Grippe-Impfstoff wirkt nicht wie gedacht

Medizin am Abend Fazit: Experten des HZI geben eine Einschätzung der Lage und erklären die Ursachen

Der diesjährige Grippe-Impfstoff wirkt nicht optimal. Eine Impfung ist dennoch sinnvoll.

Der diesjährige Grippe-Impfstoff wirkt nicht optimal. Eine Impfung ist dennoch sinnvoll. @El Alvi CC BY 2.0

Der Grippeimpfstoff dieser Saison wirkt offenbar nicht optimal. Bei einem der drei derzeit zirkulierenden Virustypen müsse mit einer schwächeren Wirksamkeit gerechnet werden, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) mit. Prof. Klaus Schughart, Leiter der Abteilung „Infektionsgenetik“ und Prof. Carlos Guzmán, Leiter der Abteilung „Vakzinologie“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig äußern sich zur aktuellen Lage und den Hintergründen.

In den vergangenen Wochen gingen Schlagzeilen wie „Grippe: Eine Impfung schützt nicht so gut wie früher“, „Grippewelle rollt an: Grippeviren breiten sich aus“ oder „Impfstoff bereitet Probleme: Tausende Deutsche kämpfen mit der Grippe“ durch die Medien. Grund für die schwächere Wirksamkeit ist eine in diesem Jahr kursierende H3N2-Variante, die gegenüber dem Impfstoffvirus leicht verändert ist. „Der Influenzastamm für die Herstellung des Impfstoffs wird im vorausgehenden Jahr bestimmt. Hierfür wird eine Voraussage auf Basis des Vorjahres und den zu dem Zeitpunkt kursierenden Influenzaviren getroffen. Die Voraussagen sind meistens sehr gut, nur leider nicht immer“, sagt Schughart.

Und das, obwohl sich die Vorhersage auf Daten aus über 100 nationalen Referenzlaboratorien in der Welt an die WHO bezieht. Auf Basis dieser wird dann nach Beratung mit Experten den Stamm für die Herstellung des Impfstoffs auswählt. „Trotz aller Bemühungen bleibt es schwer, die genauen Influenza-Subtypen, gegen die der Impfstoff wirken muss, so weit im Voraus schon zu bestimmen“, sagt Guzmán. „Wir müssen also weiter an besseren Methoden für die Vorhersagen arbeiten und darüber hinaus nach neuen Impfstoffen suchen, die Schutz gegenüber allen Influenza-A-Typen bieten.“

Für dieses Jahr ist das zu spät und es muss mit einer stärkeren Grippewelle gerechnet werden als in den vergangenen Jahren. „In den USA ist die Grippewelle bereits vorbei und das dort kursierende Virus scheint stärkere Symptome zu verursachen, als in vorangegangenen Epidemien“, sagt Schughart. „In Deutschland steht der Gipfel noch bevor. Wir müssen aber mit einem ähnlichen Verlauf rechnen“. Bereits in den vergangenen drei Wochen ist die Zahl der Influenzainfektionen in Deutschland stark gestiegen, der Höhepunkt wird aber erst in den kommenden drei Wochen erwartet.

Obwohl der aktuelle Impfstoff nicht so effektiv ist wie erhofft, sind sich die HZI-Forscher einig, dass eine Impfung dennoch empfehlenswert ist. "Teilweiser Schutz ist besser als keiner. Daher sollte man sich dennoch impfen lassen, auch wenn die Impfung gegen einen Stamm weniger gut schützt, als erwartet", sagt Guzmán. „Außerdem schützt der diesjährige Impfstoff gegen mehrere Viren– das saisonale H1N1-, das Influenza-B-Virus und das besagte H3N2-Virus. Eine gute Schutzwirkung gegen die H1N1- und Influenza-B-Viren ist gegeben“, ergänzt Schughart.

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. Am seinem Standort in Braunschweig-Stöckheim blickt das Zentrum auf eine jahrzehntelange Historie zurück. Bereits 1965 begannen hier die ersten Arbeiten; 2015 feiert das HZI 50-jähriges Jubiläum.

