Heute 18.00 Uhr: Menschliche Gesichter für den Hund: Zorniges Frauengesicht

Medizin am Abend Fazit: Hunde können Emotionen in menschlichen Gesichtern unterscheiden

KognitionsforscherInnen der Vetmeduni Vienna wiesen erstmals nach, dass
Hunde zwischen fröhlichen und zornigen Menschengesichtern unterscheiden
können. Voraussetzung dafür: Die Hunde müssen diese Emotionen zuvor beim
Menschen gelernt haben. Diese Fähigkeit könnte das Resultat der engen
Mensch-Tier-Beziehung sein, in der Hunde gelernt haben, Aspekte der
nonverbalen Kommunikation der Menschen zu verstehen. Die Ergebnisse werden
in der renommierten Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.

Hunde können die Gesichter verschiedener Menschen auf Bildern
unterscheiden. Diese Fähigkeit haben die Forschenden des Messerli
Forschungsinstitutes bereits 2013 nachgewiesen.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3807667/http:

Ob Hunde auch Emotionen in Gesichtern von Artfremden wahrnehmen können, wurde bisher noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen.

Hunde unterscheiden menschliche Emotionen via Touch-Screen

Corsin Müller und Ludwig Huber vom Messerli Forschungsinstitut haben diese
Fähigkeit gemeinsam mit Kolleginnen im Clever Dog Lab an der Vetmeduni
Vienna erforscht.

Sie präsentierten 20 Hunden jeweils ein fröhliches und
ein zorniges Frauengesicht nebeneinander auf einem Touch-Screen.





Die Hunde stubsen mit ihrer Schnauze das richtige Bild an.
Die Hunde stubsen mit ihrer Schnauze das richtige Bild an.
Clever Dog Lab / Vetmeduni Vienna

Hunde der einen Testgruppe wurden in der Übungsphase darauf trainiert, nur
fröhliche Gesichter anzustupsen. Eine andere Gruppe sollte nur zornige
Gesichter auszuwählen.

Um auszuschließen, dass sich die Tiere lediglich an auffälligen
Bildunterschieden wie den hervorscheinenden Zähnen oder den Zornesfalten
zwischen den Augen orientieren, zerteilten die Forschenden die Bilder
horizontal. Die Hunde bekamen währen der Trainingsphasen also entweder nur
die Augen- oder die Mundpartie zu sehen.

Und tatsächlich waren die Treffer nicht zufällig. Die meisten Hunde
lernten zwischen fröhlichen und zornigen Gesichtshälften zu unterscheiden
und schafften anschließend die korrekte Zuordnung auch spontan für
komplett neue Gesichter, ebenso wie für die Gesichtshälften, die sie in
der Übungsphase nicht zu sehen bekommen hatten.

Hunde erlernen das Erkennen von fröhlichen Gesichtern schneller

Hunde, die auf fröhliche Menschengesichter trainiert waren, erlernten ihre
Aufgabe wesentlich schneller, als jene, die nur die zornigen Gesichter
anzeigen sollten. „Es sieht so aus, als würden die Hunde Hemmungen haben,
zornige Gesichter anzustupsen“, erklärt der Studienleiter Ludwig Huber.

„Wir gehen davon aus, dass die Hunde bei dieser Übung aus ihrer Erinnerung
schöpfen. Sie erkennen einen Gesichtsausdruck, den sie bereits
abgespeichert haben“, erklärt der Erstautor Corsin Müller. „Wir vermuten,
dass Hunde, die keine Erfahrungen mit Menschen haben, schlechter
abschneiden würden oder die Aufgabe gar nicht lösen könnten.“

Hunde sind unterschätzte Tiere

Hunde verfügen zwar über einen höher entwickelten Geruch- und Gehörsinn
als der Mensch, der Sehsinn der Vierbeiner ist jedoch etwa sieben Mal
schlechter entwickelt. „Dass Hunde die menschliche Gefühlswelt auf diese
Art wahrnehmen können, war bisher noch nicht bekannt. Um die Entwicklung
dieser Fähigkeiten noch besser zu verstehen, wollen wir diese Tests am
Touch-Screen in Zukunft auch mit Wölfen am Wolf Science Center
durchführen“, so Huber.

