360° MFA Thema: GERUCH von BLUT

Warum der metallische Geruch von Blut Raubtiere magisch anzieht

FAU-Forscher entdecken Substanz, die Jagdverhalten auslöst

Nur allzu bekannt ist die Redewendung, wenn jemand Blut geleckt hat. Im
Tierreich übt allein schon der Geruch von Blut auf Fleischfresser eine
unwiderstehliche Wirkung aus. Riecht ein Raubtier Blut, weiß es: Das
Fressen ist nicht weit. Doch was sind die charakteristischen Inhaltsstoffe
des Blutes von Säugetieren? Was genau verursacht den typisch metallischen
Geruch des Blutes von Säugetieren? Darüber war bislang nur wenig bekannt.
Aromaforscher der Friedich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)
haben dies nun analysiert und kamen zu überraschenden Ergebnissen.

„Es gibt eine eindeutige Lockkomponente, die bei bestimmten Säugetieren
das typische Jagdverhalten auslöst“,
sagt Prof. Dr. Andrea Büttner,
Lebensmittelchemikerin und Professorin für Aromaforschung am Emil-Fischer-
Zentrum der FAU. Mit Hilfe von unterschiedlichen Gaschromatografen hat die
FAU-Wissenschaftlerin Constanze Sharapa (geb. Hartmann) in ihrer
Arbeitsgruppe Aromaforschung – in Zusammenarbeit mit Forschern der
schwedischen Universität Linköping – analysiert, dass es sich um ein
Aldehyd namens „trans-4,5-Epoxy-(E)-2-Decenal“ handelt, das den typisch
metallischen Blutgeruch erzeugt, auf den die Fleischfresser reagieren.

„Die Ergebnisse zeigen erstmals, dass eine einzelne Blutsubstanz bei
Raubtieren ein ähnlich effizientes Verhalten hervorrufen kann wie der
komplexe Geruch von Blut“, erklärt Prof. Dr. Andrea Büttner, die auf
Aroma- und Geruchsforschung, Geruchswahrnehmung und Aromaanalytik sowie
auf Lebensmittelchemie spezialisiert ist.

Höhere Aktivitäten beim Spiel mit präparierten Holzstöcken

In der Studie wurden Holzstöcke mit dem Aldehyd, mit Blut von Säugetieren
sowie mit einer geruchsneutralen Substanz imprägniert und drei in einem
Zoo lebenden Windhundarten sowie sibirischen Tigern zum Spiel hingeworfen.

Während sich die Tiere für die geruchsneutrale Substanz kaum
interessierten, waren die mit dem Aldehyd und mit dem Blut getränkten
Holzstöcke sehr wohl attraktiv. „Alle vier Spezies zeigten eine
signifikant höhere Anzahl von Interaktionen mit den präparierten
Holzstücken“, erläutert Prof. Dr. Andrea Büttner. Die Raubtiere schleckten
an den Hölzern, bissen darauf herum, spielten damit oder bearbeiteten sie
mit den Pfoten: Einen Unterschied zwischen den mit der chemischen Substanz
und den mit Blut getränkten Holzstöcken machten sie nicht. „Dies zeigt
auch, dass das odorierte ‚Spielzeug‘ eine Bereicherung für in
Gefangenschaft lebende Raubtiere darstellt“,
sagt Prof. Dr. Andrea
Büttner.

doi:10.1371/journal.pone.0112694
S. Nilsson, J. Sjöberg, M. Amundin, C. Hartmann, A. Buettner, M. Laska.
Behavioral responses in large carnivores to mammalian blood odor and a
blood odor component. PLoS ONE, 2014, 9, e112694


Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Dr. Andrea Büttner
Tel.: 09131/85-22739
andrea.buettner@fau.de

Bestrahlung bei Patientinnen mit Vulvakarzinom

Medizin am Abend Fazit: Neue Studie weist auf zusätzlichen Nutzen einer Bestrahlung bei Patientinnen mit Vulvakarzinom hin