Aktueller Hintergrund:

http://www.welt.de/gesundheit/article137691292/Das-ist-der-Hotspot-der-Grippewelle-in-Deutschland.html


Medizin am Abend DirektKontakt

Rebecca Winkels
Telefon: 0531 6181-1403
rebecca.winkels@helmholtz-hzi.de
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Rebecca Winkels
http://www.helmholtz-hzi.de/

Panikattacken in der Menschenmenge


Bei Panikattacken in der Menschenmenge schnell Hilfe holen / TÜV Rheinland: Platzangst kann gut behandelt werden / Symptome erinnern an einen Herzinfarkt

Auch nach der fünften Jahreszeit herrscht entlang der großen Umzüge dichtes Gedränge. Überfüllte Straßenbahnen und das Gerangel um den besten Platz an der Wegstrecke oder in der Kneipe werden schnell zum Stresstest. "Menschen, die Klaustrophobie, also Angst vor geschlossenen, engen und vollen Räumen haben, leiden ganz besonders unter solchen Situationen", sagt Kristina Soldo, Psychologin bei TÜV Rheinland. Aber auch für Agoraphobiker, die öffentliche Plätze und Menschenaufläufe meiden, gehört Karneval nicht zur schönsten Zeit im Jahr. "Durch diese Platzangst sind sie so gehemmt, dass sie das Haus nicht mehr verlassen oder gar reisen, auch weil sie fürchten, dass ihnen im Notfall niemand helfen kann", erläutert Kristina Soldo. Was aber, wenn gerade Phobiker im tiefsten Herzen große Jecken sind? "Dann ist die Motivation, etwas zu ändern, umso größer", weiß die Expertin. 

Spezielle Atemübungen gegen Angststörungen 

Generell seien Angststörungen gut und zügig therapierbar. "Die Betroffenen erfahren, welches Muster hinter ihrer Furcht steckt, oft handelt es sich um eigene fehlgeleitete Lernerfahrungen", so Kristina Soldo. Im Anschluss würden gemeinsam mit einem Therapeuten die angstfördernden, häufig völlig irrationalen Gedanken analysiert. Was dann folgt, ist die Expositionstherapie, der Betroffene muss sich bewusst seiner Angst aussetzen. "Die Patienten lernen, dass die Panik nachlässt, weil unser Körper das nicht dauerhaft aushalten kann." Spezielle Atemübungen oder progressive Muskelentspannung und Yoga helfen zudem.

Menschenmenge möglichst schnell verlassen 

Wer noch nie davon betroffen war, dann aber an Karneval in der Menschenmenge plötzlich eine Panikattacke bekommt, ist erst einmal komplett überfordert. Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Druck auf der Brust und Übelkeit seien die ersten Symptome. "Viele denken, sie hätten einen Herzinfarkt", erklärt die Psychologin. Auf jeden Fall gilt es, die Situation zu verlassen, langsam durchzuatmen und ruhig von zehn bis null runterzuzählen. "Man sollte möglichst jemanden mitnehmen, der den Notarzt ruft, um andere körperliche Ursachen tatsächlich auszuschließen."

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Jörg Meyer zu Altenschildesche,Tel.: 0221/806-2255 

Sportliche Aktivität erhöht Beschäftigungschancen und Einkommen


Medizin am Abend Fazit: Sportliche Aktivität erhöht Beschäftigungschancen und Einkommen

Der Stellenwert sportlicher Fitness für die Überwindung von
Arbeitslosigkeit wird vielfach unterschätzt. Dabei belegen zahlreiche
Studien, dass Sport neben der Gesundheit auch die kognitiven und nicht-
kognitiven Fähigkeiten fördert – einschließlich sozialer Kompetenzen wie
Teamwork, Selbstdisziplin, Ausdauer, Stressbewältigung und
Selbstvertrauen. Für IZA World of Labor, eine Online-Plattform des
Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), hat Michael Lechner diesen
Zusammenhang untersucht. Seine Analyse legt nahe, dass die Förderung
sportlicher Betätigung als Maßnahme der aktiven Arbeitsmarktpolitik die
Wiederbeschäftigungschancen gerade von Langzeitarbeitslosen deutlich
steigern könnte.