Seit drei Jahren forscht das Team um Ludwig Huber im WWTF-Projekt „Like
me“ daran, ob sich Hunde in die Gefühlswelt von Artgenossen oder Menschen
einfühlen können. Projektpartner an der MedUni Wien und der Universität
Wien erforschen entsprechend die empathischen Fähigkeiten der Menschen.

Service:

Der Artikel “Dogs Can Discriminate Emotional Expressions of Human Faces” von Corsin A. Müller, Kira Schmitt, Anjuli L. A. Barber und Ludwig Huber wird am 12. Februar 2015 um 18:00 Uhr MEZ im Journal Current Biology veröffentlicht.

Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der
führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und
Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen
Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie
den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300
MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in
Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche
Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener
Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich
gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Im Jahr 2015 feiert die Vetmeduni
Vienna ihr 250-jähriges Bestehen. www.vetmeduni.ac.at

Medizin am Abend DirektKontakt 

Prof. Ludwig Huber
Messerli Forschungsinstitut – Abteilung für Vergleichende
Kognitionsforschung
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
ludwig.huber@vetmeduni.ac.at

Dr. Corsin Müller
Messerli Forschungsinstitut – Abteilung für Vergleichende
Kognitionsforschung
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-2688
corsin.mueller@vetmeduni.ac.at

Dr. Susanna Kautschitsch
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-1153
susanna.kautschitsch@vetmeduni.ac.at

Herzchirurgischen Eingriffe

Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen veröffentlicht
Leistungsstatistik 2014: trotz höherem Durchschnittsalter der Patienten
bessere Überlebensraten

Die Fachgesellschaft der deutschen Herzchirurgen, die Deutsche
Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), hat am
Dienstag im Rahmen ihrer Jahrestagung in Freiburg die Operationszahlen und
Überlebensraten nach herzchirurgischen Eingriffe im Jahr 2014
veröffentlicht. Danach ist die Gesamtzahl der Operationen an den 79
Fachabteilungen für Herzchirurgie in Deutschland vom Jahr 2013 auf 2014
leicht auf über 100.000 gestiegen, wobei sich die Zahlen nach
Eingriffsgruppen differenziert unterschiedlich entwickelten. Kritisch
sehen die Herzchirurgen besonders die im internationalen Vergleich in
Deutschland niedrige Zahl der koronaren Bypass-Operationen vor dem
Hintergrund aktueller Leitlinien.

Genau 100.394 Operationen am Herzen haben die rund 950 in Deutschland
tätigen Herz-, Thorax- und Kardiovaskularchirurgen im Jahr 2014
durchgeführt. Damit ist die Gesamtzahl dieser Eingriffe das erste Mal seit
zehn Jahren wieder auf über 100.000 gestiegen. Im Jahr 2013 wurden 99.132
herzchirurgische Eingriffe durchgeführt.

Zählt man Eingriffe wie Herzschrittmacher- und Defibrillatorim- und
explantationen sowie Eingriffe an der herznahen Hauptschlagader ohne
Einsatz der Herz-Lungen-Maschine dazu, summiert sich die Anzahl auf
128.546 Eingriffe im Jahr 2014.

Trotz des von Jahr zu Jahr steigenden Alters der Patienten in den
herzchirurgischen Abteilungen – 14,2 Prozent der Patienten waren im
vergangenen Jahr 80 Jahre und älter – und dem entsprechenden Anstieg von
Patienten mit Begleiterkrankungen blieb die Krankenhaus-Überlebensrate in
den jeweiligen Eingriffskategorien stabil oder stieg sogar an.

+++Herzchirurgische Standorte flächendeckend verteilt+++
Gegenüber 2013 konstant geblieben ist im vergangenen Jahr auch die Zahl
der herzchirurgischen Fachabteilungen. „Die 79 Standorte verteilen sich in
Abhängigkeit der regionalen Bevölkerungsdichte über die gesamte
Bundesrepublik. Angesichts der tendenziell gleichbleibenden
Behandlungszahlen herzchirurgischer Eingriffe ist keinerlei Notwendigkeit
für die Einrichtung weiterer Fachabteilungen für Herzchirurgie gegeben“,
sagte Professor Jochen Cremer, Präsident der DGTHG bei der Vorstellung der
Zahlen.

