometer 2014 http://www.dlrg.de

Medizin am Abend Fazit: DLRG-Barometer 2014: 392 Menschen ertrunken

2014 sind in deutschen Gewässern 392 Menschen ertrunken, 54 weniger als im Jahr zuvor. Über die Hälfte aller Todesfälle ereigneten sich in den Sommermonaten Juni, Juli und August. 197 Männer, Frauen und Kinder verloren ihr Leben in Küsten- und Binnengewässern. Allein der Juli forderte 95 Opfer. Diese Zahlen gab der Präsident der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Hans-Hubert Hatje, in Hannover bekannt.

 DLRG - Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft

78% starben in Binnengewässern, 150 Personen kamen in Flüssen ums Leben, 137 in Seen und 20 in Kanälen. 34 Menschen starben in den Wellen von Nord- und Ostsee. "Die Anzahl der Todesfälle im Meer liegt mit 8,7% deutlich über denen der Vorjahre. 26 Opfer ertranken allein in der Ostsee.

Ursächlich waren vor allem im Juli starke Winde aus Ost und Nordost, die gefährliche Unterströmungen verursachten und viele Schwimmer in Lebensgefahr brachten. Von der außergewöhnlichen Windrichtung waren vor allem die Ostseeküsten in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein betroffen", erläuterte der DLRG-Präsident die Unfallentwicklung im Hochsommer. "Die Rettungsschwimmer der DLRG haben viele Menschenleben in letzter Minute aus lebensbedrohenden Situationen gerettet und somit weitere Todesfälle durch Ertrinken verhindert", so Hans-Hubert Hatje weiter.

Um Touristen und Badegäste zukünftig besser auf ihren Badeurlaub und die Gefahren vorzubereiten, startet die DLRG zum Beginn der Urlaubszeit eine Informationsoffensive mit einer speziellen DLRG App, flächendeckend an den Küsten verbreiteten Faltblättern und weiteren Hinweisen zum sicheren Badevergnügen.

14 Personen ertranken in Schwimmbädern und fünf Menschen in einem privaten Gartenteich oder Swimmingpool. Alle fünf Opfer waren kleine Kinder zwischen zwei und vier Jahren.

Ältere Menschen sind häufig von Ertrinken betroffen. 53,4% der Todesfälle sind Männer und Frauen jenseits der 50. In der Altersklasse 76 - 80 Jahre verloren 30 Personen im Wasser ihr Leben. Jeweils 29 waren es in den Altersklassen 51 - 55 und 56 - 60 Jahre. 25 Opfer waren sogar zwischen 81 und 90 Jahre alt. Entspannung dagegen bei Kindern und Jugendlichen: Ertranken 2013 34 bis 15 Jahre, so waren es im vergangenen Jahr nur 20. Das ist der zeitniedrigste Wert nach 2012.

Männer sind nach wie vor deutlich stärker vom Ertrinken bedroht als Frauen. 20% der Opfer waren Frauen, 80% Männer. 

Die meisten Menschen ertranken 2014 in Bayern und Baden-Württemberg. Wie in den Vorjahren belegte Bayern mit 79 Todesfällen den letzten Rang unter den Bundesländern, davor rangieren Baden Württemberg mit 52, Nordrhein-Westfalen (49) und Niedersachsen (47). Auf Platz 13 folgt Mecklenburg-Vorpommern mit 28 Todesfällen. Schleswig-Holstein belegt mit 26 Ertrunkenen Rang zwölf. Diese beiden Bundesländer waren besonders von den Witterungsverhältnissen im Juli betroffen. Die wenigsten Opfer verzeichneten das Saarland (2) und Thüringen (3). In der internationalen Todesfallstatistik Ertrinken je 100.000 Einwohner belegt Mecklenburg-Vorpommern mit einem Wert von 1,75 und deutlichem Abstand den letzten Platz im Ländervergleich. Mit 1.02 und 23 Todesfällen folgt Sachsen-Anhalt. Schleswig-Holstein liegt mit 0.93 an drittletzter Stelle.