Mit der Sportausübung geht der Studie zufolge in aller Regel eine
gesteigerte individuelle Leistungsbereitschaft und Produktivität einher.
Bei Erwerbstätigen kann sich dies positiv auf den individuellen Erfolg am
Arbeitsmarkt auswirken und zu Lohnsteigerungen zwischen vier und 17
Prozent führen. Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für Deutschland
belegen beispielsweise ein fünfprozentiges Einkommensplus für Männer, die
mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv sind. Besonders wirksam sind
Sportarten im Freien, doch auch Fitnesstraining zahlt sich aus.

Schon Kinder und Jugendliche profitieren vom Sport durch bessere
schulische Leistungen und „Soft Skills“, die sich wiederum positiv auf die
späteren Arbeitsmarktchancen auswirken. So zeigen SOEP-Daten ebenfalls,
dass Frauen, die bereits als 15-Jährige regelmäßig Sport trieben, im
Durchschnitt rund sechs Prozent mehr verdienen.

Aber auch Stellensuchende werden durch die Effekte sportlicher Aktivitäten
mit höherer Wahrscheinlichkeit zu intensiveren Suchanstrengungen und
selbstbewussterem Auftreten in Bewerbungsverfahren angeregt. Sport sollte
dabei allerdings nicht den Zeiteinsatz für die Rückkehr auf den
Arbeitsmarkt oder eine Qualifizierung reduzieren, sondern eher
„unproduktive“ Zeiten etwa vor dem Fernseher verringern.

„Die gezielte Förderung sportlicher Betätigung könnte als
arbeitsmarktpolitische Maßnahme zur Aktivierung von Langzeitarbeitslosen,
beispielsweise in Form von Laufgruppen oder Mannschaftsporttraining,
durchaus sinnvoll sein“, erklärt Lechner. Auf diese Weise ließen sich die
körperliche und geistige Fitness der freiwilligen Teilnehmer steigern
sowie deren Teamgeist und Durchhaltevermögen fördern. „Das sind alles
Eigenschaften, die auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle spielen“, so
der Ökonom von der Universität St. Gallen.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) kooperiert auf diesem Gebiet seit
einigen Jahren mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem
Deutschen Fußball-Bund (DFB). Ein „vielversprechender Ansatz“, findet
Lechner. Evaluationsstudien müssten nun zeigen, welche konkreten
Umsetzungen sich in der Praxis bewährt haben. Denn bislang gibt es zwar
einzelne lokale Projekte, aber noch kein flächendeckendes Angebot.

Die englischsprachige Studie ist über IZA World of Labor abrufbar:


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Mark Fallak
fallak@iza.org
(0228) 3894-223

Ehrenamtliche Aufgaben - bessere Gesundheit

Medizin am Abend Fazit: Auch Erwerbstätige profitieren von Freiwilligenarbeit

Erwerbstätige Menschen, die nebenbei ehrenamtliche Aufgaben wahrnehmen,
erfreuen sich besserer Gesundheit. Sie sind mit dem Ausgleich zwischen
Privat- und Arbeitsleben zufriedener als Menschen, die keine
Freiwilligenarbeit leisten. Zu diesem Schluss gelangt eine vom
Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte Studie.

Obwohl die Mehrheit ehrenamtlich tätiger Menschen im Arbeitsleben steht,
untersuchten frühere Studien vor allem den positiven Einfluss von
Freiwilligenarbeit auf Rentner. Nun haben Forschende der ETH Zürich und
der Universität Zürich volljährige Erwerbstätige in der deutschen Schweiz
befragt – und die Auswertung der insgesamt 746 Fragebögen veröffentlicht
(*).