Frauen mit Vulvakarzinom erleiden nach der operativen Entfernung des
Tumors weniger Rückfälle, wenn eine zusätzliche Bestrahlung durchgeführt
wird. „Und das gilt bereits, wenn zwei oder mehr der Lymphknoten in der
Leiste vom Krebs befallen waren“, sagt Studienleiter Priv.-Doz. Dr. Sven
Mahner, Leitender Oberarzt der Klinik für Gynäkologie des
Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Diese Forschungsergebnisse
wurden jetzt in dem renommierten Wissenschaftsmagazin Journal of the
National Cancer Institute (JNCI) veröffentlicht.

Der Gynäkologe und seine Kooperationspartner trugen für die Studie mit der
Bezeichnung „AGO-CaRE-1“ die Daten von Patientinnen zusammen, die zwischen 1998 und 2008
deutschlandweit in 29 Zentren der Studiengruppe der
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) behandelt wurden. „Wir
wollten herausfinden, was in Deutschland bei der Behandlung dieser
Krankheit überhaupt Standard ist“, erklärt Mahner. Mit den
Behandlungsdaten von 1618 Frauen verfügen die AGO-Forscher nun über die
weltweit größte Datenbank zu dieser seltenen Krebserkrankung. Als
Vulvakarzinom werden bösartige Tumorerkrankungen der äußeren
Geschlechtsteile der Frau bezeichnet. In Deutschland erkranken jährlich
etwa 4 von 100.000 Frauen, Tendenz steigend. 2015 werden rund 4000
Neuerkrankungen erwartet. Bislang gibt es nur sehr wenige Studien zur
optimalen Therapie dieser Erkrankung.

Risiko um ein Drittel reduziert

In der ersten Analyse der Daten haben die Wissenschaftler sich zunächst
auf die Patientinnen mit den größten Risiken konzentriert: Das sind
Frauen, bei denen der Krebs bereits die Lymphknoten in der Leiste befallen
hat. Das Ergebnis: Bei Patientinnen, die nach der chirurgischen Entfernung
des Tumors eine Bestrahlung (adjuvante Radiotherapie) erhalten hatten, war
das Risiko, dass der Krebs erneut auftritt, um ein Drittel niedriger. 44,1
Prozent der bestrahlten Frauen waren zwei Jahre nach der Therapie frei von
Krebs; bei den nicht bestrahlten Patientinnen waren es lediglich 31,1
Prozent.

Der Nutzen der zusätzlichen Bestrahlung hängt insbesondere von der Zahl
der befallenen Leisten-Lymphknoten ab. „Frauen, bei denen die Krebszellen
bereits zwei, drei oder mehr Lymphknoten erreicht haben, profitieren
vermutlich von einer Bestrahlung“, sagt Mahner. Bei Frauen mit lediglich
einem betroffenen Lympknoten war das Ergebnis nicht eindeutig. „In den
bisherigen Behandlungsleitlinien in Deutschland wurde eine Bestrahlung
erst ab drei befallenen Lymphknoten empfohlen. Eine Änderung dieser
Empfehlung ist allerdings bereits in Arbeit“, so Oberärztin Priv.-Doz. Dr.
Linn Wölber, die für das UKE ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Neue Studie: Hilft eine zusätzliche Chemotherapie weiter?
Ein weiteres Ergebnis der nun publizierten AGO-CaRE-1-Studie ist, dass
Frauen mit Lymphknotenmetastasen insgesamt eine deutlich schlechtere
Prognose aufweisen (Gesamtüberlebensrate nach drei Jahren: 56,2 Prozent
verglichen mit 90,2 Prozent bei Frauen mit tumorfreien Lymphknoten). Die
Hamburger Gynäkologen wollen daher nun im Rahmen der Studiengruppe
der AGO und in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie
(DEGRO; im UKE vertreten durch Prof. Dr. Cordula Petersen, Leiterin der
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie) mit einer prospektiven
Studie untersuchen, wie sich die Behandlung weiter verbessern lässt. „Wir
wollen die Standardtherapie – OP plus Bestrahlung – vergleichen mit einer
zusätzlichen Chemotherapie“, erläutert Mahner. Denn bei vielen anderen
Plattenepithelkarzinomen, zu denen das Vulvakarzinom auch gehört, sei es
erwiesenermaßen besser, wenn die Bestrahlung um eine Chemotherapie ergänzt
wird. „Beim Vulvakarzinom gibt es solche Studien aber noch nicht.“