Mit einem Wert von 0.49 je 100.000 Einwohner belegt die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich wieder einen Spitzenplatz. Der Ost-West-Vergleich zeigt folgendes Bild: In ostdeutschen Gewässern kamen 90, in westdeutschen 302 Personen ums Leben. Nach relativen Zahlen ergibt sich ein Verhältnis von 23 zu 77 Prozent. 2013 lautete das Verhältnis noch 26,2 zu 73,8%. Im Jahr 2014 sind in ostdeutschen Gewässern weniger Menschen ertrunken.
Achim Wiese, Leiter Verbandskommunikation im Präsidium der DLRG, stellte Frank Hähnel, den Vorsitzenden der Geschäftsführung der TVN Group Holding, als neues Mitglied des Kuratoriums der DLRG vor.

Die DLRG ist mit rund 1.250.000 Mitgliedern und Förderern die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Schirmherr ist Bundespräsident Joachim Gauck. Die DLRG ist die Nummer eins in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Von 1950 bis 2013 hat sie knapp 22 Millionen Schwimmprüfungen und über viereinhalb Millionen Rettungsschwimmprüfungen abgenommen. In über 2.000 Gliederungen leisten die ehrenamtlichen Helfer pro Jahr über sieben Millionen Stunden freiwillige Arbeit für die Menschen in Deutschland. Die Kernaufgaben der DLRG sind die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung, die Aufklärung über Wassergefahren sowie der Wasserrettungsdienst. Rund 50.000 Mitglieder wachen jährlich mehr als 2,2 Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern.

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Martin Janssen, DLRG, 

Telefon: 05723-955441 oder mobil 0172-4244578.

Zytokine: Entzündliche Prozesse durch Adipositas

Medizin am Abend Fazit: Gefahr aus dem Fettgewebe für körperliche und psychische Gesundheit

Das Fettgewebe von Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) ist mehr als nur ein Energiespeicher. Es mischt sich in den Stoffwechsel, die Immunabwehr und sogar in die Psyche der Betroffenen ein. Eine interdisziplinäre Studie des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig konnte zeigen, dass bei Adipositas mehr Signalstoffe des Immunsystems im Fettgewebe produziert und ins Blut abgegeben werden als bisher angenommen. Diese so genannten Zytokine können dann im gesamten Körper zu entzündlichen Prozessen führen. 
 
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass körperliche Bewegung auch bei adipösen Menschen die Produktion dieser entzündungsfördernden Zytokine senken kann. Die Studienergebnisse erschienen in dieser Woche im Wissenschaftsportal "PLOS One".

Die bei Adipositas häufig vorliegenden entzündlichen Prozesse im gesamten Körper bedeuten ein größeres Risiko, an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken. Die Forscher des IFB, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig, sowie der Ludwigs-Maximilians-Universität München und der australischen Universität von Tasmanien maßen bei 200 adipösen und normalgewichtigen Studienteilnehmern die Zytokinspiegel im Blut sowie die exakte körperliche Aktivität und den Energieverbrauch.

Erhöhte Produktion von Signalstoffen der Immunabwehr

"Das Besondere an der Studie ist, dass wir erstmalig Blutkonzentrationen von bestimmten Zytokinen gemessen haben, für die bislang nur eine Rolle für entzündliche Erkrankungen wie Asthma, nicht aber für die Adipositas und ihre Folgeerkrankungen bekannt war. Jetzt können wir uns besser erklären, warum solche Krankheiten häufiger bei adipösen Patienten auftreten", unterstreicht der Psychiater und Adipositasforscher Prof. Dr. Hubertus Himmerich. Bei normalgewichtigen Probanden lagen die Spiegel von Zytokinen wie dem Interleukin-5 und dem Interleukin-13 niedriger als bei adipösen Personen; am höchsten waren die Werte einiger Zytokine bei bauchbetonter Adipositas.

Bekannt ist bereits, dass große Mengen von Fettgewebe im Bauchraum (viszerales Fett) mit verstärkten Entzündungszeichen und folglich mit einer höheren Neigung zu Stoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind.