Freiwilligenarbeit vermittelt das Gefühl von Ausgeglichenheit

Ungefähr ein Drittel der untersuchten Erwerbstätigen arbeitet nebenbei
auch freiwillig. Diese Personen sind trotz zusätzlicher Belastung
zufriedener in Bezug auf das Gleichgewicht zwischen Berufs- und
Privatleben als Erwerbstätige ohne Nebenarbeit. Der Unterschied ist zwar
klein, doch die Forschenden erklären ihn damit, dass zusätzlich und
freiwillig verrichtete Arbeit das Gefühl vermitteln kann, dass die eigene
Zeit gut eingeteilt ist. Dieses Erfolgsgefühl sowie die Überzeugung, etwas
Sinnvolles für die Gesellschaft zu leisten, scheinen wiederum einen
günstigen Einfluss auf die Gesundheit zu haben, wie zum Beispiel weniger
Stresssymptome oder erhöhtes psychisches, emotionales und soziales
Wohlbefinden. Romualdo Ramos, der für die ETH Zürich und die Universität
Zürich tätig ist, stellt aber klar: "Wir können mit unserer Studie nicht
ausschliessen, dass dieser Zusammenhang daher rührt, dass jene Menschen,
die gesünder sind, einfach eher dazu neigen, ehrenamtlich zu arbeiten, als
solche, denen es gesundheitlich schlechter geht."

Die vorteilhaften Effekte der Freiwilligenarbeit zeigten sich ausserdem
nur dann, wenn die Motivation dahinter aufrichtig sei.

 "Werden ehrenamtliche Aufgaben aufgrund sozialen Drucks oder aus Karrieredenken übernommen, bleiben positive Nebeneffekte aus", 
sagt Ramos.

Im Pensionsalter soziale Kontakte herstellen

Die positiven Begleiterscheinungen der Freiwilligenarbeit bei
Erwerbstätigen sind bei Pensionierten, die ehrenamtlich tätig sind,
deutlicher ausgeprägt. Gemäss Ramos könne dies unter anderem damit zu tun
haben, dass bei älteren Personen die intrinsische Motivation zur
Freiwilligenarbeit grösser ist als bei Erwerbstätigen. Ein allfälliger
Mangel an sozialen Kontakten kann mit einem ehrenamtlichen Engagement zum
Beispiel gut kompensiert werden. Generell scheinen Menschen, die über eher
schwache psychosoziale Ressourcen verfügen (wie zum Beispiel Arbeitslose
oder Migranten), am deutlichsten von den positiven Effekten zu
profitieren, die mit Freiwilligenarbeit in Zusammenhang stehen.

(*) Busy Yet Socially Engaged: Volunteering, Work-Life Balance and Health
in the Working Population, R. Ramos, R. Brauchli, G. Bauer, T. Wehner and
O. Hämmig, Journal of Occupational and Environmental Medicine (in press).
doi: 10.1097/JOM.0000000000000327 (Für Medienvertreter beim SNF per E-Mail
unter com@snf.ch erhältlich.)

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Romualdo Ramos
Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 30
8006 Zürich
Tel: +41 44 634 63 86
E-Mail: romualdo.ramos@ifspm.uzh.ch

TK-Langzeitstudie: Sport ist auch bei schweren Erkrankungen

Langzeitstudie der Techniker Krankenkasse zeigt: Sport ist auch bei schweren Erkrankungen eine gute Therapie

Wer sich viel bewegt, bleibt körperlich fit und länger gesund - das ist unumstritten. Doch was ist mit Menschen, die so schwer erkranken, dass sie kaum noch den Mut und den Antrieb haben, sich zu bewegen? Antworten auf diese Frage gibt jetzt eine Langzeitstudie der Techniker Krankenkasse (TK) mit Diabetikern und Herz-Kreislauf-Erkrankten. Sie belegt erstmalig außerhalb einer klinischen Studie:

Überlebenswichtige Gesundheitsparameter lassen sich mit Sport auch im höheren Lebensalter langfristig verbessern. So stieg die Leistungsfähigkeit nach sechs Monaten um fast ein Zehntel, der Insulinbedarf reduzierte sich um knapp die Hälfte (46 Prozent) und die Herzfrequenz verbesserte sich in dem Maße, als wenn die Patienten ein entsprechendes Medikament genommen hätten.