Literatur:
Sven Mahner, Julia Jueckstock, Felix Hilpert, Petra Neuser, Philipp
Harter, Nikolaus de Gregorio, Annette Hasenburg, Jalid Sehouli, Annika
Habermann, Peter Hillemanns, Sophie Fuerst, Hans-Georg Strauss, Klaus
Baumann, Falk Thiel, Alexander Mustea, Werner Meier, Andreas du Bois, Lis-
Femke Griebel, Linn Woelber; for the AGO-CaRE 1 investigators. Adjuvant
Therapy in Lymph Node–Positive Vulvar Cancer: The AGO-CaRE-1 Study. JNCI J
Natl Cancer Inst (2015) 107(3): dju426 (doi:10.1093/jnci/dju426). First
published online January 24, 2015

Medizin am Abend DirektKontakt:

Priv.-Doz. Dr. Sven Mahner
Klinik und Poliklinik für Gynäkologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
Telefon: (040) 7410-52510
E-Mail: s.mahner@uke.de
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Christine Trowitzsch

Kongresssplitter zum 3. BundesKongress Gender-Gesundheit (Vorstellung des 3. Workshops)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der 3. BundesKongress Gender-Gesundheit 2015 möchte Ihnen mit Hilfe unseres Kongresssplitters in den nächsten Wochen unsere fünf Workshops etwas näher bringen. Alle finden parallel am Donnerstag, den 21.05.2015 von 15:00–16:30 statt. Dozenten und Themen entnehmen Sie bitte dem Programm im Anhang.
Workshop 3:
Ältere Männer in der Partnerinnenpflege / Prof. Dr. Manfred Langehennig (Frankfurter University of Applied Sciences)

Laut Ergebnis einer Interviewstudie von Prof. Dr. Langehennig pflegen mehr ältere Männer (über 70 Jahre) ihre Partnerinnen als umgekehrt. Im Bereich der Pflege liegt der Unterschied zwischen den Geschlechtern im Sozialen. Frauen fühlen sich dazu verpflichtet, ihren Partner zu pflegen; Männer fürchten dagegen keine Kritik, wenn sie die Pflege ihrer Frau anderen überlassen. Wenn Männer die Pflege aber selbst übernehmen, dann aus Liebe. Männer finden trotz der Pflegeaufgabe immer noch Zeit ihren Hobbys nachzugehen, wobei Frauen häufig über Stress klagen, da ihre Männer nur schlecht mit der eigenen Hilflosigkeit umgehen können.

Des Weiteren finden Sie im Anhang das aktuelle Programm und unter folgendem Link können Sie sich auch direkt für den Kongress anmelden:

http://www.bundeskongress-gender-gesundheit.de/kongress-2015

Wir würden uns freuen Sie auf dem 3. BundesKongress Gender-Gesundheit 2105 begrüßen zu dürfen und möchten gemeinsam mit Ihnen an die letzten beiden erfolgreichen Kongress-Jahre anknüpfen. 