Bei adipösen Studienteilnehmern, die sich viel bewegten, wurden niedrigere Zytokinwerte gemessen als bei Bewegungsmuffeln. Diese Forschungsergebnisse machen deutlich, wie vermehrte körperliche Aktivität vor den schweren Folgekrankheiten starken Übergewichts schützen kann. Ein weiterer therapeutischer Ansatz könnte in der Blockierung von Zytokinen durch spezielle Medikamente liegen, ähnlich wie es heute bereits bei Autoimmunerkrankungen geschieht.

Einfluss auf die Psyche

Eine erhöhte Zytokinproduktion kann auch zur Entstehung von Depressionen beitragen, da Zytokine Einfluss auf Botenstoffe des Gehirns haben. So senken sie etwa die Produktion von Serotonin, einem Nervenbotenstoff, der für unsere gute Stimmung und den Antrieb zuständig ist. Serotoninmangel gilt deswegen als eine der Ursachen von Depressionen. Forschungsergebnisse des IFB zu Zytokinspiegeln bei gesunden und depressiven Studienteilnehmern zeigten erhöhte Werte bei letzteren. Depressive Patienten, die zusätzlich adipös sind, zeigen die höchsten Konzentrationen bestimmter Zytokine. "Die größere Ausschüttung der Zytokine im Fettgewebe könnte also mit erklären, warum adipöse Menschen häufiger an Depressionen erkranken als normalgewichtige", so Himmerich. Dies kann auch auf einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Adipositas und der Depressionen in der Bevölkerung hinweisen.

Das übermäßige Fettgewebe bei Adipositas beeinträchtigt darüber hinaus den Stoffwechsel, Energiehaushalt und das Hungergefühl des Menschen durch spezielle Botenstoffe des Fettgewebes, die Adipokine genannt werden; einige davon zählen zu den Zytokinen. Diesen speziellen Signalstoffen widmet das IFB einen großen Forschungsbereich.

Neben den bekannten Folgeleiden starken Übergewichts wie Gelenkleiden, Diabetes, Bluthochdruck oder Fettleber gibt es also eine wachsende Zahl von Erkrankungen, die mit Adipositas zusammenhängen. Die Erforschung dieser Zusammenhänge ist Voraussetzung für verbesserte Präventions- und Therapiemaßnahmen.

Originaltitel der Fachpublikation:

"Inflammatory Cytokines in General and Central Obesity and Modulating Effects of Physical Activity"

DOI: 10.1371/journal.pone.0121971

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Doris Gabel
Telefon: +49 341 97-13361
Web: http://www.ifb-adipositas.de
Susann Huster Universität Leipzig

Prof. Dr. Hubertus Himmerich
Telefon: +49 341 97-24570
E-Mail: hubertus.himmerich@medizin.uni-leipzig.de

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http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0121971

Rückenmark mit Schmerz und Juckreiz

Medizin am Abend Fazit: Bestimmte Zellen im Rückenmark kontrollieren Schmerz und Juckreiz

Schmerzsignale werden über das Rückenmark ins Gehirn geleitet und dort verarbeitet – allerdings kommen nicht alle Impulse an: Gewisse Nervenzellen agieren als Kontrollstellen und entscheiden darüber, ob ein Reiz weitergeleitet wird oder nicht. Forschende der UZH haben die hemmenden Zellen identifiziert, lokalisiert und den Übertragungsmechanismus beschrieben. Und: Mit einer gezielten Aktivierung lassen sich Schmerzen vermindern – und erstaunlicherweise auch Juckreiz lindern. 
 