+++Zahl der Bypass-Operationen kaum verändert+++
Ein leichter Rückgang war gegenüber dem Vorjahr in der Kategorie der
koronaren Bypass-Operation mit und ohne gleichzeitiger Durchführung eines
weiteren herzchirurgischen Eingriffs zu verzeichnen. So veränderte sich
die Zahl der isolierten und kombinierten koronaren Bypass-Operationen
gegenüber dem Vorjahr marginal von 54.266 auf 53.805.

Im Jahr 2006 waren noch 64.502 Eingriffe dieser Art von den deutschen
Herzchirurgen vorgenommen worden. Hintergrund dieser Entwicklung ist, dass
die `Koronare Herzkrankheit´ (KHK) genannte Verengung von
Herzkranzgefäßen, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, in steigendem
Maße durch eine Katheterintervention mit Einsetzen eines Stents behandelt
wird. Dabei zeigen die Ergebnisse diverser medizinischer Studien und die
aktuellen Empfehlungen medizinischer Leitlinien, dass die Bypass-Operation
bei Befall mehrerer Herzkranzgefäße sowie komplizierteren Verengungen im
Hinblick auf die Überlebensrate und die dauerhafte Lebensqualität der
Patienten nach dem Eingriff die bessere Wahl ist.

„Die Entwicklung der Eingriffszahlen der koronaren Bypass-Operation muss
jeden Mediziner nachdenklich stimmen. Gerade auch weil in anderen
Industrienationen wie den USA proportional zur Bevölkerung mehr koronare
Bypass-Eingriffe und weniger Stentimplantationen vorgenommen werden. Wir
hoffen, dass die im Spätsommer veröffentlichte Aktualisierung der
europäischen `Guidelines on myocardial revascularisation´ und die im
Dezember veröffentlichte Aktualisierung der `Nationalen Leitlinie
Chronische KHK´ mit ihren klaren Empfehlungen, wann welches der beiden
Therapieverfahren zum Einsatz kommen sollte, helfen, die medizinische
Versorgung zu verbessern. Zudem wird in beiden Leitlinien die
Notwendigkeit eines interdisziplinären Teams bestehend aus einem
Herzchirurgen und einem Kardiologen betont, das den jeweiligen Patienten
über die Vor- und Nachteile der beiden Therapieansätze in seinem
individuellen Fall aufklären soll“, erläuterte Professor Anno Diegeler,
Sekretär der DGTHG.

+++Zahl der Herzklappenoperationen steigt um rund sechs Prozent an+++
Im Gegensatz zu den koronaren Bypass-Operationen steigt die Zahl der
Eingriffe bei Patienten mit erworbenen Defekten der Herzklappen seit
Jahren spürbar an. Wurden 2013 noch 29.672 Operationen dieser Art gezählt,
sind es im vergangenen Jahr 31.359 gewesen – eine Steigerung von knapp
sechs Prozent.

Der überwiegende Teil der Operationen von Herzklappen betrifft die
Aortenklappe. Allein 11.764 konventionelle herzchirurgische
Aortenklappenersatz-Operationen wurden im Jahr 2014 in Deutschland
vorgenommen. Damit hat sich die Zahl dieser Kategorie im Vergleich zum
letzten Jahr nicht verändert (2013: 11.765). Die Überlebensrate
(Krankenhausletalität) erreichte mit 97,3 Prozent einen neuen Rekordwert.
In weiteren 1.335 Fällen wurde in Kombinationseingriffen die Aortenklappe
zusammen mit der Mitralklappe operiert.

Die Zahl für kathetergestützte Aortenklappenimplantationen im Jahr 2014
ist in der Leistungsstatistik mit 8.631 angegeben (2013: 7.246).
Allerdings erfasst die DGTHG-Leistungsstatistik nur diejenigen dieser
Eingriffe, die aus der herzchirurgischen Fachabteilung übermittelt wurden.
Entgegen der europäischen Leitlinie wurden auch 2014 kathetergestützte
Aortenklappenimplantationen in Deutschland ohne die Erfüllung aller
notwendigen Strukturvoraussetzungen vorgenommen.