Marianne Deubzer aus München ist über sechzig und täglich darauf angewiesen, ihren Blutzuckerspiegel im Auge zu behalten und Insulin zu spritzen. Sie weiß, dass jedes Kilo zu viel auf der Waage eine Zusatzbelastung für ihren Körper ist und dass Bauchumfang und Lebenserwartung in einem direkten Zusammenhang miteinander stehen. "Das Programm hat mich motiviert, mich mehr zu bewegen. Ich habe damit mein Gewicht verringert und spritze deutlich weniger Insulin", freut sich die 62-Jährige, die heute regelmäßig viel Sport treibt.

Möglich machte dies das Programm "Sport als Therapie", das der Münchener Sportmediziner Prof. Dr. Martin Halle entwickelt hat. Seit drei Jahren können TK-Versicherte daran teilnehmen und seit der ersten Stunde wird das Programm wissenschaftlich begleitet. Das Ziel: zu überprüfen, ob sich damit die Leistungsfähigkeit schwerkranker Menschen langfristig wieder steigern lässt.
"Es ging uns darum, ein alltagsfähiges Programm zu entwickeln, das auf Eigenverantwortung setzt und den Menschen dabei hilft, ihren Alltag besser meistern zu können", sagte Dr. Jens Baas bei der Präsentation der Studienergebnisse in Berlin. "Und die Ergebnisse zeigen, dass wir mit einer Mischung aus sportmedizinischer Betreuung, aktiver Trainingshilfe und motivierendem Coaching auf dem richtigen Weg sind", so der TK-Vorstandsvorsitzende.

Prof. Halle fasste in Berlin die Zwischenergebnisse nach dreijähriger Forschung zusammen: Danach besserten sich nach sechsmonatigem Training bei den im Durchschnitt 65 Jahre alten Patienten sowohl das Gewicht und der Bauchumfang, aber auch die Cholesterinwerte und der Langzeitblutzuckerwert. Auch die Sauerstoffaufnahme pro Kilogramm Körpergewicht nahm bei den Patienten deutlich zu und die (in Watt) gemessene Leistungsfähigkeit stieg bei den Teilnehmern deutlich an. Und: Insulinpflichtige Patienten konnten durch die gesteigerte körperliche Aktivität ihren Verbrauch an Insulin deutlich reduzieren.

"Durch unsere Studie können wir jetzt erstmals auf der Patienten-Versorgungsebene bestätigen, dass Sport signifikant die Leistungsfähigkeit und das kardiovaskuläre Risikoprofil bei Herz-Kreislaufpatienten und Diabetikern verbessert", so Halle.

Zum Hintergrund: In einem Zeitraum von drei Jahren hat die TK 1352 Risiko-Patienten mit Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen oder beidem angerufen und auf das Programm hingewiesen. Knapp die Hälfte interessierte sich für das Programm, jeder Vierte nahm schließlich daran teil. Die Teilnehmer waren mehrheitlich männlich (81,5 Prozent) und im Schnitt knapp 66 Jahre alt.

Aufgrund der positiven Ergebnisse kündigte die TK an, ein ähnliches Programm ab diesem Herbst auch für Krebspatienten anzubieten.

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Hermann Bärenfänger Tel. 040-6909 2058 

Fitness schützt vor altersbedingten Chromosomenschäden

Medizin am Abend Fazit: Fitness schützt vor altersbedingten Chromosomenschäden

Forschungsplattform "Active Ageing" legt neue Studien vor

Im Rahmen der Forschungsplattform "Active Ageing" wird der Einfluss von
Krafttraining, Ernährung und kognitivem Training auf Gesundheit,
Wohlbefinden und körperliche Fitness bei PensionistInnen untersucht. Erste
Ergebnisse einer zweijährigen Studie unter der Leitung von
Ernährungswissenschafter Karl-Heinz Wagner und der Molekularbiologin
Barbara Wessner vom Institut für Sportwissenschaft – beide forschen an der
Universität Wien – zeigen neue Erkenntnisse zu molekularen Mechanismen und
Biomarkern des Alterns.