Schmerzen empfinden ist äusserst unangenehm, manchmal schwer erträglich – und Schmerzen können sogar chronisch werden, etwa 20 Prozent unserer Bevölkerung leiden unter chronischen Schmerzen. Diese werden je nach Situation ganz unterschiedlich empfunden und die zugrundeliegenden Mechanismen der Schmerzverarbeitung wurden bislang nicht vollständig verstanden. Vor 50 Jahren haben der Neurobiologe Patrick Wall und der Psychologe Ronald Melzack die sogenannte «Gate-Control-Theory» des Schmerzes formuliert. Die beiden Forscher haben postuliert, dass hemmende Nervenzellen im Rückenmark darüber entscheiden, ob ein aus der Peripherie, zum Beispiel vom Fuss kommender Schmerzimpuls ins Gehirn weiter geleitet wird oder nicht. Welche hemmenden Nervenzellen im Rückenmark für diese Kontrollfunktion verantwortlich sind, konnte jetzt das Team von Hanns Ulrich Zeilhofer vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich zeigen: Die Kontroll-Zellen liegen im tiefen Hinterhorn des Rückenmarks und verwenden als hemmenden Überträgerstoff die Aminosäure Glycin, wie die im Wissenschaftsjournal «Neuron» erschienene Studie zeigt.

Schmerzempfindlichkeit lässt sich verändern

Mit Hilfe von genetisch veränderten Viren gelang es der Forschungsgruppe der UZH im Tiermodell, diese Nervenzellen gezielt zu lähmen. Sie fand heraus, dass die Lähmung dieser Glycin freisetzenden Nervenzellen zu einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit und zu Zeichen von spontanen Schmerzen führte. Hanns Ulrich Zeilhofers Team entwickelte überdies Viren, die es erlauben, diese Schmerz-Kontroll-Zellen gezielt pharmakologisch zu aktivieren. So behandelte Mäuse waren gegenüber schmerzhaften Reizen weniger empfindlich als unbehandelte. Auch chronische Schmerzen vermochte die Aktivierung dieser Nervenzellen zu vermindern. Und das überraschende Zusatz-Ergebnis: «Die Nervenzellen kontrollieren offenbar nicht nur Schmerzen, sondern auch verschiedene Formen des Juckreiz’», so Zeilhofer.

Der Zusammenhang von Hautnerven und Schmerz

Ein wichtiger Aspekt der «Gate-Control-Theory» ist, dass die Aktivität der Schmerz kontrollierenden Nervenzellen durch verschiedene Einflüsse moduliert werden kann. Durch Erfahrung aus dem Alltag wissen wir zum Beispiel, dass sanftes Reiben oder Halten einer verletzten Extremität Schmerzen in diesem Bereich lindern können. Gemäss Theorie sollte demnach eine nicht schmerzhafte Berührung der Haut die hemmenden Nervenzellen aktivieren. Tatsächlich konnten die UZH-Forschenden bei der Überprüfung dieser Hypothese bestätigen, dass die hemmenden, Glycin ausschüttenden Nervenzellen von solchen berührungsempfindlichen Hautnerven innerviert werden.

Zudem konnten die Pharmakologen zeigen, dass auch Nervenzellen in den oberflächlichen Schichten des Rückenmarks, wo die Fortleitung der Schmerzsignale erfolgt, vorwiegend durch Glycin-Signale gehemmt werden. «Unsere drei Befunde können erstmals die Nervenzellen und Verschaltungen, die der ‹Gate-Control Theory› zugrunde liegen, beschreiben», fasst Hanns Ulrich Zeilhofer zusammen.

Gezielte Therapie beim Menschen noch nicht möglich

Können diese Erkenntnisse nun für die Therapie von Schmerzen genutzt werden? «Die gezielte Erregung oder Hemmung von bestimmten Typen von Nervenzellen beim Menschen liegt noch in der Ferne und wird vielleicht erst in einigen Jahrzehnten möglich sein», sagt Zeilhofer. Ein anderer Weg könne womöglich schon eher ans Ziel führen – nämlich der über die Rezeptoren, die von den hemmenden Nervenzellen aktiviert werden: «Diese Rezeptoren liegen auf den Nervenzellen, die die Schmerzsignale ins Gehirn weiterleiten, so dass deren gezielte pharmakologische Aktivierung den Schmerz ebenfalls blockieren kann», so Hanns Ulrich Zeilhofer. Auch auf diesem Gebiet habe seine Gruppe schon erste vielversprechende Resultate erzielt.