Professor Armin Welz, 1. Vize-Präsident der DGTHG, begrüßte in diesem
Zusammenhang die Beschlussfassung des Gemeinsamen Bundessausschusses, der
am 22. Januar eine Richtlinie verabschiedete, die für die angemessene
Patientensicherheit bei der Durchführung von kathetergestützten
Herzklappenimplantationen u.a. bettenführende, vollausgestattete
Fachabteilungen für Herzchirurgie und Kardiologie als notwendige
Voraussetzung festlegt.

Bei den rund 7.250 Operationen an Mitralklappen mit und ohne einer
zeitgleichen weiteren Herzoperation setzten sich die Trends der letzten
Jahre fort: Nur in einem Drittel der Fälle muss die patienteneigene Klappe
durch eine Prothese ersetzt werden. In zwei Dritteln der Fälle isolierter
Mitralklappeneingriffe kann die defekte Klappe repariert werden, wobei die
Überlebensrate (Krankenhausletalität) hier bei 98,4 Prozent liegt.

+++Herzunterstützungssysteme als alternative Therapie für historischen
Rückgang der Anzahl von Spenderherzen+++
Ein neues Rekordtief hat zum Bedauern der Fachgesellschaft die Zahl der
Herztransplantationen erreicht. So wurden 2014 nur noch 294
Herztransplantationen durchgeführt, nachdem es im vergangenen Jahr noch
301 gewesen waren. Gegenüber dem Jahr 1998, in dem der vorläufige
Höchststand mit 526 Herztransplantationen erreicht worden war, stellt dies
einen Rückgang um mehr als 40 Prozent dar, wobei eine deutliche
Dynamisierung dieses Trends in den letzten drei Jahren zu beobachten war.
Alleiniger Grund für diese Entwicklung ist die zurückgehende Bereitschaft
der Bevölkerung zur Organspende.

Um die Patienten am Leben zu halten, bis ein geeignetes Spenderorgan zur
Verfügung steht, aber auch aufgrund der fehlenden Spenderherzen immer
häufiger als permanente Therapie, wird von den Herzchirurgen zunehmend auf
Herzunterstützungssysteme zurückgegriffen: Die Zahl der implantierten
Linksherzunterstützungssysteme hat sich von 350 im Jahr 2005 auf 957 im
vergangenen Jahr fast verdreifacht, wobei der Trend ganz klar weg vom
totalen Herzersatz und der künstlichen Unterstützung beider Herzkammern zu
Geräten geht, die entweder die linke oder die rechte Herzkammer
unterstützen.

„Die Systeme werden immer kleiner, leistungsfähiger und einfacher in der
Handhabung. Allerdings wird es nach heutigem Stand noch eine längere Zeit
dauern, bis technische Systeme einem transplantierten Herz gleichwertig
sind. Dies zeigt sich auch daran, dass die Zahl der sogenannten
Kunstherzen, die das menschliche Herz gesamt ersetzen, in den letzten
Jahren tendenziell zurückgegangen ist und im Jahr 2014 bei nur noch 15
Implantationen lag – dem niedrigsten Wert seit der Zahlenerfassung im Jahr
2005“, so Cremer.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG)
vertritt als medizinische Fachgesellschaft die Interessen der über 1.000
in Deutschland tätigen Herz-, Thorax- und Kardiovaskularchirurgen im
Dialog mit Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.



Medizin am Abend DirektKontakt 

http://www.dgthg.de
Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V., Thomas
Krieger,

Über 140 Gene beeinflussen Veranlagung zu Übergewicht und Fettleibigkeit

In der bislang größten genomweiten Assoziationsstudie hat ein internationales Forscherteam für über 140 Gene einen Zusammenhang mit dem Auftreten von Übergewicht und Fettleibigkeit nachgewiesen. Einige der neu identifizierten Genorte weisen auf eine  Beteiligung des zentralen Nervensystems hin. Die Ergebnisse sind in dem renommierten Fachjournal ‚Nature‘ publiziert.