Weitere Informationen: 
3. BundesKongress Gender-Gesundheit, 21 und 22. Mai 2015 in Berlin | Landesvertretung Baden-Württemberg

Schirmherrschaft: Ingrid Fischbach, MdB und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Gesundheit

Nähere Informationen finden Sie unter: www.BundesKongressGenderGesundheit.de


Medizin am Abend DirektKontakt

Jean-Paul Neuling
BundesKongress Gender-Gesundheit
Wartburgstraße 11
10823 Berlin
Tel: 030/78714318
Mobil: 0172/7485835
www.bundeskongress-gender-gesundheit.de

28.02.2015: www.se-altlas.de Versorgungsatlas für seltende Krankheiten

Medizin am Abend Fazit: Medizinischer Versorgungsatlas für seltene Krankheiten geht an den Start

www.se-atlas.de bietet Überblick über Versorgungsmöglichkeiten bei
seltenen Erkrankungen

Pünktlich zum diesjährigen Tag der seltenen Erkrankungen am 28. Februar
geht ein entsprechender online-Versorgungsaltas an den Start. Auf der
Internetseite www.se-atlas.de können sich Betroffene, Angehörige und
Ärzte, aber auch nicht-medizinisches Personal und die breite
Öffentlichkeit einen umfassenden Überblick über Versorgungsmöglichkeiten
für Menschen mit seltenen Erkrankungen in Deutschland verschaffen. Ziel
des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projektes ist es,
durch gezielte und ausführliche Informationen die Versorgung von Menschen
mit seltenen Erkrankungen zu verbessern.

Wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen unter einem spezifischen
Krankheitsbild leiden, handelt es sich nach der in Europa gültigen
Definition um eine seltene Erkrankung (SE). Betroffene, aber auch
Angehörige, die bislang kaum Berührungspunkte zu seltenen Erkrankungen
hatten, stehen oft vor einem zentralen Problem: Sie wissen nicht, wo sie
sich behandeln lassen können. „Der Anspruch dieses Projekts ist es, auf
der Internetseite www.se-atlas.de einen umfassenden Überblick über die
Versorgungsmöglichkeiten rund um SE zu geben“, sagt der Projektleiter se-
atlas und wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Medizinische
Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Tobias Hartz, und
ergänzt: „Aufschluss gibt sowohl eine interaktive Landkarte als auch eine
ausführliche Auflistung der Versorgungsmöglichkeiten.“

Die Besucher der Internetseite haben die Möglichkeit, über
ein Suchfeld eine Erkrankung einzugeben – wobei bereits bei der Eingabe
entsprechende Namen vorgeschlagen werden. Nach dem Start der Suche werden relevante Einrichtungen in der interaktiven Landkarte markiert und auf
diese Weise mit den entsprechenden spezifischen Kompetenzen und
Behandlungsschwerpunkten hinsichtlich bestimmter Erkrankungen verknüpft.
Die Besucher können dann die jeweilige Versorgungseinrichtung anklicken,
um nähere Informationen zu erhalten. Durch die Angabe des Wohnortes kann
sich der Besucher zusätzlich die Entfernung anzeigen lassen.

„Bei dem weiteren Ausbau und der Vervollständigung unserer Datenbasis
setzen wir vor allem auch auf die Nutzer. Sie sollen die Seite aktiv
mitgestalten und helfen, sie aktuell zu halten, indem sie beispielsweise
auf fehlende Einrichtungen hinweisen“, so Hartz.

Eines der auf der Internetseite dargestellten Versorgungszentren ist die
Villa Metabolica in Mainz – ein international anerkanntes Zentrum zur
Diagnostik, Behandlung und Erforschung lysosomaler Speicherkrankheiten am
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz. In
den letzten Jahren konnte hier ein großes Patienten-Kollektiv mit
unterschiedlichen Krankheitsbildern betreut werden. Schwerpunkte sind
Mukopolysaccharidosen, Morbus Fabry, Morbus Gaucher, Morbus Pompe und
Morbus Niemann-Pick. Hauptaufgabe des Zentrums ist – neben der ambulanten
Betreuung der Patienten – die Durchführung klinischer Studien zur
Entwicklung und Zulassung neuer Medikamente. So konnten durch die
Beteiligung der Villa Metabolica vier Präparate zur Therapie von
Mukopolysaccharidosen und ein Präparat zur Behandlung des Morbus Pompe zur Marktreife gebracht werden.