"Wir wollen Altersprozesse besser verstehen und untersuchen deshalb die
Effizienz von Lebensstilaktivitäten für das gesundheitliche Wohl von
PensionistInnen", erklärt Karl-Heinz Wagner, Leiter der
Forschungsplattform "Active Ageing" an der Universität Wien. Das
interdisziplinäre Team aus den Bereichen Ernährungswissenschaften,
Sportwissenschaft und Pharmakognosie rekrutierte gemeinsam mit
MitarbeiterInnen des Kuratoriums Wiener Pensionistenwohnhäuser knapp 120
ProbandInnen mit einem Durchschnittsalter von 84 Jahren.

Die StudienteilnehmerInnen wurden per Zufall in drei Interventionsgruppen
eingeteilt, die – unterteilt in Krafttraining, Krafttraining und
Nahrungsergänzung, Gedächtnistraining – einer 18-monatigen Intervention
unterzogen wurden. "Alle sechs Monate wurden nicht nur
Standarduntersuchungen wie Körperzusammensetzung, Blutparameter oder
Muskelfunktionstests durchgeführt, sondern auch Muskelbiopsien genommen",
so Barbara Wessner, Molekularbiologin am Institut für Sportwissenschaft
der Universität Wien, zur Vorgangsweise für die Studie.

Mikrokernbildung stagniert im hohen Alter

Erste Ergebnisse auf molekularer Ebene zeigten, dass die ProbandInnen
geringere als für das hohe Alter zu erwartende Chromosomenschäden
aufwiesen. Jene Fehler bei der Zellteilung von Lymphozyten – sogenannten
Mikrokernen –, die durch altersbedingte Chromosomenschädigung auftraten,
unterschieden sich nicht von jüngeren SeniorInnen. "Damit konnten wir
erstmals zeigen, dass das Mikrokernauftreten bei Personen an oder über der
Lebenserwartung einen Plateaueffekt, also eine Stagnation aufweist", so
Karl-Heinz Wagner.

Aktivität reduziert die Bildung von Mikrokernen

Durch die ersten sechs Monate Aktivität konnte die Häufigkeit von
Mikrokernen um 15 bis 20 Prozent reduziert werden. Das ist höchst
gesundheitsrelevant, da Mikrokerne mit dem Aufkommen verschiedener
Krankheiten, wie etwa Krebs und Diabetes, verbunden sind. Zudem waren DNA-
Einzel- und Doppelstrangbrüche stark reduziert und die Aktivität von
Enzymen der oxidativen Abwehr signifikant erhöht. "Wie in der Literatur
bekannt, steht eine optimale Versorgung der Vitamine B12 und Folsäure in
einem direkten Zusammenhang mit einer reduzierten Mikrokernhäufigkeit", so
Wagner. Bereits nach sechs Monaten Krafttraining in Verbindung mit
Nahrungsergänzung waren sowohl ein Anstieg des Vitamin B12-Plasmaspiegels
als auch eine reduzierte Mikrokernfrequenz erkennbar.

Beeinträchtigung der Immunfunktion im Alter

Ein weiterer Schwerpunkt der ersten Auswertungen lag im Bereich der
altersassoziierten Veränderungen im Immunsystem. Im Besonderen wurde hier
der Zusammenhang von Alter, körperlicher Fitness, und verschiedenen
Signalwegen in Immunzellen untersucht, wobei der Körperfettgehalt der
StudienteilnehmerInnen zu Beginn der Studie eine größere Rolle zu spielen
scheint als die körperliche Fitness selbst.

"Wir sind schon gespannt auf die Ergebnisse der laufenden Analysen, die zeigen werden, ob das Krafttraining oder die Nahrungsergänzung, die neben einem hohen Eiweißgehalt auch die Vitamine D, B2 und B12 enthielt, einen positiven
Einfluss auf das Immunsystem hatte", so Barbara Wessner.

Zusammenhang zwischen Muskelmasse und Biomarkern im Blut entdeckt

Klinisch relevant ist wohl auch die jüngste Publikation, die sich dem
Thema der muskelassoziierten Biomarker im Blut widmete. Aus einem Set an
vielversprechenden Markern waren es vor allem die Proteine GDF-15 und
IGF-1 die einen Zusammenhang mit dem Alter und der Muskelmasse aufwiesen.
Diese Kandidaten bilden die Grundlage für Folgestudien, die sich mit der
Diagnostik der Sarkopenie (des altersbedingten Verlusts an Muskelmasse und -funktion) im klinischen Kontext auseinandersetzen werden.