Die Wissenschaftler des internationalen GIANT (Genetic Investigation of
Anthropometric Traits)-Konsortiums analysierten das Erbgut von über
300.000 Individuen: Dabei fanden sie für mehr als 140 Gene einen
Zusammenhang mit erhöhtem Körpergewicht. Folge von chronischem Übergewicht können Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Erkrankungen des Herz- Kreislauf-Systems sein.

An GIANT sind auch Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München
beteiligt, einige der ausgewerteten Datensätze stammen aus den deutschen
KORA*-Studien.

Gene sind Schlüssel zu molekularen Mechanismen und neuen Therapiekonzepten

War für einige der Gene der Zusammenhang mit Übergewicht und
Fettleibigkeit bereits bekannt, konnten die Forscher auch völlig neue
Genorte identifizieren. Die Autoren betonen, wie wichtig das Wissen über
genetische Veranlagung im Zusammenhang mit weit verbreiteten Erkrankungen
wie Fettleibigkeit sei, um einerseits mehr über die zugrundeliegenden
molekularen Mechanismen herauszufinden und andererseits neue,
personalisierte Therapiekonzepte zu entwickeln.

Detail-Erkenntnisse weisen Weg für künftige Forschung

Die Genorte sind in unterschiedlichem Ausmaß mit verschiedenen Merkmalen
von Übergewicht assoziiert, wie Taillenumfang, Fettverteilung oder Body-
Mass-Index (BMI). Einige der 97 mit einem erhöhten BMI-assoziierten Gene -
das sind dreimal so viele Gene wie bislang bekannt - sind auch an
Prozessen des zentralen Nervensystems beteiligt: sie kontrollieren
Energieumsatz und Appetit. Hier erhoffen die Wissenschaftler sich neue
Erkenntnisse zur Rolle des Gehirns bei der Steuerung des Stoffwechsels.
Weiterhin konnte für mehrere Genvarianten ein verstärkter Gewichtseffekt
in Abhängigkeit vom Geschlecht nachgewiesen werden.

Die künftige Forschung steht nun vor der Herausforderung, das
Zusammenspiel zwischen Genfunktionen und dem Risiko für Übergewicht
aufzuklären, um präventive und therapeutische Ansätze gegen Übergewicht
und Fettleibigkeit zu entwickeln.

Weitere Informationen

*KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg)
Seit über 20 Jahren wird in der international bekannten KORA-Studie die
Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg untersucht, um die
Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu erforschen.
Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von
chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus.
Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens
(u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a.
Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der
Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der
Gesundheitsversorgung untersucht (www.helmholtz-muenchen.de/kora).

Original-Publikationen:

Locke, A. et al. (2015). Genetic Studies of Body Mass Index Yield New
Insights for Obesity Biology, Nature, doi: 10.1038/nature14177
Link zur Fachpublikation:
http://www.nature.com/nature/journal/v518/n7538/full/nature14177.html

Shungin, D. et al. (2015). New Genetic Loci Link Adipose and Insulin
Biology to Body Fat Distribution, Nature, doi: 10.1038/nature14132
Link zur Fachpublikation:
http://www.nature.com/nature/journal/v518/n7538/full/nature14132.html

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für
Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose,
Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes
mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das
Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz
des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum
München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-
Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-
biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. www
.helmholtz-muenchen.de

Medizin am Abend DirektKontakt

Dr. Nadja Becker

Telefon: 089-3187-2710
Fax: 089-3187-3324
E-Mail-Adresse: nadja.becker@helmholtz-muenchen.de


Herzdruckmassage in weniger als einer Minute erlernen

Medizin am Abend Fazit: Erste Hilfe: Herzdruckmassage nie unterbrechen

Herzstiftung warnt: Nie auf Herzdruckmassage für das Holen eines Laien-
Defibrillators (AED) verzichten / Notfall-Tipps für Ersthelfer

Jederzeit kann es passieren: Im Büro, zu Hause oder beim Sport bricht plötzlich jemand infolge eines akuten Herzstillstandes zusammen, liegt bewusstlos am Boden und atmet nicht mehr.