Neben dem IMBEI als koordinierende Einrichtung des se-atlas zählen zu den
weiteren Projektpartnern das vom Institut für Humangenetik der
Medizinischen Hochschule Hannover betriebene Orphanet, das Frankfurter
Referenzzentrum für Seltene Erkrankungen, das Behandlungszentrum für
Seltene Erkrankungen in Tübingen sowie die Allianz Seltener Chronischer
Erkrankungen (ACHSE) als assoziierter Partner. Der se-atlas ist eines von
drei Vorhaben im Bereich der SE, die aktuell von den Mitarbeitern der
Medizininformatik bearbeitet werden. Im zweiten Projekt OSSE entwickeln
die Medizin-Informatiker am IMBEI einen Register-Baukasten mit der Option
einer künftigen Vernetzung der Register im nationalen wie auch
europäischen Rahmen. Seit dem 1. Januar wird OSSE in einer ersten Version
frei verfügbar zum Download angeboten. Im dritten Projekt ZIPSE geht es um
die Entwicklung eines zentralen Informationsportals zu seltenen
Erkrankungen, das Mitte des Jahres online gehen soll und auf dem sich
bereits jetzt Informationsanbieter zu SE registrieren und verlinken
können. Insgesamt beläuft sich die Fördersumme dieser vom
Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekte auf über 700.000
Euro, mit der die Medizininformatik der Universitätsmedizin Mainz unter
Leitung von Univ.-Prof. Dr. Frank Ückert einen positiven Beitrag für
Menschen mit SE liefern möchte.

Medizin am Abend DirektKontakt

Dipl. Math. Tobias Hartz, Projektleiter se-atlas,
Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI)
Tel. 06131 39-38783, Fax (0) 6131 17-2968, E-Mail: info@seatlas.de

Dr. Renée Dillinger-Reiter,
Tel. 06131 / 17-7424, Fax 06131 / 17-3496

Ab Morgen: ExtraDosis Darmkrebsvorsorge für den Sachsen

Medizin am Abend Fazit: Sächsische Ärzte sorgen für ExtraDosis Darmkrebsvorsorge

Am Donnerstag (26. Februar) startet eine der größten
Krebspräventionsaktionen Sachsens: Über eine eigens etablierte
Telefonhotline haben Einwohner des Freistaats die Möglichkeit, sich
schnell und unkompliziert einen Termin für eine Darmkrebs-
Vorsorgeuntersuchung zu sichern. Im Rahmen des von der Felix-Burda-
Stiftung initiierten „Darmkrebsmonats März 2015“ bieten 33 im
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e.V. (BNG)
organisierte Ärzte aus ganz Sachsen knapp 250 zusätzliche
Vorsorgekoloskopien – sogenannte Darmspiegelungen – an. Bei dieser durch
die Krankenkassen finanzierten Untersuchung lassen sich Vorstufen des
Darmkrebs´ entdecken und unkompliziert entfernen.

Initiiert wurde die Aktion „ExtraDosis Darmkrebsvorsorge für Sachsen“
gemeinsam vom BNG und dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden,
das die Organisation übernahm und die Öffentlichkeitsarbeit finanziell und
personell unterstützt. Schirmherrin der Aktion ist die sächsische
Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Barbara Klepsch. Zum
Auftakt des Darmkrebsmonats März 2015 in Sachsen sowie der
„ExtraDosis“-Aktion findet am Sonnabend (28. Februar) in der Dresdner
Centrum Galerie von 10 bis 20 Uhr ein Aktionstag statt.