Literatur:

Edmund Foster, Hendrik Wildner, Laetitia Tudeau, Sabine Haueter, William T. Ralvenius, Monika Jegen, Helge Johannssen, Ladina Hösli, Karen Haenraets, Alexander Ghanem, Karl Klaus Conzelmann, Michael Bösl, Hanns Ulrich Zeilhofer (2015) Targeted ablation, silencing and activation establish glycinergic dorsal horn neurons as key components of a spinal gate for pain and itch. Neuron, in press. http://dx.doi.org/10.1016/j.neuron.2015.02.028

Medizin am Abend DirektKontakt:

Hanns Ulrich Zeilhofer Institut für Pharmakologie und Toxikologie Universität Zürich und ETH Zürich Tel. +41 44 63 55912

E-Mail: zeilhofer@pharma.uzh.ch

Nathalie Huber Universität Zürich


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http://www.mediadesk.uzh.ch

Neue pflanzliche Wirkstoffe gegen Entzündungen

Medizin am Abend Fazit: Natürlich heilsam: Forscher der Uni Graz entdecken neue pflanzliche Wirkstoffe gegen Entzündungen

Entzündungsprozesse sind Teil zahlreicher Erkrankungen, unter anderem der Atherosklerose, der Fettsucht oder auch des Typ II-Diabetes. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer hat mit seiner Arbeitsgruppe am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz in Pflanzen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bisher ungenutzte, vielversprechende Wirkstoffkandidaten gegen Entzündungen insbesondere im Herz-Kreislauf-System entdeckt. Die bioaktiven Stoffe lassen auf neue effektive, nebenwirkungsarme Therapien hoffen. 

Neu entdeckt: Der Stoff Isosilybin A aus der Mariendistel (Silybum marianum) wirkt unter anderem entzündungshemmend.
Neu entdeckt: Der Stoff Isosilybin A aus der Mariendistel (Silybum marianum) wirkt unter anderem entzündungshemmend. Curtis Clark/Wikimedia Commons
 
„In der TCM gibt es knapp 200 Pflanzen, die mit Entzündungsprozessen im Herz-Kreislauf-System in Verbindung gebracht werden“, weiß Rudolf Bauer, Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz. Doch viele sind in Bezug auf ihre Wirkstoffe noch nicht ausreichend erforscht. Als Projektpartner in dem vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Nationalen Forschungsnetzwerk „DNTI – Drugs from Nature Targeting Inflammation“ hat sich der TCM-Experte mit seinem Team auf die Suche nach neuen bioaktiven Naturstoffen gemacht. Die Grazer PharmazeutInnen haben Extrakte aus 79 Pflanzenarten gewonnen, die dann von KollegInnen der Universität Wien getestet wurden.

Weiterer Hintergrund Medizin am Abend Link:

http://www.kooperation-international.de/index.php?id=16&tx_ttnews[tt_news]=84670&cHash=4a0347c4f659fb31ea3f1fa02169d7aa

Gemeinsam untersuchten die ForscherInnen die molekularen Wirkungsmechanismen der Naturstoffe und identifizierten einige vielversprechende Substanzen. „Wir konnten zeigen, dass Polyacetylenderivate aus der Gebirgsangelikawurzel (Notopterygium incisum), Isosilybin A aus der Mariendistel (Silybum marianum) und oxidierte Fettsäuren aus Waldreben (Clematis) den intrazellulären Rezeptor PPAR gamma aktivieren“, berichtet Rudolf Bauer. „Dies bewirkt neben einer Entzündungshemmung eine Verbesserung des Glucosestoffwechsels sowie der Insulinsensitivität und steigert die Aufnahme freier Fettsäuren. Damit sinkt auch das Atherosklerose-Risiko“, so Bauer.

Die Arbeiten der Grazer PharmazeutInnen sind im Forschungsschwerpunkt „Molekulare Enzymologie und Physiologie“ der Karl-Franzens-Universität verankert.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer
Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz
Tel.: 0043 (0)316/380-8700
E-Mail: rudolf.bauer@uni-graz.at
Mag. Gudrun PichlerKarl-Franzens-Universität Graz