Sofort muss nach dem Notruf 112 mit einer Herzdruckmassage begonnen
werden. Dadurch entsteht ein künstlicher Blutkreislauf, über den
Sauerstoff und Nährstoffe zum Gehirn transportiert werden. Unterbleibt die
Herzdruckmassage, kommt es schon nach wenigen Minuten zum Gehirntod.
„Leider müssen wir es immer wieder erleben, dass Ersthelfer nach Absetzen
des Notrufs nicht sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. Stattdessen
laufen sie weg, um nach einem Automatisierten Externen Defibrillator –
kurz AED – zu suchen. Lebenswichtige Minuten gehen dadurch verloren. Das
kostet Zeit, in der die Überlebenschancen des Patienten rapide sinken“,
warnt Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Notfallmediziner und Kardiologe an
der Ev. Elisabeth Klinik Berlin und Vorstandsmitglied der Deutschen
Herzstiftung. Wie Ersthelfer solche Fehler mit fatalen Folgen leicht
vermeiden können, zeigt der Experten-Beitrag „Was tun im Notfall?“, der
unter www.herzstiftung.de/wiederbeleben kostenfrei angefordert werden
kann.

„Wenn jedoch zwei Helfer vor Ort sind, kann der eine einen AED besorgen,
während der andere ohne Unterbrechung die Herzdruckmassage durchführt“,
betont Prof. Andresen. Für Laienhelfer, die die Herzdruckmassage als
wichtigste Wiederbelebungsmaßnahme durchführen, ist ein herbeigeschaffter
AED ein Segen. Für Laien, die den Einsatz des AED als wichtigste Maßnahme
ansehen, ist er ein Fluch. Nicht der AED, sondern die konsequente und
mutig durchgeführte Herzdruckmassage rettet Leben. Jeder kann die
alleinige Herzdruckmassage leicht erlernen und anwenden.

Medizin am Abend DirektKontakt

Deutsche Herzstiftung e.V.
Michael Wichert / Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
Fax: 069/955128-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de /
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.herzstiftung.de/wiederbeleben
http://www.herzstiftung.de/herzdruckmassage-in-55-sek-lernen

Noroviren mit Kaltem Plasma bekämpfen

Anwendung könnte Ansteckungsgefahr über den Kontakt mit kontaminierten
Oberflächen reduzieren.

Professor Dr. Günter Klein und Dr. Birte Ahlfeld aus dem Institut für
Lebensmittelqualität und -sicherheit der Stiftung Tierärztliche Hochschule
Hannover (TiHo) haben zusammen mit Wissenschaftlern der Max-Planck-
Gesellschaft und dem Sanitätsdienst der Bundeswehr untersucht, wie gut
sich mit Noroviren kontaminierte Oberflächen mit Kaltem Plasma
desinfizieren lassen. Ihre Ergebnisse haben sie im Online-Fachmagazin mBio
veröffentlicht.

Kaltes Plasma ist ein energiegeladenes und hoch reaktives Gas, das sich
erst seit den frühen 1990er-Jahren bei Atmosphärendruck erzeugen lässt.
Eingesetzt wird es beispielsweise zum Bogenschweißen oder – in der Medizin
– zur Wundheilung. Es entsteht, indem ein Gas oder auch normale Luft durch
Hitze oder Hochspannung weiter mit Energie versorgt wird. Durch die Wärme-
oder Stromzufuhr lösen sich aus den Gasmolekülen Elektronen, sodass
positiv und negativ geladene Ionen entstehen. Medizinisch interessant sind
die Plasmen durch ihre hohe Reaktivität. In Verbindung mit Luft bilden
sich Sauerstoff- und Stickstoff-Radikale, die sowohl auf Mikroorganismen
als auch auf Körperzellen wirken können.

Die aktuell veröffentlichte Studie zeigt, dass sich Kaltes Plasma eignet,
um Oberflächen zu desinfizieren, die von mit Noroviren infizierten
Patienten berührt wurden. Noroviren sind hoch ansteckend und zählen zu den
häufigsten Erregern infektiöser Magen-Darm-Erkrankungen. Eine Infektion
äußert sich durch plötzlichen heftigen Durchfall, Übelkeit und
schwallartigem Erbrechen.