Allein für das vergangene Jahr prognostizierte das Robert-Koch-Institut
64.000 Fälle von neu auftretendem Darmkrebs. Gut ein Drittel dieser
Menschen sterben in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose. Die meisten
Darmkrebspatienten wurden operiert und erhielten eine Chemotherapie. –
Viele dieser Leiden wären vermeidbar gewesen, wenn mehr Menschen das
Angebot der von den Krankenkassen finanzierten Krebsfrüherkennung
wahrnehmen würden. Ein wichtiges Element der Darmkrebsvorsorge ist die
Untersuchung des Dickdarms mit einem Endoskop – die sogenannte Koloskopie
oder Darmspiegelung. Ab dem vollendeten 55. Lebensjahr ist dies eine
Kassenleistung: Der Magen-Darm-Spezialist – Gastroenterologe – schaut den
Darm von innen an und kann Vorstufen einer Krebserkrankung erkennen. Denn
rund 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen entwickeln sich aus zunächst
gutartigen Darmpolypen. Diese Entartung vom Polyp zum Krebs kann rund zehn
Jahre dauern. Ursache für die Entwicklung gesunder Schleimhautzellen der
Darmwand zu Tumoren sind aufeinander folgende Genveränderungen. Sie führen
schließlich zum Verlust der natürlichen Wachstumskontrolle der Zellen. So
können sie sich als Krebszellen bösartig und zerstörerisch ausbreiten.

„Auch wenn das Universitätsklinikum auf höchste Kompetenz und Qualität in
der Versorgung von Darmkrebspatienten verweisen kann, freuen wir uns über
jeden Fall eines früh erkannten Darmpolypen der ambulant durch einen
niedergelassenen Kollegen entfernt werden kann. So verbleiben den
Krebsspezialisten mehr Kapazitäten für die Patienten, deren
Tumorerkrankungen nicht so gut diagnostizierbar sind wie jene, die sich
aus Darmpolypen entwickeln und über Jahre zu einem Krebsleiden werden
können. Als Mitinitiatoren der Aktion ‚ExtraDosis Darmkrebsvorsorge für
Sachsen‘ wollen wir für diese Form der Krebsprävention ebenso ein Zeichen
setzen wie für das partnerschaftliche Miteinander zwischen den
Gastroenterologen mit eigener Praxis und ihren Kollegen in den Kliniken“,
sagt Prof. Jochen Hampe, Bereichsleiter Gastroenterologie der
Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Carl
Gustav Carus.

„Darmkrebs ist eine Erkrankung, die meist unbemerkt fortschreitet. Durch
die Koloskopie sind wir in der Lage, Darmkrebsvorstufen zu erkennen und zu
entfernen. Es ist ein gutes Gefühl, auf diese Weise das Darmkrebsrisiko
unserer Patienten drastisch zu reduzieren. Wir wissen aber auch, dass es
vielen Menschen schwerfällt, sich für die Untersuchung zu entscheiden.
Deshalb haben wir den Impuls und die Einladung des Dresdner Uniklinikums
sehr gern angenommen, gemeinsam auf die Bevölkerung zuzugehen. Dadurch,
dass wir im Darmkrebsmonat März 2015 in ganz Sachsen rund 250 zusätzliche
Vorsorge-Darmspiegelungen über eine leicht erreichbare Telefonhotline
anbieten und öffentlichkeitswirksam und anschaulich zur Koloskopie
informieren, gehen wir aktiv gegen die Vorbehalte der Bevölkerung vor“
sagt PD Dr. Gerhard Heptner, Niedergelassener Gastroenterologe mit
Ermächtigung für Vorsorgekoloskopien und Vorsitzender der Landesgruppe
Sachsen des Berufsverbandes der Niedergelassenen Gastroenterologen
Deutschlands e.V..

„Bei der Inanspruchnahme der Vorsorge-Koloskopie ist noch ganz viel Luft
nach oben“, sagt Rainer Striebel, Vorsitzender des Vorstandes der AOK PLUS
mit Blick auf aktuelle Daten: „Insgesamt 10.222 unserer sächsischen
Versicherten haben diese Vorsorgeuntersuchung im Zeitraum Juli 2013 bis
Juni 2014 wahrgenommen. Damit lag die Teilnehmerquote bei den
anspruchsberechtigten Versicherten der AOK PLUS im Alter zwischen 55 und
60 Jahren bei insgesamt nur 2,5 Prozent.“ Im Rahmen dieser Koloskopien
traten insgesamt 1.527 Verdachtsfälle auf. Im obengenannten zwölfmonatigen
Zeitraum wandte die AOK PLUS bei ihren sächsischen Versicherten rund drei
Millionen Euro für Maßnahmen zur Darmkrebsfrüherkennung auf. Dem gegenüber stehen jedoch pro Jahr etwa 8.000 Versicherte der AOK PLUS, die aufgrund einer Darmkrebserkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen.