Unter Beteiligung zahlreicher NachwuchswissenschafterInnen der Universität
Wien sowie von nationalen und internationalen Projektpartnern sind im
Rahmen der Studie bereits vier Artikel in renommierten Fachjournalen
erschienen. Mit der Forschungsplattform "Active Ageing" und der damit
verbundenen, sehr breit angelegten Studie, liefert die Universität Wien
einen wichtigen Beitrag zur Altersforschung im internationalen Kontext.

Publikationen in:
Franzke B, Halper B, Hofmann M, Oesen S, Jandrasits W, Baierl A, Tosevska
A, Strasser EM, Wessner B, Wagner KH; The Vienna Active Ageing Study
Group. The impact of six months strength training, nutritional
supplementation or cognitive training on DNA damage in institutionalised
elderly. Mutagenesis. 2015; 30(1):147-53. doi: 10.1093/mutage/geu074.

Franzke B, Halper B, Hofmann M, Oesen S, Peherstorfer H, Krejci K, Koller
B, Geider K, Baierl A, Tosevska A, Strasser EM, Wessner B, Wagner KH; The
Vienna Active Ageing Study Group. The influence of age and aerobic fitness
on chromosomal damage in Austrian institutionalised elderly. Mutagenesis.
2014; 29(6):441-5. doi: 10.1093/mutage/geu042

Halper B, Hofmann M, Oesen S, Franzke B, Stuparits P, Vidotto C, Tschan H,
Bachl N, Strasser EM, Quittan M, Wagner KH, Wessner B. Influence of age
and physical fitness on miRNA-21, TGF-β and its receptors in leukocytes of
healthy women. Exercise Immunology Reviews. 2015; 21:133-42.

Hofmann M, Halper B, Oesen S, Franzke B, Stuparits P, Tschan H, Bachl N,
Strasser EM, Quittan M, Ploder M, Wagner KH, Wessner B. Serum
concentrations of Insulin-like Growth Factor-1, members of the TGF-beta
superfamily and Follistatin do not reflect different stages of dynapenia
and sarcopenia in elderly women. Experimental Gerontology. 2015 (in
press). doi: 10.1016/j.exger.2015.02.008

Weitere Informationen unter: http://activeageing.univie.ac.at/home/

Medizin am Abend DirektKontakt 

Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl-Heinz Wagner
Leiter der Forschungsplattform Active Ageing
Universität Wien
1090 Wien, Althanstraße 14 (UZA II)
T +43-1-4277-549 30
karl-heinz.wagner@univie.ac.at

Ass.-Prof. DI Dr. Barbara Wessner
Stv. Leiterin der Forschungsplattform Active Ageing
Universität Wien
1150 Wien, Auf der Schmelz 6
T+43-1-4277-287 72
barbara.wessner@univie.ac.at

Mag. Veronika Schallhart
Forschung und Lehre
1010 Wien, Universitätsring 1
T +43-1-4277-175 30
M +43-664-602 77-175 30
veronika.schallhart@univie.ac.at
Universität Wien, Stephan Brodicky

Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten
Europas: An 15 Fakultäten und vier Zentren arbeiten rund 9.700
MitarbeiterInnen, davon 6.900 WissenschafterInnen. Die Universität Wien
ist damit auch die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die
größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000
nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien
verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die
Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in
Österreich. 1365 gegründet, feiert die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis
im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum.

1365 gegründet, feiert die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr
2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum mit einem vielfältigen
Jahresprogramm – unterstützt von zahlreichen Sponsoren und
Kooperationspartnern. Die Universität Wien bedankt sich dafür bei ihren
KooperationspartnerInnen, insbesondere bei: Österreichische Post AG,
Raiffeisen NÖ-Wien, Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und
Wirtschaft, Stadt Wien, Industriellenvereinigung, Erste Bank, Vienna
Insurance Group, voestalpine, ÖBB Holding AG,