Studien aus der gleichen Arbeitsgruppe belegen, dass Noroviren nach einem
Ausbruch auch über kontaminierte Oberflächen wie Türklinken oder
Tastaturen übertragen werden. Zur Desinfektion der Flächen werden häufig
Chemikalien eingesetzt; hier besteht die Gefahr, dass sie empfindliche
Oberflächen schädigen. Zudem können die Erreger Resistenzen gegenüber den
Desinfektionsmitteln entwickeln. „Kaltes Plasma schädigt weder Oberflächen
noch das menschliche Gewebe“, erklärt Günter Klein. „Außerdem ist die
Anwendung umweltfreundlich, sehr viel schneller als mit
Desinfektionsmitteln und hinterlässt keine Rückstände.“

Die aktuelle Studie von Klein und Mitarbeitern zeigt, dass Kaltes Plasma
die Keimzahl von Noroviren signifikant reduziert. „Das hat uns überrascht,
weil Noroviren in der Umwelt sehr stabil sind“, berichtet Klein, „sie
überstehen die Behandlung mit Chlor genau wie Einfrieren oder Erhitzen.“

Um die Wirkung des Kalten Plasmas auf Noroviren zu untersuchen,
präparierten die Wissenschaftler sterile Petrischalen mit verschiedenen
Verdünnungen einer Stuhlprobe, in der sich Noroviren befanden. Dann ließen
sie das Kalte Plasma unterschiedlich lang auf die Proben wirken. Nach der
Behandlung zeigte sich, dass die Proben mit der längsten Einwirkzeit die
geringsten Keimzahlen aufwiesen. „Ein mit Noroviren infizierter Patient
hinterlässt ungefähr 22.000 Viruspartikel, wenn er beispielsweise eine
Türklinke anfasst. Für eine Infektion sind ungefähr 10-100 Viruspartikel
erforderlich“, erklärt Klein. Das Kalte Plasma reduzierte die Zahl der
potenziell infektiösen Viruspartikel nach zehn Minuten von 22.000 auf
1.400. Nach 15 Minuten waren nur noch 500 Viruspartikel vorhanden. Aber
selbst nach einer Behandlung von nur einer Minute konnten die
Wissenschaftler schon einen Effekt feststellen.

„Da Kaltes Plasma das Virus auf der getesteten Oberfläche inaktivieren
kann, gehen wir davon aus“, so Klein, „dass die Methode zur regelmäßigen
Desinfektion von kontaminierten Oberflächen eingesetzt werden kann.“ Auch
wenn die Erreger nicht vollständig entfernt würden, sei eine Verringerung
der Erregerdichte schon ein großer Schritt, um die Infektionsgefahr für
Menschen zu reduzieren.

In weiteren Untersuchungen möchten Professor Klein und seine Mitarbeiter
die Desinfektionseigenschaften des Kalten Plasmas an anderen Oberflächen
sowie mit anderen Norovirentypen testen. Zusätzlich werden sie
elektronenmikroskopische Untersuchungen durchführen, um die Struktur des
Virus vor und nach der Behandlung mit Kaltem Plasma zu vergleichen.

Die Studie erarbeiteten die TiHo-Wissenschaftler gemeinsam mit Forschern
des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching, des
Zentralen Instituts des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Kiel in
Kronshagens sowie der Firma terraplasma GmbH www.terraplasma.net einer
Ausgründung der Max-Planck-Gesellschaft

Die Originalpublikation
Inactivation of a foodborne norovirus outbreak strain with nonthermal
atmospheric pressure plasma
Birte Ahlfeld, Yangfang Li, Annika Boulaaba, Alfred Binder, Ulrich
Schotte, Julia L. Zimmermann, Gregor Morfill, Günter Klein
mBio, DOI: 10.1128/mBio.02300-14

Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Dr. Günter Klein
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit
Tel.: +49 511 856-7256
guenter.klein@tiho-hannover.de