 – Und
die Kosten dafür summieren sich auf rund 42 Millionen Euro. „Es ist aber
nicht in erster Linie das Problem, dass wir für die Behandlung von
Darmkrebs allein im Krankenhaus das Zwölffache dessen ausgeben, was uns
bislang im Jahresdurchschnitt die Vorsorgeuntersuchungen kosten. Als das
eigentlich kritische Problem sehe ich, dass für manche Patienten auch
heute noch jede Hilfe zu spät kommt, obwohl Darmkrebs mit modernen
Operationsmethoden und Medikamenten gut behandelbar ist. Und das hat in
aller Regel damit zu tun, dass der Krebs im Einzelfall zu spät entdeckt
wurde“, betont Rainer Striebel. Deshalb sind öffentlichkeitswirksame
Aktionen wie die „ExtraDosis Darmkrebsvorsorge für Sachsen“, auch ein
wichtiges Anliegen der AOK PLUS: Die Krankenkasse sagte ihre Unterstützung
sofort zu, als BNG und Uniklinikum mit dem Konzept für die
Vorsorgekampagne vorstellig wurden. Als Sponsor unterstützt die AOK PLUS
den Aktionstag am 28. Februar in der Dresdner Centrum Galerie und
informiert vor Ort zudem über die Rolle der gesunden Ernährung bei der
Krebsprävention.

„Ohne die insgesamt acht Sponsoren, die die ‚ExtraDosis Darmkrebsvorsorge‘
mit Geldleistungen und vor allem mit personellem Einsatz unterstützen,
wäre die Aktion nicht umsetzbar gewesen. Für das Klinikum besonders
beeindruckend war die unkomplizierte und kurzfristige Zusage der Saxo`Phon
GmbH. Das Callcenter sorgt mit seinem kompetenten Team dafür, dass die
Wünsche der Sachsen nach einem Termin für die Darmkrebsvorsorge
aufgenommen und zeitnah an den Gastroenterologen ihrer Heimatregion
weitergegeben werden. Der Aufwand, diese Vermittlungsleistung in die
Abläufe und Programme einzufügen, die Telefon-Agenten zu schulen und sie
dann neun Stunden täglich für die Aufgabe freizustellen, ist erheblich.
Mit diesem Engagement hat das Unternehmen den Titel ‚Hauptsponsor‘
verdient. Auch im Namen aller Beteiligten bedankt sich das Klinikum bei
der ‚Saxo`Phon‘“, sagt Wilfried Winzer, Kaufmännischer Vorstand des
Universitätsklinikums.

Vorsorge-Koloskopie: Ärzte plädieren für sinkende Altersgrenze
Die Landesgruppe Sachsen des Berufsverbandes der Niedergelassenen
Gastroenterologen Deutschlands e.V. sieht nach den Worten ihres
Vorsitzenden PD Dr. Gerhard Heptner noch großen Bedarf, den Gedanken der
Darmkrebsvorsorge stärker als bisher im Bewusstsein zu verankern: „Der
erste Ansatz im Kampf gegen den Darmkrebs ist es, den Gedanken eines
gesunden Lebensstils und der richtigen Ernährung den Menschen noch
intensiver zu vermitteln. Denn auch auf diese Weise lassen sich
Krebserkrankungen wirksam vermeiden. Ebenso wichtig ist es, die
vorbeugenden medizinischen Vorsorgemaßnahmen – das sind vor allem
Koloskopien und Stuhltests – in den Fokus der Gesundheitsversorgung zu
stellen. Hier sind sowohl die Krankenkassen, die Politik als auch die
Medien gefragt. Dabei sollte auch erwogen werden, Anspruchsberechtigte
künftig gruppen- und flächendeckend zu diesen Vorsorgemaßnahmen
einzuladen“, erklärt PD Dr. Heptner. Weil sich bei Männern früher als bei
Frauen Polypen als mögliche Vorstufen von Darmkrebs bilden, schließen sich
die sächsischen Gastroenterologen der Forderung an, die Altersgrenze zum
Anspruch auf eine Vorsorgekoloskopie bei Männern von derzeit 55 auf 50
Jahre zu senken. Auch Patienten, in deren Familien bei Verwandten des
ersten und eventuell auch zweiten Grades bereits Darmkrebs diagnostiziert
wurde, sollten umgehend in ein Vorsorgeprogramm aufgenommen werden.

Aktionstag am 28. Februar bietet Informationen aus erster Hand
„Trauen Sie sich! Informieren Sie sich! Denn Darmkrebsvorsorge ist
einfacher und viel weniger belastend als man vielleicht denkt!“, sagt
Prof. Hampe mit Blick auf den Aktionstag. Besucher der Centrum Galerie an
der Prager Straße in Dresden haben am Sonnabend, dem 28. Februar, von 10
bis 20 Uhr die Möglichkeit, sich bei der Auftaktveranstaltung zum
„Darmkrebsmonat März 2015“ von Ärzten über die Früherkennung und
Behandlung von Darmkrebs aus erster Hand beraten zu lassen. Außerdem gibt
es die Möglichkeit, sich anhand eines begehbaren Darmmodells ein Bild
davon zu machen, wie Darmkrebs entsteht und wie er im Frühstadium
unkompliziert entfernbar ist. Hierzu wird in der Centrum Galerie auch ein
Endoskop vorgeführt. Experten, die täglich Darmspiegelungen vornehmen,
erklären den Ablauf einer Koloskopie an einem Körpermodell. Kinder können
mit dem Endoskop auch das Innere eines Stoff-Teddys erkunden.

Da die Grundlage der Krebsprävention bereits im Kindes- und Jugendalter
geschaffen wird, erklären die Mitarbeiterinnen des Präventionszentrums am
Universitäts KrebsCentrum Dresden in altersgerechter Weise, was bereits
Schüler tun können, um die Gefahr einer Krebserkrankung zu verringern.
Unterstützt wird das Zentrum dabei von der Konsum Dresden eG.



Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.extradosis-krebsvorsorge.dehttp

www.gastromed-bng.de

http://www.felix-burda-stiftung.de

Der Dresdner Gastroenterologe PD Dr. Gerhard Heptner bei einer
Vorsorgekoloskopie. Foto: Uniklinikum Dresden / Holger Ostermeyer

Die "ExtraDosis Darmkrebsvorsorge für Sachsen".

Medizin am Abend DirektKontakt 

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Holger Ostermeyer Tel. 0351/458 4162

Herzinfarkt und Ebola - Was haben Sie gemeinsam?

Ausgangslage: PHARMA FAKTEN: Ebola möglicherweise über Luft übertragbar

Medizin am Abend Frage: Was verbindet so unterschiedliche Krankheitsbilder wie Herzinfarkt und Ebola?

In beiden Fällen liegen Störungen im Blutstillungssystem vor, die entweder Thrombosen beim Infarkt oder Blutungen wie bei Ebola auslösen können. Die Mechanismen zu untersuchen, die zu diesen Blutungen führen, sind für die Gerinnungsforscher von hohem Interesse. Zu diesem Thema werden Prof. Dr. Dieter Häussinger, Düsseldorf, und weitere Experten referieren, darunter Ärzte, die in Afrika unmittelbar mit der Behandlung von Ebola-Patienten befasst sind.

Medizin am Abend DirektKontakt: 

Univ.-Prof. Dr. Rüdiger E. Scharf,
Direktor des Instituts für Hämostaseologie, Hämotherapie und Transfusionsmedizin,
Universitätsklinikum Düsseldorf,
Tel. 0211/81-17344,
rscharf@uni- duesseldorf.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinik-duesseldorf.de